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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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XXIX.
Tiresias.

Tiresias nahm seinen Stab, und ging über Feld.
Sein Weg trug ihn durch einen heiligen Hain, und
mitten in dem Haine, wo drey Wege einander
durchkreutzten, ward er ein Paar Schlangen ge-
wahr, die sich begatteten. Da hub Tiresias seinen
Stab auf, und schlug unter die verliebten Schlan-
gen. -- Aber, o Wunder! Indem der Stab auf
die Schlangen herabsank, ward Tiresias zum Weibe.

Nach neun Monden ging das Weib Tiresias wie-
der durch den heiligen Hain; und an eben dem Orte,
wo die drey Wege einander durchkreutzten, ward sie
ein Paar Schlangen gewahr, die mit einander
kämpften. Da hub Tiresias abermals ihren Stab
auf, und schlug unter die ergrimmten Schlangen,
und -- O Wunder! Indem der Stab die kämpfen-
den Schlangen schied, ward das Weib Tiresias
wieder zum Manne.



XXX. Mi-
E 4
XXIX.
Tireſias.

Tireſias nahm ſeinen Stab, und ging über Feld.
Sein Weg trug ihn durch einen heiligen Hain, und
mitten in dem Haine, wo drey Wege einander
durchkreutzten, ward er ein Paar Schlangen ge-
wahr, die ſich begatteten. Da hub Tireſias ſeinen
Stab auf, und ſchlug unter die verliebten Schlan-
gen. — Aber, o Wunder! Indem der Stab auf
die Schlangen herabſank, ward Tireſias zum Weibe.

Nach neun Monden ging das Weib Tireſias wie-
der durch den heiligen Hain; und an eben dem Orte,
wo die drey Wege einander durchkreutzten, ward ſie
ein Paar Schlangen gewahr, die mit einander
kämpften. Da hub Tireſias abermals ihren Stab
auf, und ſchlug unter die ergrimmten Schlangen,
und — O Wunder! Indem der Stab die kämpfen-
den Schlangen ſchied, ward das Weib Tireſias
wieder zum Manne.



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E 4
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[71/0091] XXIX. Tireſias. Tireſias nahm ſeinen Stab, und ging über Feld. Sein Weg trug ihn durch einen heiligen Hain, und mitten in dem Haine, wo drey Wege einander durchkreutzten, ward er ein Paar Schlangen ge- wahr, die ſich begatteten. Da hub Tireſias ſeinen Stab auf, und ſchlug unter die verliebten Schlan- gen. — Aber, o Wunder! Indem der Stab auf die Schlangen herabſank, ward Tireſias zum Weibe. Nach neun Monden ging das Weib Tireſias wie- der durch den heiligen Hain; und an eben dem Orte, wo die drey Wege einander durchkreutzten, ward ſie ein Paar Schlangen gewahr, die mit einander kämpften. Da hub Tireſias abermals ihren Stab auf, und ſchlug unter die ergrimmten Schlangen, und — O Wunder! Indem der Stab die kämpfen- den Schlangen ſchied, ward das Weib Tireſias wieder zum Manne. XXX. Mi- E 4

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/91>, abgerufen am 23.11.2024.