[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebenzehntes Jahr, 1214ein Veroneser ein Gesichte, nemlich eine Seule f) wie einen Blitz glänzen,die von jenseit den Alpen kam, und sich daselbst niederließ. Es bezeugten auch andre, sie hätten dergleichen engelische Erscheinungen mehr bey seinem Grabe ge- sehen. Was war es auch Wunder? denn er war ein vester und standhafter Mann, der sich weder in Glück noch Unglück von dem Verlangen nach Christo abbrin- gen ließ, daß er auch nicht einmal die Ordnung seiner stillen Andacht vor den Früh- psalmen und vor geendigter ersten Tagesstunde jemals unterbrechen wolte *); es mochte seyn in der Feuersbrunst zu Riga, da er, wie alles niedergebrant, aus seinem Hause verjagt wurde; oder, da er unter den Feinden zur See sich befand; oder auch das drittemal, da ihn ein Wächter hart verwundete, als er auf der Mauer des Nachts in seinem Gebete begriffen war. GOtt gab ihm also einen ve- sten und steten Ort auf dem Felsen, wie er sich gewünschet hatte. Seine Seele sey bey Christo, und sein Gedächtniß bleibe bey uns im Segen! e) Und hier möchte ich lieber Unterricht annehmen, als ertheilen. Jch habe aber keinen, der mir ihn gibt. Jn der Zeit seines Todes stimt Albert von Stade beym Jahr 1215 mit ein, da er den Hintrit des Bischofs Philipp von Ratzeburg mit drey Wor- ten bemerket, den Ort aber seines Todes und Begräbnisses verschweiget. Unser Ver- fasser hat uns nichts davon verbergen wollen. Er meldet, Philipp sey in Neronia gestorben, und in ein marmorsteinern Grab eines gewissen Cardinals beygesetzet wor- den, in dem Augustinerkloster, so über dem Flusse liegt. Da er uns aber Ne- ronia in Weg legt, und weder den Namen des Klosters noch des dabey fliessenden Stroms ausdrückt, so macht er uns viel zu thun, weil wir dieses Neronia vergeb- lich aufsuchen. Der am Gemüthe und Leibe kränkliche Bischof war nach Gothland gekommen. Er hatte sich auf der Reise zur See und unter dem Schwarm der Feinde alzusehr abgemattet, und mochte daher für dienlich befinden, bey dieser seiner Schwach- heit nicht ferner unter Segel zu gehen, sondern in einem nahen Kloster seines Ordens Herberge zu nehmen. Zwar finden wir in dem Verzeichniß aller Klöster im König- reich Schweden, das dem IX Tom. Scondiae illustratae des Johann Messenius ein- verleibet ist, und deren Anzahl Johann Vastovius in vire Aquilonia vergrössert und bis auf vier und sechzig gebracht, nicht ein einiges, das Augustinerordens gewesen. Und obgleich unter den neun und sechzig Klöstern im Königreich Dännemark achte dieses Ordens sich befunden, so komt doch kein einziges darinne vor, dessen Benen- nung wie Neronia klinget. Weil aber diese beyden Herren an die Klöster auf Goth- land nicht gedacht, so gar, daß Vastovius, ohnerachtet er in der Zueignungsschrift an den König von Polen Sigismunden III die zu Wisby in dem Mönchskloster Benedictinerordens vorhandene berühmte Bibliothek rühmet, doch dieses Kloster nachher in dem Register der Klöster des Königreichs Schweden nicht einmal anführet; so ists gar kein Wunder, daß Neronia, wenn es ein Kloster in Gothland ist, uns unbekant geblieben. Denn wir haben noch keine recht hinlängliche Beschreibung von dieser Jnsel: Des Johann Nilson Strelovs Gothländische Chronik in Dänischer Sprache haben wir auch nicht jetzo zur Hand, und die übrigen, so man nachschlagen kan, sind in Beschreibung derselben alzu trucken. Daß inzwischen doch einige Klöster daselbst im Flor gewesen, ist aus andern tüchtigen Zeugnissen bekant. Denn Jacob Ziegler, der schon lange vor Vastoven, Scondien beschrieben, meldet, daß die Stadt Wisby ein schönes Schloß und vortrefliche Klöster habe, dabey er sonderlich das Benedictinerkloster rühmet, das mit zwey tausend Manuscripten