Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
von 1220 bis 1221.
[Spaltenumbruch]

Knechten in allen Schlössern, die so wol
Ungannien als Saccala, die Advo-
caturen, und nahmen den Tribut ein;
dem Bischof verwahrten sie sein Antheil,
und haben alle Schlösser erbauet, mach-
ten sie treflich veste, gruben Brunnen
innerhalb denselben, und fülten die Ve-
stungen mit Gewehr und Steinschleudern
an. Aus Furcht vor den Russen jag-
ten sie auch die Esthen in die Schlösser
und blieben mit ihnen beysammen.

[Spaltenumbruch]

omnibus castris tam Unganniae quam1220
Sacculae procurantes Aduocatias, et
congregantes tributa, et Episcopo
suam partem conseruantes, et aedifi-
cauerunt castra omnia, et firmissime
muniuerunt, et cisternas infra fodien-
tes armis et balistis repleuerunt, et
propter timorem Ruthenorum Estones
in castra compellentes, simul cum eis
commanserunt.

[Ende Spaltensatz]
§. 6.

Die aus Ungannien aber brachen mitten im Winter mit der Armee auf bey
einem sehr tiefen Schnee, zogen Wirland vorbey, gingen über die Narwa,
plünderten das benachbarte Land, und entführten Gefangene und Beute. Nach
ihrem Rückmarsch nahmen die von Saccala denselben Weg, paßirten die Nar-
wa,
rückten einen sehr abgelegenen Weg weiter vorwerts in ein Land, so Jnga-
rien
hieß, und ein Stück des Reichs Nogardien war x). Sie fanden da das
Land voller Leute, indem sie durch keinen Bericht voraus gewarnet worden, und
schlugen die Jngarer mit einer alzu harten Plage, brachten die Mannsbilder und
viel Volk um, nahmen noch mehr von beyderley Geschlechte gefangen, und schlach-
teten Schafe, Ochsen und vieles Vieh ab, weil sie nicht alles mit nehmen konten.
Also kehrten sie mit reicher Beute nach Hause, und ganz Esth-und Liefland
war mit Gefangenen angefüllet. Die Russen bekamen also schon dieses Jahr al-
les Unglück gedoppelt und dreyfach wieder, was sie den Liven angethan hatten.

x) Also war Jngermannland als ein Stück des alten Holmgardischen Reichs schon da-
mals unter Rußischer Botmäßigkeit, weil das Königreich Neugarden ein Rußisches
Reich ist. Ja eben dieselben Grenzen haben damals Rußland von Esthland abge-
sondert, wornach man sich nachher viele Jahrhunderte hindurch gerichtet; nemlich
Narva disseits des Stroms und Jvanogrod, so jenseit gelegen.
Not. Aus einer alten Notiz ersehe, daß in diesem Jahr das St. Georgen-Hospital von
dem Bischof Albert in Riga gestiftet sey.
Des Bischof Alberts vier und zwanzigstes Jahr,
vom Jahr Christi 1221 bis 1222.
§. 1.

Das vier und zwanzigste Jahr des Bischofs trat nun ein, und das Land ge-1221
noß noch keinen ruhigen Frieden. Dasselbige Jahr waren die Tartern
im Lande der heidnischen Valven a), die von einigen Parther ge-
nant werden. Diese essen kein Brod, sondern das rohe Fleisch ihrer Thiere. Mit
diesen kriegten die Tartern, bezwungen sie auch, und schlugen alle mit der Schärfe
des Schwerdts; etliche entflohen zu den Russen und suchten bey ihnen Hülfe. Und
diese Nachricht erschol durch ganz Rußland, daß sie wider die Tartern fechten
solten. Es machten sich also die Könige in ganz Rußland gegen die Tartern auf,
sie vermochten aber nicht mit ihnen zu fechten, sondern flohen vor ihnen. Es blieb auch
der Groskönig Mysceslaus von Kyowa b), mit vierzig tausend Mann, die ihm
beystunden. Der andre König hingegen, aus Galacien c), Mysceslaus entwischte
auf der Flucht d). Von andern Königen blieben in demselben Krieg bey funfzig. Sie
setzten ihnen ganzer sechs Tage nach und erschlugen von ihnen überhaupt mehr als hun-
dert tausend Mann, deren Anzahl GOtt allein bekant ist; die übrigen entflohen.

Der
Y y
von 1220 bis 1221.
[Spaltenumbruch]

Knechten in allen Schloͤſſern, die ſo wol
Ungannien als Saccala, die Advo-
caturen, und nahmen den Tribut ein;
dem Biſchof verwahrten ſie ſein Antheil,
und haben alle Schloͤſſer erbauet, mach-
ten ſie treflich veſte, gruben Brunnen
innerhalb denſelben, und fuͤlten die Ve-
ſtungen mit Gewehr und Steinſchleudern
an. Aus Furcht vor den Ruſſen jag-
ten ſie auch die Eſthen in die Schloͤſſer
und blieben mit ihnen beyſammen.

[Spaltenumbruch]

omnibus caſtris tam Unganniæ quam1220
Sacculæ procurantes Aduocatias, et
congregantes tributa, et Epiſcopo
ſuam partem conſeruantes, et ædifi-
cauerunt caſtra omnia, et firmiſſime
muniuerunt, et ciſternas infra fodien-
tes armis et baliſtis repleuerunt, et
propter timorem Ruthenorum Eſtones
in caſtra compellentes, ſimul cum eis
commanſerunt.

[Ende Spaltensatz]
§. 6.

Die aus Ungannien aber brachen mitten im Winter mit der Armee auf bey
einem ſehr tiefen Schnee, zogen Wirland vorbey, gingen uͤber die Narwa,
pluͤnderten das benachbarte Land, und entfuͤhrten Gefangene und Beute. Nach
ihrem Ruͤckmarſch nahmen die von Saccala denſelben Weg, paßirten die Nar-
wa,
ruͤckten einen ſehr abgelegenen Weg weiter vorwerts in ein Land, ſo Jnga-
rien
hieß, und ein Stuͤck des Reichs Nogardien war x). Sie fanden da das
Land voller Leute, indem ſie durch keinen Bericht voraus gewarnet worden, und
ſchlugen die Jngarer mit einer alzu harten Plage, brachten die Mannsbilder und
viel Volk um, nahmen noch mehr von beyderley Geſchlechte gefangen, und ſchlach-
teten Schafe, Ochſen und vieles Vieh ab, weil ſie nicht alles mit nehmen konten.
Alſo kehrten ſie mit reicher Beute nach Hauſe, und ganz Eſth-und Liefland
war mit Gefangenen angefuͤllet. Die Ruſſen bekamen alſo ſchon dieſes Jahr al-
les Ungluͤck gedoppelt und dreyfach wieder, was ſie den Liven angethan hatten.

x) Alſo war Jngermannland als ein Stuͤck des alten Holmgardiſchen Reichs ſchon da-
mals unter Rußiſcher Botmaͤßigkeit, weil das Koͤnigreich Neugarden ein Rußiſches
Reich iſt. Ja eben dieſelben Grenzen haben damals Rußland von Eſthland abge-
ſondert, wornach man ſich nachher viele Jahrhunderte hindurch gerichtet; nemlich
Narva diſſeits des Stroms und Jvanogrod, ſo jenſeit gelegen.
Not. Aus einer alten Notiz erſehe, daß in dieſem Jahr das St. Georgen-Hoſpital von
dem Biſchof Albert in Riga geſtiftet ſey.
Des Biſchof Alberts vier und zwanzigſtes Jahr,
vom Jahr Chriſti 1221 bis 1222.
§. 1.

Das vier und zwanzigſte Jahr des Biſchofs trat nun ein, und das Land ge-1221
noß noch keinen ruhigen Frieden. Daſſelbige Jahr waren die Tartern
im Lande der heidniſchen Valven a), die von einigen Parther ge-
nant werden. Dieſe eſſen kein Brod, ſondern das rohe Fleiſch ihrer Thiere. Mit
dieſen kriegten die Tartern, bezwungen ſie auch, und ſchlugen alle mit der Schaͤrfe
des Schwerdts; etliche entflohen zu den Ruſſen und ſuchten bey ihnen Huͤlfe. Und
dieſe Nachricht erſchol durch ganz Rußland, daß ſie wider die Tartern fechten
ſolten. Es machten ſich alſo die Koͤnige in ganz Rußland gegen die Tartern auf,
ſie vermochten aber nicht mit ihnen zu fechten, ſondern flohen vor ihnen. Es blieb auch
der Groskoͤnig Myſceslaus von Kyowa b), mit vierzig tauſend Mann, die ihm
beyſtunden. Der andre Koͤnig hingegen, aus Galacien c), Myſceslaus entwiſchte
auf der Flucht d). Von andern Koͤnigen blieben in demſelben Krieg bey funfzig. Sie
ſetzten ihnen ganzer ſechs Tage nach und erſchlugen von ihnen uͤberhaupt mehr als hun-
dert tauſend Mann, deren Anzahl GOtt allein bekant iſt; die uͤbrigen entflohen.

Der
Y y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0209" n="177"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von 1220 bis 1221.</hi> </fw><lb/>
            <cb/>
            <div xml:id="d71b" prev="#d71a" n="4">
              <p>Knechten in allen Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern, die &#x017F;o wol<lb/><hi rendition="#fr">Ungannien</hi> als <hi rendition="#fr">Saccala,</hi> die Advo-<lb/>
caturen, und nahmen den Tribut ein;<lb/>
dem Bi&#x017F;chof verwahrten &#x017F;ie &#x017F;ein Antheil,<lb/>
und haben alle Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er erbauet, mach-<lb/>
ten &#x017F;ie treflich ve&#x017F;te, gruben Brunnen<lb/>
innerhalb den&#x017F;elben, und fu&#x0364;lten die Ve-<lb/>
&#x017F;tungen mit Gewehr und Stein&#x017F;chleudern<lb/>
an. Aus Furcht vor den <hi rendition="#fr">Ru&#x017F;&#x017F;en</hi> jag-<lb/>
ten &#x017F;ie auch die <hi rendition="#fr">E&#x017F;then</hi> in die Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und blieben mit ihnen bey&#x017F;ammen.</p>
            </div><lb/>
            <cb/>
            <div xml:id="d72b" prev="#d72a" xml:lang="lat" n="4">
              <p> <hi rendition="#aq">omnibus ca&#x017F;tris tam <hi rendition="#i">Unganniæ</hi> quam</hi> <note place="right">1220</note><lb/> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sacculæ</hi> procurantes Aduocatias, et<lb/>
congregantes tributa, et Epi&#x017F;copo<lb/>
&#x017F;uam partem con&#x017F;eruantes, et ædifi-<lb/>
cauerunt ca&#x017F;tra omnia, et firmi&#x017F;&#x017F;ime<lb/>
muniuerunt, et ci&#x017F;ternas infra fodien-<lb/>
tes armis et bali&#x017F;tis repleuerunt, et<lb/>
propter timorem <hi rendition="#i">Ruthenorum E&#x017F;tones</hi><lb/>
in ca&#x017F;tra compellentes, &#x017F;imul cum eis<lb/>
comman&#x017F;erunt.</hi> </p>
            </div>
            <cb type="end"/><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 6.</head><lb/>
              <p>Die aus <hi rendition="#fr">Ungannien</hi> aber brachen mitten im Winter mit der Armee auf bey<lb/>
einem &#x017F;ehr tiefen Schnee, zogen <hi rendition="#fr">Wirland</hi> vorbey, gingen u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">Narwa,</hi><lb/>
plu&#x0364;nderten das benachbarte Land, und entfu&#x0364;hrten Gefangene und Beute. Nach<lb/>
ihrem Ru&#x0364;ckmar&#x017F;ch nahmen die von <hi rendition="#fr">Saccala</hi> den&#x017F;elben Weg, paßirten die <hi rendition="#fr">Nar-<lb/>
wa,</hi> ru&#x0364;ckten einen &#x017F;ehr abgelegenen Weg weiter vorwerts in ein Land, &#x017F;o <hi rendition="#fr">Jnga-<lb/>
rien</hi> hieß, und ein Stu&#x0364;ck des Reichs <hi rendition="#fr">Nogardien</hi> war <note place="end" n="x)"/>. Sie fanden da das<lb/>
Land voller Leute, indem &#x017F;ie durch keinen Bericht voraus gewarnet worden, und<lb/>
&#x017F;chlugen die <hi rendition="#fr">Jngarer</hi> mit einer alzu harten Plage, brachten die Mannsbilder und<lb/>
viel Volk um, nahmen noch mehr von beyderley Ge&#x017F;chlechte gefangen, und &#x017F;chlach-<lb/>
teten Schafe, Och&#x017F;en und vieles Vieh ab, weil &#x017F;ie nicht alles mit nehmen konten.<lb/>
Al&#x017F;o kehrten &#x017F;ie mit reicher Beute nach Hau&#x017F;e, und ganz <hi rendition="#fr">E&#x017F;th-</hi>und <hi rendition="#fr">Liefland</hi><lb/>
war mit Gefangenen angefu&#x0364;llet. Die <hi rendition="#fr">Ru&#x017F;&#x017F;en</hi> bekamen al&#x017F;o &#x017F;chon die&#x017F;es Jahr al-<lb/>
les Unglu&#x0364;ck gedoppelt und dreyfach wieder, was &#x017F;ie den <hi rendition="#fr">Liven</hi> angethan hatten.</p><lb/>
              <note place="end" n="x)">Al&#x017F;o war <hi rendition="#fr">Jngermannland</hi> als ein Stu&#x0364;ck des alten <hi rendition="#fr">Holmgardi&#x017F;chen</hi> Reichs &#x017F;chon da-<lb/>
mals unter <hi rendition="#fr">Rußi&#x017F;cher</hi> Botma&#x0364;ßigkeit, weil das Ko&#x0364;nigreich <hi rendition="#fr">Neugarden</hi> ein <hi rendition="#fr">Rußi&#x017F;ches</hi><lb/>
Reich i&#x017F;t. Ja eben die&#x017F;elben Grenzen haben damals <hi rendition="#fr">Rußland</hi> von <hi rendition="#fr">E&#x017F;thland</hi> abge-<lb/>
&#x017F;ondert, wornach man &#x017F;ich nachher viele Jahrhunderte hindurch gerichtet; nemlich<lb/><hi rendition="#fr">Narva</hi> di&#x017F;&#x017F;eits des Stroms und <hi rendition="#fr">Jvanogrod,</hi> &#x017F;o jen&#x017F;eit gelegen.<lb/><hi rendition="#aq">Not.</hi> Aus einer alten Notiz er&#x017F;ehe, daß in die&#x017F;em Jahr das St. <hi rendition="#fr">Georgen-Ho&#x017F;pital</hi> von<lb/>
dem Bi&#x017F;chof <hi rendition="#fr">Albert</hi> in <hi rendition="#fr">Riga</hi> ge&#x017F;tiftet &#x017F;ey.</note>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Des Bi&#x017F;chof Alberts vier und zwanzig&#x017F;tes Jahr,<lb/>
vom Jahr Chri&#x017F;ti 1221 bis 1222.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>as vier und zwanzig&#x017F;te Jahr des Bi&#x017F;chofs trat nun ein, und das Land ge-<note place="right">1221</note><lb/>
noß noch keinen ruhigen Frieden. Da&#x017F;&#x017F;elbige Jahr waren die <hi rendition="#fr">Tartern</hi><lb/>
im Lande der <hi rendition="#fr">heidni&#x017F;chen Valven</hi> <note place="end" n="a)"/>, die von einigen <hi rendition="#fr">Parther</hi> ge-<lb/>
nant werden. Die&#x017F;e e&#x017F;&#x017F;en kein Brod, &#x017F;ondern das rohe Flei&#x017F;ch ihrer Thiere. Mit<lb/>
die&#x017F;en kriegten die <hi rendition="#fr">Tartern,</hi> bezwungen &#x017F;ie auch, und &#x017F;chlugen alle mit der Scha&#x0364;rfe<lb/>
des Schwerdts; etliche entflohen zu den <hi rendition="#fr">Ru&#x017F;&#x017F;en</hi> und &#x017F;uchten bey ihnen Hu&#x0364;lfe. Und<lb/>
die&#x017F;e Nachricht er&#x017F;chol durch ganz <hi rendition="#fr">Rußland,</hi> daß &#x017F;ie wider die <hi rendition="#fr">Tartern</hi> fechten<lb/>
&#x017F;olten. Es machten &#x017F;ich al&#x017F;o die Ko&#x0364;nige in ganz <hi rendition="#fr">Rußland</hi> gegen die <hi rendition="#fr">Tartern</hi> auf,<lb/>
&#x017F;ie vermochten aber nicht mit ihnen zu fechten, &#x017F;ondern flohen vor ihnen. Es blieb auch<lb/>
der Grosko&#x0364;nig <hi rendition="#fr">My&#x017F;ceslaus</hi> von <hi rendition="#fr">Kyowa</hi> <note place="end" n="b)"/>, mit vierzig tau&#x017F;end Mann, die ihm<lb/>
bey&#x017F;tunden. Der andre Ko&#x0364;nig hingegen, aus <hi rendition="#fr">Galacien</hi> <note place="end" n="c)"/>, <hi rendition="#fr">My&#x017F;ceslaus</hi> entwi&#x017F;chte<lb/>
auf der Flucht <note place="end" n="d)"/>. Von andern Ko&#x0364;nigen blieben in dem&#x017F;elben Krieg bey funfzig. Sie<lb/>
&#x017F;etzten ihnen ganzer &#x017F;echs Tage nach und er&#x017F;chlugen von ihnen u&#x0364;berhaupt mehr als hun-<lb/>
dert tau&#x017F;end Mann, deren Anzahl GOtt allein bekant i&#x017F;t; die u&#x0364;brigen entflohen.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y</fw><fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0209] von 1220 bis 1221. Knechten in allen Schloͤſſern, die ſo wol Ungannien als Saccala, die Advo- caturen, und nahmen den Tribut ein; dem Biſchof verwahrten ſie ſein Antheil, und haben alle Schloͤſſer erbauet, mach- ten ſie treflich veſte, gruben Brunnen innerhalb denſelben, und fuͤlten die Ve- ſtungen mit Gewehr und Steinſchleudern an. Aus Furcht vor den Ruſſen jag- ten ſie auch die Eſthen in die Schloͤſſer und blieben mit ihnen beyſammen. omnibus caſtris tam Unganniæ quam Sacculæ procurantes Aduocatias, et congregantes tributa, et Epiſcopo ſuam partem conſeruantes, et ædifi- cauerunt caſtra omnia, et firmiſſime muniuerunt, et ciſternas infra fodien- tes armis et baliſtis repleuerunt, et propter timorem Ruthenorum Eſtones in caſtra compellentes, ſimul cum eis commanſerunt. 1220 §. 6. Die aus Ungannien aber brachen mitten im Winter mit der Armee auf bey einem ſehr tiefen Schnee, zogen Wirland vorbey, gingen uͤber die Narwa, pluͤnderten das benachbarte Land, und entfuͤhrten Gefangene und Beute. Nach ihrem Ruͤckmarſch nahmen die von Saccala denſelben Weg, paßirten die Nar- wa, ruͤckten einen ſehr abgelegenen Weg weiter vorwerts in ein Land, ſo Jnga- rien hieß, und ein Stuͤck des Reichs Nogardien war x⁾ . Sie fanden da das Land voller Leute, indem ſie durch keinen Bericht voraus gewarnet worden, und ſchlugen die Jngarer mit einer alzu harten Plage, brachten die Mannsbilder und viel Volk um, nahmen noch mehr von beyderley Geſchlechte gefangen, und ſchlach- teten Schafe, Ochſen und vieles Vieh ab, weil ſie nicht alles mit nehmen konten. Alſo kehrten ſie mit reicher Beute nach Hauſe, und ganz Eſth-und Liefland war mit Gefangenen angefuͤllet. Die Ruſſen bekamen alſo ſchon dieſes Jahr al- les Ungluͤck gedoppelt und dreyfach wieder, was ſie den Liven angethan hatten. x⁾ Alſo war Jngermannland als ein Stuͤck des alten Holmgardiſchen Reichs ſchon da- mals unter Rußiſcher Botmaͤßigkeit, weil das Koͤnigreich Neugarden ein Rußiſches Reich iſt. Ja eben dieſelben Grenzen haben damals Rußland von Eſthland abge- ſondert, wornach man ſich nachher viele Jahrhunderte hindurch gerichtet; nemlich Narva diſſeits des Stroms und Jvanogrod, ſo jenſeit gelegen. Not. Aus einer alten Notiz erſehe, daß in dieſem Jahr das St. Georgen-Hoſpital von dem Biſchof Albert in Riga geſtiftet ſey. Des Biſchof Alberts vier und zwanzigſtes Jahr, vom Jahr Chriſti 1221 bis 1222. §. 1. Das vier und zwanzigſte Jahr des Biſchofs trat nun ein, und das Land ge- noß noch keinen ruhigen Frieden. Daſſelbige Jahr waren die Tartern im Lande der heidniſchen Valven a⁾ , die von einigen Parther ge- nant werden. Dieſe eſſen kein Brod, ſondern das rohe Fleiſch ihrer Thiere. Mit dieſen kriegten die Tartern, bezwungen ſie auch, und ſchlugen alle mit der Schaͤrfe des Schwerdts; etliche entflohen zu den Ruſſen und ſuchten bey ihnen Huͤlfe. Und dieſe Nachricht erſchol durch ganz Rußland, daß ſie wider die Tartern fechten ſolten. Es machten ſich alſo die Koͤnige in ganz Rußland gegen die Tartern auf, ſie vermochten aber nicht mit ihnen zu fechten, ſondern flohen vor ihnen. Es blieb auch der Groskoͤnig Myſceslaus von Kyowa b⁾ , mit vierzig tauſend Mann, die ihm beyſtunden. Der andre Koͤnig hingegen, aus Galacien c⁾ , Myſceslaus entwiſchte auf der Flucht d⁾ . Von andern Koͤnigen blieben in demſelben Krieg bey funfzig. Sie ſetzten ihnen ganzer ſechs Tage nach und erſchlugen von ihnen uͤberhaupt mehr als hun- dert tauſend Mann, deren Anzahl GOtt allein bekant iſt; die uͤbrigen entflohen. Der 1221 Y y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/209
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/209>, abgerufen am 23.11.2024.