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Lessing, Gotthold Ephraim: Die Erziehung des Menschengeschlechts. Berlin, 1780.

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sem vergänglichen Geschlechte unmittelbar
anzunehmen? Die Wunder, die er für die
Juden that, die Prophezeyungen, die er
durch sie aufzeichnen ließ, waren ja nicht
blos für die wenigen sterblichen Juden, zu
deren Zeiten sie geschahen und aufgezeich¬
net wurden: er hatte seine Absichten damit
auf das ganze Jüdische Volk, auf das
ganze Menschengeschlecht, die hier auf Er¬
den vielleicht ewig dauern sollen, wenn
schon jeder einzelne Jude, jeder einzelne
Mensch auf immer dahin stirbt.

§. 23
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chen Schickſale irgend eines Volks aus die¬
ſem vergaͤnglichen Geſchlechte unmittelbar
anzunehmen? Die Wunder, die er fuͤr die
Juden that, die Prophezeyungen, die er
durch ſie aufzeichnen ließ, waren ja nicht
blos fuͤr die wenigen ſterblichen Juden, zu
deren Zeiten ſie geſchahen und aufgezeich¬
net wurden: er hatte ſeine Abſichten damit
auf das ganze Juͤdiſche Volk, auf das
ganze Menſchengeſchlecht, die hier auf Er¬
den vielleicht ewig dauern ſollen, wenn
ſchon jeder einzelne Jude, jeder einzelne
Menſch auf immer dahin ſtirbt.

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[25/0028] chen Schickſale irgend eines Volks aus die¬ ſem vergaͤnglichen Geſchlechte unmittelbar anzunehmen? Die Wunder, die er fuͤr die Juden that, die Prophezeyungen, die er durch ſie aufzeichnen ließ, waren ja nicht blos fuͤr die wenigen ſterblichen Juden, zu deren Zeiten ſie geſchahen und aufgezeich¬ net wurden: er hatte ſeine Abſichten damit auf das ganze Juͤdiſche Volk, auf das ganze Menſchengeſchlecht, die hier auf Er¬ den vielleicht ewig dauern ſollen, wenn ſchon jeder einzelne Jude, jeder einzelne Menſch auf immer dahin ſtirbt. §. 23 B 5

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Die Erziehung des Menschengeschlechts. Berlin, 1780, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_menschengeschlecht_1780/28>, abgerufen am 21.11.2024.