[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1216 bis 1217. nes jeglichen Absicht oder Kopf mit sich zu bringen geschienen. Es mag nun an der dar-1216aus jetzo angeführten Stelle, der erste Buchstabe des Worts Alsaten in dem Original entweder mit einem a geschrieben, oder so undeutlich gezogen seyn, daß er von denen gemeiniglich sehr eilfertigen Abschreibern für ein a angesehen worden, da doch eigent- lich ein o geschrieben gestanden. Eins von beyden muß es freylich gewesen seyn: und also ist die Quelle des Jrthums da und zugleich klar, wie gar nichts auf die Ueberein- stimmung aller Manuscripte zu bauen sey. Daß aber ein Schreibefehler vorgefallen, und man für Graf von Alsaten nothwendig Olsaten lesen müsse, beweiset die vetus Narratio Althahensis Script. Brunsuicens. tom. 2 p. 21, dabey ich erstaune, wie diese Stelle der Scharfsichtigkeit und dem Gedächtniß des in solchen Dingen sehr bewander- ten Herrn Eccards entwischet sey. Denn obgleich jener Verfasser bey der Mutter Hedwigs und ihren Kindern selbst etwas menschliches scheinet begangen zu haben: so hat er doch in Hedwigs Vermählung gar nicht geirret. "Otto, Herzog von Bayern, "schreibt er, hatte 5 Prinzeßinnen," gemeiniglich weiß man nur von zweyen: "Die eine "von ihnen, nemlich Sophien, heirathete der Landgruf von Thüringen, Hermann, "und zeugete mit ihr Ludewigen, einen Gemahl der heiligen Elisabeth, und Hein- "richen - - und - - die Gemahlin des Grafen Alberts von Holtsezzen, der ein Bru- "der des Orlamündischen Grafens Hermanns gewesen." Was kan deutlicher seyn? Wer damit noch nicht zufrieden seyn wil, der schlage weiter nach, was die Annales Reinersbornenses in Manuscript haben beym Jahre 1214: "Jnzwischen kam Krieg "auf Krieg, Mord auf Mord, und kein Bruder war vor dem Auflauren des andern "mehr des Lebens sicher. Denn der Graf Hermann von Orlamünde trachtete in Ab- "wesenheit seines leiblichen Bruders mit List, Gewalt und Macht, so viel er konte, nach "den Gütern und Schlössern desselben, und suchte seine Rechnung nur zu finden, wenn "er auch den Bruder auf allerhand Art und Weise um die Erbschaft brächte. Weiter, "setzen sie, konte der Landgraf, des Grafen Alberts Schwiegervater, den erlittenen Be- "leidigungen seines Schwiegersohns nicht länger zusehen, und grif daher, nach seiner ge- "wöhnlichen Tapferkeit, nach den Waffen, machte alle Kriegesanstalten, und schloß mit "zureichender Mannschaft das Schloß Wymar auf allen Seiten ein etc." Hier hat man die Hedewig, des Thüringischen Landgrafens Prinzeßin, welche an einen Gra- fen von Holstein, Alberten, vermählet worden. Hier ist dieses Grafens Bruder, Herrmann, Graf von Orlamünde, der, als sein Bruder nicht zu Hause war, nach desselben Schlössern in Thüringen getrachtet und geschnappet hat. Hier siehet man endlich den Landgraf Hermann, der als Schwiegervater von demjenigen Graf Al- bert, der mit dem Grafen von Orlamünde, Hermannen, Bruder ist, die Länder seines Eidams vertheidiget. Aus diesen Sätzen ist offenbar, daß dieser Albert, der ein Graf bald von Orlamünde, bald von Holstein, bald von