[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1208 bis 1209. und lobten GOtt, daß er so geschwind und mit leichter Mühe ihnen Sieg über ihre1208Feinde geschenket, und ihnen die Stadt eröfnet, ohne daß ein Mann der Jhrigen zu Schaden gekommen. Des folgenden Tages brachten sie alles in Ordnung, machten sich zum Rückmarsch fertig, und zündeten die Stadt an. Der König, der auf der andern Seite der Düne Feuersbrunst erblickte, seufzete heulete und schrie erbärmlich unter vielen Wehklagen, und sprach: O! Gercike, du liebe Stadt! O! Erbtheil meiner Väter! O! unvermutheter Untergang meines Volks? Wehe mir! daß ich geboren bin, die Einäscherung meiner Stadt zu sehen! die Aufreibung und das Verderben meines Volks mit an zu schauen! Der Bischof und die ganze Armee theilten nachher die Beute unter sich, und kehrten mit der Königin und al- len Gefangenen nach ihrem Lande, man ließ auch dem König zurück entbieten, er solte nach Riga kommen, wenn er wenigstens noch Friede haben und die Gefan- genen ausgeliefert wissen wolte. Er kam auch und bat seiner Vergehungen hal- ber um Verzeihung; nante den Bischof seinen Patschka, bat alle Lateiner, als seine Mitbrüder in Christo demüthig, das vorige Böse zu vergessen, ihm Friede zu schenken, seine Gemahlin und Gefangene auszuantworten, und berief sich auf Feuer und Schwerdt, als zwey scharfe Ruthen, mit denen er von den La- teinern schon genug wäre gezüchtiget worden. Den Bischof und alle seine Leute jammerte der König, weil er so flehentlich bat, und er schlug ihm eine Art des Frie- dens vor, mit dem Antrage: Wenn du künftighin den Umgang mit Heiden wilst bleiben lassen, dergestalt, daß du durch sie unsere Kirche nicht zerstörest, zugleich aber auch das Land deiner Russen, die Christen sind, durch die Litthauer nicht verwüsten lässest; wenn du überdem dein Reich an die Kirche der heiligen Mutter Mariä auf ewig verschenken wilst, doch daß du es aus unserer Hand wie- der empfängest, und eben wie wir, einen immerwährenden Frieden zu erhalten suchest; so und auf keine andere Art wollen wir dir die Königin mit den Gefange- nen ausgeben, und dir allezeit getreue Hülfe leisten. Der König bewilligte diesen Friedenstractat, gelobte an, hinführo der Kirche der heiligen Jungfrau Mariä allezeit getreu zu bleiben, und versicherte, in die Rathschläge der Heiden sich nicht zu mengen, sondern den Christen anzuhangen. Er verschenkte auch sein Reich und sein Gebiet an diese Kirche, und nahm es wieder durch die Hand des Bischofs, unter feyerlicher Vortragung dreyer Fahnen zum Lehn, erwählte ihn zu seinem Vater, und schwur, alle Rathschläge der Russen und der Litthauer böses Vor- haben künftig zu offenbaren i). Also ward ihm die Königin samt allen Gefangenen eingehändiget, und er kehrte frölich in sein Land. Hier rief er seine Leute zusam- men, die geflüchtet waren, und fing an, das an die Stadt stossende Schloß wieder aufzubauen. Er mischte sich aber nichts destoweniger in die Anschläge der Lit- thauer, vergaß der versprochenen