Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierter Aufzug.
Erster Auftritt.
Scene: in den Kreuzgängen des Klosters.
Der Klosterbruder und bald darauf der
Tempelherr.
Klosterbruder.
Ja, ja! er hat schon Recht, der Patriarch!
Es hat mir freylich noch von alle dem
Nicht viel gelingen wollen, was er mir
So aufgetragen. -- Warum trägt er mir
Auch lauter solche Sachen auf? -- Jch mag
Nicht fein seyn; mag nicht überreden; mag
Mein Näschen nicht in alles stecken; mag
Mein Händchen nicht in allem haben. -- Bin
Jch darum aus der Welt geschieden, ich
Für mich; um mich für andre mit der Welt
Noch erst recht zu verwickeln?
Tempelherr.
(mit Hast auf ihn zukommend.)
Guter Bruder!
Da seyd Jhr ja. Jch hab' Euch lange schon
Gesucht.
Klosterbruder.
Mich, Herr?
Tempel-
Vierter Aufzug.
Erſter Auftritt.
Scene: in den Kreuzgaͤngen des Kloſters.
Der Kloſterbruder und bald darauf der
Tempelherr.
Kloſterbruder.
Ja, ja! er hat ſchon Recht, der Patriarch!
Es hat mir freylich noch von alle dem
Nicht viel gelingen wollen, was er mir
So aufgetragen. — Warum traͤgt er mir
Auch lauter ſolche Sachen auf? — Jch mag
Nicht fein ſeyn; mag nicht uͤberreden; mag
Mein Naͤschen nicht in alles ſtecken; mag
Mein Haͤndchen nicht in allem haben. — Bin
Jch darum aus der Welt geſchieden, ich
Fuͤr mich; um mich fuͤr andre mit der Welt
Noch erſt recht zu verwickeln?
Tempelherr.
(mit Haſt auf ihn zukommend.)
Guter Bruder!
Da ſeyd Jhr ja. Jch hab’ Euch lange ſchon
Geſucht.
Kloſterbruder.
Mich, Herr?
Tempel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0156" n="148"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Vierter Aufzug.</hi> </hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/>
            <stage>Scene: in den Kreuzga&#x0364;ngen des Klo&#x017F;ters.</stage><lb/>
            <stage>Der <hi rendition="#fr">Klo&#x017F;terbruder</hi> und bald darauf der<lb/><hi rendition="#fr">Tempelherr</hi>.</stage><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ja, ja! er hat &#x017F;chon Recht, der Patriarch!<lb/>
Es hat mir freylich noch von alle dem<lb/>
Nicht viel gelingen wollen, was er mir<lb/>
So aufgetragen. &#x2014; Warum tra&#x0364;gt er mir<lb/>
Auch lauter &#x017F;olche Sachen auf? &#x2014; Jch mag<lb/>
Nicht fein &#x017F;eyn; mag nicht u&#x0364;berreden; mag<lb/>
Mein Na&#x0364;schen nicht in alles &#x017F;tecken; mag<lb/>
Mein Ha&#x0364;ndchen nicht in allem haben. &#x2014; Bin<lb/>
Jch darum aus der Welt ge&#x017F;chieden, ich<lb/>
Fu&#x0364;r mich; um mich fu&#x0364;r andre mit der Welt<lb/>
Noch er&#x017F;t recht zu verwickeln?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <stage>(mit Ha&#x017F;t auf ihn zukommend.)</stage><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Guter Bruder!</hi><lb/>
Da &#x017F;eyd Jhr ja. Jch hab&#x2019; Euch lange &#x017F;chon<lb/>
Ge&#x017F;ucht.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KLO">
              <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Klo&#x017F;terbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Mich, Herr?</hi> </p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Tempel-</hi> </fw><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0156] Vierter Aufzug. Erſter Auftritt. Scene: in den Kreuzgaͤngen des Kloſters. Der Kloſterbruder und bald darauf der Tempelherr. Kloſterbruder. Ja, ja! er hat ſchon Recht, der Patriarch! Es hat mir freylich noch von alle dem Nicht viel gelingen wollen, was er mir So aufgetragen. — Warum traͤgt er mir Auch lauter ſolche Sachen auf? — Jch mag Nicht fein ſeyn; mag nicht uͤberreden; mag Mein Naͤschen nicht in alles ſtecken; mag Mein Haͤndchen nicht in allem haben. — Bin Jch darum aus der Welt geſchieden, ich Fuͤr mich; um mich fuͤr andre mit der Welt Noch erſt recht zu verwickeln? Tempelherr. (mit Haſt auf ihn zukommend.) Guter Bruder! Da ſeyd Jhr ja. Jch hab’ Euch lange ſchon Geſucht. Kloſterbruder. Mich, Herr? Tempel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/156
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/156>, abgerufen am 21.11.2024.