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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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B. Nicolaus. zur Zeit der Reg. Andreä v. Stuckland.
sein ganzes Recht auf Gerwen, Alenpoys, Normegunde, Moche und1251
Waigele ab, damit das Reich GOttes durch Einigkeit erbauet würde zur Ver-
gebung seiner Sünden. c)

Die Litthauer versuchten ihr Heil durch eine neue Streiferey in Liefland,1252
wurden aber mit blutigen Köpfen nach Hause begleitet. Die Liefländer hinge-
gen rückten gar in Samogitien, und zogen durch Semgallien, nachdem sie
in beyden Ländern fette Beute gesamlet, wieder nach Hause. Der König Min-
dow
in Litthauen bekam hiedurch Friedensgedanken, stellte sich auch auf der
Deutschen Einladung zu einer Unterredung ein, in der er seine Neigung zum
Christenthum entdeckte, welches dem Papst Jnnocentius dem IVten hinter-
bracht wurde. Der Papst sandte zwey Kronen, oder lies sie auch in Riga ver-
fertigen, die der liefländische Erzbischof an seinen Bruder Heinrich, Bischof
zu Culm, in Begleitung des Ordensmeisters nach dem königlichen Wohnsitz in
Litthauen schickte, wo Heinrich den Mindow nebst seiner Gemahlin, wel-
che in der Taufe Martha genennet wurde, nach geschehener Taufhandlung zum
König und zur Königin von Litthauen krönete. Der Bischof belehnte auch
den Mindow im Namen des Papsts mit Litthauen; da denn diese feierliche
Handlung bey allen Hofleuten einen solchen Eindruck machte, daß über 600 vor-
nehme Litthauer sich mit taufen liessen, obgleich die übrigen Unterthanen auf
diese Unterwerfung schlecht zu sprechen waren. d)

Der
mann zu Revel war. Also säumte Hermann nicht, die Grenze auf eine sehr um-
ständliche und bestimte Art mit dem dänischen Statthalter zwischen seinem Stifte
und dem königlichen Lande in Richtigkeit zu bringen. Sie fängt sich an vom Dorfe
Walckle in Harrien, bey einem grossen Baum vorbey, worein ein Bischofsstab ge-
hauen ist, und gehet über den Bach Kellamecki bis in den Busch Aitepäh, wo der
Stiftsbauer Magdis zu Komedy wohnet. Hier setzt es Noth in unsern Hand-
schriften, die diesen Grenzbrief, der keine Jahrzahl hat, weder mit den Jahren 1224
noch 1334 vergleichen können, in welchen Hermanne regieret haben. Weil die letzte
Jahrzahl zu neu, indem Oesel und Leal schon längst eingegränzet gewesen, und der
andre Hermann den Beinamen von Osnabrüg geführet, die erstere aber des
Klosters und Abts zu Paids halber zu alt ist; so müssen wir wol aus den dänischen
Schriftstellern und unsern Urkunden einen mitlern Bischof Hermann annehmen, und
wer weis ob dieser angegebene Herr von Buxthöveden nicht Schuld daran ist, daß
man dem Bischof Albert, als Bruder des ersten Hermanns, den sonst vornehmen
Namen derer von Buxthöveden beigeleget. Dieser Hermann fällt in die Jahre
1277, und nicht, wie Huitfeld schreibt, ins Jahr 1251, indem selbst in Urkunden noch
lange nachher Heinriche vorkommen.
c) Diese freywillige Schenkung bestätigte der Papst Martin der IV am ersten Septemb.
1282 zu Monte Fiascone, der revelsche Bischof Heinrich aber versahe sie 1307 mit
seinem Vidimus.
