Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.Minna von Barnhelm, Vierter Aufzug. Erster Auftritt. (Die Scene, das Zimmer des Fräuleins) Das Fräulein. (völlig, und reich, aber mit Geschmack gekleidet) Fran- ciska. (sie stehen vom Tische auf, den ein Be- dienter abräumt.) Franciska. Sie können unmöglich satt seyn, gnädiges Fräulein. Das Fräulein. Meynst du, Franciska? Viel- leicht, daß ich mich nicht hungrig niedersetzte. Franciska. Wir hatten ausgemacht, seiner währender Mahlzeit nicht zu erwähnen. Aber wir hätten uns auch vornehmen sollen, an ihn nicht zu denken. Das Fräulein. Wirklich, ich habe an nichts, als an ihn gedacht. Franciska. Das merkte ich wohl. Jch fieng von hundert Dingen an zu sprechen, und Sie ant- wortete mir auf jedes verkehrt. (ein andrer Bedienter trägt Kaffee auf) Hier kömmt eine Nahrung, bey der man eher Grillen machen kann. Der liebe me- lancholische Kaffee! Das
Minna von Barnhelm, Vierter Aufzug. Erſter Auftritt. (Die Scene, das Zimmer des Fraͤuleins) Das Fraͤulein. (voͤllig, und reich, aber mit Geſchmack gekleidet) Fran- ciska. (ſie ſtehen vom Tiſche auf, den ein Be- dienter abraͤumt.) Franciska. Sie koͤnnen unmoͤglich ſatt ſeyn, gnaͤdiges Fraͤulein. Das Fraͤulein. Meynſt du, Franciska? Viel- leicht, daß ich mich nicht hungrig niederſetzte. Franciska. Wir hatten ausgemacht, ſeiner waͤhrender Mahlzeit nicht zu erwaͤhnen. Aber wir haͤtten uns auch vornehmen ſollen, an ihn nicht zu denken. Das Fraͤulein. Wirklich, ich habe an nichts, als an ihn gedacht. Franciska. Das merkte ich wohl. Jch fieng von hundert Dingen an zu ſprechen, und Sie ant- wortete mir auf jedes verkehrt. (ein andrer Bedienter traͤgt Kaffee auf) Hier koͤmmt eine Nahrung, bey der man eher Grillen machen kann. Der liebe me- lancholiſche Kaffee! Das
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(voͤllig, und reich, aber mit Geſchmack gekleidet) Fran-
ciska. (ſie ſtehen vom Tiſche auf, den ein Be-
dienter abraͤumt.)
Franciska. Sie koͤnnen unmoͤglich ſatt ſeyn,
gnaͤdiges Fraͤulein.
Das Fraͤulein. Meynſt du, Franciska? Viel-
leicht, daß ich mich nicht hungrig niederſetzte.
Franciska. Wir hatten ausgemacht, ſeiner
waͤhrender Mahlzeit nicht zu erwaͤhnen. Aber
wir haͤtten uns auch vornehmen ſollen, an ihn
nicht zu denken.
Das Fraͤulein. Wirklich, ich habe an nichts,
als an ihn gedacht.
Franciska. Das merkte ich wohl. Jch fieng
von hundert Dingen an zu ſprechen, und Sie ant-
wortete mir auf jedes verkehrt. (ein andrer Bedienter
traͤgt Kaffee auf) Hier koͤmmt eine Nahrung, bey der
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