Nordalbingien, bey den Hi- storienschreibern aber mehrentheils ein Graf von Lauenburg heisset, und einjüngerer Bru- der von dem Orlamündischen Grafen Hermann war, die Hedwig, eine Prinzeßin des Landgrafen Hermanns von Thüringen zur Gemahlin gehabt, und daß diese Hedwig an keinen Grafen von Elsaß verheirathet gewesen. Welches hier muste erwiesen werden. Al- bert stund auch nicht allein beym König Waldemar in Dännemark in hohen Gnaden, soAlbert ward am römi- schen Hofe bekant. lange des Königs Glück währete, sondern hatte sich auch am römischen Hofe wohl einge- schmeichelt, welcher damals sehr mächtig war. Denn als zu dieser Zeit in Sachsen jenseit der Elbe alles in Ruhe und hinlänglicher Sicherheit zu seyn schiene, so gab er sich, um bey diesem Hofe sich recht beliebt zu machen, mit an, den heiligen Krieg in Liefland mit auszu- führen. Als er dem Pabst Honorius III von seinem Entschluß Theil gegeben; so machte ihm dieser das Herz immer grösser, dis Vorhaben ins Werk zu setzen, in einem Apostolischen Breve, so in der Samlung der Briefschaften (Regesto) von diesem Pabste libr. 1 ep. 197 be- findlich ist, wie Raynald beym Jahre 1217 n. 45 bemerket. Wer dieses weiß, den wirds nicht Wunder nehmen, daß Albert nach Einbüssung der jenseit der Elbe gelegenen Länder seine Zuflucht zum römischen Hofe genommen, und nebst seinem Mutterbruder die Losspre- chung von der Verbindlichkeit an seinen Eid erhalten, den er in der Gefangenschaft dem Fein-Zeugen seiner Walfahrt nach Lief- land. de geschworen. Wir haben auch noch andere Zeugen von seinem heiligen Feldzuge. Denn Albert von Stade schreibet beym Jahre 1227 also: "Der Graf Albert kam nach Lief- land." Cranz schreibet diesen aus in Saxon. l. 7. c. 37, und thut noch etliche Dinge dazu, worinne er unserm Chronikschreiber zum Besten redet: "Albert, Graf von Nordalbin- "gien schifte nach Liefland, um gegen die Ungläubigen zu Felde zu gehen. Diese Wal- "farth ward alle Jahre von neuem fortgesetzet, und brachte in Bekehrung der Heiden gros- "sen Nutzen, weil sie aus Härtigkeit ihrer Nation nicht anders als durch die Waffen zur Ge- "rechtigkeit (des Glaubens) konten gebracht werden. Der Bischof in Liefland, Albert, K k 2
von 1216 bis 1217. nes jeglichen Abſicht oder Kopf mit ſich zu bringen geſchienen. Es mag nun an der dar-1216aus jetzo angefuͤhrten Stelle, der erſte Buchſtabe des Worts Alſaten in dem Original entweder mit einem a geſchrieben, oder ſo undeutlich gezogen ſeyn, daß er von denen gemeiniglich ſehr eilfertigen Abſchreibern fuͤr ein a angeſehen worden, da doch eigent- lich ein o geſchrieben geſtanden. Eins von beyden muß es freylich geweſen ſeyn: und alſo iſt die Quelle des Jrthums da und zugleich klar, wie gar nichts auf die Ueberein- ſtimmung aller Manuſcripte zu bauen ſey. Daß aber ein Schreibefehler vorgefallen, und man fuͤr Graf von Alſaten nothwendig Olſaten leſen muͤſſe, beweiſet die vetus Narratio Althahenſis Script. Brunſuicenſ. tom. 2 p. 21, dabey ich erſtaune, wie dieſe Stelle der Scharfſichtigkeit und dem Gedaͤchtniß des in ſolchen Dingen ſehr bewander- ten Herrn Eccards entwiſchet ſey. Denn obgleich jener Verfaſſer bey der Mutter Hedwigs und ihren Kindern ſelbſt etwas menſchliches ſcheinet begangen zu haben: ſo hat er doch in Hedwigs Vermaͤhlung gar nicht geirret. „Otto, Herzog von Bayern, „ſchreibt er, hatte 5 Prinzeßinnen,„ gemeiniglich weiß man nur von zweyen: „Die eine „von ihnen, nemlich Sophien, heirathete der Landgruf von Thuͤringen, Hermann, „und zeugete mit ihr Ludewigen, einen Gemahl der heiligen Eliſabeth, und Hein- „richen ‒ ‒ und ‒ ‒ die Gemahlin des Grafen Alberts von Holtſezzen, der ein Bru- „der des Orlamuͤndiſchen Grafens Hermanns geweſen.„ Was kan deutlicher ſeyn? Wer damit noch nicht zufrieden ſeyn wil, der ſchlage weiter nach, was die Annales Reinersbornenſes in Manuſcript haben beym Jahre 1214: „Jnzwiſchen kam Krieg „auf Krieg, Mord auf Mord, und kein Bruder war vor dem Auflauren des andern „mehr des Lebens ſicher. Denn der Graf Hermann von Orlamuͤnde trachtete in Ab- „weſenheit ſeines leiblichen Bruders mit Liſt, Gewalt und Macht, ſo viel er konte, nach „den Guͤtern und Schloͤſſern deſſelben, und ſuchte ſeine Rechnung nur zu finden, wenn „er auch den Bruder auf allerhand Art und Weiſe um die Erbſchaft braͤchte. Weiter, „ſetzen ſie, konte der Landgraf, des Grafen Alberts Schwiegervater, den erlittenen Be- „leidigungen ſeines Schwiegerſohns nicht laͤnger zuſehen, und grif daher, nach ſeiner ge- „woͤhnlichen Tapferkeit, nach den Waffen, machte alle Kriegesanſtalten, und ſchloß mit „zureichender Mannſchaft das Schloß Wymar auf allen Seiten ein ꝛc.„ Hier hat man die Hedewig, des Thuͤringiſchen Landgrafens Prinzeßin, welche an einen Gra- fen von Holſtein, Alberten, vermaͤhlet worden. Hier iſt dieſes Grafens Bruder, Herrmann, Graf von Orlamuͤnde, der, als ſein Bruder nicht zu Hauſe war, nach deſſelben Schloͤſſern in Thuͤringen getrachtet und geſchnappet hat. Hier ſiehet man endlich den Landgraf Hermann, der als Schwiegervater von demjenigen Graf Al- bert, der mit dem Grafen von Orlamuͤnde, Hermannen, Bruder iſt, die Laͤnder ſeines Eidams vertheidiget. Aus dieſen Saͤtzen iſt offenbar, daß dieſer Albert, der ein Graf bald von Orlamuͤnde, bald von Holſtein, bald von Nordalbingien, bey den Hi- ſtorienſchreibern aber mehrentheils ein Graf von Lauenburg heiſſet, und einjuͤngerer Bru- der von dem Orlamuͤndiſchen Grafen Hermann war, die Hedwig, eine Prinzeßin des Landgrafen Hermanns von Thuͤringen zur Gemahlin gehabt, und daß dieſe Hedwig an keinen Grafen von Elſaß verheirathet geweſen. Welches hier muſte erwieſen werden. Al- bert ſtund auch nicht allein beym Koͤnig Waldemar in Daͤnnemark in hohen Gnaden, ſoAlbert ward am roͤmi- ſchen Hofe bekant. lange des Koͤnigs Gluͤck waͤhrete, ſondern hatte ſich auch am roͤmiſchen Hofe wohl einge- ſchmeichelt, welcher damals ſehr maͤchtig war. Denn als zu dieſer Zeit in Sachſen jenſeit der Elbe alles in Ruhe und hinlaͤnglicher Sicherheit zu ſeyn ſchiene, ſo gab er ſich, um bey dieſem Hofe ſich recht beliebt zu machen, mit an, den heiligen Krieg in Liefland mit auszu- fuͤhren. Als er dem Pabſt Honorius III von ſeinem Entſchluß Theil