d) Es ist bey unsern Schriftstellern noch nicht ausgemacht, welcher Papst den Mindow
in den Schoos aufgenommen. Russow giebt Jnnocentium dem IVten und Kelch
Alexandern
dem IVten zu seinem geistlichen Vater an. Russow hat Recht, weil
ihm Kojalowicz P. I, lib. 4 nicht entgegen ist, Michow, Guagnini und unsre Ur-
kunden aber beistimmen. H. Spodanus schliest es aus det Fortsetzung der Jahrbü-
bücher des Baronius. Am unwiedersprechlichsten bezeugen es Myndows eigene
Briefschaften, unterm Jahr 1257. Einige gehen in manchen Umständen etwas von
ihm ab; nemlich weil der Fürst von Polocz, Theophilus, von seinem Bruder
Mindow bekrieget wurde, hieng er sich, unter Vorwand des Beitrits zur römischen
Kirche, an den Ordensmeister, daher ihm Mindow den Streich spielte, und beim
Erzbischof ebenfals um die Taufe anhielt, welches sich dieser für seinen Kopf nicht zu
bewilligen getrauete, bis ihn der Papst dazu Erlaubnis ertheilte. Der Rath und die
Geistlichkeit in Riga haben eine eigene Acte in dieser Heidenbekehrung ausgestellet,
daß der König Mindow nach seiner Krönung unb Salbung Geistliche und Mönche
in sein Land genommen. Die Herren Polen und andre schreiben diesen Namen Men-
doc, Mendego, Mendolph, Mende, Mendogunus
und Mindog, welches
alles gegen die Urkunden ist, und machen ihn, wiewol fälschlich, gleich nach einem
Jahre
N 2

B. Nicolaus. zur Zeit der Reg. Andreaͤ v. Stuckland.
ſein ganzes Recht auf Gerwen, Alenpoys, Normegunde, Moche und1251
Waigele ab, damit das Reich GOttes durch Einigkeit erbauet wuͤrde zur Ver-
gebung ſeiner Suͤnden. c)

Die Litthauer verſuchten ihr Heil durch eine neue Streiferey in Liefland,1252
wurden aber mit blutigen Koͤpfen nach Hauſe begleitet. Die Lieflaͤnder hinge-
gen ruͤckten gar in Samogitien, und zogen durch Semgallien, nachdem ſie
in beyden Laͤndern fette Beute geſamlet, wieder nach Hauſe. Der Koͤnig Min-
dow
in Litthauen bekam hiedurch Friedensgedanken, ſtellte ſich auch auf der
Deutſchen Einladung zu einer Unterredung ein, in der er ſeine Neigung zum
Chriſtenthum entdeckte, welches dem Papſt Jnnocentius dem IVten hinter-
bracht wurde. Der Papſt ſandte zwey Kronen, oder lies ſie auch in Riga ver-
fertigen, die der lieflaͤndiſche Erzbiſchof an ſeinen Bruder Heinrich, Biſchof
zu Culm, in Begleitung des Ordensmeiſters nach dem koͤniglichen Wohnſitz in
Litthauen ſchickte, wo Heinrich den Mindow nebſt ſeiner Gemahlin, wel-
che in der Taufe Martha genennet wurde, nach geſchehener Taufhandlung zum
Koͤnig und zur Koͤnigin von Litthauen kroͤnete. Der Biſchof belehnte auch
den Mindow im Namen des Papſts mit Litthauen; da denn dieſe feierliche
Handlung bey allen Hofleuten einen ſolchen Eindruck machte, daß uͤber 600 vor-
nehme Litthauer ſich mit taufen lieſſen, obgleich die uͤbrigen Unterthanen auf
dieſe Unterwerfung ſchlecht zu ſprechen waren. d)

Der
mann zu Revel war. Alſo ſaͤumte Hermann nicht, die Grenze auf eine ſehr um-
ſtaͤndliche und beſtimte Art mit dem daͤniſchen Statthalter zwiſchen ſeinem Stifte
und dem koͤniglichen Lande in Richtigkeit zu bringen. Sie faͤngt ſich an vom Dorfe
Walckle in Harrien, bey einem groſſen Baum vorbey, worein ein Biſchofsſtab ge-
hauen iſt, und gehet uͤber den Bach Kellamecki bis in den Buſch Aitepaͤh, wo der
Stiftsbauer Magdis zu Komedy wohnet. Hier ſetzt es Noth in unſern Hand-
ſchriften, die dieſen Grenzbrief, der keine Jahrzahl hat, weder mit den Jahren 1224
noch 1334 vergleichen koͤnnen, in welchen Hermanne regieret haben. Weil die letzte
Jahrzahl zu neu, indem Oeſel und Leal ſchon laͤngſt eingegraͤnzet geweſen, und der
andre Hermann den Beinamen von Osnabruͤg gefuͤhret, die erſtere aber des
Kloſters und Abts zu Paids halber zu alt iſt; ſo muͤſſen wir wol aus den daͤniſchen
Schriftſtellern und unſern Urkunden einen mitlern Biſchof Hermann annehmen, und
wer weis ob dieſer angegebene Herr von Buxthoͤveden nicht Schuld daran iſt, daß
man dem Biſchof Albert, als Bruder des erſten Hermanns, den ſonſt vornehmen
Namen derer von Buxthoͤveden beigeleget. Dieſer Hermann faͤllt in die Jahre
1277, und nicht, wie Huitfeld ſchreibt, ins Jahr 1251, indem ſelbſt in Urkunden noch
lange nachher Heinriche vorkommen.
