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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1216 bis 1217.
§. 2.

Nachdem er in Riga anlangte, schickten die Esthen nach Rußland an die1216
Russen viele Geschenke, und baten, sie möchten mit einer Armee kommen, und
die Kirche in Liefland zu Grunde richten. Der Groskönig von Nogarden,
Misceslaus
aber hatte eben zu der Zeit eine weite Reise vorgenommen, um
wegen des Reichs Gallatien c) mit dem König von Ungern anzubinden, hatte
auch einen neuen König in seiner Residenz Nogarden nachgelassen. Dieser ließ
durch seine Boten in Esthland ansagen, er wolle in Begleitung des Königs Wol-
demars
und vieler andern Könige, mit einer starken Armee anrücken. Die
Esthen freueten sich darüber, schickten durch ganz Esthland umher, und ver-
samleten ein sehr starkes und zahlreiches Heer. Sie lagerten sich bey der Pala in
Saccala. Jhr Oberhaupt, der untreue Landesälteste Lembit, bestelte alle
aus allen Provinzen, und es stiessen sowol die von Rötel, Harrien und Wier-
land,
als die von Reval, Gerwen und Saccala zu ihm. Jhrer waren
etwan sechstausend Heiden, die alle in Saccala fünf Tage auf den Anmarsch der
Rußischen Könige warteten. Die Rigischen, die von ihrer Zusammenkunft
und Absicht Wind hatten, machten sich auf und eilten aufs geschwindeste zu ihnen,
weil sie den Russen zuvor kommen wolten. Also zogen aus mit ihnen der Graf
Albert mit seinen Rittern und Knechten: Der Ordensmeister Volquin mit sei-
nen Brüdern. Bernhard, Abt von Dunemunde d); der Probst Johan-
nes;
die Liven und Letten; auch der getreueste Caupo, der die Kriege und
Feldzüge des HErrn niemals verabsäumete. Diese gingen mit einander zu Felde.
Alle oberwehnten kamen also nach Saccala, wo der Ort des Gebets und der
Unterredungen für die Armee war. Sie bestunden aus etwan dreytausend auser-
lesenen Leuten. Sie stelten die Deutschen in die Mitten, die Liven zur Rech-
ten, und wiesen den Letten den Weg zur Linken an. Sie schickten auch einige
aus auf die Dörfer, die etliche Leute auffingen und von ihnen die Stärke des Heers
vernahmen, das ihnen schon entgegen zog und sich zum Streite gefast machte. Auf
diese Nachricht marschirten sie vorsichtig und in guter Ordnung, und erreichten mit
dem Abend das Schloß Viliende e), wobey sie Nachtquartier nahmen, die hohe
Messe hielten und am Tage Matthiä des Apostels auf die Feinde zugingen. Allein
sie befanden, daß jene sich anderwerts hingewendet, und setzten daher ihnen gleich
nach, und da sie sahen, wie jene in völliger Bereitschaft zu schlagen sogleich aus
den Wäldern entgegen rückten, gingen sie ebenfals drauf los, und die Deut-
schen
fochten in der mitten, wo der gröste und stärkste Trup war. Einige von
ihnen rückten zu Pferde, andere zu Fuß, in guter Ordnung etwas aus, brachen
mitten ein, trenten ihre Schlachtordnung und schlugen sie in die Flucht.

c) Das Reich Gallatien ist derjenige Theil von Rußland, der heutiges Tages unter
Polen stehet, und Lemberg (Leopolin) zur Hauptstadt hat; die ehemals Halicz oder
Galiz hieß, davon das Reich den Namen bekommen. Die Veranlassung des Krieges
war, daß die daselbst wohnenden Russen die Fürsten Rußisches Geblüts verwarfen,
und Colomannen, des Ungerischen Königs Andreas, andern Prinzen, einen Bru-
der der heiligen Landgräfin Elisabeth, zum König beriefen; welchen der Erzbischof von
Gran und Vincentius Kadlubko, Bischof von Cracau, zum König von Halicz
krönte. Dieser Kadlubko hat zuerst unter den Polen in der Geschichte seines Va-
terlandes was gewaget, was nemlich uns in die Hände gekommen, ob es gleich durch
eines müßigen Schwätzers läppische Erläuterungen sehr verstelt ans Licht getreten. Die-
sen Haliczischen Krieg beschreibt des Kadlubko weit würdiger Nachfolger in Beschrei-
bung der Geschichte, Dlugossus, libr. 6 p. 604 seq. und dessen Auszugsverfasser
Mechovius libr. 3 c. 31 p. 118 seq. nach der Cracauischen Ausgabe, der nicht selten
Galatien für Halicz gebraucht. Man sehe ums Jahr 1221 not. c). Jn dieses Un-
ternehmen schlägt auch des Pabst Honorius III an den Ungerischen König Andreas
abgelassenes Breve mit ein, bey Raynalden ums Jahr 1222 n. 42. Den Mieces-
laus
aber, König von Neugarden, kennen wir schon vom 1210ten Jahr n. 8.
d) Nem-
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von 1216 bis 1217.
§. 2.

Nachdem er in Riga anlangte, ſchickten die Eſthen nach Rußland an die1216
Ruſſen viele Geſchenke, und baten, ſie moͤchten mit einer Armee kommen, und
die Kirche in Liefland zu Grunde richten. Der Groskoͤnig von Nogarden,
Misceslaus
aber hatte eben zu der Zeit eine weite Reiſe vorgenommen, um
wegen des Reichs Gallatien c) mit dem Koͤnig von Ungern anzubinden, hatte
auch einen neuen Koͤnig in ſeiner Reſidenz Nogarden nachgelaſſen. Dieſer ließ
durch ſeine Boten in Eſthland anſagen, er wolle in Begleitung des Koͤnigs Wol-
demars
und vieler andern Koͤnige, mit einer ſtarken Armee anruͤcken. Die
Eſthen freueten ſich daruͤber, ſchickten durch ganz Eſthland umher, und ver-
ſamleten ein ſehr ſtarkes und zahlreiches Heer. Sie lagerten ſich bey der Pala in
Saccala. Jhr Oberhaupt, der untreue Landesaͤlteſte Lembit, beſtelte alle
aus allen Provinzen, und es ſtieſſen ſowol die von Roͤtel, Harrien und Wier-
land,
als die von Reval, Gerwen und Saccala zu ihm. Jhrer waren
etwan ſechstauſend Heiden, die alle in Saccala fuͤnf Tage auf den Anmarſch der
Rußiſchen Koͤnige warteten. Die Rigiſchen, die von ihrer Zuſammenkunft
und Abſicht Wind hatten, machten ſich auf und eilten aufs geſchwindeſte zu ihnen,
weil ſie den Ruſſen zuvor kommen wolten. Alſo zogen aus mit ihnen der Graf
Albert mit ſeinen Rittern und Knechten: Der Ordensmeiſter Volquin mit ſei-
nen Bruͤdern. Bernhard, Abt von Dunemunde d); der Probſt Johan-
nes;
die Liven und Letten; auch der getreueſte Caupo, der die Kriege und
Feldzuͤge des HErrn niemals verabſaͤumete. Dieſe gingen mit einander zu Felde.
Alle oberwehnten kamen alſo nach Saccala, wo der Ort des Gebets und der
Unterredungen fuͤr die Armee war. Sie beſtunden aus etwan dreytauſend auser-
leſenen Leuten. Sie ſtelten die Deutſchen in die Mitten, die Liven zur Rech-
ten, und wieſen den Letten den Weg zur Linken an. Sie ſchickten auch einige
aus auf die Doͤrfer, die etliche Leute auffingen und von ihnen die Staͤrke des Heers
vernahmen, das ihnen ſchon entgegen zog und ſich zum Streite gefaſt machte. Auf
dieſe Nachricht marſchirten ſie vorſichtig und in guter Ordnung, und erreichten mit
dem Abend das Schloß Viliende e), wobey ſie Nachtquartier nahmen, die hohe
Meſſe hielten und am Tage Matthiaͤ des Apoſtels auf die Feinde zugingen. Allein
ſie befanden, daß jene ſich anderwerts hingewendet, und ſetzten daher ihnen gleich
nach, und da ſie ſahen, wie jene in voͤlliger Bereitſchaft zu ſchlagen ſogleich aus
den Waͤldern entgegen ruͤckten, gingen ſie ebenfals drauf los, und die Deut-
ſchen
fochten in der mitten, wo der groͤſte und ſtaͤrkſte Trup war. Einige von
ihnen ruͤckten zu Pferde, andere zu Fuß, in guter Ordnung etwas aus, brachen
mitten ein, trenten ihre Schlachtordnung und ſchlugen ſie in die Flucht.

c) Das Reich Gallatien iſt derjenige Theil von Rußland, der heutiges Tages unter
Polen ſtehet, und Lemberg (Leopolin) zur Hauptſtadt hat; die ehemals Halicz oder
Galiz hieß, davon das Reich den Namen bekommen. Die Veranlaſſung des Krieges
war, daß die daſelbſt wohnenden Ruſſen die Fuͤrſten Rußiſches Gebluͤts verwarfen,
und Colomannen, des Ungeriſchen Koͤnigs Andreas, andern Prinzen, einen Bru-
der der heiligen Landgraͤfin Eliſabeth, zum Koͤnig beriefen; welchen der Erzbiſchof von
Gran und Vincentius Kadlubko, Biſchof von Cracau, zum Koͤnig von Halicz
kroͤnte. Dieſer Kadlubko hat zuerſt unter den Polen in der Geſchichte ſeines Va-
terlandes was gewaget, was nemlich uns in die Haͤnde gekommen, ob es gleich durch
eines muͤßigen Schwaͤtzers laͤppiſche Erlaͤuterungen ſehr verſtelt ans Licht getreten. Die-
ſen Halicziſchen Krieg beſchreibt des Kadlubko weit wuͤrdiger Nachfolger in Beſchrei-
bung der Geſchichte, Dlugoſſus, libr. 6 p. 604 ſeq. und deſſen Auszugsverfaſſer
Mechovius libr. 3 c. 31 p. 118 ſeq. nach der Cracauiſchen Ausgabe, der nicht ſelten
Galatien fuͤr Halicz gebraucht. Man ſehe ums Jahr 1221 not. c). Jn dieſes Un-
ternehmen ſchlaͤgt auch des Pabſt Honorius III an den Ungeriſchen Koͤnig Andreas
abgelaſſenes Breve mit ein, bey Raynalden ums Jahr 1222 n. 42. Den Mieces-
laus
aber, Koͤnig von Neugarden, kennen wir ſchon vom 1210ten Jahr n. 8.
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[133/0165] von 1216 bis 1217. §. 2. Nachdem er in Riga anlangte, ſchickten die Eſthen nach Rußland an die Ruſſen viele Geſchenke, und baten, ſie moͤchten mit einer Armee kommen, und die Kirche in Liefland zu Grunde richten. Der Groskoͤnig von Nogarden, Misceslaus aber hatte eben zu der Zeit eine weite Reiſe vorgenommen, um wegen des Reichs Gallatien c⁾ mit dem Koͤnig von Ungern anzubinden, hatte auch einen neuen Koͤnig in ſeiner Reſidenz Nogarden nachgelaſſen. Dieſer ließ durch ſeine Boten in Eſthland anſagen, er wolle in Begleitung des Koͤnigs Wol- demars und vieler andern Koͤnige, mit einer ſtarken Armee anruͤcken. Die Eſthen freueten ſich daruͤber, ſchickten durch ganz Eſthland umher, und ver- ſamleten ein ſehr ſtarkes und zahlreiches Heer. Sie lagerten ſich bey der Pala in Saccala. Jhr Oberhaupt, der untreue Landesaͤlteſte Lembit, beſtelte alle aus allen Provinzen, und es ſtieſſen ſowol die von Roͤtel, Harrien und Wier- land, als die von Reval, Gerwen und Saccala zu ihm. Jhrer waren etwan ſechstauſend Heiden, die alle in Saccala fuͤnf Tage auf den Anmarſch der Rußiſchen Koͤnige warteten. Die Rigiſchen, die von ihrer Zuſammenkunft und Abſicht Wind hatten, machten ſich auf und eilten aufs geſchwindeſte zu ihnen, weil ſie den Ruſſen zuvor kommen wolten. Alſo zogen aus mit ihnen der Graf Albert mit ſeinen Rittern und Knechten: Der Ordensmeiſter Volquin mit ſei- nen Bruͤdern. Bernhard, Abt von Dunemunde d⁾ ; der Probſt Johan- nes; die Liven und Letten; auch der getreueſte Caupo, der die Kriege und Feldzuͤge des HErrn niemals verabſaͤumete. Dieſe gingen mit einander zu Felde. Alle oberwehnten kamen alſo nach Saccala, wo der Ort des Gebets und der Unterredungen fuͤr die Armee war. Sie beſtunden aus etwan dreytauſend auser- leſenen Leuten. Sie ſtelten die Deutſchen in die Mitten, die Liven zur Rech- ten, und wieſen den Letten den Weg zur Linken an. Sie ſchickten auch einige aus auf die Doͤrfer, die etliche Leute auffingen und von ihnen die Staͤrke des Heers vernahmen, das ihnen ſchon entgegen zog und ſich zum Streite gefaſt machte. Auf dieſe Nachricht marſchirten ſie vorſichtig und in guter Ordnung, und erreichten mit dem Abend das Schloß Viliende e⁾ , wobey ſie Nachtquartier nahmen, die hohe Meſſe hielten und am Tage Matthiaͤ des Apoſtels auf die Feinde zugingen. Allein ſie befanden, daß jene ſich anderwerts hingewendet, und ſetzten daher ihnen gleich nach, und da ſie ſahen, wie jene in voͤlliger Bereitſchaft zu ſchlagen ſogleich aus den Waͤldern entgegen ruͤckten, gingen ſie ebenfals drauf los, und die Deut- ſchen fochten in der mitten, wo der groͤſte und ſtaͤrkſte Trup war. Einige von ihnen ruͤckten zu Pferde, andere zu Fuß, in guter Ordnung etwas aus, brachen mitten ein, trenten ihre Schlachtordnung und ſchlugen ſie in die Flucht. 1216 c⁾ Das Reich Gallatien iſt derjenige Theil von Rußland, der heutiges Tages unter Polen ſtehet, und Lemberg (Leopolin) zur Hauptſtadt hat; die ehemals Halicz oder Galiz hieß, davon das Reich den Namen bekommen. Die Veranlaſſung des Krieges war, daß die daſelbſt wohnenden Ruſſen die Fuͤrſten Rußiſches Gebluͤts verwarfen, und Colomannen, des Ungeriſchen Koͤnigs Andreas, andern Prinzen, einen Bru- der der heiligen Landgraͤfin Eliſabeth, zum Koͤnig beriefen; welchen der Erzbiſchof von Gran und Vincentius Kadlubko, Biſchof von Cracau, zum Koͤnig von Halicz kroͤnte. Dieſer Kadlubko hat zuerſt unter den Polen in der Geſchichte ſeines Va- terlandes was gewaget, was nemlich uns in die Haͤnde gekommen, ob es gleich durch eines muͤßigen Schwaͤtzers laͤppiſche Erlaͤuterungen ſehr verſtelt ans Licht getreten. Die- ſen Halicziſchen Krieg beſchreibt des Kadlubko weit wuͤrdiger Nachfolger in Beſchrei- bung der Geſchichte, Dlugoſſus, libr. 6 p. 604 ſeq. und deſſen Auszugsverfaſſer Mechovius libr. 3 c. 31 p. 118 ſeq. nach der Cracauiſchen Ausgabe, der nicht ſelten Galatien fuͤr Halicz gebraucht. Man ſehe ums Jahr 1221 not. c). Jn dieſes Un- ternehmen ſchlaͤgt auch des Pabſt Honorius III an den Ungeriſchen Koͤnig Andreas abgelaſſenes Breve mit ein, bey Raynalden ums Jahr 1222 n. 42. Den Mieces- laus aber, Koͤnig von Neugarden, kennen wir ſchon vom 1210ten Jahr n. 8. d) Nem- L l

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/165>, abgerufen am 21.11.2024.