[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1216 bis 1217. oder nach einer geringen Veränderung Cobbesale, was ist das anders als Cobbonis1216Sala oder des Caupo Residenz. Wie ich nun diese Wahrscheinlichkeit nicht eben wil verworfen haben, so bin ich doch in Behauptung derselben etwas furchtsam, seitdem ich einen Nicolaus von Cubesol unter die Schrift eines Sächsischen Grafen Alberts von Anno 1242 unterschrieben gesehen, und aus unzählichen Exempeln gewitziget bin, wie betrüglich alle Wortforschungsspiele seyn, zumal in Sprachen, die aus dem Gange gekommen, oder wenig bekant seyn. Caupo hat seine Güter an die Kirchen vermacht, vielleicht, weil er ausser seinem Sohn Bertolden, der vor seines Vaters Tode ein glei- ches Ende genommen, keine Kinder mehr hatte. Die übrigen Anverwandten aber, da sie noch vom Christenthum ferne waren, der Erbschaft unfähig erklärte. §. 5. Nach der Schlacht zog die Armee fort nach der Pale, in das Dorf des Lem- §. 6. Nach- L l 2
von 1216 bis 1217. oder nach einer geringen Veraͤnderung Cobbeſale, was iſt das anders als Cobbonis1216Sala oder des Caupo Reſidenz. Wie ich nun dieſe Wahrſcheinlichkeit nicht eben wil verworfen haben, ſo bin ich doch in Behauptung derſelben etwas furchtſam, ſeitdem ich einen Nicolaus von Cubeſol unter die Schrift eines Saͤchſiſchen Grafen Alberts von Anno 1242 unterſchrieben geſehen, und aus unzaͤhlichen Exempeln gewitziget bin, wie betruͤglich alle Wortforſchungsſpiele ſeyn, zumal in Sprachen, die aus dem Gange gekommen, oder wenig bekant ſeyn. Caupo hat ſeine Guͤter an die Kirchen vermacht, vielleicht, weil er auſſer ſeinem Sohn Bertolden, der vor ſeines Vaters Tode ein glei- ches Ende genommen, keine Kinder mehr hatte. Die uͤbrigen Anverwandten aber, da ſie noch vom Chriſtenthum ferne waren, der Erbſchaft unfaͤhig erklaͤrte. §. 5. Nach der Schlacht zog die Armee fort nach der Pale, in das Dorf des Lem- §. 6. Nach- L l 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <note place="end" n="g)"><pb facs="#f0167" n="135"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von 1216 bis 1217.</hi></fw><lb/> oder nach einer geringen Veraͤnderung <hi rendition="#fr">Cobbeſale,</hi> was iſt das anders als <hi rendition="#fr">Cobbonis</hi><note place="right">1216</note><lb/><hi rendition="#fr">Sala</hi> oder des <hi rendition="#fr">Caupo</hi> Reſidenz. Wie ich nun dieſe Wahrſcheinlichkeit nicht eben wil<lb/> verworfen haben, ſo bin ich doch in Behauptung derſelben etwas furchtſam, ſeitdem ich<lb/> einen <hi rendition="#fr">Nicolaus</hi> von <hi rendition="#fr">Cubeſol</hi> unter die Schrift eines <hi rendition="#fr">Saͤchſiſchen</hi> Grafen <hi rendition="#fr">Alberts</hi><lb/> von Anno 1242 unterſchrieben geſehen, und aus unzaͤhlichen Exempeln gewitziget bin,<lb/> wie betruͤglich alle Wortforſchungsſpiele ſeyn, zumal in Sprachen, die aus dem Gange<lb/> gekommen, oder wenig bekant ſeyn. <hi rendition="#fr">Caupo</hi> hat ſeine Guͤter an die Kirchen vermacht,<lb/> vielleicht, weil er auſſer ſeinem Sohn <hi rendition="#fr">Bertolden,</hi> der vor ſeines Vaters Tode ein glei-<lb/> ches Ende genommen, keine Kinder mehr hatte. Die uͤbrigen Anverwandten aber, da<lb/> ſie noch vom <hi rendition="#fr">Chriſtenthum</hi> ferne waren, der Erbſchaft unfaͤhig erklaͤrte.