[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.von 1184 bis 1196. Krankheit heftiger ward, so wurde der Unglaube dieser Weiber überwunden. Er1186ließ sich taufen, und GOTT im Gebet empfelen. Die Seele dieses Verstorbenen sahe und erkante ein anderer Neubekehrter, der auf 7 Meilen Weges davon war, von den Engeln in Himmel tragen*). l) Dieser Dietrich war einer von Meinhards vornehmsten Gehülfen, der das Volk über der Aa zu allererst zum christlichen Glauben gebracht, und von der Gegend, so Thorcida heisset, in welcher Treyden gelegen, den Zunamen bekommen, damit man ihn von an- dern Theodoricis unterscheiden könne. Der Bischof Albert setzte ihn über ein bey der Mündung der Düne von ihm neuerbauetes Kloster Cistercienser Ordens, so er den Berg des heiligen Nicolai nante. Nach vieljährigen Bemühungen und Reisen, die er nach Rom that, ward er beym Pabst Jnnocentius dem III. bekant, und er- hielt mehr den Titel als das wirkliche Amt eines Bischofs von Esthland, wie unser Verfasser nachher alles vollständiger unter jedwedem Jahre vorträget. m) Es ist auch aus andern Scribenten bekannt, daß die Barbaren nach Norden zu so gut wie die übrigen, von denen Cäsar vom Gallischen Kriege l. 6. c. 16. Lactantius diu. instit. l. 1. c. 21. und Lagerlööf von den Druiden c. 2. §. 7. p. 45. seq. handeln, ihren Göttern mit Menschenblut, und sonderlich mit Christenblut geopfert. Es ist abscheulich, was Adam aus Bremen von den Sveonen erzählet, von der Lage Dännemarks n. 94. und vor ihm von den Dänen und Normännern Ditmar von Merseburg, libr. 1. am Ende, wo er setzet, man habe alle 9 Jahr 99 Menschen, mit eben so viel Pferden, Hunden und Hänen geopfert. Daher ein gewisser Christ Adamen berichtet, er habe in einem Walde bey Upsal Hunde- und Menschenkörper untereinan- der hängen sehen. Dieser entsetzliche Anblick erinnert mich an das Leichengepränge des cumanischen Königs Jonas; als der in ein sehr tiefes Grab verscharret ward, so wurden zu seiner Rechten und Linken 8 Waffenträger lebendig gehenket, die als frey- willig in den Tod gingen, und daneben wurden 26 Pferde gleichfals lebendig aufge- knüpfet, wie Alberic bezeuget beym Jahr 1241. p. 579. Eben dieser Adam meldet, daß auch die Esthen sich nicht enthalten Menschen zu opfern, n. 75. da er spricht: Sie er- handeln die Menschen von den Kaufleuten, und sehen vorher genau nach, daß sie ja kein Maal am Leibe haben, und opfern sie. Manchmal pflegte der Rügier Priester einen Christen zu opfern, und gab dabey vor, die Götter vergnügten sich ungemein an derglei- chen Blute, wie Helmold aussaget Chron. Slauor. l. 2. c. 12. n. 9. Peter von Duis- burg erwehnet ein gleiches von dem Criwe, den die Preussen als ihren Pabst geehret, part. 3. c. 5. Denn da der erste christliche Bischof zu ihnen kam, waren sie so grausam, daß sie alle Kinder weibliches Geschlechts, die ihnen geboren wurden, ausser einem Mägd- gen, umbrachten, und ihre Gefangenen den Göttern opferten, in deren Blut sie Schwerdt und Lanzen tauchten, um gutes Glück zu haben. Diese Unmenschlichkeit machte Pabst Honorius der III allen Bischöfen kund, bey Raynald Jahr 1218. n. 43. Welches sich auch mit auf die Liven erstrecket, weil nach Aussage dieses Peters von Duisburg, nicht die Preussen allein, sondern auch die Letten und andere Liefländische Nationen, den Befehlen dieses Criwe unterworfen waren. n) Saxo Grammaticus, der eben nicht allezeit fabuliret, erzählet, Histor. Dan. l. 14. daß man bey den Rügiern im Gebrauch gehabt, mit einem weissen Pferde ungefehr solcher Gestalt sich von dem Ausgang künftiger Dinge zu erkundigen. Vor dem Tempel, schreibt er, pflegte eine 3fache Reihe Spiesse von den Opferbedienten hingestellet zu wer- den; in jeder derselben waren 2 und 2 gegen einander über geleget, so, daß die Spitzen in der Erde stacken, und zwischen beyden Reihen allezeit ein gleich weiter Zwischenraum blieb. Zu selbigen ward ein Pferd -- -- nach vorhergegangenem feyerlichen Gebet von dem Priester aus dem Vorhofe mit Sattel und Zeug hervor geführet, wenn es nun über die vor sich habenden Reihen eher mit dem rechten als linken Fusse schritte, so nahm mans für ein glücklich Zeichen an. Wenn es aber auch nur einmal den linken Fuß vor den rechten voraus gesetzet hatte, -- so änderte man sein ganz Unternehmen. Von den Liuticiern, die mit zu den Rügiern gehören, erzählet Ditmar von Merseburg ein gleiches l. 6. p. 382, es habe nemlich ein heiliges Pferd, welches man über die in die Erde gestochenen Spitzen zweyer Spiesse geführet, deren Schäfte in einander gegangen, allen Aussprüchen der Götter den letzten Ausschlag gegeben. Daß auch die Stetiner *) Die Scharfsichtigkeit dieses Neubekehrten verdienet bey dem Leser ein desto gelinder Urtheil, weil es selbst den Altbekehrten der damaligen Zeit nicht besser ergangen. Anno 1188. sahe der Prior des Ma- rienordens vom Berge Carmel, Bertold, gar viele Seelen seiner Mönche, die von den Saracenen ermordet waren, durch eine Menge heiliger Engel in Himmel tragen. C 2
von 1184 bis 1196. Krankheit heftiger ward, ſo wurde der Unglaube dieſer Weiber uͤberwunden. Er1186ließ ſich taufen, und GOTT im Gebet empfelen. Die Seele dieſes Verſtorbenen ſahe und erkante ein anderer Neubekehrter, der auf 7 Meilen Weges davon war, von den Engeln in Himmel tragen*). l) Dieſer Dietrich war einer von Meinhards vornehmſten Gehuͤlfen, der das Volk uͤber der Aa zu allererſt zum chriſtlichen Glauben gebracht, und von der Gegend, ſo Thorcida heiſſet, in welcher Treyden gelegen, den Zunamen bekommen, damit man ihn von an- dern Theodoricis unterſcheiden koͤnne. Der Biſchof Albert ſetzte ihn uͤber ein bey der Muͤndung der Duͤne von ihm neuerbauetes Kloſter Ciſtercienſer Ordens, ſo er den Berg des heiligen Nicolai nante. Nach vieljaͤhrigen Bemuͤhungen und Reiſen, die er nach Rom that, ward er beym Pabſt Jnnocentius dem III. bekant, und er- hielt mehr den Titel als das wirkliche Amt eines Biſchofs von Eſthland, wie unſer Verfaſſer nachher alles vollſtaͤndiger unter jedwedem Jahre vortraͤget. m) Es iſt auch aus andern Scribenten bekannt, daß die Barbaren nach Norden zu ſo gut wie die uͤbrigen, von denen Caͤſar vom Galliſchen Kriege l. 6. c. 16. Lactantius diu. inſtit. l. 1. c. 21. und Lagerloͤoͤf von den Druiden c. 2. §. 7. p. 45. ſeq. handeln, ihren Goͤttern mit Menſchenblut, und ſonderlich mit Chriſtenblut geopfert. Es iſt abſcheulich, was Adam aus Bremen von den Sveonen erzaͤhlet, von der Lage Daͤnnemarks n. 94. und vor ihm von den Daͤnen und Normaͤnnern Ditmar von Merſeburg, libr. 1. am Ende, wo er ſetzet, man habe alle 9 Jahr 99 Menſchen, mit eben ſo viel Pferden, Hunden und Haͤnen geopfert. Daher ein gewiſſer Chriſt Adamen berichtet, er habe in einem Walde bey Upſal Hunde- und Menſchenkoͤrper untereinan- der haͤngen ſehen. Dieſer entſetzliche Anblick erinnert mich an das Leichengepraͤnge des cumaniſchen Koͤnigs Jonas; als der in ein ſehr tiefes Grab verſcharret ward, ſo wurden zu ſeiner Rechten und Linken 8 Waffentraͤger lebendig gehenket, die als frey- willig in den Tod gingen, und daneben wurden 26 Pferde gleichfals lebendig aufge- knuͤpfet, wie Alberic bezeuget beym Jahr 1241. p. 579. Eben dieſer Adam meldet, daß auch die Eſthen ſich nicht enthalten Menſchen zu opfern, n. 75. da er ſpricht: Sie er- handeln die Menſchen von den Kaufleuten, und ſehen vorher genau nach, daß ſie ja kein Maal am Leibe haben, und opfern ſie. Manchmal pflegte der Ruͤgier Prieſter einen Chriſten zu opfern, und gab dabey vor, die Goͤtter vergnuͤgten ſich ungemein an derglei- chen Blute, wie Helmold ausſaget Chron. Slauor. l. 2. c. 12. n. 9. Peter von Duis- burg erwehnet ein gleiches von dem Criwe, den die Preuſſen als ihren Pabſt geehret, part. 3. c. 5. Denn da der erſte chriſtliche Biſchof zu ihnen kam, waren ſie ſo grauſam, daß ſie alle Kinder weibliches Geſchlechts, die ihnen geboren wurden, auſſer einem Maͤgd- gen, umbrachten, und ihre Gefangenen den Goͤttern opferten, in deren Blut ſie Schwerdt und Lanzen tauchten, um gutes Gluͤck zu haben. Dieſe Unmenſchlichkeit machte Pabſt Honorius der III allen Biſchoͤfen kund, bey Raynald Jahr 1218. n. 43. Welches ſich auch mit auf die Liven erſtrecket, weil nach Ausſage dieſes Peters von Duisburg, nicht die Preuſſen allein, ſondern auch die Letten und andere Lieflaͤndiſche Nationen, den Befehlen dieſes Criwe unterworfen waren. n) Saxo Grammaticus, der eben nicht allezeit fabuliret, erzaͤhlet, Hiſtor. Dan. l. 14. daß man bey den Ruͤgiern im Gebrauch gehabt, mit einem weiſſen Pferde ungefehr ſolcher Geſtalt ſich von dem Ausgang kuͤnftiger Dinge zu erkundigen. Vor dem Tempel, ſchreibt er, pflegte eine 3fache Reihe Spieſſe von den Opferbedienten hingeſtellet zu wer- den; in jeder derſelben waren 2 und 2 gegen einander uͤber geleget, ſo, daß die Spitzen in der Erde ſtacken, und zwiſchen beyden Reihen allezeit ein gleich weiter Zwiſchenraum blieb. Zu ſelbigen ward ein Pferd — — nach vorhergegangenem feyerlichen Gebet von dem Prieſter aus dem Vorhofe mit Sattel und Zeug hervor gefuͤhret, wenn es nun uͤber die vor ſich habenden Reihen eher mit dem rechten als linken Fuſſe ſchritte, ſo nahm mans fuͤr ein gluͤcklich Zeichen an. Wenn es aber auch nur einmal den linken Fuß vor den rechten voraus geſetzet hatte, — ſo aͤnderte man ſein ganz Unternehmen. Von den Liuticiern, die mit zu den Ruͤgiern gehoͤren, erzaͤhlet Ditmar von Merſeburg ein gleiches l. 6. p. 382, es habe nemlich ein heiliges Pferd, welches man uͤber die in die Erde geſtochenen Spitzen zweyer Spieſſe gefuͤhret, deren Schaͤfte in einander gegangen, allen Ausſpruͤchen der Goͤtter den letzten Ausſchlag gegeben. Daß auch die Stetiner *) Die Scharfſichtigkeit dieſes Neubekehrten verdienet bey dem Leſer ein deſto gelinder Urtheil, weil es ſelbſt den Altbekehrten der damaligen Zeit nicht beſſer ergangen. Anno 1188. ſahe der Prior des Ma- rienordens vom Berge Carmel, Bertold, gar viele Seelen ſeiner Moͤnche, die von den Saracenen ermordet waren, durch eine Menge heiliger Engel in Himmel tragen. C 2
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von 1184 bis 1196.
Krankheit heftiger ward, ſo wurde der Unglaube dieſer Weiber uͤberwunden. Er
ließ ſich taufen, und GOTT im Gebet empfelen. Die Seele dieſes Verſtorbenen
ſahe und erkante ein anderer Neubekehrter, der auf 7 Meilen Weges davon war,
von den Engeln in Himmel tragen *).
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l⁾ Dieſer Dietrich war einer von Meinhards vornehmſten Gehuͤlfen, der das Volk uͤber
der Aa zu allererſt zum chriſtlichen Glauben gebracht, und von der Gegend, ſo Thorcida
heiſſet, in welcher Treyden gelegen, den Zunamen bekommen, damit man ihn von an-
dern Theodoricis unterſcheiden koͤnne. Der Biſchof Albert ſetzte ihn uͤber ein bey
der Muͤndung der Duͤne von ihm neuerbauetes Kloſter Ciſtercienſer Ordens, ſo er
den Berg des heiligen Nicolai nante. Nach vieljaͤhrigen Bemuͤhungen und Reiſen,
die er nach Rom that, ward er beym Pabſt Jnnocentius dem III. bekant, und er-
hielt mehr den Titel als das wirkliche Amt eines Biſchofs von Eſthland, wie unſer
Verfaſſer nachher alles vollſtaͤndiger unter jedwedem Jahre vortraͤget.
m⁾ Es iſt auch aus andern Scribenten bekannt, daß die Barbaren nach Norden zu ſo gut
wie die uͤbrigen, von denen Caͤſar vom Galliſchen Kriege l. 6. c. 16. Lactantius diu.
inſtit. l. 1. c. 21. und Lagerloͤoͤf von den Druiden c. 2. §. 7. p. 45. ſeq. handeln, ihren
Goͤttern mit Menſchenblut, und ſonderlich mit Chriſtenblut geopfert. Es iſt abſcheulich,
was Adam aus Bremen von den Sveonen erzaͤhlet, von der Lage Daͤnnemarks
n. 94. und vor ihm von den Daͤnen und Normaͤnnern Ditmar von Merſeburg,
libr. 1. am Ende, wo er ſetzet, man habe alle 9 Jahr 99 Menſchen, mit eben ſo
viel Pferden, Hunden und Haͤnen geopfert. Daher ein gewiſſer Chriſt Adamen
berichtet, er habe in einem Walde bey Upſal Hunde- und Menſchenkoͤrper untereinan-
der haͤngen ſehen. Dieſer entſetzliche Anblick erinnert mich an das Leichengepraͤnge des
cumaniſchen Koͤnigs Jonas; als der in ein ſehr tiefes Grab verſcharret ward, ſo
wurden zu ſeiner Rechten und Linken 8 Waffentraͤger lebendig gehenket, die als frey-
willig in den Tod gingen, und daneben wurden 26 Pferde gleichfals lebendig aufge-
knuͤpfet, wie Alberic bezeuget beym Jahr 1241. p. 579. Eben dieſer Adam meldet,
daß auch die Eſthen ſich nicht enthalten Menſchen zu opfern, n. 75. da er ſpricht: Sie er-
handeln die Menſchen von den Kaufleuten, und ſehen vorher genau nach, daß ſie ja kein
Maal am Leibe haben, und opfern ſie. Manchmal pflegte der Ruͤgier Prieſter einen
Chriſten zu opfern, und gab dabey vor, die Goͤtter vergnuͤgten ſich ungemein an derglei-
chen Blute, wie Helmold ausſaget Chron. Slauor. l. 2. c. 12. n. 9. Peter von Duis-
burg erwehnet ein gleiches von dem Criwe, den die Preuſſen als ihren Pabſt geehret,
part. 3. c. 5. Denn da der erſte chriſtliche Biſchof zu ihnen kam, waren ſie ſo grauſam,
daß ſie alle Kinder weibliches Geſchlechts, die ihnen geboren wurden, auſſer einem Maͤgd-
gen, umbrachten, und ihre Gefangenen den Goͤttern opferten, in deren Blut ſie Schwerdt
und Lanzen tauchten, um gutes Gluͤck zu haben. Dieſe Unmenſchlichkeit machte Pabſt
Honorius der III allen Biſchoͤfen kund, bey Raynald Jahr 1218. n. 43. Welches
ſich auch mit auf die Liven erſtrecket, weil nach Ausſage dieſes Peters von Duisburg,
nicht die Preuſſen allein, ſondern auch die Letten und andere Lieflaͤndiſche Nationen,
den Befehlen dieſes Criwe unterworfen waren.
n⁾ Saxo Grammaticus, der eben nicht allezeit fabuliret, erzaͤhlet, Hiſtor. Dan. l. 14. daß
man bey den Ruͤgiern im Gebrauch gehabt, mit einem weiſſen Pferde ungefehr ſolcher
Geſtalt ſich von dem Ausgang kuͤnftiger Dinge zu erkundigen. Vor dem Tempel,
ſchreibt er, pflegte eine 3fache Reihe Spieſſe von den Opferbedienten hingeſtellet zu wer-
den; in jeder derſelben waren 2 und 2 gegen einander uͤber geleget, ſo, daß die Spitzen
in der Erde ſtacken, und zwiſchen beyden Reihen allezeit ein gleich weiter Zwiſchenraum
blieb. Zu ſelbigen ward ein Pferd — — nach vorhergegangenem feyerlichen Gebet
von dem Prieſter aus dem Vorhofe mit Sattel und Zeug hervor gefuͤhret, wenn es nun
uͤber die vor ſich habenden Reihen eher mit dem rechten als linken Fuſſe ſchritte, ſo nahm
mans fuͤr ein gluͤcklich Zeichen an. Wenn es aber auch nur einmal den linken Fuß
vor den rechten voraus geſetzet hatte, — ſo aͤnderte man ſein ganz Unternehmen. Von
den Liuticiern, die mit zu den Ruͤgiern gehoͤren, erzaͤhlet Ditmar von Merſeburg
ein gleiches l. 6. p. 382, es habe nemlich ein heiliges Pferd, welches man uͤber die in die
Erde geſtochenen Spitzen zweyer Spieſſe gefuͤhret, deren Schaͤfte in einander gegangen,
allen Ausſpruͤchen der Goͤtter den letzten Ausſchlag gegeben. Daß auch die Stetiner
dieſem
*) Die Scharfſichtigkeit dieſes Neubekehrten verdienet bey dem Leſer ein deſto gelinder Urtheil, weil es
ſelbſt den Altbekehrten der damaligen Zeit nicht beſſer ergangen. Anno 1188. ſahe der Prior des Ma-
rienordens vom Berge Carmel, Bertold, gar viele Seelen ſeiner Moͤnche, die von den Saracenen
ermordet waren, durch eine Menge heiliger Engel in Himmel tragen.
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