Treue, und hetzte die Heiden oftmals auf ge- gen die Deutschen in Kukenois. g) Dieser Wissewald, obschon er ein Russe und Christe war, heirathete ein Lit- thauisch Frauenzimmer, und ward Swelegatens Nachfolger im Herzogthum. Doch war diese Dame, um deren Vermählung willen Wissewald der Litthauer Schwie- gersohn heist, nicht des Swelgats Prinzeßin, sondern die Tochter eine Dangeruthe, dessen Name beym Jahr 1212 n. 3. befindlich ist. h) Ykonias: das sind Bilder, welche die Russen gerne haben, und sich daran vergnügen. i) Das ist ein wichtig Unternehmen von einem Bischof, der einen so grossen Mann zum Huldigungseid nöthigte, und bey Ertheilung des Lehns den Staat mit drey Fahnen ge- brauchte: wie man lieset, daß die Kaiser sich deren bedienet, als Lotharius bey dem Landgraf Ludwig I in Thüringen, Histor. de Landgrau. beym Jahr 1124. Fri- drich I Anno 1180 bey dem Erzbischofe Philipp von Cöln, als Herzoge von West- phalen, bey Gelen. de magnitudine Colon. p. 74. Fridrich II Anno 1235 bey Otto I Herzog von Braunschweig und Lüneburg. Anonym. Menke tom. 3. p. 128. Albert I Anno 1298 bey seinen Prinzen den Erzherzogen von Oesterreich. Dumont. Corp. diplom. tom. 1. part. 1. p. 314. und der König von Dännemark Christoph T 2
von 1208 bis 1209. und lobten GOtt, daß er ſo geſchwind und mit leichter Muͤhe ihnen Sieg uͤber ihre1208Feinde geſchenket, und ihnen die Stadt eroͤfnet, ohne daß ein Mann der Jhrigen zu Schaden gekommen. Des folgenden Tages brachten ſie alles in Ordnung, machten ſich zum Ruͤckmarſch fertig, und zuͤndeten die Stadt an. Der Koͤnig, der auf der andern Seite der Duͤne Feuersbrunſt erblickte, ſeufzete heulete und ſchrie erbaͤrmlich unter vielen Wehklagen, und ſprach: O! Gercike, du liebe Stadt! O! Erbtheil meiner Vaͤter! O! unvermutheter Untergang meines Volks? Wehe mir! daß ich geboren bin, die Einaͤſcherung meiner Stadt zu ſehen! die Aufreibung und das Verderben meines Volks mit an zu ſchauen! Der Biſchof und die ganze Armee theilten nachher die Beute unter ſich, und kehrten mit der Koͤnigin und al- len Gefangenen nach ihrem Lande, man ließ auch dem Koͤnig zuruͤck entbieten, er ſolte nach Riga kommen, wenn er wenigſtens noch Friede haben und die Gefan- genen ausgeliefert wiſſen wolte. Er kam auch und bat ſeiner Vergehungen hal- ber um Verzeihung; nante den Biſchof ſeinen Patſchka, bat alle Lateiner, als ſeine Mitbruͤder in Chriſto demuͤthig, das vorige Boͤſe zu vergeſſen, ihm Friede zu ſchenken, ſeine Gemahlin und Gefangene auszuantworten, und berief ſich auf Feuer und Schwerdt, als zwey ſcharfe Ruthen, mit denen er von den La- teinern ſchon genug waͤre gezuͤchtiget worden. Den Biſchof und alle ſeine Leute jammerte der Koͤnig, weil er ſo flehentlich bat, und er ſchlug ihm eine Art des Frie- dens vor, mit dem Antrage: Wenn du kuͤnftighin den Umgang mit Heiden wilſt bleiben laſſen, dergeſtalt, daß du durch ſie unſere Kirche nicht zerſtoͤreſt, zugleich aber auch das Land deiner Ruſſen, die Chriſten ſind, durch die Litthauer nicht verwuͤſten laͤſſeſt; wenn