[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des ersten Bischofs Meinhards, 1186das Sigebergische Kloster seine Verfassung bekam; wie ausser der HollsteinischenChronik beym Herrn von Leibniz S. 22. und Alberten von Stade beym Jahre 1134 am Ende, auch die Stiftungsbriefe des Kaisers Lotharius erweisen, die Heinrich Mühlius in der Historie des Klosters Bordisholm S. 544, 546 aus dem kaiserl. Hand- schreiben, seiner Aussage nach, am ersten in Druck gegeben. Denn das Sigebergi- sche (diploma) hatte schon der ältere Meibom abdrucken lassen, in den Anmerkungen zu Lerbeks Schauenburgischer Chronik, Scriptor. tom. I. p. 524. und Bangert in den Anmerkungen zu dem Chron. Slauor. l. 1. c. 53. not. c). Aus welchen von bey- den Klöstern dieser Meinhard gewesen, würde eine kützliche Frage seyn, wo ihn nicht unser Auctor einen Priester des heil. Augustinerordens nente, und weiter bezeugete, daß von ihm das erste Collegium der Geistlichen in Liefland, woraus nach und nach die Bischöfliche Kirche in Riga erwachsen, nach der Ordensregel des heil. Augu- stinus angeordnet worden sey. Denn hieraus erhellet, daß er aus dem Hollsteini- schen Kloster Sigeberg gekommen, und daß der Ruhm der ersten Ausbreitung des Christenthums in Liefland denen regulairen Augustinerordensbrüdern, insbesondere denen zu Sigeberg in Hollstein unter dem Bisthum Bremen, oder besser, Lübek, zugestanden werden müsse. Denn ob schon zur Zeit der Stiftung des Klosters Sige- berg noch kein Bisthum in Lübek war, und deswegen Vicelinus, der erste Probst daselbst, unmittelbar unter dem Erzbischof von Bremen stand; so ist doch dieses Klo- ster nicht lange nachher zum Bisthum Lübek geschlagen worden, als Vicelinus selbst zum ersten Bischof bey dem wieder neu angelegten Dom in Oldenburg gemacht ward, den Heinrich der Löwe nachgehends nach Lübek verlegte. Daher, deucht mir, mags gekommen seyn, daß die Ausländer diesen Meinhard einen Lübeckischen Priester nennen, den unser Auctor für einen Priester aus dem Kloster Sigeberg ausgiebt. Wie des Anselmus Chronicon zum Exempel thut, so bey dem Sigebertus Gemblacensis in Pistor. Scriptor. German. tom. I. p. 995. der neuesten Auflage, angehängt ist; ingleichen Alexander Guagninus Chronograph. Polon. p. 64. der Meinharden einen in der Stadt Lübek wegen Frömmigkeit und Heiligkeit des Lebens angesehenen Mann nennet. c) Man muß die Zeit, da Meinhard zuerst nach Liefland gekommen, wohl unterschei- den von der, da die deutschen Kaufleute angefangen den Liefländischen Meerbusen zu besuchen, und auf der Düne zu schiffen. Die letztere wird daher gewiß, weil un- ser Auctor beym Jahr 1224 behauptet n. 9. daß damals schon 67 Jahr verflossen, seit dem der Liefländische Hafen von den Kaufleuten entdecket worden. Denn wenn man diese 67 Jahr von Anno 1224 abziehet, so fält der Kaufleute erste Ankunft in Liefland in das Jahr 1157 oder 1158; welches ich doch nur von dem Hafen oder der Mündung der Düne will verstanden wissen, weil Adamus Bremensis l. 2. c. 13. und von der Lage Dännemarks n. 75. 76. 77. schon allein erweisen kan, daß die Deutschen lange vor- her nach Samland in Preussen, nach Curland, ja nach Esthland und Jnger- manland gefahren. Die erstere Zeit, da nemlich Meinhard anfänglich für sich und aus eignem Triebe mit Kaufleuten nach Lübek gegangen, und unter den Liven den Samen des göttlichen Worts auszustreuen angefangen, ist ganz ungewiß, und kan we- der aus unserm noch einem andern alten und glaubwürdigen Schriftsteller, die wenig- stens bekant sind, sicher bestimmet und ausser allen Zweifel gesetzet werden. Jch stehe bey mir an, ob ich das Jahr 1170 oder 1186 annehme. Jener Jahrzahl kommen einiger- massen zu statten, theils die Worte unsers Verfassers: Kurze Zeit vorher; theils ei- ne Sage unter der Nation, welche uns, obgleich nicht lauter, Balthasar Russov. Chron. Liv. part. 1. f. 3. scheinet aufbehalten zu haben, wenn man nur nicht, wie er, den Anfang des Bisthums Meinhards von demselben Jahre an rechnet, wie auch Bangert thut über das Chronic. Slav. lib. 7. c. 8. wo er deswegen vorgiebt, Mein- hard habe der neuen Kirche 23 Jahr als Bischof vorgestanden; welches doch unrichtig ist. Die Jahrzahl 1186 aber anzunehmen, möchte uns wol rathen, theils Mein- hards hohes Alter, theils die Lebenszeit des Königs Wlodimir von Polocz, die weit ins folgende Jahrhundert hineingehet; theils auch nicht nur Cranzens Ansehn, der Vandal. lib. 6. c. 9. dieses in die letzten Zeiten Kaiser Fridrichs des 1sten bringet, sondern auch und zwar hauptsächlich die Anselmische Chronik beym Pistor. l. c. wel- che den Anfang seiner Predigt in dieses Jahr setzet, und das Bischofsamt Meinhards in die folgenden Jahre weiter hinaus setzet. Denn so lieset man daselbst beym Jahre 1186: "Die Liven fiengen an Christum zu erkennen, durch die Predigt Meinhards, eines "Lübeckischen Priesters; der nachher zum (ersten) Liefländischen Bischof verordnet "worden." Ja unten beym Jahre 1224 n. 1. sagt unser Schriftsteller, die Liven hät- ten damals eine solche Ruhe genossen, dergleichen sie fast seit 40 Jahren so algemein Geſchichte des erſten Biſchofs Meinhards, 1186das Sigebergiſche Kloſter ſeine Verfaſſung bekam; wie auſſer der HollſteiniſchenChronik beym Herrn von Leibniz S. 22. und Alberten von Stade beym Jahre 1134 am Ende, auch die Stiftungsbriefe des Kaiſers Lotharius erweiſen, die Heinrich Muͤhlius in der Hiſtorie des Kloſters Bordisholm S. 544, 546 aus dem kaiſerl. Hand- ſchreiben, ſeiner Auſſage nach, am erſten in Druck gegeben. Denn das Sigebergi- ſche (diploma) hatte ſchon der aͤltere Meibom abdrucken laſſen, in den Anmerkungen zu Lerbeks Schauenburgiſcher Chronik, Scriptor. tom. I. p. 524. und Bangert in den Anmerkungen zu dem Chron. Slauor. l. 1. c. 53. not. c). Aus welchen von bey- den Kloͤſtern dieſer Meinhard geweſen, wuͤrde eine kuͤtzliche Frage ſeyn, wo ihn nicht unſer Auctor einen Prieſter des heil. Auguſtinerordens nente, und weiter bezeugete, daß von ihm das erſte Collegium der Geiſtlichen in Liefland, woraus nach und nach die Biſchoͤfliche Kirche in Riga erwachſen, nach der Ordensregel des heil. Augu- ſtinus angeordnet worden ſey. Denn hieraus erhellet, daß er aus dem Hollſteini- ſchen Kloſter Sigeberg gekommen, und daß der Ruhm der erſten Ausbreitung des Chriſtenthums in Liefland denen regulairen Auguſtinerordensbruͤdern, insbeſondere denen zu Sigeberg in Hollſtein unter dem Bisthum Bremen, oder beſſer, Luͤbek, zugeſtanden werden muͤſſe. Denn ob ſchon zur Zeit der Stiftung des Kloſters Sige- berg noch kein Bisthum in Luͤbek war, und deswegen Vicelinus, der erſte Probſt daſelbſt, unmittelbar unter dem Erzbiſchof von Bremen