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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1201 bis 1202
lange nachher zu ihrem Probst; weil der erste Liefländische Bischof Meinhard,1201
gottseliges Gedächtnisses, von eben diesem Orden aus dem Kloster Sigeberg eben
dazu erwählet worden war, der diese nach sich einrichten wolte, und deswegen ein
Kloster für sie in dem Kirchspiel Ykeskole zuerst angeleget hatte.

§. 4.

Doch dieser Bischof Albert verlegte nachgehends das Kloster dieser Ordens-
mönche und den bischöflichen Sitz drey Jahr nach seiner Einsegnung von Ykeskole
nach Riga, und widmete den Dom samt ganz Liefland der heiligen Mutter
GOttes Maria zur Ehre*).

§. 5.

Er erbauete auch für die Cistereiensermönche ein Kloster auf der Mündung
der Düne, welches er Dunamünde, und das eigentliche Kloster, den Berg des
heil. Nicolaus nennete, worüber er seinen Mitarbeiter am Evangelio, seinen
Bruder Dietrich von Thoreida, zum Abt einsegnete.

§. 6.

Eben damals, als der Herr Bischof Albert mit dem Abt Dietrich, die
Treulosigkeit der Liven voraussahe, und besorgte, er würde der Menge der Hei-
den nicht Widerstand thun können; so stiftete er, um so wol die Zahl der Gläu-
bigen zu vergrössern, als auch die Kirche unter den Heiden zu erhalten, einige Brü-
der des Krieges Christi; welchen der Herr Pabst Jnnocentius III. die
Ordensregel der Tempelherren, und ein Zeichen auf dem Kleide zu tragen gab,
nemlich, ein Schwerdt und ein Kreuz, und ihnen unter dem Gehorsam ihres Bi-
schofs zu stehen c) anbefahl.

c) Der Bischof Albert legte darin eine neue Probe seiner bürgerlichen Klugheit an Tag, daß
er, weil die Landgüter nicht hinreichend waren tapfere Männer in Liefland zu behalten,
Kriegesleute ausgelesen, die nicht durch einen einjährigen Feldzug ihr Gelübde vollendeten,
sondern nach einem beständigen Gelübde Krieg führen musten. Hierin hat er die
Stifter der Tempelherren, der Johanniter- und Marianer-Ritter zu Vorgängern;
Jngleichen die Brüder der Ritterschaft von St. Jago, so in Spanien ihren Zunamen
vom Schwerdte hatten, von denen Gottfried von Cöln bey dem Jahr 1217 handelt,
und welche Alberich p. 496. fratres de Spatha heisset, deren Stiftung Jnnocentius
III. und Honorius III. bestätiget, beym Raynald ums Jahr 1210 n. 6. 7. und ums
Jahr 1223 n. 54. Unser Verfasser nennet sie allezeit fratres militiae Christi, doch an
einer einigen Stelle Schwerdtträger, die auf Veranlassung des Bischofs aus man-
cherley Art Leuten in diese Kriegesgeselschaft getreten, und eröfnet uns derselben Ursprung
und wahre Beschaffenheit mit wenigen Worten; da hingegen meistentheils von dem Ur-
heber und Stifter, von der Benennung und Zeit des errichteten Ordens, und insonder-
heit von dem auf den Kleidern getragenen Zeichen, so viel Meinungen als Köpfe seyn.
Diese mit einander zu vergleichen, haben sich die beyden Brüder, die Schurzfleischo,
bald den Kopf zerbrochen, als deren Schriften beyde von dem Orden der Schwerdt-
träger
bekant sind, die diese klare Stelle nicht gewust und gebrauchet haben. Fran-
ciscus Modius
gestehet, daß er von diesem Orden gar nichts ausmachen könne.
Der hier ausgelassene und nicht angegebene Name des ersten Ordensmeisters zeiget ihren
geringen Anfang an, der doch bey einer so wichtigen Sache vor allen andern hätte müssen
angeführet werden. Die gröste Uneinigkeit ist bey dem auf die Kleider gehefteten Zei-
chen, da die gelehrtesten ein Schwerdt mit einem Stern angeben**). Jn diesen Jrthum
hat sie Peter von Duisburg verleitet, der in der Preußischen Chronik part. 2 c. 4. von
dem Herzog Conrad von Massocien, ehe er die deutschen Ordensbrüder nach Preus-
sen
rief, also schreibet: Auf Angeben des Bruder Christians, Bischofs von Preussen,
und einiger
von Adel, stiftete er zur Vertheidigung des Landes die Brüder, so die Krie-
ger Christi genennet wurden, mit weissen Mänteln, rothem Schwerdte und Sterne,
welche damals in den Gegenden von Liefland gewesen und viele Länder der Ungläubi-
gen mit Gewalt dem christlichen Glauben unterwürfig gemacht hatten. Vorerwehnter
*) Dieses dient zur Erläuterung, warum der Verfasser beym Jahre 1220 die Lobeserhebungen dieser Mut-
ter GOttes so übertreibet.
**) Es scheinet fast wilkürlich gewesen zu seyn, dis Zeichen für einen Stern, oder für ein Kreuz anzusehen.
H 2

von 1201 bis 1202
lange nachher zu ihrem Probſt; weil der erſte Lieflaͤndiſche Biſchof Meinhard,1201
gottſeliges Gedaͤchtniſſes, von eben dieſem Orden aus dem Kloſter Sigeberg eben
dazu erwaͤhlet worden war, der dieſe nach ſich einrichten wolte, und deswegen ein
Kloſter fuͤr ſie in dem Kirchſpiel Ykeskole zuerſt angeleget hatte.

§. 4.

Doch dieſer Biſchof Albert verlegte nachgehends das Kloſter dieſer Ordens-
moͤnche und den biſchoͤflichen Sitz drey Jahr nach ſeiner Einſegnung von Ykeskole
nach Riga, und widmete den Dom ſamt ganz Liefland der heiligen Mutter
GOttes Maria zur Ehre*).

§. 5.

Er erbauete auch fuͤr die Ciſtereienſermoͤnche ein Kloſter auf der Muͤndung
der Duͤne, welches er Dunamuͤnde, und das eigentliche Kloſter, den Berg des
heil. Nicolaus nennete, woruͤber er ſeinen Mitarbeiter am Evangelio, ſeinen
Bruder Dietrich von Thoreida, zum Abt einſegnete.

§. 6.

Eben damals, als der Herr Biſchof Albert mit dem Abt Dietrich, die
Treuloſigkeit der Liven vorausſahe, und beſorgte, er wuͤrde der Menge der Hei-
den nicht Widerſtand thun koͤnnen; ſo ſtiftete er, um ſo wol die Zahl der Glaͤu-
bigen zu vergroͤſſern, als auch die Kirche unter den Heiden zu erhalten, einige Bruͤ-
der des Krieges Chriſti; welchen der Herr Pabſt Jnnocentius III. die
Ordensregel der Tempelherren, und ein Zeichen auf dem Kleide zu tragen gab,
nemlich, ein Schwerdt und ein Kreuz, und ihnen unter dem Gehorſam ihres Bi-
ſchofs zu ſtehen c) anbefahl.

c) Der Biſchof Albert legte darin eine neue Probe ſeiner buͤrgerlichen Klugheit an Tag, daß
er, weil die Landguͤter nicht hinreichend waren tapfere Maͤnner in Liefland zu behalten,
Kriegesleute ausgeleſen, die nicht durch einen einjaͤhrigen Feldzug ihr Geluͤbde vollendeten,
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Stifter der Tempelherren, der Johanniter- und Marianer-Ritter zu Vorgaͤngern;
Jngleichen die Bruͤder der Ritterſchaft von St. Jago, ſo in Spanien ihren Zunamen
vom Schwerdte hatten, von denen Gottfried von Coͤln bey dem Jahr 1217 handelt,
und welche Alberich p. 496. fratres de Spatha heiſſet, deren Stiftung Jnnocentius
III. und Honorius III. beſtaͤtiget, beym Raynald ums Jahr 1210 n. 6. 7. und ums
Jahr 1223 n. 54. Unſer Verfaſſer nennet ſie allezeit fratres militiæ Chriſti, doch an
einer einigen Stelle Schwerdttraͤger, die auf Veranlaſſung des Biſchofs aus man-
cherley Art Leuten in dieſe Kriegesgeſelſchaft getreten, und eroͤfnet uns derſelben Urſprung
und wahre Beſchaffenheit mit wenigen Worten; da hingegen meiſtentheils von dem Ur-
heber und Stifter, von der Benennung und Zeit des errichteten Ordens, und inſonder-
heit von dem auf den Kleidern getragenen Zeichen, ſo viel Meinungen als Koͤpfe ſeyn.
Dieſe mit einander zu vergleichen, haben ſich die beyden Bruͤder, die Schurzfleiſcho,
bald den Kopf zerbrochen, als deren Schriften beyde von dem Orden der Schwerdt-
traͤger
bekant ſind, die dieſe klare Stelle nicht gewuſt und gebrauchet haben. Fran-
ciſcus Modius
geſtehet, daß er von dieſem Orden gar nichts ausmachen koͤnne.
Der hier ausgelaſſene und nicht angegebene Name des erſten Ordensmeiſters zeiget ihren
geringen Anfang an, der doch bey einer ſo wichtigen Sache vor allen andern haͤtte muͤſſen
angefuͤhret werden. Die groͤſte Uneinigkeit iſt bey dem auf die Kleider gehefteten Zei-
chen, da die gelehrteſten ein Schwerdt mit einem Stern angeben**). Jn dieſen Jrthum
hat ſie Peter von Duisburg verleitet, der in der Preußiſchen Chronik part. 2 c. 4. von
dem Herzog Conrad von Maſſocien, ehe er die deutſchen Ordensbruͤder nach Preuſ-
ſen
rief, alſo ſchreibet: Auf Angeben des Bruder Chriſtians, Biſchofs von Preuſſen,
und einiger
von Adel, ſtiftete er zur Vertheidigung des Landes die Bruͤder, ſo die Krie-
ger Chriſti genennet wurden, mit weiſſen Maͤnteln, rothem Schwerdte und Sterne,
welche damals in den Gegenden von Liefland geweſen und viele Laͤnder der Unglaͤubi-
gen mit Gewalt dem chriſtlichen Glauben unterwuͤrfig gemacht hatten. Vorerwehnter
*) Dieſes dient zur Erlaͤuterung, warum der Verfaſſer beym Jahre 1220 die Lobeserhebungen dieſer Mut-
ter GOttes ſo uͤbertreibet.
**) Es ſcheinet faſt wilkuͤrlich geweſen zu ſeyn, dis Zeichen fuͤr einen Stern, oder fuͤr ein Kreuz anzuſehen.
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[31/0063] von 1201 bis 1202 lange nachher zu ihrem Probſt; weil der erſte Lieflaͤndiſche Biſchof Meinhard, gottſeliges Gedaͤchtniſſes, von eben dieſem Orden aus dem Kloſter Sigeberg eben dazu erwaͤhlet worden war, der dieſe nach ſich einrichten wolte, und deswegen ein Kloſter fuͤr ſie in dem Kirchſpiel Ykeskole zuerſt angeleget hatte. 1201 §. 4. Doch dieſer Biſchof Albert verlegte nachgehends das Kloſter dieſer Ordens- moͤnche und den biſchoͤflichen Sitz drey Jahr nach ſeiner Einſegnung von Ykeskole nach Riga, und widmete den Dom ſamt ganz Liefland der heiligen Mutter GOttes Maria zur Ehre *). §. 5. Er erbauete auch fuͤr die Ciſtereienſermoͤnche ein Kloſter auf der Muͤndung der Duͤne, welches er Dunamuͤnde, und das eigentliche Kloſter, den Berg des heil. Nicolaus nennete, woruͤber er ſeinen Mitarbeiter am Evangelio, ſeinen Bruder Dietrich von Thoreida, zum Abt einſegnete. §. 6. Eben damals, als der Herr Biſchof Albert mit dem Abt Dietrich, die Treuloſigkeit der Liven vorausſahe, und beſorgte, er wuͤrde der Menge der Hei- den nicht Widerſtand thun koͤnnen; ſo ſtiftete er, um ſo wol die Zahl der Glaͤu- bigen zu vergroͤſſern, als auch die Kirche unter den Heiden zu erhalten, einige Bruͤ- der des Krieges Chriſti; welchen der Herr Pabſt Jnnocentius III. die Ordensregel der Tempelherren, und ein Zeichen auf dem Kleide zu tragen gab, nemlich, ein Schwerdt und ein Kreuz, und ihnen unter dem Gehorſam ihres Bi- ſchofs zu ſtehen c⁾ anbefahl. c⁾ Der Biſchof Albert legte darin eine neue Probe ſeiner buͤrgerlichen Klugheit an Tag, daß er, weil die Landguͤter nicht hinreichend waren tapfere Maͤnner in Liefland zu behalten, Kriegesleute ausgeleſen, die nicht durch einen einjaͤhrigen Feldzug ihr Geluͤbde vollendeten, ſondern nach einem beſtaͤndigen Geluͤbde Krieg fuͤhren muſten. Hierin hat er die Stifter der Tempelherren, der Johanniter- und Marianer-Ritter zu Vorgaͤngern; Jngleichen die Bruͤder der Ritterſchaft von St. Jago, ſo in Spanien ihren Zunamen vom Schwerdte hatten, von denen Gottfried von Coͤln bey dem Jahr 1217 handelt, und welche Alberich p. 496. fratres de Spatha heiſſet, deren Stiftung Jnnocentius III. und Honorius III. beſtaͤtiget, beym Raynald ums Jahr 1210 n. 6. 7. und ums Jahr 1223 n. 54. Unſer Verfaſſer nennet ſie allezeit fratres militiæ Chriſti, doch an einer einigen Stelle Schwerdttraͤger, die auf Veranlaſſung des Biſchofs aus man- cherley Art Leuten in dieſe Kriegesgeſelſchaft getreten, und eroͤfnet uns derſelben Urſprung und wahre Beſchaffenheit mit wenigen Worten; da hingegen meiſtentheils von dem Ur- heber und Stifter, von der Benennung und Zeit des errichteten Ordens, und inſonder- heit von dem auf den Kleidern getragenen Zeichen, ſo viel Meinungen als Koͤpfe ſeyn. Dieſe mit einander zu vergleichen, haben ſich die beyden Bruͤder, die Schurzfleiſcho, bald den Kopf zerbrochen, als deren Schriften beyde von dem Orden der Schwerdt- traͤger bekant ſind, die dieſe klare Stelle nicht gewuſt und gebrauchet haben. Fran- ciſcus Modius geſtehet, daß er von dieſem Orden gar nichts ausmachen koͤnne. Der hier ausgelaſſene und nicht angegebene Name des erſten Ordensmeiſters zeiget ihren geringen Anfang an, der doch bey einer ſo wichtigen Sache vor allen andern haͤtte muͤſſen angefuͤhret werden. Die groͤſte Uneinigkeit iſt bey dem auf die Kleider gehefteten Zei- chen, da die gelehrteſten ein Schwerdt mit einem Stern angeben **). Jn dieſen Jrthum hat ſie Peter von Duisburg verleitet, der in der Preußiſchen Chronik part. 2 c. 4. von dem Herzog Conrad von Maſſocien, ehe er die deutſchen Ordensbruͤder nach Preuſ- ſen rief, alſo ſchreibet: Auf Angeben des Bruder Chriſtians, Biſchofs von Preuſſen, und einiger von Adel, ſtiftete er zur Vertheidigung des Landes die Bruͤder, ſo die Krie- ger Chriſti genennet wurden, mit weiſſen Maͤnteln, rothem Schwerdte und Sterne, welche damals in den Gegenden von Liefland geweſen und viele Laͤnder der Unglaͤubi- gen mit Gewalt dem chriſtlichen Glauben unterwuͤrfig gemacht hatten. Vorerwehnter Biſchof *) Dieſes dient zur Erlaͤuterung, warum der Verfaſſer beym Jahre 1220 die Lobeserhebungen dieſer Mut- ter GOttes ſo uͤbertreibet. **) Es ſcheinet faſt wilkuͤrlich geweſen zu ſeyn, dis Zeichen fuͤr einen Stern, oder fuͤr ein Kreuz anzuſehen. H 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/63>, abgerufen am 26.11.2024.