c) Dieſe freywillige Schenkung beſtaͤtigte der Papſt Martin der IV am erſten Septemb.
1282 zu Monte Fiaſcone, der revelſche Biſchof Heinrich aber verſahe ſie 1307 mit
ſeinem Vidimus.
d) Es iſt bey unſern Schriftſtellern noch nicht ausgemacht, welcher Papſt den Mindow
in den Schoos aufgenommen. Ruſſow giebt Jnnocentium dem IVten und Kelch
Alexandern
dem IVten zu ſeinem geiſtlichen Vater an. Ruſſow hat Recht, weil
ihm Kojalowicz P. I, lib. 4 nicht entgegen iſt, Michow, Guagnini und unſre Ur-
kunden aber beiſtimmen. H. Spodanus ſchlieſt es aus det Fortſetzung der Jahrbuͤ-
buͤcher des Baronius. Am unwiederſprechlichſten bezeugen es Myndows eigene
Briefſchaften, unterm Jahr 1257. Einige gehen in manchen Umſtaͤnden etwas von
ihm ab; nemlich weil der Fuͤrſt von Polocz, Theophilus, von ſeinem Bruder
Mindow bekrieget wurde, hieng er ſich, unter Vorwand des Beitrits zur roͤmiſchen
Kirche, an den Ordensmeiſter, daher ihm Mindow den Streich ſpielte, und beim
Erzbiſchof ebenfals um die Taufe anhielt, welches ſich dieſer fuͤr ſeinen Kopf nicht zu
bewilligen getrauete, bis ihn der Papſt dazu Erlaubnis ertheilte. Der Rath und die
Geiſtlichkeit in Riga haben eine eigene Acte in dieſer Heidenbekehrung ausgeſtellet,
daß der Koͤnig Mindow nach ſeiner Kroͤnung unb Salbung Geiſtliche und Moͤnche
in ſein Land genommen. Die Herren Polen und andre ſchreiben dieſen Namen Men-
doc, Mendego, Mendolph, Mende, Mendogunus
und Mindog, welches
alles gegen die Urkunden iſt, und machen ihn, wiewol faͤlſchlich, gleich nach einem
Jahre
N 2
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[51/0069] B. Nicolaus. zur Zeit der Reg. Andreaͤ v. Stuckland. ſein ganzes Recht auf Gerwen, Alenpoys, Normegunde, Moche und Waigele ab, damit das Reich GOttes durch Einigkeit erbauet wuͤrde zur Ver- gebung ſeiner Suͤnden. c) 1251 Die Litthauer verſuchten ihr Heil durch eine neue Streiferey in Liefland, wurden aber mit blutigen Koͤpfen nach Hauſe begleitet. Die Lieflaͤnder hinge- gen ruͤckten gar in Samogitien, und zogen durch Semgallien, nachdem ſie in beyden Laͤndern fette Beute geſamlet, wieder nach Hauſe. Der Koͤnig Min- dow in Litthauen bekam hiedurch Friedensgedanken, ſtellte ſich auch auf der Deutſchen Einladung zu einer Unterredung ein, in der er ſeine Neigung zum Chriſtenthum entdeckte, welches dem Papſt Jnnocentius dem IVten hinter- bracht wurde. Der Papſt ſandte zwey Kronen, oder lies ſie auch in Riga ver- fertigen, die der lieflaͤndiſche Erzbiſchof an ſeinen Bruder Heinrich, Biſchof zu Culm, in Begleitung des Ordensmeiſters nach dem koͤniglichen Wohnſitz in Litthauen ſchickte, wo Heinrich den Mindow nebſt ſeiner Gemahlin, wel- che in der Taufe Martha genennet wurde, nach geſchehener Taufhandlung zum Koͤnig und zur Koͤnigin von Litthauen kroͤnete. Der Biſchof belehnte auch den Mindow im Namen des Papſts mit Litthauen; da denn dieſe feierliche Handlung bey allen Hofleuten einen ſolchen Eindruck machte, daß uͤber 600 vor- nehme Litthauer ſich mit taufen lieſſen, obgleich die uͤbrigen Unterthanen auf dieſe Unterwerfung ſchlecht zu ſprechen waren. d) 1252 Der b) c) Dieſe freywillige Schenkung beſtaͤtigte der Papſt Martin der IV am erſten Septemb. 1282 zu Monte Fiaſcone, der revelſche Biſchof Heinrich aber verſahe ſie 1307 mit ſeinem Vidimus. d) Es iſt bey unſern Schriftſtellern noch nicht ausgemacht, welcher Papſt den Mindow in den Schoos aufgenommen. Ruſſow giebt Jnnocentium dem IVten und Kelch Alexandern dem IVten zu ſeinem geiſtlichen Vater an. Ruſſow hat Recht, weil ihm Kojalowicz P. I, lib. 4 nicht entgegen iſt, Michow, Guagnini und unſre Ur- kunden aber beiſtimmen. H. Spodanus ſchlieſt es aus det Fortſetzung der Jahrbuͤ- buͤcher des Baronius. Am unwiederſprechlichſten bezeugen es Myndows eigene Briefſchaften, unterm Jahr 1257. Einige gehen in manchen Umſtaͤnden etwas von ihm ab; nemlich weil der Fuͤrſt von Polocz, Theophilus, von ſeinem Bruder Mindow bekrieget wurde, hieng er ſich, unter Vorwand des Beitrits zur roͤmiſchen Kirche, an den Ordensmeiſter, daher ihm Mindow den Streich ſpielte, und beim Erzbiſchof ebenfals um die Taufe anhielt, welches ſich dieſer fuͤr ſeinen Kopf nicht zu bewilligen getrauete, bis ihn der Papſt dazu Erlaubnis ertheilte. Der Rath und die Geiſtlichkeit in Riga haben eine eigene Acte in dieſer Heidenbekehrung ausgeſtellet, daß der Koͤnig Mindow nach ſeiner Kroͤnung unb Salbung Geiſtliche und Moͤnche in ſein Land genommen. Die Herren Polen und andre ſchreiben dieſen Namen Men- doc, Mendego, Mendolph, Mende, Mendogunus und Mindog, welches alles gegen die Urkunden iſt, und machen ihn, wiewol faͤlſchlich, gleich nach einem Jahre b) mann zu Revel war. Alſo ſaͤumte Hermann nicht, die Grenze auf eine ſehr um- ſtaͤndliche und beſtimte Art mit dem daͤniſchen Statthalter zwiſchen ſeinem Stifte und dem koͤniglichen Lande in Richtigkeit zu bringen. Sie faͤngt ſich an vom Dorfe Walckle in Harrien, bey einem groſſen Baum vorbey, worein ein Biſchofsſtab ge- hauen iſt, und gehet uͤber den Bach Kellamecki bis in den Buſch Aitepaͤh, wo der Stiftsbauer Magdis zu Komedy wohnet. Hier ſetzt es Noth in unſern Hand- ſchriften, die dieſen Grenzbrief, der keine Jahrzahl hat, weder mit den Jahren 1224 noch 1334 vergleichen koͤnnen, in welchen Hermanne regieret haben. Weil die letzte Jahrzahl zu neu, indem Oeſel und Leal ſchon laͤngſt eingegraͤnzet geweſen, und der andre Hermann den Beinamen von Osnabruͤg gefuͤhret, die erſtere aber des Kloſters und Abts zu Paids halber zu alt iſt; ſo muͤſſen wir wol aus den daͤniſchen Schriftſtellern und unſern Urkunden einen mitlern Biſchof Hermann annehmen, und wer weis ob dieſer angegebene Herr von Buxthoͤveden nicht Schuld daran iſt, daß man dem Biſchof Albert, als Bruder des erſten Hermanns, den ſonſt vornehmen Namen derer von Buxthoͤveden beigeleget. Dieſer Hermann faͤllt in die Jahre 1277, und nicht, wie Huitfeld ſchreibt, ins Jahr 1251, indem ſelbſt in Urkunden noch lange nachher Heinriche vorkommen. N 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/69>, abgerufen am 28.11.2024.