ſtand; ſo iſt doch dieſes Klo- ſter nicht lange nachher zum Bisthum Luͤbek geſchlagen worden, als Vicelinus ſelbſt zum erſten Biſchof bey dem wieder neu angelegten Dom in Oldenburg gemacht ward, den Heinrich der Loͤwe nachgehends nach Luͤbek verlegte. Daher, deucht mir, mags gekommen ſeyn, daß die Auslaͤnder dieſen Meinhard einen Luͤbeckiſchen Prieſter nennen, den unſer Auctor fuͤr einen Prieſter aus dem Kloſter Sigeberg ausgiebt. Wie des Anſelmus Chronicon zum Exempel thut, ſo bey dem Sigebertus Gemblacenſis in Piſtor. Scriptor. German. tom. I. p. 995. der neueſten Auflage, angehaͤngt iſt; ingleichen Alexander Guagninus Chronograph. Polon. p. 64. der Meinharden einen in der Stadt Luͤbek wegen Froͤmmigkeit und Heiligkeit des Lebens angeſehenen Mann nennet. c) Man muß die Zeit, da Meinhard zuerſt nach Liefland gekommen, wohl unterſchei- den von der, da die deutſchen Kaufleute angefangen den Lieflaͤndiſchen Meerbuſen zu beſuchen, und auf der Duͤne zu ſchiffen. Die letztere wird daher gewiß, weil un- ſer Auctor beym Jahr 1224 behauptet n. 9. daß damals ſchon 67 Jahr verfloſſen, ſeit dem der Lieflaͤndiſche Hafen von den Kaufleuten entdecket worden. Denn wenn man dieſe 67 Jahr von Anno 1224 abziehet, ſo faͤlt der Kaufleute erſte Ankunft in Liefland in das Jahr 1157 oder 1158; welches ich doch nur von dem Hafen oder der Muͤndung der Duͤne will verſtanden wiſſen, weil Adamus Bremenſis l. 2. c. 13. und von der Lage Daͤnnemarks n. 75. 76. 77. ſchon allein erweiſen kan, daß die Deutſchen lange vor- her nach Samland in Preuſſen, nach Curland, ja nach Eſthland und Jnger- manland gefahren. Die erſtere Zeit, da nemlich Meinhard anfaͤnglich fuͤr ſich und aus eignem Triebe mit Kaufleuten nach Luͤbek gegangen, und unter den Liven den Samen des goͤttlichen Worts auszuſtreuen angefangen, iſt ganz ungewiß, und kan we- der aus unſerm noch einem andern alten und glaubwuͤrdigen Schriftſteller, die wenig- ſtens bekant ſind, ſicher beſtimmet und auſſer allen Zweifel geſetzet werden. Jch ſtehe bey mir an, ob ich das Jahr 1170 oder 1186 annehme. Jener Jahrzahl kommen einiger- maſſen zu ſtatten, theils die Worte unſers Verfaſſers: Kurze Zeit vorher; theils ei- ne Sage unter der Nation, welche uns, obgleich nicht lauter, Balthaſar Ruſſov. Chron. Liv. part. 1. f. 3. ſcheinet aufbehalten zu haben, wenn man nur nicht, wie er, den Anfang des Bisthums Meinhards von demſelben Jahre an rechnet, wie auch Bangert thut uͤber das Chronic. Slav. lib. 7. c. 8. wo er deswegen vorgiebt, Mein- hard habe der neuen Kirche 23 Jahr als Biſchof vorgeſtanden; welches doch unrichtig iſt. Die Jahrzahl 1186 aber anzunehmen, moͤchte uns wol rathen, theils Mein- hards hohes Alter, theils die Lebenszeit des Koͤnigs Wlodimir von Polocz, die weit ins folgende Jahrhundert hineingehet; theils auch nicht nur Cranzens Anſehn, der Vandal. lib. 6. c. 9. dieſes in die letzten Zeiten Kaiſer Fridrichs des 1ſten bringet, ſondern auch und zwar hauptſaͤchlich die Anſelmiſche Chronik beym Piſtor. l. c. wel- che den Anfang ſeiner Predigt in dieſes Jahr ſetzet, und das Biſchofsamt Meinhards in die folgenden Jahre weiter hinaus ſetzet. Denn ſo lieſet man daſelbſt beym Jahre 1186: „Die Liven fiengen an Chriſtum zu erkennen, durch die Predigt Meinhards, eines „Luͤbeckiſchen Prieſters; der nachher zum (erſten) Lieflaͤndiſchen Biſchof verordnet „worden.„ Ja unten beym Jahre 1224 n. 1. ſagt unſer Schriftſteller, die Liven haͤt- ten damals eine ſolche Ruhe genoſſen, dergleichen ſie faſt ſeit 40 Jahren ſo algemein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <note place="end" n="b)"><pb facs="#f0036" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Geſchichte des erſten Biſchofs Meinhards,</hi></fw><lb/><note place="left">1186</note>das <hi rendition="#fr">Sigebergiſche</hi> Kloſter ſeine Verfaſſung bekam; wie auſſer der <hi rendition="#fr">Hollſteiniſchen<lb/> Chronik</hi> beym Herrn von <hi rendition="#fr">Leibniz</hi> S. 22. und <hi rendition="#fr">Alberten</hi> von <hi rendition="#fr">Stade</hi> beym Jahre 1134<lb/> am Ende, auch die Stiftungsbriefe des Kaiſers <hi rendition="#fr">Lotharius</hi> erweiſen, die <hi rendition="#fr">Heinrich<lb/> Muͤhlius</hi> in der Hiſtorie des Kloſters Bordisholm S. 544, 546 aus dem kaiſerl. 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Geſchichte des erſten Biſchofs Meinhards,
b⁾
das Sigebergiſche Kloſter ſeine Verfaſſung bekam; wie auſſer der Hollſteiniſchen
Chronik beym Herrn von Leibniz S. 22. und Alberten von Stade beym Jahre 1134
am Ende, auch die Stiftungsbriefe des Kaiſers Lotharius erweiſen, die Heinrich
Muͤhlius in der Hiſtorie des Kloſters Bordisholm S. 544, 546 aus dem kaiſerl. Hand-
ſchreiben, ſeiner Auſſage nach, am erſten in Druck gegeben. Denn das Sigebergi-
ſche (diploma) hatte ſchon der aͤltere Meibom abdrucken laſſen, in den Anmerkungen
zu Lerbeks Schauenburgiſcher Chronik, Scriptor. tom. I. p. 524. und Bangert
in den Anmerkungen zu dem Chron. Slauor. l. 1. c. 53. not. c). Aus welchen von bey-
den Kloͤſtern dieſer Meinhard geweſen, wuͤrde eine kuͤtzliche Frage ſeyn, wo ihn nicht
unſer Auctor einen Prieſter des heil. Auguſtinerordens nente, und weiter bezeugete,
daß von ihm das erſte Collegium der Geiſtlichen in Liefland, woraus nach und nach
die Biſchoͤfliche Kirche in Riga erwachſen, nach der Ordensregel des heil. Augu-
ſtinus angeordnet worden ſey. Denn hieraus erhellet, daß er aus dem Hollſteini-
ſchen Kloſter Sigeberg gekommen, und daß der Ruhm der erſten Ausbreitung des
Chriſtenthums in Liefland denen regulairen Auguſtinerordensbruͤdern, insbeſondere
denen zu Sigeberg in Hollſtein unter dem Bisthum Bremen, oder beſſer, Luͤbek,
zugeſtanden werden muͤſſe. Denn ob ſchon zur Zeit der Stiftung des Kloſters Sige-
berg noch kein Bisthum in Luͤbek war, und deswegen Vicelinus, der erſte Probſt
daſelbſt, unmittelbar unter dem Erzbiſchof von Bremen ſtand; ſo iſt doch dieſes Klo-
ſter nicht lange nachher zum Bisthum Luͤbek geſchlagen worden, als Vicelinus ſelbſt
zum erſten Biſchof bey dem wieder neu angelegten Dom in Oldenburg gemacht ward,
den Heinrich der Loͤwe nachgehends nach Luͤbek verlegte. Daher, deucht mir, mags
gekommen ſeyn, daß die Auslaͤnder dieſen Meinhard einen Luͤbeckiſchen Prieſter
nennen, den unſer Auctor fuͤr einen Prieſter aus dem Kloſter Sigeberg ausgiebt. Wie
des Anſelmus Chronicon zum Exempel thut, ſo bey dem Sigebertus Gemblacenſis in
Piſtor. Scriptor. German. tom. I. p. 995. der neueſten Auflage, angehaͤngt iſt; ingleichen
Alexander Guagninus Chronograph. Polon. p. 64. der Meinharden einen in der Stadt
Luͤbek wegen Froͤmmigkeit und Heiligkeit des Lebens angeſehenen Mann nennet.
c⁾ Man muß die Zeit, da Meinhard zuerſt nach Liefland gekommen, wohl unterſchei-
den von der, da die deutſchen Kaufleute angefangen den Lieflaͤndiſchen Meerbuſen
zu beſuchen, und auf der Duͤne zu ſchiffen. Die letztere wird daher gewiß, weil un-
ſer Auctor beym Jahr 1224 behauptet n. 9. daß damals ſchon 67 Jahr verfloſſen, ſeit
dem der Lieflaͤndiſche Hafen von den Kaufleuten entdecket worden. Denn wenn man
dieſe 67 Jahr von Anno 1224 abziehet, ſo faͤlt der Kaufleute erſte Ankunft in Liefland
in das Jahr 1157 oder 1158; welches ich doch nur von dem Hafen oder der Muͤndung der
Duͤne will verſtanden wiſſen, weil Adamus Bremenſis l. 2. c. 13. und von der Lage
Daͤnnemarks n. 75. 76. 77. ſchon allein erweiſen kan, daß die Deutſchen lange vor-
her nach Samland in Preuſſen, nach Curland, ja nach Eſthland und Jnger-
manland gefahren. Die erſtere Zeit, da nemlich Meinhard anfaͤnglich fuͤr ſich und
aus eignem Triebe mit Kaufleuten nach Luͤbek gegangen, und unter den Liven den
Samen des goͤttlichen Worts auszuſtreuen angefangen, iſt ganz ungewiß, und kan we-
der aus unſerm noch einem andern alten und glaubwuͤrdigen Schriftſteller, die wenig-
ſtens bekant ſind, ſicher beſtimmet und auſſer allen Zweifel geſetzet werden. Jch ſtehe
bey mir an, ob ich das Jahr 1170 oder 1186 annehme. Jener Jahrzahl kommen einiger-
maſſen zu ſtatten, theils die Worte unſers Verfaſſers: Kurze Zeit vorher; theils ei-
ne Sage unter der Nation, welche uns, obgleich nicht lauter, Balthaſar Ruſſov.
Chron. Liv. part. 1. f. 3. ſcheinet aufbehalten zu haben, wenn man nur nicht, wie er,
den Anfang des Bisthums Meinhards von demſelben Jahre an rechnet, wie auch
Bangert thut uͤber das Chronic. Slav. lib. 7. c. 8. wo er deswegen vorgiebt, Mein-
hard habe der neuen Kirche 23 Jahr als Biſchof vorgeſtanden; welches doch unrichtig
iſt. Die Jahrzahl 1186 aber anzunehmen, moͤchte uns wol rathen, theils Mein-
hards hohes Alter, theils die Lebenszeit des Koͤnigs Wlodimir von Polocz, die weit
ins folgende Jahrhundert hineingehet; theils auch nicht nur Cranzens Anſehn, der
Vandal. lib. 6. c. 9. dieſes in die letzten Zeiten Kaiſer Fridrichs des 1ſten bringet,
ſondern auch und zwar hauptſaͤchlich die Anſelmiſche Chronik beym Piſtor. l. c. wel-
che den Anfang ſeiner Predigt in dieſes Jahr ſetzet, und das Biſchofsamt Meinhards
in die folgenden Jahre weiter hinaus ſetzet. Denn ſo lieſet man daſelbſt beym Jahre 1186:
„Die Liven fiengen an Chriſtum zu erkennen, durch die Predigt Meinhards, eines
„Luͤbeckiſchen Prieſters; der nachher zum (erſten) Lieflaͤndiſchen Biſchof verordnet
„worden.„ Ja unten beym Jahre 1224 n. 1. ſagt unſer Schriftſteller, die Liven haͤt-
ten damals eine ſolche Ruhe genoſſen, dergleichen ſie faſt ſeit 40 Jahren ſo algemein
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