[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1184 bis 1196. nicht gehabt; weil die Litthauer und andre Nationen so wol vor der Verkündigung1186des Wortes GOttes in Liefland, als nach ihrer (der Liven) Taufe sie niemals zu- frieden gelassen. Er zeiget mit diesen Worten an, daß der Anfang dieser Beunruhi- gung in die Zeiten gefallen, die vor der Predigt des göttlichen Worts vorhergegangen, und dennoch in das Jahr 1184. Woraus man schliessen kan, Meinhard habe vor diesem Jahre Liefland nicht betreten. Setzen wir nun mit Anselmen dessen erste An- kunft in das Jahr 1186, so haben wir von dem Jahre 1184 an, bis auf das Jahr 1224 einen Zeitlauf von 40 Jahren, davon ein Theil, nach der Meinung unsers Schriftstellers, vor der Zeit vorhergehet, ehe das Wort GOttes in Liefland geprediget worden. d) Es ist ausser Zweifel, daß die Niedersächsischen Kaufleute, als die Lübecker, Bre- mer und Hamburger, zur Zeit Meinhards Liefland befahren haben. Was aber die für Landsleute eigentlich gewesen, so zu erst auf der Mündung der Düne angelanget, ist noch nichtausgemacht. Bangert entscheidet die Sache an angef. Ort für seine Lübecker, und beschuldiget die eines Jrthums, welche diese besondre Ehre den Bremern beylegen, wie fürnemlich der angeführte Russov thut. Den Ursprung dieses Jrthums meint Bangert in der Unwissenheit der Gegenden zu finden, worin die notwendig müsten ge- standen haben, welche, da sie gehöret, daß die Bischöfe von Lübek unter dem Erz- bischof von Bremen gestanden, auch die Ehre des entdeckten und zuerst besuchten Lief- landes eben diesen Kaufleuten und Landsleuten dieses Erzbischofs zugeschrieben haben. Es komt ihm auch nicht warscheinlich vor, daß die Bremer um dasige Zeit die Ostsee der Handlung halber beschiffet hätten. Hartknoch über des Duisburgs Preußische Chronik part. 3. c. 28. nimt die Meinung dieses Mannes nicht allein an, sondern bekräf- tiget und schmücket noch der andern ihre Histörchen von Meinharden sehr aus, als, daß er von dem Pabst Jnnocentius II. zum Bischof gemacht, und der Orden der Schwert- brüder vom Pabst Alexander III. gestiftet worden sey. Allein Bangerten widerleget un- ser Auctor bey dem Jahr 1224 n. 9. wenn er mit deutlichen Worten bejahet, daß der Lief- ländische Hafen von den Bremischen Kaufleuten zuerst entdecket worden. Fürs andre, sehe ich nicht, wie unser Verfasser oder auch Russov aus Unwissenheit in den Oertern fehlen, oder dieser Fehler der historischen Wahrheit Eintrag thun können; da doch daraus nicht einmal folget, weil einige Meinharden einen Lübeckischen Prie- ster heissen, daß die Lübeckischen Kaufleute für die ersten Erfinder der Schiffart nach Liefland gehalten werden müsten. Hierzu komt noch, daß damals, wie der Lief- ländische Hafen von den Bremern soll erfunden worden seyn, Lübek gleichsam noch in der Wiege gelegen, und auch nachher bey seinem Anwachs ohne die Bremer nicht auf der See gefahren Anno 1190, (siehe Albert. Stadens. bey diesem Jahre,) in welchem Jahre es zugleich mit diesen bey Acra Gelegenheit und einen glücklichen Anfang zur Stiftung des deutschen Ordens veranlasset, wie Peter von Duisburg bezeuget, Preußischer Chronike part. 1. c. 1. welches auch Bangert selbst nicht in Abrede ist ad Chron. Slav. libr. 3. c. 36. not. b). Man brauchte auch in diesen alten Zeiten, wenn man auf der Ostsee fahren wolte, nicht eben von Lübek oder Travemünde auszu- laufen. Denn ganz anders beschreibet Adamus Bremensis lib. 2. c. 13. die Einrichtung dieser Reise: Der Weg (nach Semland) gehet so, daß man von Hamburg oder von der Elbe ab in 8 Tagen zu Lande nach der Stadt Julin kommen kan. Denn wenn man über See und zu Schiffe gehet, von Sliaswig oder Olden- burg ab, nach Jumin: so kan man in 43 Tagen, wenn man gerade von die- ser Stadt absegelt, in Rußisch Ostragard seyn. Und von der Lage Dänne- marks schreibt er n. 74: Schleswig liegt an einem Arm der fremden See, wel- cher die Slia (Schley) genant wird, daher die Stadt den Namen führet. Aus diesem Hafen pflegen Schiffe auszufahren nach Schalauen (Slauaniam), oder nach Schweden, oder Semland, ja gar bis nach Griechenland, das ist, Rußland. Doch ist Lübek nicht lange nachher der Haupthafen und die Stapelstadt der Ostsee geworden, indem der Bayern und Sachsen Herzog, Heinrich der Löwe, sich die Sache recht angelegen seyn ließ, welcher auch den Kaufleuten von Wisby aus Goth- land Anno 1163 herliche Privilegien ertheilte, damit sie uns (so schreibt Adamus Bre- mensis,) und unser Land vor andern mehr lieben, und unsern Hafen in Lübek fleißiger besuchen möchten. Den Freiheitsbrief hat Lambecius Orig. Hamburg. l. 2. in der Beilage der Documenten, und aus ihm der grosse Leibniz Scriptor. Brun- suic. tom. 3. in der Einleitung p. 29. beygebracht. Von dieser Zeit an pflegten die Deutschen von Lübek abzufahren und zu Wisby ihr Gewerbe zu treiben, so wie die Kaufleute aus Norden zu Lübek. Daher da Arnold Chron. Slau. l. 7. c. 9. n. 5. B
von 1184 bis 1196. nicht gehabt; weil die Litthauer und andre Nationen ſo wol vor der Verkuͤndigung1186des Wortes GOttes in Liefland, als nach ihrer (der Liven) Taufe ſie niemals zu- frieden gelaſſen. Er zeiget mit dieſen Worten an, daß der Anfang dieſer Beunruhi- gung in die Zeiten gefallen, die vor der Predigt des goͤttlichen Worts vorhergegangen, und dennoch in das Jahr 1184. Woraus man ſchlieſſen kan, Meinhard habe vor dieſem Jahre Liefland nicht betreten. Setzen wir nun mit Anſelmen deſſen erſte An- kunft in das Jahr 1186, ſo haben wir von dem Jahre 1184 an, bis auf das Jahr 1224 einen Zeitlauf von 40 Jahren, davon ein Theil, nach der Meinung unſers Schriftſtellers, vor der Zeit vorhergehet, ehe das Wort GOttes in Liefland geprediget worden. d) Es iſt auſſer Zweifel, daß die Niederſaͤchſiſchen Kaufleute, als die Luͤbecker, Bre- mer und Hamburger, zur Zeit Meinhards Liefland befahren haben. Was aber die fuͤr Landsleute eigentlich geweſen, ſo zu erſt auf der Muͤndung der Duͤne angelanget, iſt noch nichtausgemacht. Bangert entſcheidet die Sache an angef. Ort fuͤr ſeine Luͤbecker, und beſchuldiget die eines Jrthums, welche dieſe beſondre Ehre den Bremern beylegen, wie fuͤrnemlich der angefuͤhrte Ruſſov thut. Den Urſprung dieſes Jrthums meint Bangert in der Unwiſſenheit der Gegenden zu finden, worin die notwendig muͤſten ge- ſtanden haben, welche, da ſie gehoͤret, daß die Biſchoͤfe von Luͤbek unter dem Erz- biſchof von Bremen geſtanden, auch die Ehre des entdeckten und zuerſt beſuchten Lief- landes eben dieſen Kaufleuten und Landsleuten dieſes Erzbiſchofs zugeſchrieben haben. Es komt ihm auch nicht warſcheinlich vor, daß die Bremer um daſige Zeit die Oſtſee der Handlung halber beſchiffet haͤtten. Hartknoch uͤber des Duisburgs Preußiſche Chronik part. 3. c. 28. nimt die Meinung dieſes Mannes nicht allein an, ſondern bekraͤf- tiget und ſchmuͤcket noch der andern ihre Hiſtoͤrchen von Meinharden ſehr aus, als, daß er von dem Pabſt Jnnocentius II. zum Biſchof gemacht, und der Orden der Schwert- bruͤder vom Pabſt Alexander III. geſtiftet worden ſey. Allein Bangerten widerleget un- ſer Auctor bey dem Jahr 1224 n. 9. wenn er mit deutlichen Worten bejahet, daß der Lief- laͤndiſche Hafen von den Bremiſchen Kaufleuten zuerſt entdecket worden. Fuͤrs andre, ſehe ich nicht, wie unſer Verfaſſer oder auch Ruſſov aus Unwiſſenheit in den Oertern fehlen, oder dieſer Fehler der hiſtoriſchen Wahrheit Eintrag thun koͤnnen; da doch daraus nicht einmal folget, weil einige Meinharden einen Luͤbeckiſchen Prie- ſter heiſſen, daß die Luͤbeckiſchen Kaufleute fuͤr die erſten Erfinder der Schiffart nach Liefland gehalten werden muͤſten. Hierzu komt noch, daß damals, wie der Lief- laͤndiſche Hafen von den Bremern ſoll erfunden worden ſeyn, Luͤbek gleichſam noch in der Wiege gelegen, und auch nachher bey ſeinem Anwachs ohne die Bremer nicht auf der See gefahren Anno 1190, (ſiehe Albert. Stadenſ. bey dieſem Jahre,) in welchem Jahre es zugleich mit dieſen bey Acra Gelegenheit und einen gluͤcklichen Anfang zur Stiftung des deutſchen Ordens veranlaſſet, wie Peter von Duisburg bezeuget, Preußiſcher Chronike part. 1. c. 1. welches auch Bangert ſelbſt nicht in Abrede iſt ad Chron. Slav. libr. 3. c. 36. not. b). Man brauchte auch in dieſen alten Zeiten, wenn man auf der Oſtſee fahren wolte, nicht eben von Luͤbek oder Travemuͤnde auszu- laufen. Denn ganz anders beſchreibet Adamus Bremenſis lib. 2. c. 13. die Einrichtung dieſer Reiſe: Der Weg (nach Semland) gehet ſo, daß man von Hamburg oder von der Elbe ab in 8 Tagen zu Lande nach der Stadt Julin kommen kan. Denn wenn man uͤber See und zu Schiffe gehet, von Sliaswig oder Olden- burg ab, nach Jumin: ſo kan man in 43 Tagen, wenn man gerade von die- ſer Stadt abſegelt, in Rußiſch Oſtragard ſeyn. Und von der Lage Daͤnne- marks ſchreibt er n. 74: Schleswig liegt an einem Arm der fremden See, wel- cher die Slia (Schley) genant wird, daher die Stadt den Namen fuͤhret. Aus dieſem Hafen pflegen Schiffe auszufahren nach Schalauen (Slauaniam), oder nach Schweden, oder Semland, ja gar bis nach Griechenland, das iſt, Rußland. Doch iſt Luͤbek nicht lange nachher der Haupthafen und die Stapelſtadt der Oſtſee geworden, indem der Bayern und Sachſen Herzog, Heinrich der Loͤwe, ſich die Sache recht angelegen ſeyn ließ, welcher auch den Kaufleuten von Wisby aus Goth- land Anno 1163 herliche Privilegien ertheilte, damit ſie uns (ſo ſchreibt Adamus Bre- menſis,) und unſer Land vor andern mehr lieben, und unſern Hafen in Luͤbek fleißiger beſuchen moͤchten. Den Freiheitsbrief hat Lambecius Orig. Hamburg. l. 2. in der Beilage der Documenten, und aus ihm der groſſe Leibniz Scriptor. Brun- ſuic. tom. 3. in der Einleitung p. 29. beygebracht. Von dieſer Zeit an pflegten die Deutſchen von Luͤbek abzufahren und zu Wisby ihr Gewerbe zu treiben, ſo wie die Kaufleute aus Norden zu Luͤbek. Daher da Arnold Chron. Slau. l. 7. c. 9. n. 5. B
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von 1184 bis 1196.
c⁾
nicht gehabt; weil die Litthauer und andre Nationen ſo wol vor der Verkuͤndigung
des Wortes GOttes in Liefland, als nach ihrer (der Liven) Taufe ſie niemals zu-
frieden gelaſſen. Er zeiget mit dieſen Worten an, daß der Anfang dieſer Beunruhi-
gung in die Zeiten gefallen, die vor der Predigt des goͤttlichen Worts vorhergegangen,
und dennoch in das Jahr 1184. Woraus man ſchlieſſen kan, Meinhard habe vor
dieſem Jahre Liefland nicht betreten. Setzen wir nun mit Anſelmen deſſen erſte An-
kunft in das Jahr 1186, ſo haben wir von dem Jahre 1184 an, bis auf das Jahr 1224
einen Zeitlauf von 40 Jahren, davon ein Theil, nach der Meinung unſers Schriftſtellers,
vor der Zeit vorhergehet, ehe das Wort GOttes in Liefland geprediget worden.
d⁾ Es iſt auſſer Zweifel, daß die Niederſaͤchſiſchen Kaufleute, als die Luͤbecker, Bre-
mer und Hamburger, zur Zeit Meinhards Liefland befahren haben. Was aber die
fuͤr Landsleute eigentlich geweſen, ſo zu erſt auf der Muͤndung der Duͤne angelanget, iſt
noch nichtausgemacht. Bangert entſcheidet die Sache an angef. Ort fuͤr ſeine Luͤbecker,
und beſchuldiget die eines Jrthums, welche dieſe beſondre Ehre den Bremern beylegen,
wie fuͤrnemlich der angefuͤhrte Ruſſov thut. Den Urſprung dieſes Jrthums meint
Bangert in der Unwiſſenheit der Gegenden zu finden, worin die notwendig muͤſten ge-
ſtanden haben, welche, da ſie gehoͤret, daß die Biſchoͤfe von Luͤbek unter dem Erz-
biſchof von Bremen geſtanden, auch die Ehre des entdeckten und zuerſt beſuchten Lief-
landes eben dieſen Kaufleuten und Landsleuten dieſes Erzbiſchofs zugeſchrieben haben.
Es komt ihm auch nicht warſcheinlich vor, daß die Bremer um daſige Zeit die Oſtſee
der Handlung halber beſchiffet haͤtten. Hartknoch uͤber des Duisburgs Preußiſche
Chronik part. 3. c. 28. nimt die Meinung dieſes Mannes nicht allein an, ſondern bekraͤf-
tiget und ſchmuͤcket noch der andern ihre Hiſtoͤrchen von Meinharden ſehr aus, als, daß
er von dem Pabſt Jnnocentius II. zum Biſchof gemacht, und der Orden der Schwert-
bruͤder vom Pabſt Alexander III. geſtiftet worden ſey. Allein Bangerten widerleget un-
ſer Auctor bey dem Jahr 1224 n. 9. wenn er mit deutlichen Worten bejahet, daß der Lief-
laͤndiſche Hafen von den Bremiſchen Kaufleuten zuerſt entdecket worden. Fuͤrs
andre, ſehe ich nicht, wie unſer Verfaſſer oder auch Ruſſov aus Unwiſſenheit in den
Oertern fehlen, oder dieſer Fehler der hiſtoriſchen Wahrheit Eintrag thun koͤnnen; da
doch daraus nicht einmal folget, weil einige Meinharden einen Luͤbeckiſchen Prie-
ſter heiſſen, daß die Luͤbeckiſchen Kaufleute fuͤr die erſten Erfinder der Schiffart nach
Liefland gehalten werden muͤſten. Hierzu komt noch, daß damals, wie der Lief-
laͤndiſche Hafen von den Bremern ſoll erfunden worden ſeyn, Luͤbek gleichſam noch
in der Wiege gelegen, und auch nachher bey ſeinem Anwachs ohne die Bremer nicht auf
der See gefahren Anno 1190, (ſiehe Albert. Stadenſ. bey dieſem Jahre,) in welchem
Jahre es zugleich mit dieſen bey Acra Gelegenheit und einen gluͤcklichen Anfang zur
Stiftung des deutſchen Ordens veranlaſſet, wie Peter von Duisburg bezeuget,
Preußiſcher Chronike part. 1. c. 1. welches auch Bangert ſelbſt nicht in Abrede iſt ad
Chron. Slav. libr. 3. c. 36. not. b). Man brauchte auch in dieſen alten Zeiten, wenn
man auf der Oſtſee fahren wolte, nicht eben von Luͤbek oder Travemuͤnde auszu-
laufen. Denn ganz anders beſchreibet Adamus Bremenſis lib. 2. c. 13. die Einrichtung
dieſer Reiſe: Der Weg (nach Semland) gehet ſo, daß man von Hamburg oder
von der Elbe ab in 8 Tagen zu Lande nach der Stadt Julin kommen kan.
Denn wenn man uͤber See und zu Schiffe gehet, von Sliaswig oder Olden-
burg ab, nach Jumin: ſo kan man in 43 Tagen, wenn man gerade von die-
ſer Stadt abſegelt, in Rußiſch Oſtragard ſeyn. Und von der Lage Daͤnne-
marks ſchreibt er n. 74: Schleswig liegt an einem Arm der fremden See, wel-
cher die Slia (Schley) genant wird, daher die Stadt den Namen fuͤhret.
Aus dieſem Hafen pflegen Schiffe auszufahren nach Schalauen (Slauaniam),
oder nach Schweden, oder Semland, ja gar bis nach Griechenland, das iſt,
Rußland.
Doch iſt Luͤbek nicht lange nachher der Haupthafen und die Stapelſtadt der Oſtſee
geworden, indem der Bayern und Sachſen Herzog, Heinrich der Loͤwe, ſich die
Sache recht angelegen ſeyn ließ, welcher auch den Kaufleuten von Wisby aus Goth-
land Anno 1163 herliche Privilegien ertheilte, damit ſie uns (ſo ſchreibt Adamus Bre-
menſis,) und unſer Land vor andern mehr lieben, und unſern Hafen in Luͤbek
fleißiger beſuchen moͤchten. Den Freiheitsbrief hat Lambecius Orig. Hamburg.
l. 2. in der Beilage der Documenten, und aus ihm der groſſe Leibniz Scriptor. Brun-
ſuic. tom. 3. in der Einleitung p. 29. beygebracht. Von dieſer Zeit an pflegten die
Deutſchen von Luͤbek abzufahren und zu Wisby ihr Gewerbe zu treiben, ſo wie die
Kaufleute aus Norden zu Luͤbek. Daher da Arnold Chron. Slau. l. 7. c. 9. n. 5.
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