du uͤberdem dein Reich an die Kirche der heiligen Mutter Mariaͤ auf ewig verſchenken wilſt, doch daß du es aus unſerer Hand wie- der empfaͤngeſt, und eben wie wir, einen immerwaͤhrenden Frieden zu erhalten ſucheſt; ſo und auf keine andere Art wollen wir dir die Koͤnigin mit den Gefange- nen ausgeben, und dir allezeit getreue Huͤlfe leiſten. Der Koͤnig bewilligte dieſen Friedenstractat, gelobte an, hinfuͤhro der Kirche der heiligen Jungfrau Mariaͤ allezeit getreu zu bleiben, und verſicherte, in die Rathſchlaͤge der Heiden ſich nicht zu mengen, ſondern den Chriſten anzuhangen. Er verſchenkte auch ſein Reich und ſein Gebiet an dieſe Kirche, und nahm es wieder durch die Hand des Biſchofs, unter feyerlicher Vortragung dreyer Fahnen zum Lehn, erwaͤhlte ihn zu ſeinem Vater, und ſchwur, alle Rathſchlaͤge der Ruſſen und der Litthauer boͤſes Vor- haben kuͤnftig zu offenbaren i). Alſo ward ihm die Koͤnigin ſamt allen Gefangenen eingehaͤndiget, und er kehrte froͤlich in ſein Land. Hier rief er ſeine Leute zuſam- men, die gefluͤchtet waren, und fing an, das an die Stadt ſtoſſende Schloß wieder aufzubauen. Er miſchte ſich aber nichts deſtoweniger in die Anſchlaͤge der Lit- thauer, vergaß der verſprochenen Treue, und hetzte die Heiden oftmals auf ge- gen die Deutſchen in Kukenois. g) Dieſer Wiſſewald, obſchon er ein Ruſſe und Chriſte war, heirathete ein Lit- thauiſch Frauenzimmer, und ward Swelegatens Nachfolger im Herzogthum. Doch war dieſe Dame, um deren Vermaͤhlung willen Wiſſewald der Litthauer Schwie- gerſohn heiſt, nicht des Swelgats Prinzeßin, ſondern die Tochter eine Dangeruthe, deſſen Name beym Jahr 1212 n. 3. befindlich iſt. h) Ykonias: das ſind Bilder, welche die Ruſſen gerne haben, und ſich daran vergnuͤgen. i) Das iſt ein wichtig Unternehmen von einem Biſchof, der einen ſo groſſen Mann zum Huldigungseid noͤthigte, und bey Ertheilung des Lehns den Staat mit drey Fahnen ge- brauchte: wie man lieſet, daß die Kaiſer ſich deren bedienet, als Lotharius bey dem Landgraf Ludwig I in Thuͤringen, Hiſtor. de Landgrau. beym Jahr 1124. Fri- drich I Anno 1180 bey dem Erzbiſchofe Philipp von Coͤln, als Herzoge von Weſt- phalen, bey Gelen. de magnitudine Colon. p. 74. Fridrich II Anno 1235 bey Otto I Herzog von Braunſchweig und Luͤneburg. Anonym. Menke tom. 3. p. 128. Albert I Anno 1298 bey ſeinen Prinzen den Erzherzogen von Oeſterreich. Dumont. Corp. diplom. tom. 1. part. 1. p. 314. und der Koͤnig von Daͤnnemark Chriſtoph T 2
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von 1208 bis 1209.
und lobten GOtt, daß er ſo geſchwind und mit leichter Muͤhe ihnen Sieg uͤber ihre
Feinde geſchenket, und ihnen die Stadt eroͤfnet, ohne daß ein Mann der Jhrigen
zu Schaden gekommen. Des folgenden Tages brachten ſie alles in Ordnung,
machten ſich zum Ruͤckmarſch fertig, und zuͤndeten die Stadt an. Der Koͤnig,
der auf der andern Seite der Duͤne Feuersbrunſt erblickte, ſeufzete heulete und
ſchrie erbaͤrmlich unter vielen Wehklagen, und ſprach: O! Gercike, du liebe Stadt!
O! Erbtheil meiner Vaͤter! O! unvermutheter Untergang meines Volks? Wehe
mir! daß ich geboren bin, die Einaͤſcherung meiner Stadt zu ſehen! die Aufreibung
und das Verderben meines Volks mit an zu ſchauen! Der Biſchof und die ganze
Armee theilten nachher die Beute unter ſich, und kehrten mit der Koͤnigin und al-
len Gefangenen nach ihrem Lande, man ließ auch dem Koͤnig zuruͤck entbieten, er
ſolte nach Riga kommen, wenn er wenigſtens noch Friede haben und die Gefan-
genen ausgeliefert wiſſen wolte. Er kam auch und bat ſeiner Vergehungen hal-
ber um Verzeihung; nante den Biſchof ſeinen Patſchka, bat alle Lateiner,
als ſeine Mitbruͤder in Chriſto demuͤthig, das vorige Boͤſe zu vergeſſen, ihm
Friede zu ſchenken, ſeine Gemahlin und Gefangene auszuantworten, und berief
ſich auf Feuer und Schwerdt, als zwey ſcharfe Ruthen, mit denen er von den La-
teinern ſchon genug waͤre gezuͤchtiget worden. Den Biſchof und alle ſeine Leute
jammerte der Koͤnig, weil er ſo flehentlich bat, und er ſchlug ihm eine Art des Frie-
dens vor, mit dem Antrage: Wenn du kuͤnftighin den Umgang mit Heiden wilſt
bleiben laſſen, dergeſtalt, daß du durch ſie unſere Kirche nicht zerſtoͤreſt, zugleich
aber auch das Land deiner Ruſſen, die Chriſten ſind, durch die Litthauer
nicht verwuͤſten laͤſſeſt; wenn du uͤberdem dein Reich an die Kirche der heiligen
Mutter Mariaͤ auf ewig verſchenken wilſt, doch daß du es aus unſerer Hand wie-
der empfaͤngeſt, und eben wie wir, einen immerwaͤhrenden Frieden zu erhalten
ſucheſt; ſo und auf keine andere Art wollen wir dir die Koͤnigin mit den Gefange-
nen ausgeben, und dir allezeit getreue Huͤlfe leiſten. Der Koͤnig bewilligte dieſen
Friedenstractat, gelobte an, hinfuͤhro der Kirche der heiligen Jungfrau Mariaͤ
allezeit getreu zu bleiben, und verſicherte, in die Rathſchlaͤge der Heiden ſich nicht
zu mengen, ſondern den Chriſten anzuhangen. Er verſchenkte auch ſein Reich
und ſein Gebiet an dieſe Kirche, und nahm es wieder durch die Hand des Biſchofs,
unter feyerlicher Vortragung dreyer Fahnen zum Lehn, erwaͤhlte ihn zu ſeinem
Vater, und ſchwur, alle Rathſchlaͤge der Ruſſen und der Litthauer boͤſes Vor-
haben kuͤnftig zu offenbaren
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. Alſo ward ihm die Koͤnigin ſamt allen Gefangenen
eingehaͤndiget, und er kehrte froͤlich in ſein Land. Hier rief er ſeine Leute zuſam-
men, die gefluͤchtet waren, und fing an, das an die Stadt ſtoſſende Schloß wieder
aufzubauen. Er miſchte ſich aber nichts deſtoweniger in die Anſchlaͤge der Lit-
thauer, vergaß der verſprochenen Treue, und hetzte die Heiden oftmals auf ge-
gen die Deutſchen in Kukenois.
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g⁾ Dieſer Wiſſewald, obſchon er ein Ruſſe und Chriſte war, heirathete ein Lit-
thauiſch Frauenzimmer, und ward Swelegatens Nachfolger im Herzogthum. Doch
war dieſe Dame, um deren Vermaͤhlung willen Wiſſewald der Litthauer Schwie-
gerſohn heiſt, nicht des Swelgats Prinzeßin, ſondern die Tochter eine Dangeruthe,
deſſen Name beym Jahr 1212 n. 3. befindlich iſt.
h⁾ Ykonias: das ſind Bilder, welche die Ruſſen gerne haben, und ſich daran
vergnuͤgen.
i⁾ Das iſt ein wichtig Unternehmen von einem Biſchof, der einen ſo groſſen Mann zum
Huldigungseid noͤthigte, und bey Ertheilung des Lehns den Staat mit drey Fahnen ge-
brauchte: wie man lieſet, daß die Kaiſer ſich deren bedienet, als Lotharius bey dem
Landgraf Ludwig I in Thuͤringen, Hiſtor. de Landgrau. beym Jahr 1124. Fri-
drich I Anno 1180 bey dem Erzbiſchofe Philipp von Coͤln, als Herzoge von Weſt-
phalen, bey Gelen. de magnitudine Colon. p. 74. Fridrich II Anno 1235 bey Otto I
Herzog von Braunſchweig und Luͤneburg. Anonym. Menke tom. 3. p. 128.
Albert I Anno 1298 bey ſeinen Prinzen den Erzherzogen von Oeſterreich. Dumont.
Corp. diplom. tom. 1. part. 1. p. 314. und der Koͤnig von Daͤnnemark Chriſtoph
Anno
T 2
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