angefüllet gewesen. Pontanus Chorogr. Dan. p. 734 setzet, es hätten sich ehmals zehn Kirchen und vier Klöster in dieser Stadt befunden. Adam Olearius, der Anno 1634 etliche Tage auf dieser Jnsel gelegen, und nicht allein die Stadt Wisby sondern auch die ganze Seeküste mit eigenen Augen besichtiget, rühmet vor andern den Hafen Ostergard, Slitoe und Narwyk, und bezeuget, daß er drey Meilen von Slitoe ein altes Klo- ster gesehen. Persianische Reisebeschr. lib. 2. c. 3. p. 69. Hätte er dis doch weit- läufiger beschrieben! Denn wenn es nahe bey Narwig läge, so würde es die Stelle unsers Neronia haben vertreten können. Was würde man aber alsdenn mit dem *) [Jm Lateinischen steht, ut nec etiam ordinem silentii sui ante matutinantem cursum et ante
horam diei primam finitam, umquam interrumpere vellet, so auch übersetzt werden kan: daß er auch seine gewöhnliche Ordnung, so lange zu beten bis die Morgenröthe anbrach und die erste Tages- stunde zu Ende ging, nicht hat unterbrechen wollen u. s. w.] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſiebenzehntes Jahr, 1214ein Veroneſer ein Geſichte, nemlich eine Seule f) wie einen Blitz glaͤnzen,die von jenſeit den Alpen kam, und ſich daſelbſt niederließ. Es bezeugten auch andre, ſie haͤtten dergleichen engeliſche Erſcheinungen mehr bey ſeinem Grabe ge- ſehen. Was war es auch Wunder? denn er war ein veſter und ſtandhafter Mann, der ſich weder in Gluͤck noch Ungluͤck von dem Verlangen nach Chriſto abbrin- gen ließ, daß er auch nicht einmal die Ordnung ſeiner ſtillen Andacht vor den Fruͤh- pſalmen und vor geendigter erſten Tagesſtunde jemals unterbrechen wolte *); es mochte ſeyn in der Feuersbrunſt zu Riga, da er, wie alles niedergebrant, aus ſeinem Hauſe verjagt wurde; oder, da er unter den Feinden zur See ſich befand; oder auch das drittemal, da ihn ein Waͤchter hart verwundete, als er auf der Mauer des Nachts in ſeinem Gebete begriffen war. GOtt gab ihm alſo einen ve- ſten und ſteten Ort auf dem Felſen, wie er ſich gewuͤnſchet hatte. Seine Seele ſey bey Chriſto, und ſein Gedaͤchtniß bleibe bey uns im Segen! e) Und hier moͤchte ich lieber Unterricht annehmen, als ertheilen. Jch habe aber keinen, der mir ihn gibt. Jn der Zeit ſeines Todes ſtimt Albert von Stade beym Jahr 1215 mit ein, da er den Hintrit des Biſchofs Philipp von Ratzeburg mit drey Wor- ten bemerket, den Ort aber ſeines Todes und Begraͤbniſſes verſchweiget. Unſer Ver- faſſer hat uns nichts davon verbergen wollen. Er meldet, Philipp ſey in Neronia geſtorben, und in ein marmorſteinern Grab eines gewiſſen Cardinals beygeſetzet wor- den, in dem Auguſtinerkloſter, ſo uͤber dem Fluſſe liegt. Da er uns aber Ne- ronia in Weg legt, und weder den Namen des Kloſters noch des dabey flieſſenden Stroms ausdruͤckt, ſo macht er uns viel zu thun, weil wir dieſes Neronia vergeb- lich aufſuchen. Der am Gemuͤthe und Leibe kraͤnkliche Biſchof war nach Gothland gekommen. Er hatte ſich auf der Reiſe zur See und unter dem Schwarm der Feinde alzuſehr abgemattet, und mochte daher fuͤr dienlich befinden, bey dieſer ſeiner Schwach- heit nicht ferner unter Segel zu gehen, ſondern in einem nahen Kloſter ſeines Ordens Herberge zu nehmen. Zwar finden wir in dem Verzeichniß aller Kloͤſter im Koͤnig- reich Schweden, das dem IX Tom. Scondiæ illuſtratæ des Johann Meſſenius ein- verleibet iſt, und deren Anzahl Johann Vaſtovius in vire Aquilonia vergroͤſſert und bis auf vier und ſechzig gebracht, nicht ein einiges, das Auguſtinerordens geweſen. Und obgleich unter den neun und ſechzig Kloͤſtern im Koͤnigreich Daͤnnemark achte dieſes Ordens ſich befunden, ſo komt doch kein einziges darinne vor, deſſen Benen- nung wie Neronia klinget. Weil aber dieſe beyden Herren an die Kloͤſter auf Goth- land nicht gedacht, ſo gar, daß Vaſtovius, ohnerachtet er in der Zueignungsſchrift an den Koͤnig von Polen Sigismunden III die zu Wisby in dem Moͤnchskloſter Benedictinerordens vorhandene beruͤhmte Bibliothek ruͤhmet, doch dieſes Kloſter nachher in dem Regiſter der Kloͤſter des Koͤnigreichs Schweden nicht einmal anfuͤhret; ſo iſts gar kein Wunder, daß Neronia, wenn es ein Kloſter in Gothland iſt, uns unbekant geblieben. Denn wir haben noch keine recht hinlaͤngliche Beſchreibung von dieſer Jnſel: Des Johann Nilſon Strelovs Gothlaͤndiſche Chronik in Daͤniſcher Sprache haben wir auch nicht jetzo zur Hand, und die uͤbrigen, ſo man nachſchlagen kan, ſind in Beſchreibung derſelben alzu trucken. Daß inzwiſchen doch einige Kloͤſter daſelbſt im Flor geweſen, iſt aus andern tuͤchtigen Zeugniſſen bekant. Denn Jacob Ziegler, der ſchon lange vor Vaſtoven, Scondien beſchrieben, meldet, daß die Stadt Wisby ein ſchoͤnes Schloß und vortrefliche Kloͤſter habe, dabey er ſonderlich das Benedictinerkloſter ruͤhmet, das mit zwey tauſend Manuſcripten angefuͤllet geweſen. Pontanus Chorogr. Dan. p. 734 ſetzet, es haͤtten ſich ehmals zehn Kirchen und vier Kloͤſter in dieſer Stadt befunden. Adam Olearius, der Anno 1634 etliche Tage auf dieſer Jnſel gelegen, und nicht allein die Stadt Wisby ſondern auch die ganze Seekuͤſte mit eigenen Augen beſichtiget, ruͤhmet vor andern den Hafen Oſtergard, Slitoe und Narwyk, und bezeuget, daß er drey Meilen von Slitoe ein altes Klo- ſter geſehen. Perſianiſche Reiſebeſchr. lib. 2. c. 3. p. 69. Haͤtte er dis doch weit- laͤufiger beſchrieben! Denn wenn es nahe bey Narwig laͤge, ſo wuͤrde es die Stelle unſers Neronia haben vertreten koͤnnen. Was wuͤrde man aber alsdenn mit dem *) [Jm Lateiniſchen ſteht, ut nec etiam ordinem ſilentii ſui ante matutinantem curſum et ante
horam diei primam finitam, umquam interrumpere vellet, ſo auch uͤberſetzt werden kan: daß er auch ſeine gewoͤhnliche Ordnung, ſo lange zu beten bis die Morgenroͤthe anbrach und die erſte Tages- ſtunde zu Ende ging, nicht hat unterbrechen wollen u. ſ. w.] <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0150" n="118"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſiebenzehntes Jahr,</hi></fw><lb/><note place="left">1214</note>ein <hi rendition="#fr">Veroneſer</hi> ein Geſichte, nemlich eine Seule <note place="end" n="f)"/> wie einen Blitz glaͤnzen,<lb/> die von jenſeit den Alpen kam, und ſich daſelbſt niederließ. Es bezeugten auch<lb/> andre, ſie haͤtten dergleichen engeliſche Erſcheinungen mehr bey ſeinem Grabe ge-<lb/> ſehen. 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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ſiebenzehntes Jahr,
ein Veroneſer ein Geſichte, nemlich eine Seule
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wie einen Blitz glaͤnzen,
die von jenſeit den Alpen kam, und ſich daſelbſt niederließ. Es bezeugten auch
andre, ſie haͤtten dergleichen engeliſche Erſcheinungen mehr bey ſeinem Grabe ge-
ſehen. Was war es auch Wunder? denn er war ein veſter und ſtandhafter Mann,
der ſich weder in Gluͤck noch Ungluͤck von dem Verlangen nach Chriſto abbrin-
gen ließ, daß er auch nicht einmal die Ordnung ſeiner ſtillen Andacht vor den Fruͤh-
pſalmen und vor geendigter erſten Tagesſtunde jemals unterbrechen wolte *); es
mochte ſeyn in der Feuersbrunſt zu Riga, da er, wie alles niedergebrant, aus
ſeinem Hauſe verjagt wurde; oder, da er unter den Feinden zur See ſich befand;
oder auch das drittemal, da ihn ein Waͤchter hart verwundete, als er auf der
Mauer des Nachts in ſeinem Gebete begriffen war. GOtt gab ihm alſo einen ve-
ſten und ſteten Ort auf dem Felſen, wie er ſich gewuͤnſchet hatte. Seine Seele
ſey bey Chriſto, und ſein Gedaͤchtniß bleibe bey uns im Segen!
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e⁾ Und hier moͤchte ich lieber Unterricht annehmen, als ertheilen. Jch habe aber keinen,
der mir ihn gibt. Jn der Zeit ſeines Todes ſtimt Albert von Stade beym Jahr
1215 mit ein, da er den Hintrit des Biſchofs Philipp von Ratzeburg mit drey Wor-
ten bemerket, den Ort aber ſeines Todes und Begraͤbniſſes verſchweiget. Unſer Ver-
faſſer hat uns nichts davon verbergen wollen. Er meldet, Philipp ſey in Neronia
geſtorben, und in ein marmorſteinern Grab eines gewiſſen Cardinals beygeſetzet wor-
den, in dem Auguſtinerkloſter, ſo uͤber dem Fluſſe liegt. Da er uns aber Ne-
ronia in Weg legt, und weder den Namen des Kloſters noch des dabey flieſſenden
Stroms ausdruͤckt, ſo macht er uns viel zu thun, weil wir dieſes Neronia vergeb-
lich aufſuchen. Der am Gemuͤthe und Leibe kraͤnkliche Biſchof war nach Gothland
gekommen. Er hatte ſich auf der Reiſe zur See und unter dem Schwarm der Feinde
alzuſehr abgemattet, und mochte daher fuͤr dienlich befinden, bey dieſer ſeiner Schwach-
heit nicht ferner unter Segel zu gehen, ſondern in einem nahen Kloſter ſeines Ordens
Herberge zu nehmen. Zwar finden wir in dem Verzeichniß aller Kloͤſter im Koͤnig-
reich Schweden, das dem IX Tom. Scondiæ illuſtratæ des Johann Meſſenius ein-
verleibet iſt, und deren Anzahl Johann Vaſtovius in vire Aquilonia vergroͤſſert und
bis auf vier und ſechzig gebracht, nicht ein einiges, das Auguſtinerordens geweſen.
Und obgleich unter den neun und ſechzig Kloͤſtern im Koͤnigreich Daͤnnemark achte
dieſes Ordens ſich befunden, ſo komt doch kein einziges darinne vor, deſſen Benen-
nung wie Neronia klinget. Weil aber dieſe beyden Herren an die Kloͤſter auf Goth-
land nicht gedacht, ſo gar, daß Vaſtovius, ohnerachtet er in der Zueignungsſchrift
an den Koͤnig von Polen Sigismunden III die zu Wisby in dem Moͤnchskloſter
Benedictinerordens vorhandene beruͤhmte Bibliothek ruͤhmet, doch dieſes Kloſter
nachher in dem Regiſter der Kloͤſter des Koͤnigreichs Schweden nicht einmal anfuͤhret;
ſo iſts gar kein Wunder, daß Neronia, wenn es ein Kloſter in Gothland iſt,
uns unbekant geblieben. Denn wir haben noch keine recht hinlaͤngliche Beſchreibung von
dieſer Jnſel: Des Johann Nilſon Strelovs Gothlaͤndiſche Chronik in Daͤniſcher
Sprache haben wir auch nicht jetzo zur Hand, und die uͤbrigen, ſo man nachſchlagen
kan, ſind in Beſchreibung derſelben alzu trucken. Daß inzwiſchen doch einige Kloͤſter
daſelbſt im Flor geweſen, iſt aus andern tuͤchtigen Zeugniſſen bekant. Denn Jacob
Ziegler, der ſchon lange vor Vaſtoven, Scondien beſchrieben, meldet, daß die
Stadt Wisby ein ſchoͤnes Schloß und vortrefliche Kloͤſter habe, dabey er ſonderlich
das Benedictinerkloſter ruͤhmet, das mit zwey tauſend Manuſcripten angefuͤllet geweſen.
Pontanus Chorogr. Dan. p. 734 ſetzet, es haͤtten ſich ehmals zehn Kirchen und vier
Kloͤſter in dieſer Stadt befunden. Adam Olearius, der Anno 1634 etliche Tage
auf dieſer Jnſel gelegen, und nicht allein die Stadt Wisby ſondern auch die ganze
Seekuͤſte mit eigenen Augen beſichtiget, ruͤhmet vor andern den Hafen Oſtergard,
Slitoe und Narwyk, und bezeuget, daß er drey Meilen von Slitoe ein altes Klo-
ſter geſehen. Perſianiſche Reiſebeſchr. lib. 2. c. 3. p. 69. Haͤtte er dis doch weit-
laͤufiger beſchrieben! Denn wenn es nahe bey Narwig laͤge, ſo wuͤrde es die Stelle
unſers Neronia haben vertreten koͤnnen. Was wuͤrde man aber alsdenn mit dem
marmor-
*) [Jm Lateiniſchen ſteht, ut nec etiam ordinem ſilentii ſui ante matutinantem curſum et ante
horam diei primam finitam, umquam interrumpere vellet, ſo auch uͤberſetzt werden kan: daß er
auch ſeine gewoͤhnliche Ordnung, ſo lange zu beten bis die Morgenroͤthe anbrach und die erſte Tages-
ſtunde zu Ende ging, nicht hat unterbrechen wollen u. ſ. w.]
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