[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216d) Nemlich der alte Kriegesheld Bernhard von der Lippe, der nun in einem andern La- ger in einer andern Rüstung zu Felde lag, von dem beym Jahre 1210 n. 2 und 4. e) Viliende ist ein Schloß, so heutiges Tages Felein heisset. §. 3. Auch die Letten, so auf dem linken Flügel fochten, drungen beherzt mit den §. 4. Caupo aber, dessen beyde Seiten mit einer Lanze durch und durch geboret f) Weil den Christen, sonderlich den Sachsen, das verbrennen der menschlichen Körper bey Lebensstrafe verboten, und an dessen stat die Beerdigung anbefohlen worden; so könte die Verbrennung von des Caupo Leichnam wunderlich und gegen die christlichen Gesetze anstößig scheinen. Da aber nicht gesagt wird, daß die Gebeine mit dem Fleische zugleich zu Asche verbrant seyn, welches das Gesetz verbietet, sondern vom Fleische ab- gesondert, nach dem Vaterlande gebracht, und zur Erde bestattet sind, so findet dabey keine Uebertretung des christlichen Gesetzes stat. Denn man pflegte nach Gewohnheit damaliger Zeit, daß ich mich hier der Worte des Gelenius ad vitam Engelberti. p. 158 als eigner bedienen darf, das Fleisch von den Knochen in einer Pfanne abzulösen, so ofte todte Menschen anders wohin solten fortgebracht werden. So lesen wir, daß dieses Engelberts Gebeine selbst Anno 1225 von Cöln nach Nürnberg abgeführet seyn, dem König Heinrich als in der Sache sitzenden Richter das corpus delicti (die Wahr- heit der That) zu erweisen. So finden wir, daß man die Gebeine des Landgrafen Ludwigs, eines Gemahls der heiligen Elisabeth, ausgekocht, von ihrem Fleisch abge- sondert, auch der andern ihre, die auf den Kreuzzügen gestorben; sie hierauf nach Hause gebracht, wo sie denn in den Klöstern beygesetzet worden. g) Demnach war Cubbesele der eigentliche Sitz und das Schloß dieses Mannes. Einer der dreister ist, als ich bin, könte schliessen, weil es von dem Caupo seinen Namen zu haben scheinet, daß es vom Caupo zu erst erbauet worden sey. Denn Cubbesele, *) Meine Abschrift hat Wanewalde.
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216d) Nemlich der alte Kriegesheld Bernhard von der Lippe, der nun in einem andern La- ger in einer andern Ruͤſtung zu Felde lag, von dem beym Jahre 1210 n. 2 und 4. e) Viliende iſt ein Schloß, ſo heutiges Tages Felein heiſſet. §. 3. Auch die Letten, ſo auf dem linken Fluͤgel fochten, drungen beherzt mit den §. 4. Caupo aber, deſſen beyde Seiten mit einer Lanze durch und durch geboret f) Weil den Chriſten, ſonderlich den Sachſen, das verbrennen der menſchlichen Koͤrper bey Lebensſtrafe verboten, und an deſſen ſtat die Beerdigung anbefohlen worden; ſo koͤnte die Verbrennung von des Caupo Leichnam wunderlich und gegen die chriſtlichen Geſetze anſtoͤßig ſcheinen. Da aber nicht geſagt wird, daß die Gebeine mit dem Fleiſche zugleich zu Aſche verbrant ſeyn, welches das Geſetz verbietet, ſondern vom Fleiſche ab- geſondert, nach dem Vaterlande gebracht, und zur Erde beſtattet ſind, ſo findet dabey keine Uebertretung des chriſtlichen Geſetzes ſtat. Denn man pflegte nach Gewohnheit damaliger Zeit, daß ich mich hier der Worte des Gelenius ad vitam Engelberti. p. 158 als eigner bedienen darf, das Fleiſch von den Knochen in einer Pfanne abzuloͤſen, ſo ofte todte Menſchen anders wohin ſolten fortgebracht werden. So leſen wir, daß dieſes Engelberts Gebeine ſelbſt Anno 1225 von Coͤln nach Nuͤrnberg abgefuͤhret ſeyn, dem Koͤnig Heinrich als in der Sache ſitzenden Richter das corpus delicti (die Wahr- heit der That) zu erweiſen. So finden wir, daß man die Gebeine des Landgrafen Ludwigs, eines Gemahls der heiligen Eliſabeth, ausgekocht, von ihrem Fleiſch abge- ſondert, auch der andern ihre, die auf den Kreuzzuͤgen geſtorben; ſie hierauf nach Hauſe gebracht, wo ſie denn in den Kloͤſtern beygeſetzet worden. g) Demnach war Cubbeſele der eigentliche Sitz und das Schloß dieſes Mannes. Einer der dreiſter iſt, als ich bin, koͤnte ſchlieſſen, weil es von dem Caupo ſeinen Namen zu haben ſcheinet, daß es vom Caupo zu erſt erbauet worden ſey. Denn Cubbeſele, *) Meine Abſchrift hat Wanewalde.
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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, neunzehntes Jahr,
d⁾ Nemlich der alte Kriegesheld Bernhard von der Lippe, der nun in einem andern La-
ger in einer andern Ruͤſtung zu Felde lag, von dem beym Jahre 1210 n. 2 und 4.
e⁾ Viliende iſt ein Schloß, ſo heutiges Tages Felein heiſſet.
§. 3.
Auch die Letten, ſo auf dem linken Fluͤgel fochten, drungen beherzt mit den
Deutſchen unter ihre Feinde ein, gegen welche die von Saccala mit Lembi-
ten und andern Volksaͤlteſten ſich geſtellet hatten. Dieſe verwundeten auch viele
von den Letten, brachten einige ums Leben und wehrten ſich lange und tapfer.
Da ſie aber gewahr wurden, daß ihr mittelſter Trup von den Deutſchen in die
Flucht geſchlagen, gaben ſie ſelbſt Ferſengeld. Die Letten ſetzten ihnen hierauf
nach, machten viele nieder und die andern fluͤchteten. Veko, Jerobeams
Bruder, kante Lembiten, ſetzte ihm nach, ſchlug ihn todt, und nahm ihm ſeine
Kleider ab; die andern hieben ihm den Kopf herunter, und brachten ihn mit ſich
nach Liefland. Es blieben auch damals manche Landesaͤlteſten von Saccala;
als Wottele, Maniwalde *), mit mehrern andern. Die Liven aber, die
den rechten Fluͤgel ausmachten, wie ſie die Lanzen der Eſthen ſo grauſam uͤber ſich
wegfliegen ſahen, ſchlugen ſich zu den Deutſchen, und ſetzten mit ihnen den Fluͤch-
tigen nach. Die Eſthen gingen zwar auf ſie los, und fielen uͤber einige von un-
ſern Leuten her, die jenen im Ruͤcken folgten. Allein dieſe wehrten ſich maͤnnlich
und ſchlugen ſie in die Flucht. Wie nun alle Eſthen verjagt waren, ſo jagten die
Liven und Letten und Sachſen ihnen nach, hieben manche im Buſche nieder,
faſt auf tauſend, ja unzaͤhlige, die im Walde und Moraͤſten nicht konten gerechnet
werden, brachten meiſt zweytauſend Pferde davon, nahmen ihnen alles Gewehr
und Beute ab, und theilten folgendes Tages alles Geraubte unter ſich in gleiche
Theile.
§. 4.
Caupo aber, deſſen beyde Seiten mit einer Lanze durch und durch geboret
waren, betrachtete glaͤubig die Paßion des Heilandes, nahm die Sacramente des
Leibes des Herrn, und gab unter herzlicher Bekentniß der Chriſtlichen Religion ſei-
nen Geiſt auf, nachdem er vorher alle ſeine Guͤter den Kirchen vermacht, die in
Liefland errichtet waren. Es bedauerten ihn ſo wol der Graf Albert, als der
Abt, und alle, die ſich bey ihm befanden. Alſo ward ſein Leib verbrant
f⁾
, ſeine
Gebeine nach Liefland gebracht und in Cubbeſele
g⁾
begraben.
f⁾ Weil den Chriſten, ſonderlich den Sachſen, das verbrennen der menſchlichen Koͤrper
bey Lebensſtrafe verboten, und an deſſen ſtat die Beerdigung anbefohlen worden; ſo
koͤnte die Verbrennung von des Caupo Leichnam wunderlich und gegen die chriſtlichen
Geſetze anſtoͤßig ſcheinen. Da aber nicht geſagt wird, daß die Gebeine mit dem Fleiſche
zugleich zu Aſche verbrant ſeyn, welches das Geſetz verbietet, ſondern vom Fleiſche ab-
geſondert, nach dem Vaterlande gebracht, und zur Erde beſtattet ſind, ſo findet dabey
keine Uebertretung des chriſtlichen Geſetzes ſtat. Denn man pflegte nach Gewohnheit
damaliger Zeit, daß ich mich hier der Worte des Gelenius ad vitam Engelberti. p. 158
als eigner bedienen darf, das Fleiſch von den Knochen in einer Pfanne abzuloͤſen, ſo
ofte todte Menſchen anders wohin ſolten fortgebracht werden. So leſen wir, daß dieſes
Engelberts Gebeine ſelbſt Anno 1225 von Coͤln nach Nuͤrnberg abgefuͤhret ſeyn,
dem Koͤnig Heinrich als in der Sache ſitzenden Richter das corpus delicti (die Wahr-
heit der That) zu erweiſen. So finden wir, daß man die Gebeine des Landgrafen
Ludwigs, eines Gemahls der heiligen Eliſabeth, ausgekocht, von ihrem Fleiſch abge-
ſondert, auch der andern ihre, die auf den Kreuzzuͤgen geſtorben; ſie hierauf nach Hauſe
gebracht, wo ſie denn in den Kloͤſtern beygeſetzet worden.
g⁾ Demnach war Cubbeſele der eigentliche Sitz und das Schloß dieſes Mannes. Einer
der dreiſter iſt, als ich bin, koͤnte ſchlieſſen, weil es von dem Caupo ſeinen Namen
zu haben ſcheinet, daß es vom Caupo zu erſt erbauet worden ſey. Denn Cubbeſele,
oder
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