gegeben; ſo machte ihm dieſer das Herz immer groͤſſer, dis Vorhaben ins Werk zu ſetzen, in einem Apoſtoliſchen Breve, ſo in der Samlung der Briefſchaften (Regeſto) von dieſem Pabſte libr. 1 ep. 197 be- findlich iſt, wie Raynald beym Jahre 1217 n. 45 bemerket. Wer dieſes weiß, den wirds nicht Wunder nehmen, daß Albert nach Einbuͤſſung der jenſeit der Elbe gelegenen Laͤnder ſeine Zuflucht zum roͤmiſchen Hofe genommen, und nebſt ſeinem Mutterbruder die Losſpre- chung von der Verbindlichkeit an ſeinen Eid erhalten, den er in der Gefangenſchaft dem Fein-Zeugen ſeiner Walfahrt nach Lief- land. de geſchworen. Wir haben auch noch andere Zeugen von ſeinem heiligen Feldzuge. Denn Albert von Stade ſchreibet beym Jahre 1227 alſo: „Der Graf Albert kam nach Lief- land.„ Cranz ſchreibet dieſen aus in Saxon. l. 7. c. 37, und thut noch etliche Dinge dazu, worinne er unſerm Chronikſchreiber zum Beſten redet: „Albert, Graf von Nordalbin- „gien ſchifte nach Liefland, um gegen die Unglaͤubigen zu Felde zu gehen. Dieſe Wal- „farth ward alle Jahre von neuem fortgeſetzet, und brachte in Bekehrung der Heiden groſ- „ſen Nutzen, weil ſie aus Haͤrtigkeit ihrer Nation nicht anders als durch die Waffen zur Ge- „rechtigkeit (des Glaubens) konten gebracht werden. Der Biſchof in Liefland, Albert, K k 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <note place="end" n="b)"><pb facs="#f0163" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von 1216 bis 1217.</hi></fw><lb/> nes jeglichen Abſicht oder Kopf mit ſich zu bringen geſchienen. Es mag nun an der dar-<note place="right">1216</note><lb/> aus jetzo angefuͤhrten Stelle, der erſte Buchſtabe des Worts <hi rendition="#fr">Alſaten</hi> in dem Original<lb/> entweder mit einem <hi rendition="#fr">a</hi> geſchrieben, oder ſo undeutlich gezogen ſeyn, daß er von denen<lb/> gemeiniglich ſehr eilfertigen Abſchreibern fuͤr ein <hi rendition="#fr">a</hi> angeſehen worden, da doch eigent-<lb/> lich ein <hi rendition="#fr">o</hi> geſchrieben geſtanden. Eins von beyden muß es freylich geweſen ſeyn: und<lb/> alſo iſt die Quelle des Jrthums da und zugleich klar, wie gar nichts auf die Ueberein-<lb/> ſtimmung aller Manuſcripte zu bauen ſey. Daß aber ein Schreibefehler vorgefallen,<lb/> und man fuͤr Graf von <hi rendition="#fr">Alſaten</hi> nothwendig <hi rendition="#fr">Olſaten</hi> leſen muͤſſe, beweiſet die <hi rendition="#aq">vetus<lb/> Narratio Althahenſis Script. Brunſuicenſ. tom. 2 p.</hi> 21, dabey ich erſtaune, wie dieſe<lb/> Stelle der Scharfſichtigkeit und dem Gedaͤchtniß des in ſolchen Dingen ſehr bewander-<lb/> ten Herrn <hi rendition="#fr">Eccards</hi> entwiſchet ſey. Denn obgleich jener Verfaſſer bey der Mutter<lb/><hi rendition="#fr">Hedwigs</hi> und ihren Kindern ſelbſt etwas menſchliches ſcheinet begangen zu haben: ſo<lb/> hat er doch in <hi rendition="#fr">Hedwigs</hi> Vermaͤhlung gar nicht geirret. „<hi rendition="#fr">Otto,</hi> Herzog von <hi rendition="#fr">Bayern,</hi><lb/> „ſchreibt er, hatte 5 Prinzeßinnen,„ gemeiniglich weiß man nur von zweyen: „Die eine<lb/> „von ihnen, nemlich <hi rendition="#fr">Sophien,</hi> heirathete der Landgruf von <hi rendition="#fr">Thuͤringen, Hermann,</hi><lb/> „und zeugete mit ihr <hi rendition="#fr">Ludewigen,</hi> einen Gemahl der heiligen <hi rendition="#fr">Eliſabeth,</hi> und <hi rendition="#fr">Hein-<lb/> „richen</hi> ‒ ‒ und ‒ ‒ die Gemahlin des Grafen <hi rendition="#fr">Alberts</hi> von <hi rendition="#fr">Holtſezzen,</hi> der ein Bru-<lb/> „der des <hi rendition="#fr">Orlamuͤndiſchen</hi> Grafens <hi rendition="#fr">Hermanns</hi> geweſen.„ Was kan deutlicher ſeyn?<lb/> Wer damit noch nicht zufrieden ſeyn wil, der ſchlage weiter nach, was die <hi rendition="#aq">Annales<lb/> Reinersbornenſes</hi> in Manuſcript haben beym Jahre 1214: „Jnzwiſchen kam Krieg<lb/> „auf Krieg, Mord auf Mord, und kein Bruder war vor dem Auflauren des andern<lb/> „mehr des Lebens ſicher. Denn der Graf <hi rendition="#fr">Hermann</hi> von <hi rendition="#fr">Orlamuͤnde</hi> trachtete in Ab-<lb/> „weſenheit ſeines leiblichen Bruders mit Liſt, Gewalt und Macht, ſo viel er konte, nach<lb/> „den Guͤtern und Schloͤſſern deſſelben, und ſuchte ſeine Rechnung nur zu finden, wenn<lb/> „er auch den Bruder auf allerhand Art und Weiſe um die Erbſchaft braͤchte. Weiter,<lb/> „ſetzen ſie, konte der Landgraf, des Grafen <hi rendition="#fr">Alberts</hi> Schwiegervater, den erlittenen Be-<lb/> „leidigungen ſeines Schwiegerſohns nicht laͤnger zuſehen, und grif daher, nach ſeiner ge-<lb/> „woͤhnlichen Tapferkeit, nach den Waffen, machte alle Kriegesanſtalten, und ſchloß mit<lb/> „zureichender Mannſchaft das Schloß <hi rendition="#fr">Wymar</hi> auf allen Seiten ein ꝛc.„ Hier hat<lb/> man die <hi rendition="#fr">Hedewig,</hi> des <hi rendition="#fr">Thuͤringiſchen</hi> Landgrafens Prinzeßin, welche an einen Gra-<lb/> fen von <hi rendition="#fr">Holſtein, Alberten,</hi> vermaͤhlet worden. Hier iſt dieſes Grafens Bruder,<lb/><hi rendition="#fr">Herrmann,</hi> Graf von <hi rendition="#fr">Orlamuͤnde,</hi> der, als ſein Bruder nicht zu Hauſe war, nach<lb/> deſſelben Schloͤſſern in <hi rendition="#fr">Thuͤringen</hi> getrachtet und geſchnappet hat. Hier ſiehet man<lb/> endlich den Landgraf <hi rendition="#fr">Hermann,</hi> der als <hi rendition="#fr">Schwiegervater</hi> von demjenigen Graf <hi rendition="#fr">Al-<lb/> bert,</hi> der mit dem Grafen von <hi rendition="#fr">Orlamuͤnde, Hermannen,</hi> Bruder iſt, die Laͤnder<lb/> ſeines Eidams vertheidiget. Aus dieſen Saͤtzen iſt offenbar, daß dieſer <hi rendition="#fr">Albert,</hi> der ein<lb/> Graf bald von <hi rendition="#fr">Orlamuͤnde,</hi> bald von <hi rendition="#fr">Holſtein,</hi> bald von <hi rendition="#fr">Nordalbingien,</hi> bey den Hi-<lb/> ſtorienſchreibern aber mehrentheils ein Graf von <hi rendition="#fr">Lauenburg</hi> heiſſet, und einjuͤngerer Bru-<lb/> der von dem <hi rendition="#fr">Orlamuͤndiſchen</hi> Grafen <hi rendition="#fr">Hermann</hi> war, die <hi rendition="#fr">Hedwig,</hi> eine Prinzeßin des<lb/> Landgrafen <hi rendition="#fr">Hermanns</hi> von <hi rendition="#fr">Thuͤringen</hi> zur Gemahlin gehabt, und daß dieſe <hi rendition="#fr">Hedwig</hi> an<lb/> keinen Grafen von <hi rendition="#fr">Elſaß</hi> verheirathet geweſen. Welches hier muſte erwieſen werden. <hi rendition="#fr">Al-<lb/> bert</hi> ſtund auch nicht allein beym Koͤnig <hi rendition="#fr">Waldemar</hi> in <hi rendition="#fr">Daͤnnemark</hi> in hohen Gnaden, ſo<note place="right"><hi rendition="#fr">Albert</hi> ward<lb/> am <hi rendition="#fr">roͤmi-<lb/> ſchen</hi> Hofe<lb/> bekant.</note><lb/> lange des Koͤnigs Gluͤck waͤhrete, ſondern hatte ſich auch am <hi rendition="#fr">roͤmiſchen</hi> Hofe wohl einge-<lb/> ſchmeichelt, welcher damals ſehr maͤchtig war. Denn als zu dieſer Zeit in <hi rendition="#fr">Sachſen</hi> jenſeit<lb/> der <hi rendition="#fr">Elbe</hi> alles in Ruhe und hinlaͤnglicher Sicherheit zu ſeyn ſchiene, ſo gab er ſich, um bey<lb/> dieſem Hofe ſich recht beliebt zu machen, mit an, den heiligen Krieg in <hi rendition="#fr">Liefland</hi> mit auszu-<lb/> fuͤhren. Als er dem Pabſt <hi rendition="#fr">Honorius</hi> <hi rendition="#aq">III</hi> von ſeinem Entſchluß Theil gegeben; ſo machte<lb/> ihm dieſer das Herz immer groͤſſer, dis Vorhaben ins Werk zu ſetzen, in einem Apoſtoliſchen<lb/> Breve, ſo in der Samlung der Briefſchaften (<hi rendition="#aq">Regeſto</hi>) von dieſem Pabſte <hi rendition="#aq">libr. 1 ep.</hi> 197 be-<lb/> findlich iſt, wie <hi rendition="#fr">Raynald</hi> beym Jahre 1217 <hi rendition="#aq">n.</hi> 45 bemerket. Wer dieſes weiß, den wirds<lb/> nicht Wunder nehmen, daß <hi rendition="#fr">Albert</hi> nach Einbuͤſſung der jenſeit der <hi rendition="#fr">Elbe</hi> gelegenen Laͤnder<lb/> ſeine Zuflucht zum <hi rendition="#fr">roͤmiſchen</hi> Hofe genommen, und nebſt ſeinem Mutterbruder die Losſpre-<lb/> chung von der Verbindlichkeit an ſeinen Eid erhalten, den er in der Gefangenſchaft dem Fein-<note place="right">Zeugen ſeiner<lb/> Walfahrt<lb/> nach <hi rendition="#fr">Lief-<lb/> land.</hi></note><lb/> de geſchworen. Wir haben auch noch andere Zeugen von ſeinem heiligen Feldzuge. Denn<lb/><hi rendition="#fr">Albert</hi> von <hi rendition="#fr">Stade</hi> ſchreibet beym Jahre 1227 alſo: „Der Graf <hi rendition="#fr">Albert</hi> kam nach <hi rendition="#fr">Lief-<lb/> land.„ Cranz</hi> ſchreibet dieſen aus in <hi rendition="#aq">Saxon. l. 7. c.</hi> 37, und thut noch etliche Dinge dazu,<lb/> worinne er unſerm Chronikſchreiber zum Beſten redet: „<hi rendition="#fr">Albert,</hi> Graf von <hi rendition="#fr">Nordalbin-<lb/> „gien</hi> ſchifte nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> um gegen die Unglaͤubigen zu Felde zu gehen. Dieſe Wal-<lb/> „farth ward alle Jahre von neuem fortgeſetzet, und brachte in Bekehrung der Heiden groſ-<lb/> „ſen Nutzen, weil ſie aus Haͤrtigkeit ihrer Nation nicht anders als durch die Waffen zur Ge-<lb/> „rechtigkeit (des Glaubens) konten gebracht werden. Der Biſchof in <hi rendition="#fr">Liefland, Albert,</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K k 2</fw><fw place="bottom" type="catch">fuͤhrte</fw><lb/></note> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0163]
von 1216 bis 1217.
b⁾
nes jeglichen Abſicht oder Kopf mit ſich zu bringen geſchienen. Es mag nun an der dar-
aus jetzo angefuͤhrten Stelle, der erſte Buchſtabe des Worts Alſaten in dem Original
entweder mit einem a geſchrieben, oder ſo undeutlich gezogen ſeyn, daß er von denen
gemeiniglich ſehr eilfertigen Abſchreibern fuͤr ein a angeſehen worden, da doch eigent-
lich ein o geſchrieben geſtanden. Eins von beyden muß es freylich geweſen ſeyn: und
alſo iſt die Quelle des Jrthums da und zugleich klar, wie gar nichts auf die Ueberein-
ſtimmung aller Manuſcripte zu bauen ſey. Daß aber ein Schreibefehler vorgefallen,
und man fuͤr Graf von Alſaten nothwendig Olſaten leſen muͤſſe, beweiſet die vetus
Narratio Althahenſis Script. Brunſuicenſ. tom. 2 p. 21, dabey ich erſtaune, wie dieſe
Stelle der Scharfſichtigkeit und dem Gedaͤchtniß des in ſolchen Dingen ſehr bewander-
ten Herrn Eccards entwiſchet ſey. Denn obgleich jener Verfaſſer bey der Mutter
Hedwigs und ihren Kindern ſelbſt etwas menſchliches ſcheinet begangen zu haben: ſo
hat er doch in Hedwigs Vermaͤhlung gar nicht geirret. „Otto, Herzog von Bayern,
„ſchreibt er, hatte 5 Prinzeßinnen,„ gemeiniglich weiß man nur von zweyen: „Die eine
„von ihnen, nemlich Sophien, heirathete der Landgruf von Thuͤringen, Hermann,
„und zeugete mit ihr Ludewigen, einen Gemahl der heiligen Eliſabeth, und Hein-
„richen ‒ ‒ und ‒ ‒ die Gemahlin des Grafen Alberts von Holtſezzen, der ein Bru-
„der des Orlamuͤndiſchen Grafens Hermanns geweſen.„ Was kan deutlicher ſeyn?
Wer damit noch nicht zufrieden ſeyn wil, der ſchlage weiter nach, was die Annales
Reinersbornenſes in Manuſcript haben beym Jahre 1214: „Jnzwiſchen kam Krieg
„auf Krieg, Mord auf Mord, und kein Bruder war vor dem Auflauren des andern
„mehr des Lebens ſicher. Denn der Graf Hermann von Orlamuͤnde trachtete in Ab-
„weſenheit ſeines leiblichen Bruders mit Liſt, Gewalt und Macht, ſo viel er konte, nach
„den Guͤtern und Schloͤſſern deſſelben, und ſuchte ſeine Rechnung nur zu finden, wenn
„er auch den Bruder auf allerhand Art und Weiſe um die Erbſchaft braͤchte. Weiter,
„ſetzen ſie, konte der Landgraf, des Grafen Alberts Schwiegervater, den erlittenen Be-
„leidigungen ſeines Schwiegerſohns nicht laͤnger zuſehen, und grif daher, nach ſeiner ge-
„woͤhnlichen Tapferkeit, nach den Waffen, machte alle Kriegesanſtalten, und ſchloß mit
„zureichender Mannſchaft das Schloß Wymar auf allen Seiten ein ꝛc.„ Hier hat
man die Hedewig, des Thuͤringiſchen Landgrafens Prinzeßin, welche an einen Gra-
fen von Holſtein, Alberten, vermaͤhlet worden. Hier iſt dieſes Grafens Bruder,
Herrmann, Graf von Orlamuͤnde, der, als ſein Bruder nicht zu Hauſe war, nach
deſſelben Schloͤſſern in Thuͤringen getrachtet und geſchnappet hat. Hier ſiehet man
endlich den Landgraf Hermann, der als Schwiegervater von demjenigen Graf Al-
bert, der mit dem Grafen von Orlamuͤnde, Hermannen, Bruder iſt, die Laͤnder
ſeines Eidams vertheidiget. Aus dieſen Saͤtzen iſt offenbar, daß dieſer Albert, der ein
Graf bald von Orlamuͤnde, bald von Holſtein, bald von Nordalbingien, bey den Hi-
ſtorienſchreibern aber mehrentheils ein Graf von Lauenburg heiſſet, und einjuͤngerer Bru-
der von dem Orlamuͤndiſchen Grafen Hermann war, die Hedwig, eine Prinzeßin des
Landgrafen Hermanns von Thuͤringen zur Gemahlin gehabt, und daß dieſe Hedwig an
keinen Grafen von Elſaß verheirathet geweſen. Welches hier muſte erwieſen werden. Al-
bert ſtund auch nicht allein beym Koͤnig Waldemar in Daͤnnemark in hohen Gnaden, ſo
lange des Koͤnigs Gluͤck waͤhrete, ſondern hatte ſich auch am roͤmiſchen Hofe wohl einge-
ſchmeichelt, welcher damals ſehr maͤchtig war. Denn als zu dieſer Zeit in Sachſen jenſeit
der Elbe alles in Ruhe und hinlaͤnglicher Sicherheit zu ſeyn ſchiene, ſo gab er ſich, um bey
dieſem Hofe ſich recht beliebt zu machen, mit an, den heiligen Krieg in Liefland mit auszu-
fuͤhren. Als er dem Pabſt Honorius III von ſeinem Entſchluß Theil gegeben; ſo machte
ihm dieſer das Herz immer groͤſſer, dis Vorhaben ins Werk zu ſetzen, in einem Apoſtoliſchen
Breve, ſo in der Samlung der Briefſchaften (Regeſto) von dieſem Pabſte libr. 1 ep. 197 be-
findlich iſt, wie Raynald beym Jahre 1217 n. 45 bemerket. Wer dieſes weiß, den wirds
nicht Wunder nehmen, daß Albert nach Einbuͤſſung der jenſeit der Elbe gelegenen Laͤnder
ſeine Zuflucht zum roͤmiſchen Hofe genommen, und nebſt ſeinem Mutterbruder die Losſpre-
chung von der Verbindlichkeit an ſeinen Eid erhalten, den er in der Gefangenſchaft dem Fein-
de geſchworen. Wir haben auch noch andere Zeugen von ſeinem heiligen Feldzuge. Denn
Albert von Stade ſchreibet beym Jahre 1227 alſo: „Der Graf Albert kam nach Lief-
land.„ Cranz ſchreibet dieſen aus in Saxon. l. 7. c. 37, und thut noch etliche Dinge dazu,
worinne er unſerm Chronikſchreiber zum Beſten redet: „Albert, Graf von Nordalbin-
„gien ſchifte nach Liefland, um gegen die Unglaͤubigen zu Felde zu gehen. Dieſe Wal-
„farth ward alle Jahre von neuem fortgeſetzet, und brachte in Bekehrung der Heiden groſ-
„ſen Nutzen, weil ſie aus Haͤrtigkeit ihrer Nation nicht anders als durch die Waffen zur Ge-
„rechtigkeit (des Glaubens) konten gebracht werden. Der Biſchof in Liefland, Albert,
fuͤhrte
K k 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |