Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.
Der Mühe nicht, im Ernst ihn durchzudenken. Jch will den Herrn damit auf das Theater Verwiesen haben, wo dergleichen pro Et contra sich mit vielem Beysall könnte Behandeln lassen. -- Hat der Herr mich aber Nicht blos mit einer theathral'schen Schnurre Zum besten; ist der Fall ein Faktum; hätt' Er sich wohl gar in unsrer Diöces', Jn unsrer lieben Stadt Jerusalem, Eräugnet: -- ja alsdann -- Tempelherr. Und was alsdann? Patriarch. Dann wäre mit dem Juden fördersamst Die Strafe zu vollziehn, die Päbstliches Und Kaiserliches Recht so einem Frevel, So einer Lasterthat bestimmen. Tempelherr. So? Patriarch. Und zwar bestimmen obbesagte Rechte Dem Juden, welcher einen Christen zur Apostasie verführt, -- den Scheiterhauffen, -- Den Holzstoß -- Tempelherr.
So? Patriarch.
Der Muͤhe nicht, im Ernſt ihn durchzudenken. Jch will den Herrn damit auf das Theater Verwieſen haben, wo dergleichen pro Et contra ſich mit vielem Beyſall koͤnnte Behandeln laſſen. — Hat der Herr mich aber Nicht blos mit einer theathral’ſchen Schnurre Zum beſten; iſt der Fall ein Faktum; haͤtt’ Er ſich wohl gar in unſrer Dioͤces’, Jn unſrer lieben Stadt Jeruſalem, Eraͤugnet: — ja alsdann — Tempelherr. Und was alsdann? Patriarch. Dann waͤre mit dem Juden foͤrderſamſt Die Strafe zu vollziehn, die Paͤbſtliches Und Kaiſerliches Recht ſo einem Frevel, So einer Laſterthat beſtimmen. Tempelherr. So? Patriarch. Und zwar beſtimmen obbeſagte Rechte Dem Juden, welcher einen Chriſten zur Apoſtaſie verfuͤhrt, — den Scheiterhauffen, — Den Holzſtoß — Tempelherr.
So? Patriarch.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#PAT"> <p><pb facs="#f0164" n="156"/> Der Muͤhe nicht, im Ernſt ihn durchzudenken.<lb/> Jch will den Herrn damit auf das Theater<lb/> Verwieſen haben, wo dergleichen <hi rendition="#aq">pro<lb/> Et contra</hi> ſich mit vielem Beyſall koͤnnte<lb/> Behandeln laſſen. — Hat der Herr mich aber<lb/> Nicht blos mit einer theathral’ſchen Schnurre<lb/> Zum beſten; iſt der Fall ein Faktum; haͤtt’<lb/> Er ſich wohl gar in unſrer Dioͤces’,<lb/> Jn unſrer lieben Stadt Jeruſalem,<lb/> Eraͤugnet: — ja alsdann —</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Und was alsdann?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#PAT"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Patriarch.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Dann waͤre mit dem Juden foͤrderſamſt<lb/> Die Strafe zu vollziehn, die Paͤbſtliches<lb/> Und Kaiſerliches Recht ſo einem Frevel,<lb/> So einer Laſterthat beſtimmen.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">So?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#PAT"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Patriarch.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und zwar beſtimmen obbeſagte Rechte<lb/> Dem Juden, welcher einen Chriſten zur<lb/> Apoſtaſie verfuͤhrt, — den Scheiterhauffen, —<lb/> Den Holzſtoß —</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">So?</hi> </p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Patriarch.</hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0164]
Der Muͤhe nicht, im Ernſt ihn durchzudenken.
Jch will den Herrn damit auf das Theater
Verwieſen haben, wo dergleichen pro
Et contra ſich mit vielem Beyſall koͤnnte
Behandeln laſſen. — Hat der Herr mich aber
Nicht blos mit einer theathral’ſchen Schnurre
Zum beſten; iſt der Fall ein Faktum; haͤtt’
Er ſich wohl gar in unſrer Dioͤces’,
Jn unſrer lieben Stadt Jeruſalem,
Eraͤugnet: — ja alsdann —
Tempelherr.
Und was alsdann?
Patriarch.
Dann waͤre mit dem Juden foͤrderſamſt
Die Strafe zu vollziehn, die Paͤbſtliches
Und Kaiſerliches Recht ſo einem Frevel,
So einer Laſterthat beſtimmen.
Tempelherr.
So?
Patriarch.
Und zwar beſtimmen obbeſagte Rechte
Dem Juden, welcher einen Chriſten zur
Apoſtaſie verfuͤhrt, — den Scheiterhauffen, —
Den Holzſtoß —
Tempelherr.
So?
Patriarch.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |