Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.Minna von Barnhelm, chons le mot; je n'ai pas le sou, & me voila ex- actement vis-a-vis du rien. -- Das Fräulein. Es thut mir ungemein leid. Riccaut. Vous etes bien bonne, Mademoiselle. Aber wie man pfleg zu sagen: ein jeder Unglück schlepp nak sik seine Bruder; qu' un malheur ne vient jamais seul: so mit mir arrivir. Was ein Honnet-homme von mein Extraction kann anders haben für Resource, als das Spiel? Nun hab ik immer gespielen mit Glück, so lang ik hatte nit von nöthen der Glück. Nun ik ihr hätte von nöthen, Mademoiselle, je joue avec un guignon, qui surpasse toute croyance. Seit funfsehn Tag iß vergangen keine, wo sie mik nit hab gesprenkt. Nok gestern habe sie mik gesprenkt dreymal. Je sais bien, qu'il y avoit quelque chose de plus que le jeu. Car parmi mes pontes se trouvoient cer- taines Dames -- Jk will niks weiter sag. Man muß seyn galant gegen die Damen. Sie haben auk mik heut invitir, mir zu geben revanche; mais -- Vous m' entendes, Mademoiselle -- Man muß erst wiß, wovon leben; ehe man haben kann, wovon zu spielen. -- Das
Minna von Barnhelm, chons le mot; je n’ai pas le ſou, & me voilà ex- actement vis-à-vis du rien. — Das Fraͤulein. Es thut mir ungemein leid. Riccaut. Vous étes bien bonne, Mademoiſelle. Aber wie man pfleg zu ſagen: ein jeder Ungluͤck ſchlepp nak ſik ſeine Bruder; qu’ un malheur ne vient jamais ſeul: ſo mit mir arrivir. Was ein Honnet-homme von mein Extraction kann anders haben fuͤr Reſource, als das Spiel? Nun hab ik immer geſpielen mit Gluͤck, ſo lang ik hatte nit von noͤthen der Gluͤck. Nun ik ihr haͤtte von noͤthen, Mademoiſelle, je joue avec un guignon, qui ſurpaſſe toute croyance. Seit funfſehn Tag iß vergangen keine, wo ſie mik nit hab geſprenkt. Nok geſtern habe ſie mik geſprenkt dreymal. Je ſais bien, qu’il y avoit quelque choſe de plus que le jeu. Car parmi mes pontes ſe trouvoient cer- taines Dames — Jk will niks weiter ſag. Man muß ſeyn galant gegen die Damen. Sie haben auk mik heut invitir, mir zu geben revanche; mais — Vous m’ entendés, Mademoiſelle — Man muß erſt wiß, wovon leben; ehe man haben kann, wovon zu ſpielen. — Das
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#RIC"> <p><pb facs="#f0126" n="122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Minna von Barnhelm,</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#aq">chons le mot; je n’ai pas le ſou, & me voilà ex-<lb/> actement vis-à-vis du rien.</hi> —</p> </sp><lb/> <sp who="#MIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Das Fraͤulein.</hi> </speaker> <p>Es thut mir ungemein leid.</p> </sp><lb/> <sp who="#RIC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Riccaut.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#aq">Vous étes bien bonne, Mademoiſelle.</hi><lb/> Aber wie man pfleg zu ſagen: ein jeder Ungluͤck<lb/> ſchlepp nak ſik ſeine Bruder; <hi rendition="#aq">qu’ un malheur ne<lb/> vient jamais ſeul:</hi> ſo mit mir <hi rendition="#aq">arrivir.</hi> Was ein<lb/><hi rendition="#aq">Honnet-homme</hi> von mein <hi rendition="#aq">Extraction</hi> kann anders<lb/> haben fuͤr <hi rendition="#aq">Reſource,</hi> als das Spiel? Nun hab<lb/> ik immer geſpielen mit Gluͤck, ſo lang ik hatte nit<lb/> von noͤthen der Gluͤck. Nun ik ihr haͤtte von<lb/> noͤthen, <hi rendition="#aq">Mademoiſelle, je joue avec un guignon,<lb/> qui ſurpaſſe toute croyance.</hi> Seit funfſehn Tag<lb/> iß vergangen keine, wo ſie mik nit hab geſprenkt.<lb/> Nok geſtern habe ſie mik geſprenkt dreymal. <hi rendition="#aq">Je<lb/> ſais bien, qu’il y avoit quelque choſe de plus que<lb/> le jeu. Car parmi mes pontes ſe trouvoient cer-<lb/> taines Dames</hi> — Jk will niks weiter ſag. Man<lb/> muß ſeyn galant gegen die Damen. Sie haben<lb/> auk mik heut <hi rendition="#aq">invitir,</hi> mir zu geben <hi rendition="#aq">revanche;<lb/> mais — Vous m’ entendés, Mademoiſelle</hi> — Man<lb/> muß erſt wiß, wovon leben; ehe man haben kann,<lb/> wovon zu ſpielen. —</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0126]
Minna von Barnhelm,
chons le mot; je n’ai pas le ſou, & me voilà ex-
actement vis-à-vis du rien. —
Das Fraͤulein. Es thut mir ungemein leid.
Riccaut. Vous étes bien bonne, Mademoiſelle.
Aber wie man pfleg zu ſagen: ein jeder Ungluͤck
ſchlepp nak ſik ſeine Bruder; qu’ un malheur ne
vient jamais ſeul: ſo mit mir arrivir. Was ein
Honnet-homme von mein Extraction kann anders
haben fuͤr Reſource, als das Spiel? Nun hab
ik immer geſpielen mit Gluͤck, ſo lang ik hatte nit
von noͤthen der Gluͤck. Nun ik ihr haͤtte von
noͤthen, Mademoiſelle, je joue avec un guignon,
qui ſurpaſſe toute croyance. Seit funfſehn Tag
iß vergangen keine, wo ſie mik nit hab geſprenkt.
Nok geſtern habe ſie mik geſprenkt dreymal. Je
ſais bien, qu’il y avoit quelque choſe de plus que
le jeu. Car parmi mes pontes ſe trouvoient cer-
taines Dames — Jk will niks weiter ſag. Man
muß ſeyn galant gegen die Damen. Sie haben
auk mik heut invitir, mir zu geben revanche;
mais — Vous m’ entendés, Mademoiſelle — Man
muß erſt wiß, wovon leben; ehe man haben kann,
wovon zu ſpielen. —
Das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |