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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Bisch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.

Der grosse Bischof Albert sparte keine Klugheit, die neue Republik in Flor1208
zu bringen, und das wichtige Werk der Heidenbekehrung zu erleichtern. Er
sorgte zuerst für die Schiffart, um viele Bürger nach Riga zu ziehen; so wie er
bisher der Ritterschaft und der Clerisey viele Freiheiten zugestanden. Um die
neue Stadt volkreicher zu machen, und sie mit allen Bedürfnissen zu versehen,
findet sich folgende Verordnung von ihm (dabey aber sowol der lateinischen Ur-
schrift als der altdeutschen Uebersetzung die Jahrzahl fehlet): Alle Kaufleute,
sonderlich die gothländischen (Gutlenses) beschiffen die Düne Zolfrey. Al-
le Hafen in Liefland werden zu Freyhafen erkläret. Kein Bürger oder Deut-
scher
träget das glüende Eisen, oder hat nöthig sich in einen Zweikampf einzulas-
sen. Die schifbrüchigen Güter darf niemand ihnen abnehmen. Keine Gil-
de (Gilda) darf ohne bischöfl. Auctorität angeleget werden. Vier und eine halbe
Mark an Denarien machen eine gothländische Mark Silber aus. Zwey Oer
davon bekomt der Münzer. So viel sollen auch die rigischen Pfennige (dena-
rii
) gelten, und an Gewichte, doch nicht an Gestalt, den gothländischen gleich
seyn. Ein Todtschläger erleget ohne Unterschied 40 Mark an Denarien. Diese
Ordnung ist von dem Bischof Bartholomäus zu Paderborn, dem Bischof
Peter zu Ratzeburg, Bruder Bernhard Graf von der Lippe, Heinrich
Graf von Plesse, Alexander von Lüneborch, Daniel dem Priester, Ru-
dolph Lange (Longus), Philip Joh. Travemann, Wessel Born-
schatte, Engelbert Enervorn
und andern mehr untersiegelt.



Der
Denn die zwischen der Geistlichkeit und den Rittern obwaltenden Grenzstreitigkeiten
legte Jnnocentius der IIIte selbst bey, wie seine Briefe bezeugen, worin kein Bischof
von Modena stehet. Honorius der IIIte aber sandte zuerst diesen brauchbaren Mann
ums Jahr 1224 nach Liefland, wie die päpstlichen und andere Schriftsteller auf das
einmüthigste berichten.
Zuletzt werden die Herren Gelehrten unter langen Ehrentiteln ersuchet, aus einem Verzeichniß
von 66 Büchern, welche dem Verfasser fehlen, die vorhandenen geneigt einzusenden.
Da nun Menius zur Ausführung eines so weitläufigen Werks, noch erst das ganze Land
durchzureisen gesonnen war, selbige Reise aber, der dazu erforderlichen beträchtlichen Unkosten
wegen, nicht zu Stande gekommen; so kan die grössere Historie dieses mühsamen und recht eigenen
Mannes, auf deren Abschrift sich einige beziehen, unmöglich alle Stücke dieser Jntrada, son-
dern vielleicht nur die Ausführung einzelner Materien, oder auch die Samlung der liefländi-
schen
Rechte enthalten; wovon uns dessen 1633 zu Dörpt herausgegebener Prodromus vorläu-
fig benachrichtiget, den aber der Herr Vicepräsident von Brevern mit Recht einen Prodro-
mum vieler Pralereien zu nennen pflegte.
Sein Lebenswandel erhellet aus dem beim damaligen dörptischen Hofgerichte am 19ten Febr.
1638 gefälletem Urtheil, darinne er in puncto atrocis diffamationis gegen des Priesters Caspar
Pegius
nachgelassene Witwe, eine geborne Christina Pauli, in die Reichsacht und als ein
in schwedischen Reichen bannisirter Vogelfrey erkläret wird. Ja ein Jahr vorher, ward er von
dem Oberfiscal wegen begangenen criminis bigamiae belanget.
Von seinen besondern| Meinungen in der Religion, die er, unter dem symbolischen Namen Sa-
lomon Majus,
mit alchymistischen Erklärungen der 3 ersten Kapitel Mosis, in dem Tractat:
Consensus Hermetico-Mosaicus entdecket, weswegen er den 11ten April 1645 vor dem stockhol-
mischen
Consistorio verhöret und nach gethanem Wiederruf abgesetzet worden, |ist Nettelbladts
5tes Stück der schwedischen Bibliotheck S. 125 nachzusehen. Jm Jahr darauf schrieb er eine
Nachricht von seinen verlornen Sachen, durch deren Verlust ohne Zweifel sein unter Händen
habendes historisches Werk den grösten Stos bekommen, welches Verzeichnis man vielleicht künf-
tig dem Leser mittheilen wird, weil es noch in der Handschrift verdeckt liegt.
Witte in diario biographico meldet, daß er zuletzt Verwalter der Kupferbergwerke in Schwe-
den geworden, wozu ihn die Achtung für die Chymie vielleicht befördert hat. Er hat Diatribam
criticam de maris Balthici nominibus et ostiis
herausgegeben, ingleichen in deutscher Sprache
eine Probe von der letzten Zeit und dem jüngsten Gerichte wieder Joh. Döling. Er gab auch
relationem de inauguratione Academiae Gustauianae Dorpatensis die 15 Octobr. 1632 facta in
Druck. Sein Ende fällt in den September des 1659sten Jahrs.
B 2
Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin.

Der groſſe Biſchof Albert ſparte keine Klugheit, die neue Republik in Flor1208
zu bringen, und das wichtige Werk der Heidenbekehrung zu erleichtern. Er
ſorgte zuerſt fuͤr die Schiffart, um viele Buͤrger nach Riga zu ziehen; ſo wie er
bisher der Ritterſchaft und der Cleriſey viele Freiheiten zugeſtanden. Um die
neue Stadt volkreicher zu machen, und ſie mit allen Beduͤrfniſſen zu verſehen,
findet ſich folgende Verordnung von ihm (dabey aber ſowol der lateiniſchen Ur-
ſchrift als der altdeutſchen Ueberſetzung die Jahrzahl fehlet): Alle Kaufleute,
ſonderlich die gothlaͤndiſchen (Gutlenſes) beſchiffen die Duͤne Zolfrey. Al-
le Hafen in Liefland werden zu Freyhafen erklaͤret. Kein Buͤrger oder Deut-
ſcher
traͤget das gluͤende Eiſen, oder hat noͤthig ſich in einen Zweikampf einzulaſ-
ſen. Die ſchifbruͤchigen Guͤter darf niemand ihnen abnehmen. Keine Gil-
de (Gilda) darf ohne biſchoͤfl. Auctoritaͤt angeleget werden. Vier und eine halbe
Mark an Denarien machen eine gothlaͤndiſche Mark Silber aus. Zwey Oer
davon bekomt der Muͤnzer. So viel ſollen auch die rigiſchen Pfennige (dena-
rii
) gelten, und an Gewichte, doch nicht an Geſtalt, den gothlaͤndiſchen gleich
ſeyn. Ein Todtſchlaͤger erleget ohne Unterſchied 40 Mark an Denarien. Dieſe
Ordnung iſt von dem Biſchof Bartholomaͤus zu Paderborn, dem Biſchof
Peter zu Ratzeburg, Bruder Bernhard Graf von der Lippe, Heinrich
Graf von Pleſſe, Alexander von Luͤneborch, Daniel dem Prieſter, Ru-
dolph Lange (Longus), Philip Joh. Travemann, Weſſel Born-
ſchatte, Engelbert Enervorn
und andern mehr unterſiegelt.



Der
Denn die zwiſchen der Geiſtlichkeit und den Rittern obwaltenden Grenzſtreitigkeiten
legte Jnnocentius der IIIte ſelbſt bey, wie ſeine Briefe bezeugen, worin kein Biſchof
von Modena ſtehet. Honorius der IIIte aber ſandte zuerſt dieſen brauchbaren Mann
ums Jahr 1224 nach Liefland, wie die paͤpſtlichen und andere Schriftſteller auf das
einmuͤthigſte berichten.
Zuletzt werden die Herren Gelehrten unter langen Ehrentiteln erſuchet, aus einem Verzeichniß
von 66 Buͤchern, welche dem Verfaſſer fehlen, die vorhandenen geneigt einzuſenden.
Da nun Menius zur Ausfuͤhrung eines ſo weitlaͤufigen Werks, noch erſt das ganze Land
durchzureiſen geſonnen war, ſelbige Reiſe aber, der dazu erforderlichen betraͤchtlichen Unkoſten
wegen, nicht zu Stande gekommen; ſo kan die groͤſſere Hiſtorie dieſes muͤhſamen und recht eigenen
Mannes, auf deren Abſchrift ſich einige beziehen, unmoͤglich alle Stuͤcke dieſer Jntrada, ſon-
dern vielleicht nur die Ausfuͤhrung einzelner Materien, oder auch die Samlung der lieflaͤndi-
ſchen
Rechte enthalten; wovon uns deſſen 1633 zu Doͤrpt herausgegebener Prodromus vorlaͤu-
fig benachrichtiget, den aber der Herr Vicepraͤſident von Brevern mit Recht einen Prodro-
mum vieler Pralereien zu nennen pflegte.
Sein Lebenswandel erhellet aus dem beim damaligen doͤrptiſchen Hofgerichte am 19ten Febr.
1638 gefaͤlletem Urtheil, darinne er in puncto atrocis diffamationis gegen des Prieſters Caſpar
Pegius
nachgelaſſene Witwe, eine geborne Chriſtina Pauli, in die Reichsacht und als ein
in ſchwediſchen Reichen banniſirter Vogelfrey erklaͤret wird. Ja ein Jahr vorher, ward er von
dem Oberfiſcal wegen begangenen criminis bigamiae belanget.
Von ſeinen beſondern| Meinungen in der Religion, die er, unter dem ſymboliſchen Namen Sa-
lomon Majus,
mit alchymiſtiſchen Erklaͤrungen der 3 erſten Kapitel Moſis, in dem Tractat:
Conſenſus Hermetico-Moſaicus entdecket, weswegen er den 11ten April 1645 vor dem ſtockhol-
miſchen
Conſiſtorio verhoͤret und nach gethanem Wiederruf abgeſetzet worden, |iſt Nettelbladts
5tes Stuͤck der ſchwediſchen Bibliotheck S. 125 nachzuſehen. Jm Jahr darauf ſchrieb er eine
Nachricht von ſeinen verlornen Sachen, durch deren Verluſt ohne Zweifel ſein unter Haͤnden
habendes hiſtoriſches Werk den groͤſten Stos bekommen, welches Verzeichnis man vielleicht kuͤnf-
tig dem Leſer mittheilen wird, weil es noch in der Handſchrift verdeckt liegt.
Witte in diario biographico meldet, daß er zuletzt Verwalter der Kupferbergwerke in Schwe-
den geworden, wozu ihn die Achtung fuͤr die Chymie vielleicht befoͤrdert hat. Er hat Diatribam
criticam de maris Balthici nominibus et oſtiis
herausgegeben, ingleichen in deutſcher Sprache
eine Probe von der letzten Zeit und dem juͤngſten Gerichte wieder Joh. Doͤling. Er gab auch
relationem de inauguratione Academiae Guſtauianae Dorpatenſis die 15 Octobr. 1632 facta in
Druck. Sein Ende faͤllt in den September des 1659ſten Jahrs.
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[7/0025] Biſch. Albert. zur Zeit der Regierung des Volquin. Der groſſe Biſchof Albert ſparte keine Klugheit, die neue Republik in Flor zu bringen, und das wichtige Werk der Heidenbekehrung zu erleichtern. Er ſorgte zuerſt fuͤr die Schiffart, um viele Buͤrger nach Riga zu ziehen; ſo wie er bisher der Ritterſchaft und der Cleriſey viele Freiheiten zugeſtanden. Um die neue Stadt volkreicher zu machen, und ſie mit allen Beduͤrfniſſen zu verſehen, findet ſich folgende Verordnung von ihm (dabey aber ſowol der lateiniſchen Ur- ſchrift als der altdeutſchen Ueberſetzung die Jahrzahl fehlet): Alle Kaufleute, ſonderlich die gothlaͤndiſchen (Gutlenſes) beſchiffen die Duͤne Zolfrey. Al- le Hafen in Liefland werden zu Freyhafen erklaͤret. Kein Buͤrger oder Deut- ſcher traͤget das gluͤende Eiſen, oder hat noͤthig ſich in einen Zweikampf einzulaſ- ſen. Die ſchifbruͤchigen Guͤter darf niemand ihnen abnehmen. Keine Gil- de (Gilda) darf ohne biſchoͤfl. Auctoritaͤt angeleget werden. Vier und eine halbe Mark an Denarien machen eine gothlaͤndiſche Mark Silber aus. Zwey Oer davon bekomt der Muͤnzer. So viel ſollen auch die rigiſchen Pfennige (dena- rii) gelten, und an Gewichte, doch nicht an Geſtalt, den gothlaͤndiſchen gleich ſeyn. Ein Todtſchlaͤger erleget ohne Unterſchied 40 Mark an Denarien. Dieſe Ordnung iſt von dem Biſchof Bartholomaͤus zu Paderborn, dem Biſchof Peter zu Ratzeburg, Bruder Bernhard Graf von der Lippe, Heinrich Graf von Pleſſe, Alexander von Luͤneborch, Daniel dem Prieſter, Ru- dolph Lange (Longus), Philip Joh. Travemann, Weſſel Born- ſchatte, Engelbert Enervorn und andern mehr unterſiegelt. 1208 ***) Der Denn die zwiſchen der Geiſtlichkeit und den Rittern obwaltenden Grenzſtreitigkeiten legte Jnnocentius der IIIte ſelbſt bey, wie ſeine Briefe bezeugen, worin kein Biſchof von Modena ſtehet. Honorius der IIIte aber ſandte zuerſt dieſen brauchbaren Mann ums Jahr 1224 nach Liefland, wie die paͤpſtlichen und andere Schriftſteller auf das einmuͤthigſte berichten. ***) Zuletzt werden die Herren Gelehrten unter langen Ehrentiteln erſuchet, aus einem Verzeichniß von 66 Buͤchern, welche dem Verfaſſer fehlen, die vorhandenen geneigt einzuſenden. Da nun Menius zur Ausfuͤhrung eines ſo weitlaͤufigen Werks, noch erſt das ganze Land durchzureiſen geſonnen war, ſelbige Reiſe aber, der dazu erforderlichen betraͤchtlichen Unkoſten wegen, nicht zu Stande gekommen; ſo kan die groͤſſere Hiſtorie dieſes muͤhſamen und recht eigenen Mannes, auf deren Abſchrift ſich einige beziehen, unmoͤglich alle Stuͤcke dieſer Jntrada, ſon- dern vielleicht nur die Ausfuͤhrung einzelner Materien, oder auch die Samlung der lieflaͤndi- ſchen Rechte enthalten; wovon uns deſſen 1633 zu Doͤrpt herausgegebener Prodromus vorlaͤu- fig benachrichtiget, den aber der Herr Vicepraͤſident von Brevern mit Recht einen Prodro- mum vieler Pralereien zu nennen pflegte. Sein Lebenswandel erhellet aus dem beim damaligen doͤrptiſchen Hofgerichte am 19ten Febr. 1638 gefaͤlletem Urtheil, darinne er in puncto atrocis diffamationis gegen des Prieſters Caſpar Pegius nachgelaſſene Witwe, eine geborne Chriſtina Pauli, in die Reichsacht und als ein in ſchwediſchen Reichen banniſirter Vogelfrey erklaͤret wird. Ja ein Jahr vorher, ward er von dem Oberfiſcal wegen begangenen criminis bigamiae belanget. Von ſeinen beſondern| Meinungen in der Religion, die er, unter dem ſymboliſchen Namen Sa- lomon Majus, mit alchymiſtiſchen Erklaͤrungen der 3 erſten Kapitel Moſis, in dem Tractat: Conſenſus Hermetico-Moſaicus entdecket, weswegen er den 11ten April 1645 vor dem ſtockhol- miſchen Conſiſtorio verhoͤret und nach gethanem Wiederruf abgeſetzet worden, |iſt Nettelbladts 5tes Stuͤck der ſchwediſchen Bibliotheck S. 125 nachzuſehen. Jm Jahr darauf ſchrieb er eine Nachricht von ſeinen verlornen Sachen, durch deren Verluſt ohne Zweifel ſein unter Haͤnden habendes hiſtoriſches Werk den groͤſten Stos bekommen, welches Verzeichnis man vielleicht kuͤnf- tig dem Leſer mittheilen wird, weil es noch in der Handſchrift verdeckt liegt. Witte in diario biographico meldet, daß er zuletzt Verwalter der Kupferbergwerke in Schwe- den geworden, wozu ihn die Achtung fuͤr die Chymie vielleicht befoͤrdert hat. Er hat Diatribam criticam de maris Balthici nominibus et oſtiis herausgegeben, ingleichen in deutſcher Sprache eine Probe von der letzten Zeit und dem juͤngſten Gerichte wieder Joh. Doͤling. Er gab auch relationem de inauguratione Academiae Guſtauianae Dorpatenſis die 15 Octobr. 1632 facta in Druck. Sein Ende faͤllt in den September des 1659ſten Jahrs. B 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/25>, abgerufen am 24.11.2024.