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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1208
Schriftsteller will Nachricht haben, daß die bremischen Kaufleute bey ihrer vierten
Ankunft auf der Düne den König der Liven zu Gaste geladen, und ihm unter andern
Gerichten auch 2 Heringe vorgesetzt. Der König habe die Heringe auf die Nachricht,
daß es Seefische wären, beym Schwanze zu zerlegen angefangen, welches die Deut-
schen
für ein glückliches Zeichen gehalten; daher die liefländischen Bauern zu seiner
Zeit noch einen Hering beym Schwanze angefasset. Gleich darauf verfält Fabricius
auf die abgedroschene Fabel von der carthaginiensischen Ochsenhaut, für welche die
Deutschen sich ein Räumgen ausgebeten, und dadurch auf Martinsaare, das ist auf
dem Martinsholm, die erste Kapelle, unter dem Namen Holme oder Jnsel aufge-
bauet haben; welcher letztere Umstand des Orts vielleicht allein seine Richtigkeit hat.
Was Saxo Grammaticus lib. IX hist. Dan. p. 156, Crantz Dan. l. 2, c. 16, p. 68,
Huitfeld in Danmarkis Rigis Krönike part. I p. 14, Bering Flor. Dan. p. 130
und andere, von vier Brüdern aus dem Hellespont melden, die Jarmerich zur See
gefangen genommen, und unter denen ein liefländischer Prinz Bico*) am Hofe in
grossen Gnaden gestanden, hat Menius in seinem noch ungedruckten Syntagmate
wahrscheinlich zu machen gesucht. Seiner Meinung nach sollen die dänischen Schrift-
steller durch Griechenland, Rußland, durch den Hellespont, den mit der Lado-
gasee
verbundenen finnischen Meerbusen, und durch den Orient, alle Dännemark
gegen Morgen gelegene Provinzen, als Lief- und Estland gemeinet haben, wie denn
auch in den Documenten die Ostsee würklich Mare orientale genant wird. Fabricius
setzt den Wohnsitz des livischen Königs, zwischen Kirchholm und Uxkül; weil zu sei-
ner Zeit noch eine Bauerfamilie in derselben Gegend den Namen König geführet; den
König der Curländer aber verweiset er in die Gegend von Grubin, alwo dessen Nach-
kömlinge den Herzogen weder gezinset noch gearbeitet, sondern nur zum Kriege ein
Reuterpferd unterhalten. Die livischen Prinzeßinnen, schreibt er, hätten zum Zeug-
niß ihrer königlichen Herkunft, Kronen von meßingenem Blech, die gemeinen Mädgen
aber nur gewundene Kränze von gefärbten Pferdehaaren getragen. Allein wie vorer-
wehnte Bauren ihren Namen, Vorzug und Freiheit aus viel neuern Ursachen herzu-
leiten haben, so bemerkt schon Herr Thomas Hiärne, daß das Bisgen Flittergold in
einem bäurischen Hauptschmuck so wenig als die Korallen ein königliches Geblüt anzei-
ge, indem sonst so viel Königstöchter als Bauerdirnen in Liefland seyn müsten.
Ueberhaupt ist in der Benennung des| Baueradels und der Bauerkönige etwas sehr un-
förmliches; zumal da man nunmehro mit Gewisheit weiß, daß die mächtigsten von
dieser Nation sich mit dem blossen Titel eines Eltesten beholfen. Eine der allerverwe-
gensten und ungegründetesten Muthmassungen aber ist die, daß ein gewisser ungenanter
Verfasser vornehme und alte deutsche Geschlechter, deren Zuname sich mit kül endi-
get, aus solchen Familien herleitet, welche den alten livischen Adel auch nach einge-
führtem Christenthum beybehalten. Daß inzwischen den Herren Bremern die Ehre
der Entdeckung von Liefland gebühre, solches berichten fast alle Scribenten, denen
wir noch Heinrich Wolters Zeugniß aus der bremischen Chronik beym Jahre 1159,
in
sein Linteum exorcisticum oder Banntuch in Druck, welches 5 Predigten von der Zaubereysün-
de enthält. Wir lernen aus diesen Schriften für uns, daß Felliu die vornehmste unter den
9 gemauerten Städten in Liefland gewesen, davon schon damals keine Trümmer mehr vor-
handen waren. Zu Thomasii Zeiten hörten die Schriften wider die Hexen auf, und ist auch
seit der Zeit keine mehr in Liefland verbrant worden.
*) Die Stelle beym Saxo erwehnet nicht nur eines königl. livischen Prinzen Bicco, dessen Nach-
kommen Brandis in der zu seiner Zeit bekanten bickerschen Bauerfamilie gesucht, aber unglück-
lich gefunden hat; sondern auch der Liven, welche samt den Slaven und Sachsen eine mächti-
ge Flotte von 7000 Mann verstärket, so daß man für den ausgespanten Segeln den Himmel
nicht sehen können. Eine andre Stelle des Saxo im IIXten Buch, führet der Heldin Hetha Leib-
compagnie an, cuius (centuriae) primi fuerunt Grimar ac Grenzle: post hos Ger, Liuicus,
Hama
etc.
Allein die dänischen Uebersetzer haben hierunter selbst keinen Liven verstanden.
Denn gleichwie der ältere Dolmetscher sich einer andern Leseart bedienet, und post Hosger liuidus
durch Hosger den Schwarzen übersetzet; so niacht hingegen der jüngere noch eine Person daraus,
und giebt es: Nach diesen kam Ger, Livik, Hama. Die Liven des Adelmi Benedicti, oder
nach andern, des Mönchs Adamari, dessen fränkische Jahrbücher Marquardus Freherus ge-
samlet, haben mit unsern Liven eben so wenig einige Verwandtschaft als die, so in Eginhards
Lebensbeschreibung Carls des Grossen vorkommen; weil Sagittarius disp. de originibus et in-
crementis Luneburgi cap. II §. VIII
beweiset, daß man statt der Liuones, die Carl der Grosse
bezwungen haben soll, Linones, und für bellum Liuonicum, Linonicum lesen müsse. Unsre al-
ten Liven wohnten um Riga herum, längst der Düne bis Ascherade, da schon Kokenhau-
sen rußisch
war, und erstreckten sich nach Lettland zu bis Treyden, und längst dem rigi-
schen
Meerbusen nach Estland zu bis Salis, wo jetzo noch einige Ueberbleibsel ihrer Nachkom-
men vorhanden sind.
Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1208
Schriftſteller will Nachricht haben, daß die bremiſchen Kaufleute bey ihrer vierten
Ankunft auf der Duͤne den Koͤnig der Liven zu Gaſte geladen, und ihm unter andern
Gerichten auch 2 Heringe vorgeſetzt. Der Koͤnig habe die Heringe auf die Nachricht,
daß es Seefiſche waͤren, beym Schwanze zu zerlegen angefangen, welches die Deut-
ſchen
fuͤr ein gluͤckliches Zeichen gehalten; daher die lieflaͤndiſchen Bauern zu ſeiner
Zeit noch einen Hering beym Schwanze angefaſſet. Gleich darauf verfaͤlt Fabricius
auf die abgedroſchene Fabel von der carthaginienſiſchen Ochſenhaut, fuͤr welche die
Deutſchen ſich ein Raͤumgen ausgebeten, und dadurch auf Martinſaare, das iſt auf
dem Martinsholm, die erſte Kapelle, unter dem Namen Holme oder Jnſel aufge-
bauet haben; welcher letztere Umſtand des Orts vielleicht allein ſeine Richtigkeit hat.
Was Saxo Grammaticus lib. IX hiſt. Dan. p. 156, Crantz Dan. l. 2, c. 16, p. 68,
Huitfeld in Danmarkis Rigis Kroͤnike part. I p. 14, Bering Flor. Dan. p. 130
und andere, von vier Bruͤdern aus dem Helleſpont melden, die Jarmerich zur See
gefangen genommen, und unter denen ein lieflaͤndiſcher Prinz Bico*) am Hofe in
groſſen Gnaden geſtanden, hat Menius in ſeinem noch ungedruckten Syntagmate
wahrſcheinlich zu machen geſucht. Seiner Meinung nach ſollen die daͤniſchen Schrift-
ſteller durch Griechenland, Rußland, durch den Helleſpont, den mit der Lado-
gaſee
verbundenen finniſchen Meerbuſen, und durch den Orient, alle Daͤnnemark
gegen Morgen gelegene Provinzen, als Lief- und Eſtland gemeinet haben, wie denn
auch in den Documenten die Oſtſee wuͤrklich Mare orientale genant wird. Fabricius
ſetzt den Wohnſitz des liviſchen Koͤnigs, zwiſchen Kirchholm und Uxkuͤl; weil zu ſei-
ner Zeit noch eine Bauerfamilie in derſelben Gegend den Namen Koͤnig gefuͤhret; den
Koͤnig der Curlaͤnder aber verweiſet er in die Gegend von Grubin, alwo deſſen Nach-
koͤmlinge den Herzogen weder gezinſet noch gearbeitet, ſondern nur zum Kriege ein
Reuterpferd unterhalten. Die liviſchen Prinzeßinnen, ſchreibt er, haͤtten zum Zeug-
niß ihrer koͤniglichen Herkunft, Kronen von meßingenem Blech, die gemeinen Maͤdgen
aber nur gewundene Kraͤnze von gefaͤrbten Pferdehaaren getragen. Allein wie vorer-
wehnte Bauren ihren Namen, Vorzug und Freiheit aus viel neuern Urſachen herzu-
leiten haben, ſo bemerkt ſchon Herr Thomas Hiaͤrne, daß das Bisgen Flittergold in
einem baͤuriſchen Hauptſchmuck ſo wenig als die Korallen ein koͤnigliches Gebluͤt anzei-
ge, indem ſonſt ſo viel Koͤnigstoͤchter als Bauerdirnen in Liefland ſeyn muͤſten.
Ueberhaupt iſt in der Benennung des| Baueradels und der Bauerkoͤnige etwas ſehr un-
foͤrmliches; zumal da man nunmehro mit Gewisheit weiß, daß die maͤchtigſten von
dieſer Nation ſich mit dem bloſſen Titel eines Elteſten beholfen. Eine der allerverwe-
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Verfaſſer vornehme und alte deutſche Geſchlechter, deren Zuname ſich mit kuͤl endi-
get, aus ſolchen Familien herleitet, welche den alten liviſchen Adel auch nach einge-
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der Entdeckung von Liefland gebuͤhre, ſolches berichten faſt alle Scribenten, denen
wir noch Heinrich Wolters Zeugniß aus der bremiſchen Chronik beym Jahre 1159,
in
ſein Linteum exorciſticum oder Banntuch in Druck, welches 5 Predigten von der Zaubereyſuͤn-
de enthaͤlt. Wir lernen aus dieſen Schriften fuͤr uns, daß Felliu die vornehmſte unter den
9 gemauerten Staͤdten in Liefland geweſen, davon ſchon damals keine Truͤmmer mehr vor-
handen waren. Zu Thomaſii Zeiten hoͤrten die Schriften wider die Hexen auf, und iſt auch
ſeit der Zeit keine mehr in Liefland verbrant worden.
*) Die Stelle beym Saxo erwehnet nicht nur eines koͤnigl. liviſchen Prinzen Bicco, deſſen Nach-
kommen Brandis in der zu ſeiner Zeit bekanten bickerſchen Bauerfamilie geſucht, aber ungluͤck-
lich gefunden hat; ſondern auch der Liven, welche ſamt den Slaven und Sachſen eine maͤchti-
ge Flotte von 7000 Mann verſtaͤrket, ſo daß man fuͤr den ausgeſpanten Segeln den Himmel
nicht ſehen koͤnnen. Eine andre Stelle des Saxo im IIXten Buch, fuͤhret der Heldin Hetha Leib-
compagnie an, cuius (centuriae) primi fuerunt Grimar ac Grenzle: poſt hos Ger, Liuicus,
Hama
etc.
Allein die daͤniſchen Ueberſetzer haben hierunter ſelbſt keinen Liven verſtanden.
Denn gleichwie der aͤltere Dolmetſcher ſich einer andern Leſeart bedienet, und poſt Hosger liuidus
durch Hosger den Schwarzen uͤberſetzet; ſo niacht hingegen der juͤngere noch eine Perſon daraus,
und giebt es: Nach dieſen kam Ger, Livik, Hama. Die Liven des Adelmi Benedicti, oder
nach andern, des Moͤnchs Adamari, deſſen fraͤnkiſche Jahrbuͤcher Marquardus Freherus ge-
ſamlet, haben mit unſern Liven eben ſo wenig einige Verwandtſchaft als die, ſo in Eginhards
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crementis Luneburgi cap. II §. VIII
beweiſet, daß man ſtatt der Liuones, die Carl der Groſſe
bezwungen haben ſoll, Linones, und fuͤr bellum Liuonicum, Linonicum leſen muͤſſe. Unſre al-
ten Liven wohnten um Riga herum, laͤngſt der Duͤne bis Aſcherade, da ſchon Kokenhau-
ſen rußiſch
war, und erſtreckten ſich nach Lettland zu bis Treyden, und laͤngſt dem rigi-
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Meerbuſen nach Eſtland zu bis Salis, wo jetzo noch einige Ueberbleibſel ihrer Nachkom-
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[4/0022] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, a) *) a) Schriftſteller will Nachricht haben, daß die bremiſchen Kaufleute bey ihrer vierten Ankunft auf der Duͤne den Koͤnig der Liven zu Gaſte geladen, und ihm unter andern Gerichten auch 2 Heringe vorgeſetzt. Der Koͤnig habe die Heringe auf die Nachricht, daß es Seefiſche waͤren, beym Schwanze zu zerlegen angefangen, welches die Deut- ſchen fuͤr ein gluͤckliches Zeichen gehalten; daher die lieflaͤndiſchen Bauern zu ſeiner Zeit noch einen Hering beym Schwanze angefaſſet. Gleich darauf verfaͤlt Fabricius auf die abgedroſchene Fabel von der carthaginienſiſchen Ochſenhaut, fuͤr welche die Deutſchen ſich ein Raͤumgen ausgebeten, und dadurch auf Martinſaare, das iſt auf dem Martinsholm, die erſte Kapelle, unter dem Namen Holme oder Jnſel aufge- bauet haben; welcher letztere Umſtand des Orts vielleicht allein ſeine Richtigkeit hat. Was Saxo Grammaticus lib. IX hiſt. Dan. p. 156, Crantz Dan. l. 2, c. 16, p. 68, Huitfeld in Danmarkis Rigis Kroͤnike part. I p. 14, Bering Flor. Dan. p. 130 und andere, von vier Bruͤdern aus dem Helleſpont melden, die Jarmerich zur See gefangen genommen, und unter denen ein lieflaͤndiſcher Prinz Bico *) am Hofe in groſſen Gnaden geſtanden, hat Menius in ſeinem noch ungedruckten Syntagmate wahrſcheinlich zu machen geſucht. Seiner Meinung nach ſollen die daͤniſchen Schrift- ſteller durch Griechenland, Rußland, durch den Helleſpont, den mit der Lado- gaſee verbundenen finniſchen Meerbuſen, und durch den Orient, alle Daͤnnemark gegen Morgen gelegene Provinzen, als Lief- und Eſtland gemeinet haben, wie denn auch in den Documenten die Oſtſee wuͤrklich Mare orientale genant wird. Fabricius ſetzt den Wohnſitz des liviſchen Koͤnigs, zwiſchen Kirchholm und Uxkuͤl; weil zu ſei- ner Zeit noch eine Bauerfamilie in derſelben Gegend den Namen Koͤnig gefuͤhret; den Koͤnig der Curlaͤnder aber verweiſet er in die Gegend von Grubin, alwo deſſen Nach- koͤmlinge den Herzogen weder gezinſet noch gearbeitet, ſondern nur zum Kriege ein Reuterpferd unterhalten. Die liviſchen Prinzeßinnen, ſchreibt er, haͤtten zum Zeug- niß ihrer koͤniglichen Herkunft, Kronen von meßingenem Blech, die gemeinen Maͤdgen aber nur gewundene Kraͤnze von gefaͤrbten Pferdehaaren getragen. Allein wie vorer- wehnte Bauren ihren Namen, Vorzug und Freiheit aus viel neuern Urſachen herzu- leiten haben, ſo bemerkt ſchon Herr Thomas Hiaͤrne, daß das Bisgen Flittergold in einem baͤuriſchen Hauptſchmuck ſo wenig als die Korallen ein koͤnigliches Gebluͤt anzei- ge, indem ſonſt ſo viel Koͤnigstoͤchter als Bauerdirnen in Liefland ſeyn muͤſten. Ueberhaupt iſt in der Benennung des| Baueradels und der Bauerkoͤnige etwas ſehr un- foͤrmliches; zumal da man nunmehro mit Gewisheit weiß, daß die maͤchtigſten von dieſer Nation ſich mit dem bloſſen Titel eines Elteſten beholfen. Eine der allerverwe- genſten und ungegruͤndeteſten Muthmaſſungen aber iſt die, daß ein gewiſſer ungenanter Verfaſſer vornehme und alte deutſche Geſchlechter, deren Zuname ſich mit kuͤl endi- get, aus ſolchen Familien herleitet, welche den alten liviſchen Adel auch nach einge- fuͤhrtem Chriſtenthum beybehalten. Daß inzwiſchen den Herren Bremern die Ehre der Entdeckung von Liefland gebuͤhre, ſolches berichten faſt alle Scribenten, denen wir noch Heinrich Wolters Zeugniß aus der bremiſchen Chronik beym Jahre 1159, in *) Die Stelle beym Saxo erwehnet nicht nur eines koͤnigl. liviſchen Prinzen Bicco, deſſen Nach- kommen Brandis in der zu ſeiner Zeit bekanten bickerſchen Bauerfamilie geſucht, aber ungluͤck- lich gefunden hat; ſondern auch der Liven, welche ſamt den Slaven und Sachſen eine maͤchti- ge Flotte von 7000 Mann verſtaͤrket, ſo daß man fuͤr den ausgeſpanten Segeln den Himmel nicht ſehen koͤnnen. Eine andre Stelle des Saxo im IIXten Buch, fuͤhret der Heldin Hetha Leib- compagnie an, cuius (centuriae) primi fuerunt Grimar ac Grenzle: poſt hos Ger, Liuicus, Hama etc. Allein die daͤniſchen Ueberſetzer haben hierunter ſelbſt keinen Liven verſtanden. Denn gleichwie der aͤltere Dolmetſcher ſich einer andern Leſeart bedienet, und poſt Hosger liuidus durch Hosger den Schwarzen uͤberſetzet; ſo niacht hingegen der juͤngere noch eine Perſon daraus, und giebt es: Nach dieſen kam Ger, Livik, Hama. Die Liven des Adelmi Benedicti, oder nach andern, des Moͤnchs Adamari, deſſen fraͤnkiſche Jahrbuͤcher Marquardus Freherus ge- ſamlet, haben mit unſern Liven eben ſo wenig einige Verwandtſchaft als die, ſo in Eginhards Lebensbeſchreibung Carls des Groſſen vorkommen; weil Sagittarius diſp. de originibus et in- crementis Luneburgi cap. II §. VIII beweiſet, daß man ſtatt der Liuones, die Carl der Groſſe bezwungen haben ſoll, Linones, und fuͤr bellum Liuonicum, Linonicum leſen muͤſſe. Unſre al- ten Liven wohnten um Riga herum, laͤngſt der Duͤne bis Aſcherade, da ſchon Kokenhau- ſen rußiſch war, und erſtreckten ſich nach Lettland zu bis Treyden, und laͤngſt dem rigi- ſchen Meerbuſen nach Eſtland zu bis Salis, wo jetzo noch einige Ueberbleibſel ihrer Nachkom- men vorhanden ſind. *) ſein Linteum exorciſticum oder Banntuch in Druck, welches 5 Predigten von der Zaubereyſuͤn- de enthaͤlt. Wir lernen aus dieſen Schriften fuͤr uns, daß Felliu die vornehmſte unter den 9 gemauerten Staͤdten in Liefland geweſen, davon ſchon damals keine Truͤmmer mehr vor- handen waren. Zu Thomaſii Zeiten hoͤrten die Schriften wider die Hexen auf, und iſt auch ſeit der Zeit keine mehr in Liefland verbrant worden.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/22>, abgerufen am 24.11.2024.