</note> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 5.</head><lb/> <p>Nach der Schlacht zog die Armee fort nach der <hi rendition="#fr">Pale,</hi> in das Dorf des <hi rendition="#fr">Lem-<lb/> bits,</hi> lagerte ſich daſelbſt drey Tage und ſchickte die <hi rendition="#fr">Liven</hi> und <hi rendition="#fr">Letten</hi> aus, alle<lb/> Provinzen umher zu verheeren und aufzubrennen. Daher kam <hi rendition="#fr">Lembits</hi> Bruder<lb/><hi rendition="#fr">Unepewe</hi> zu ihnen, mit andern, die zuruͤck geblieben, und baten gar ſehr, daß<lb/> der alte Friede moͤchte erneuert werden. Die <hi rendition="#fr">Deutſchen</hi> hingegen ſagten: <hi rendition="#fr">Weil<lb/> ihr das angenommene Sacrament der heiligen Caufe verachtet, und<lb/> den Glauben an</hi> Chriſtum <hi rendition="#fr">mit den Rathſchlaͤgen der</hi> Heiden <hi rendition="#fr">und</hi> Ruſſen<lb/><hi rendition="#fr">beflecket habet; ſo hat euch GOtt geſtraft. Kehret nun wieder glaͤu-<lb/> big um zu</hi> Chriſto, <hi rendition="#fr">ſo wollen wir euch in die Gemeinſchaft ſeiner bruͤ-<lb/> derlichen Liebe auf und annehmen.</hi> Dis war ihnen gefaͤllig. Und es<lb/> wurde ihnen nach ausgelieferten Geiſſeln zum andernmale Friede gegeben, daß ſie<lb/> alle Pflichten der <hi rendition="#fr">Chriſtenheit</hi> getreulich beobachten ſolten. Hierauf wandte ſich<lb/> die Armee mit aller ihrer Beute wieder nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> und lobten fuͤr den ſo herr-<lb/> lichen von GOtt verliehenen Sieg den HErrn, der da iſt gelobet in Ewigkeit.<lb/> Nachdem der Graf <hi rendition="#fr">Albert</hi> von der Schlacht mit denen von <hi rendition="#fr">Saccala</hi> zuruͤckkam,<lb/> wolte er gerne einen andern Kriegszug nach <hi rendition="#fr">Oeſel</hi> unternehmen, ließ auch eine<lb/> groͤſſere Maſchine machen, und ermunterte alle zu dieſem Marſche. Er ließ denſel-<lb/> ben Winter der Armee oft die Zuſammenkunft anſagen, allein es fielen ſo haͤufige<lb/> Schlackregen, daß ſie, bey aufgegangenem Eiſe der See, nach <hi rendition="#fr">Oeſel,</hi> weil es eine<lb/> Jnſel im Meer iſt, nicht gelangen konten. Daher die <hi rendition="#fr">Rigiſchen</hi> mit den <hi rendition="#fr">Li-<lb/> ven</hi> und <hi rendition="#fr">Letten</hi> in der Faſten aufbrachen, und auf andere <hi rendition="#fr">Eſthen</hi> los zu gehen,<lb/> Anſtalt machten. Bey ihrer Ankunft nach <hi rendition="#fr">Saletſa,</hi> ſchickten ſie ihre Kundſchafter<lb/> voraus, und ſtieſſen auf die <hi rendition="#fr">Oeſeler.</hi> So bald die <hi rendition="#fr">Oeſelſchen</hi> der <hi rendition="#fr">Rigiſchen</hi><lb/> Armee Anzug vernahmen, ſo gleich ſahen ſie ſich nach der Flucht um. Die <hi rendition="#fr">Rigi-<lb/> ſchen</hi> aber ſetzten mit ihrer Armee ihnen den ganzen Tag nach, drangen den Tag<lb/> drauf in die am Strande um <hi rendition="#fr">Oeſel</hi> gelegenen Provinzen, breiteten ſich mit der<lb/> Armee auf alle Straſſen aus, pluͤnderten das Land, machten alle erhaſchte Manns-<lb/> perſonen nieder, fuͤhrten Weiber und Kinder gefangen, trieben viel Vieh weg,<lb/> holten viele Beute, und lieſſen Doͤrfer und Haͤuſer im Rauch aufgehen. Wie ſie<lb/> die Armee zuſammengezogen hatten, lagerten ſie ſich und ruheten etliche Tage mitten<lb/> im Lande aus. Und es kamen zu ihnen die Landesaͤlteſten von <hi rendition="#fr">Hamale</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Cozzo</hi> und allen Provinzen, die von <hi rendition="#fr">Roͤtel</hi> bis <hi rendition="#fr">Revel</hi> und <hi rendition="#fr">Harrien</hi> ſich erſtreck-<lb/> ten, baten um Frieden, und dabey, daß ſie von ihren Grenzen weichen moͤchten.<lb/> Die <hi rendition="#fr">Rigiſchen</hi> aber ſagten: <hi rendition="#fr">Wenn ihr euch mit dem Bad der heiligen<lb/> Taufe wolt beſprengen laſſen, und mit uns Kinder des wahren Frie-<lb/> denſtifters werden, der</hi> Chriſtus <hi rendition="#fr">iſt; ſo wollen wir auch wahren Frie-<lb/> den mit euch machen, und euch in unſre Bruͤderſchaft aufnehmen.</hi><lb/> Die <hi rendition="#fr">Eſthen</hi> wurden uͤber dieſe Antwort erfreuet, ſtelten Geiſſeln von ſich, und<lb/> unterwarfen ſich der <hi rendition="#fr">Lieflaͤndiſchen</hi> Kirche, ſo wol um die heilige Taufe zu em-<lb/> pfangen als eine jaͤhrliche Gerechtigkeit zu erlegen. Alſo ward ihnen Friede zuge-<lb/> ſtanden, die <hi rendition="#fr">Rigiſchen</hi> kehrten mit vieler Beute zuruͤck, und lobten GOtt, weil<lb/> ſie dieſes Volk unter ihr Joch gebracht.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L l 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">§. 6. Nach-</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0167]
von 1216 bis 1217.
g⁾
oder nach einer geringen Veraͤnderung Cobbeſale, was iſt das anders als Cobbonis
Sala oder des Caupo Reſidenz. Wie ich nun dieſe Wahrſcheinlichkeit nicht eben wil
verworfen haben, ſo bin ich doch in Behauptung derſelben etwas furchtſam, ſeitdem ich
einen Nicolaus von Cubeſol unter die Schrift eines Saͤchſiſchen Grafen Alberts
von Anno 1242 unterſchrieben geſehen, und aus unzaͤhlichen Exempeln gewitziget bin,
wie betruͤglich alle Wortforſchungsſpiele ſeyn, zumal in Sprachen, die aus dem Gange
gekommen, oder wenig bekant ſeyn. Caupo hat ſeine Guͤter an die Kirchen vermacht,
vielleicht, weil er auſſer ſeinem Sohn Bertolden, der vor ſeines Vaters Tode ein glei-
ches Ende genommen, keine Kinder mehr hatte. Die uͤbrigen Anverwandten aber, da
ſie noch vom Chriſtenthum ferne waren, der Erbſchaft unfaͤhig erklaͤrte.
§. 5.
Nach der Schlacht zog die Armee fort nach der Pale, in das Dorf des Lem-
bits, lagerte ſich daſelbſt drey Tage und ſchickte die Liven und Letten aus, alle
Provinzen umher zu verheeren und aufzubrennen. Daher kam Lembits Bruder
Unepewe zu ihnen, mit andern, die zuruͤck geblieben, und baten gar ſehr, daß
der alte Friede moͤchte erneuert werden. Die Deutſchen hingegen ſagten: Weil
ihr das angenommene Sacrament der heiligen Caufe verachtet, und
den Glauben an Chriſtum mit den Rathſchlaͤgen der Heiden und Ruſſen
beflecket habet; ſo hat euch GOtt geſtraft. Kehret nun wieder glaͤu-
big um zu Chriſto, ſo wollen wir euch in die Gemeinſchaft ſeiner bruͤ-
derlichen Liebe auf und annehmen. Dis war ihnen gefaͤllig. Und es
wurde ihnen nach ausgelieferten Geiſſeln zum andernmale Friede gegeben, daß ſie
alle Pflichten der Chriſtenheit getreulich beobachten ſolten. Hierauf wandte ſich
die Armee mit aller ihrer Beute wieder nach Liefland, und lobten fuͤr den ſo herr-
lichen von GOtt verliehenen Sieg den HErrn, der da iſt gelobet in Ewigkeit.
Nachdem der Graf Albert von der Schlacht mit denen von Saccala zuruͤckkam,
wolte er gerne einen andern Kriegszug nach Oeſel unternehmen, ließ auch eine
groͤſſere Maſchine machen, und ermunterte alle zu dieſem Marſche. Er ließ denſel-
ben Winter der Armee oft die Zuſammenkunft anſagen, allein es fielen ſo haͤufige
Schlackregen, daß ſie, bey aufgegangenem Eiſe der See, nach Oeſel, weil es eine
Jnſel im Meer iſt, nicht gelangen konten. Daher die Rigiſchen mit den Li-
ven und Letten in der Faſten aufbrachen, und auf andere Eſthen los zu gehen,
Anſtalt machten. Bey ihrer Ankunft nach Saletſa, ſchickten ſie ihre Kundſchafter
voraus, und ſtieſſen auf die Oeſeler. So bald die Oeſelſchen der Rigiſchen
Armee Anzug vernahmen, ſo gleich ſahen ſie ſich nach der Flucht um. Die Rigi-
ſchen aber ſetzten mit ihrer Armee ihnen den ganzen Tag nach, drangen den Tag
drauf in die am Strande um Oeſel gelegenen Provinzen, breiteten ſich mit der
Armee auf alle Straſſen aus, pluͤnderten das Land, machten alle erhaſchte Manns-
perſonen nieder, fuͤhrten Weiber und Kinder gefangen, trieben viel Vieh weg,
holten viele Beute, und lieſſen Doͤrfer und Haͤuſer im Rauch aufgehen. Wie ſie
die Armee zuſammengezogen hatten, lagerten ſie ſich und ruheten etliche Tage mitten
im Lande aus. Und es kamen zu ihnen die Landesaͤlteſten von Hamale und
Cozzo und allen Provinzen, die von Roͤtel bis Revel und Harrien ſich erſtreck-
ten, baten um Frieden, und dabey, daß ſie von ihren Grenzen weichen moͤchten.
Die Rigiſchen aber ſagten: Wenn ihr euch mit dem Bad der heiligen
Taufe wolt beſprengen laſſen, und mit uns Kinder des wahren Frie-
denſtifters werden, der Chriſtus iſt; ſo wollen wir auch wahren Frie-
den mit euch machen, und euch in unſre Bruͤderſchaft aufnehmen.
Die Eſthen wurden uͤber dieſe Antwort erfreuet, ſtelten Geiſſeln von ſich, und
unterwarfen ſich der Lieflaͤndiſchen Kirche, ſo wol um die heilige Taufe zu em-
pfangen als eine jaͤhrliche Gerechtigkeit zu erlegen. Alſo ward ihnen Friede zuge-
ſtanden, die Rigiſchen kehrten mit vieler Beute zuruͤck, und lobten GOtt, weil
ſie dieſes Volk unter ihr Joch gebracht.
§. 6. Nach-
L l 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |