Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Saladin.
Jch arm? der Bruder arm?
Wenn hab' ich mehr? wenn weniger gehabt? --
Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd, -- und Einen Gott!
Was brauch' ich mehr? Wenn kanns an dem mir fehlen?
Und doch, Al-Hafi, könnt ich mit dir schelten.
Sittah.
Schilt nicht, mein Bruder. Wenn ich unserm Vater
Auch seine Sorgen so erleichtern könnte!
Saladin.
Ah! Ah! Nun schlägst du meine Freudigkeit
Auf einmal wieder nieder! -- Mir, für mich
Fehlt nichts, und kann nichts fehlen. Aber ihm,
Jhm fehlet; und in ihm uns allen. -- Sagt,
Was soll ich machen? -- Aus Aegypten kommt
Vielleicht noch lange nichts. Woran das liegt,
Weiß Gott. Es ist doch da noch alles ruhig. --
Abbrechen, einziehn, sparen, will ich gern,
Mir gern gefallen lassen; wenn es mich,
Blos mich betrift; blos mich, und niemand sonst
Darunter leidet. -- Doch was kann das machen?
Ein Pferd, Ein Kleid, Ein Schwerd, muß ich doch haben.
Und meinem Gott ist auch nichts abzudingen.
Jhm gnügt schon so mit wenigem genug;
Mit meinem Herzen. -- Auf den Ueberschuß
Von deiner Kasse, Hafi, hatt' ich sehr
Gerechnet.

Al-Hafi.
E
Saladin.
Jch arm? der Bruder arm?
Wenn hab’ ich mehr? wenn weniger gehabt? —
Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd, — und Einen Gott!
Was brauch’ ich mehr? Wenn kanns an dem mir fehlen?
Und doch, Al-Hafi, koͤnnt ich mit dir ſchelten.
Sittah.
Schilt nicht, mein Bruder. Wenn ich unſerm Vater
Auch ſeine Sorgen ſo erleichtern koͤnnte!
Saladin.
Ah! Ah! Nun ſchlaͤgſt du meine Freudigkeit
Auf einmal wieder nieder! — Mir, fuͤr mich
Fehlt nichts, und kann nichts fehlen. Aber ihm,
Jhm fehlet; und in ihm uns allen. — Sagt,
Was ſoll ich machen? — Aus Aegypten kommt
Vielleicht noch lange nichts. Woran das liegt,
Weiß Gott. Es iſt doch da noch alles ruhig. —
Abbrechen, einziehn, ſparen, will ich gern,
Mir gern gefallen laſſen; wenn es mich,
Blos mich betrift; blos mich, und niemand ſonſt
Darunter leidet. — Doch was kann das machen?
Ein Pferd, Ein Kleid, Ein Schwerd, muß ich doch haben.
Und meinem Gott iſt auch nichts abzudingen.
Jhm gnuͤgt ſchon ſo mit wenigem genug;
Mit meinem Herzen. — Auf den Ueberſchuß
Von deiner Kaſſe, Hafi, hatt’ ich ſehr
Gerechnet.

Al-Hafi.
E
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0073" n="65"/>
            <sp who="#SAL">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Saladin.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Jch arm? der Bruder arm?</hi><lb/>
Wenn hab&#x2019; ich mehr? wenn weniger gehabt? &#x2014;<lb/>
Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd, &#x2014; und Einen Gott!<lb/>
Was brauch&#x2019; ich mehr? Wenn kanns an dem mir fehlen?<lb/>
Und doch, Al-Hafi, ko&#x0364;nnt ich mit dir &#x017F;chelten.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SIT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Sittah.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Schilt nicht, mein Bruder. Wenn ich un&#x017F;erm Vater<lb/>
Auch &#x017F;eine Sorgen &#x017F;o erleichtern ko&#x0364;nnte!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SAL">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Saladin.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Ah! Ah! Nun &#x017F;chla&#x0364;g&#x017F;t du meine Freudigkeit<lb/>
Auf einmal wieder nieder! &#x2014; Mir, fu&#x0364;r mich<lb/>
Fehlt nichts, und kann nichts fehlen. Aber ihm,<lb/>
Jhm fehlet; und in ihm uns allen. &#x2014; Sagt,<lb/>
Was &#x017F;oll ich machen? &#x2014; Aus Aegypten kommt<lb/>
Vielleicht noch lange nichts. Woran das liegt,<lb/>
Weiß Gott. Es i&#x017F;t doch da noch alles ruhig. &#x2014;<lb/>
Abbrechen, einziehn, &#x017F;paren, will ich gern,<lb/>
Mir gern gefallen la&#x017F;&#x017F;en; wenn es mich,<lb/>
Blos mich betrift; blos mich, und niemand &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
Darunter leidet. &#x2014; Doch was kann das machen?<lb/>
Ein Pferd, Ein Kleid, Ein Schwerd, muß ich doch haben.<lb/>
Und meinem Gott i&#x017F;t auch nichts abzudingen.<lb/>
Jhm gnu&#x0364;gt &#x017F;chon &#x017F;o mit wenigem genug;<lb/>
Mit meinem Herzen. &#x2014; Auf den Ueber&#x017F;chuß<lb/>
Von deiner Ka&#x017F;&#x017F;e, Hafi, hatt&#x2019; ich &#x017F;ehr<lb/>
Gerechnet.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">E</fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Al-Hafi.</hi> </fw><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0073] Saladin. Jch arm? der Bruder arm? Wenn hab’ ich mehr? wenn weniger gehabt? — Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd, — und Einen Gott! Was brauch’ ich mehr? Wenn kanns an dem mir fehlen? Und doch, Al-Hafi, koͤnnt ich mit dir ſchelten. Sittah. Schilt nicht, mein Bruder. Wenn ich unſerm Vater Auch ſeine Sorgen ſo erleichtern koͤnnte! Saladin. Ah! Ah! Nun ſchlaͤgſt du meine Freudigkeit Auf einmal wieder nieder! — Mir, fuͤr mich Fehlt nichts, und kann nichts fehlen. Aber ihm, Jhm fehlet; und in ihm uns allen. — Sagt, Was ſoll ich machen? — Aus Aegypten kommt Vielleicht noch lange nichts. Woran das liegt, Weiß Gott. Es iſt doch da noch alles ruhig. — Abbrechen, einziehn, ſparen, will ich gern, Mir gern gefallen laſſen; wenn es mich, Blos mich betrift; blos mich, und niemand ſonſt Darunter leidet. — Doch was kann das machen? Ein Pferd, Ein Kleid, Ein Schwerd, muß ich doch haben. Und meinem Gott iſt auch nichts abzudingen. Jhm gnuͤgt ſchon ſo mit wenigem genug; Mit meinem Herzen. — Auf den Ueberſchuß Von deiner Kaſſe, Hafi, hatt’ ich ſehr Gerechnet. Al-Hafi. E

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/73
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/73>, abgerufen am 21.11.2024.