Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.Minna von Barnhelm, mir, umsonst. Jch ließ ihn des Nachts nicht in meine Kammer; er blieb vor der Thüre auf der Schwelle. Wo er mir zu nahe kam, stieß ich ihn mit dem Fuße; er schrie, sahe mich an, und we- delte mit dem Schwanze. Noch hat er keinen Bissen Brod aus meiner Hand bekommen; und doch bin ich der einzige, dem er hört, und der ihn anrühren darf. Er springt vor mir her, und macht mir seine Künste unbefohlen vor. Es ist ein häß- licher Budel, aber ein gar zu guter Hund. Wenn er es länger treibt, so höre ich endlich auf, den Budeln gram zu seyn. v. Tellheim. (bey Seite) So wie ich ihm! Nein, es giebt keine völlige Unmenschen! -- -- Just, wir bleiben beysammen. Just. Ganz gewiß! -- Sie wollten Sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergessen Jhrer Blessuren, und daß Sie nur eines Armes mäch- tig sind. Sie können Sich ja nicht allein anklei- den. Jch bin Jhnen unentbehrlich; und bin, -- -- ohne mich selbst zu rühmen, Herr Ma- jor -- und bin ein Bedienter, der -- wenn das
Minna von Barnhelm, mir, umſonſt. Jch ließ ihn des Nachts nicht in meine Kammer; er blieb vor der Thuͤre auf der Schwelle. Wo er mir zu nahe kam, ſtieß ich ihn mit dem Fuße; er ſchrie, ſahe mich an, und we- delte mit dem Schwanze. Noch hat er keinen Biſſen Brod aus meiner Hand bekommen; und doch bin ich der einzige, dem er hoͤrt, und der ihn anruͤhren darf. Er ſpringt vor mir her, und macht mir ſeine Kuͤnſte unbefohlen vor. Es iſt ein haͤß- licher Budel, aber ein gar zu guter Hund. Wenn er es laͤnger treibt, ſo hoͤre ich endlich auf, den Budeln gram zu ſeyn. v. Tellheim. (bey Seite) So wie ich ihm! Nein, es giebt keine voͤllige Unmenſchen! — — Juſt, wir bleiben beyſammen. Juſt. Ganz gewiß! — Sie wollten Sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergeſſen Jhrer Bleſſuren, und daß Sie nur eines Armes maͤch- tig ſind. Sie koͤnnen Sich ja nicht allein anklei- den. Jch bin Jhnen unentbehrlich; und bin, — — ohne mich ſelbſt zu ruͤhmen, Herr Ma- jor — und bin ein Bedienter, der — wenn das
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Minna von Barnhelm,
mir, umſonſt. Jch ließ ihn des Nachts nicht in
meine Kammer; er blieb vor der Thuͤre auf der
Schwelle. Wo er mir zu nahe kam, ſtieß ich ihn
mit dem Fuße; er ſchrie, ſahe mich an, und we-
delte mit dem Schwanze. Noch hat er keinen
Biſſen Brod aus meiner Hand bekommen; und
doch bin ich der einzige, dem er hoͤrt, und der ihn
anruͤhren darf. Er ſpringt vor mir her, und macht
mir ſeine Kuͤnſte unbefohlen vor. Es iſt ein haͤß-
licher Budel, aber ein gar zu guter Hund. Wenn
er es laͤnger treibt, ſo hoͤre ich endlich auf, den
Budeln gram zu ſeyn.
v. Tellheim. (bey Seite) So wie ich ihm!
Nein, es giebt keine voͤllige Unmenſchen! — —
Juſt, wir bleiben beyſammen.
Juſt. Ganz gewiß! — Sie wollten Sich
ohne Bedienten behelfen? Sie vergeſſen Jhrer
Bleſſuren, und daß Sie nur eines Armes maͤch-
tig ſind. Sie koͤnnen Sich ja nicht allein anklei-
den. Jch bin Jhnen unentbehrlich; und bin,
— — ohne mich ſelbſt zu ruͤhmen, Herr Ma-
jor — und bin ein Bedienter, der — wenn
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Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/32>, abgerufen am 16.07.2024. |