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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1274Estland ein Privilegium, vermöge dessen alle auf der Peipus verunglückte
Waaren, nach Entrichtung der Bergegelder, ihren Eigenthümern oder deren Erben
abgefolget werden. Alle Schiffe sind zolfrey; das Holz wird am Peipus-
strande zur Ausbesserung der Schiffe ohne Entgeld gefället. Dörpt, vom 3ten
April.

Der funfzehnte Ordensmeister in Liefland deut-
schen Ordens,
Wolther von Nordeck.
a)
1275

Er bezwang die Samogiten und Semgallen, zerstörte Tarweyte
und Mesoythen, und schenkte die Helfte von seinen Eroberungen
der rigischen Geistlichkeit.

Der Erzbischof bewilligte, daß der gewöhnliche Advocat in Ri-
ga
oder zeitliche Richter sich selbst einen Substituten setzen könne,
damit der neue Nachfolger die Jnvestitur nicht von neuen zu suchen nöthig habe.

1276

Desgleichen vermehrte er im dritten Jahr seiner Regierung den 8ten Nov.
die Stadtmark mit der ganzen Gegend von dem Ort, wo die Naba von Babat
in den Flus der Semgallen fält, den Strom hinauf bis an das Dorf Putule-
ne.
Der König von Schweden, Magnus, aber bestätigte den Rigischen die
freie Handlung auf dem Fus, wie sie Gothland und Lübeck hat. Aarhus,
im ersten Jahr seiner Regierung.

1277

Erich der VIte, König von Dännemark, erklärte die Bürger von Riga in
seinem Reiche für zollfrey, ausser auf dem schonischen Markte; die Güter der
Schifbrüchigen werden dem Eigenthümer zuerkannt. Gegeben zu Nykiöping,
am Tage Johannis des Apostels und Evangelisten.

Die Königin Margaretha b), als Frau von Estland, gab am ersten
Septemb. zu Wardingsburg den revelschen Domherren die Freiheit, sich
selbst einen Bischof zu wehlen, und für seinen Unterhalt anständige Sorge zu
tragen.

Die Abhänglichkeit der revelschen Kirche von der Metropolitankirche zu
Lunden ward aufgehoben, dem Bischof und Kapitel die Gemeinheit der Felder,
Wälder und Heuschläge, die Erlassung aller Steuern und Ungelder zugestanden,
bis es ihr Sohn der König bestätigen würde.

Wolther gieng nach getroffenen guten Anstalten nach Preussen und legte
im dritten Jahre seine Regierung nieder. Eine seiner Urkunden haben versiegelt

Bru-
Capolia und Postulirter von Dörpt, den Nonnen zu Franckenberg einen Jndul-
genzbrief, von gleichem Jnhalt als sie von dem wirländischen Bischof Diedrich
erhalten. Man findet ihn im Chron. Mont. Franc. p. 36.
a) Strubicz nennet ihn von Mordekou, beim Ceumern heist er von Wordeke,
mit dem Beinamen der Sieghafte. Jn den Documenten der Stadt erscheinet er schon
1273. Die Regierungsjahre der Ordensmeister sind in der Historie sehr unrichtig um
diese Zeiten.
b) Diese Margaretha schrieb sich Frau von Estland, gleichwie sich die Könige Herren
von dieser Provinz nanten. Die folgenden aber bedienten sich des herzoglichen Titels
von Estland. Der Herr Präpos. Kelch mutmasset ganz richtig, daß sich das Ka-
pitel der freien Bischofswahl nicht bedienen können. Zwar findet sich eine Urkunde
von Erich dem VIten zu Wyburg 1280, worinne er dieses dem Domkapitel von
seiner Mutter zugestandene Wahlrecht von neuen bestätiget, und eine andre zu War-
tinsborg
unterm Jahr 1289, in welcher es Erich der VIIte ausdrücklich wiederholet; doch
muste das Kapitel aus Zwang der dänischen Geistlichkeit 1294 solcher Freiheit entsagen.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1274Eſtland ein Privilegium, vermoͤge deſſen alle auf der Peipus verungluͤckte
Waaren, nach Entrichtung der Bergegelder, ihren Eigenthuͤmern oder deren Erben
abgefolget werden. Alle Schiffe ſind zolfrey; das Holz wird am Peipus-
ſtrande zur Ausbeſſerung der Schiffe ohne Entgeld gefaͤllet. Doͤrpt, vom 3ten
April.

Der funfzehnte Ordensmeiſter in Liefland deut-
ſchen Ordens,
Wolther von Nordeck.
a)
1275

Er bezwang die Samogiten und Semgallen, zerſtoͤrte Tarweyte
und Meſoythen, und ſchenkte die Helfte von ſeinen Eroberungen
der rigiſchen Geiſtlichkeit.

Der Erzbiſchof bewilligte, daß der gewoͤhnliche Advocat in Ri-
ga
oder zeitliche Richter ſich ſelbſt einen Subſtituten ſetzen koͤnne,
damit der neue Nachfolger die Jnveſtitur nicht von neuen zu ſuchen noͤthig habe.

1276

Desgleichen vermehrte er im dritten Jahr ſeiner Regierung den 8ten Nov.
die Stadtmark mit der ganzen Gegend von dem Ort, wo die Naba von Babat
in den Flus der Semgallen faͤlt, den Strom hinauf bis an das Dorf Putule-
ne.
Der Koͤnig von Schweden, Magnus, aber beſtaͤtigte den Rigiſchen die
freie Handlung auf dem Fus, wie ſie Gothland und Luͤbeck hat. Aarhus,
im erſten Jahr ſeiner Regierung.

1277

Erich der VIte, Koͤnig von Daͤnnemark, erklaͤrte die Buͤrger von Riga in
ſeinem Reiche fuͤr zollfrey, auſſer auf dem ſchoniſchen Markte; die Guͤter der
Schifbruͤchigen werden dem Eigenthuͤmer zuerkannt. Gegeben zu Nykioͤping,
am Tage Johannis des Apoſtels und Evangeliſten.

Die Koͤnigin Margaretha b), als Frau von Eſtland, gab am erſten
Septemb. zu Wardingsburg den revelſchen Domherren die Freiheit, ſich
ſelbſt einen Biſchof zu wehlen, und fuͤr ſeinen Unterhalt anſtaͤndige Sorge zu
tragen.

Die Abhaͤnglichkeit der revelſchen Kirche von der Metropolitankirche zu
Lunden ward aufgehoben, dem Biſchof und Kapitel die Gemeinheit der Felder,
Waͤlder und Heuſchlaͤge, die Erlaſſung aller Steuern und Ungelder zugeſtanden,
bis es ihr Sohn der Koͤnig beſtaͤtigen wuͤrde.

Wolther gieng nach getroffenen guten Anſtalten nach Preuſſen und legte
im dritten Jahre ſeine Regierung nieder. Eine ſeiner Urkunden haben verſiegelt

Bru-
Capolia und Poſtulirter von Doͤrpt, den Nonnen zu Franckenberg einen Jndul-
genzbrief, von gleichem Jnhalt als ſie von dem wirlaͤndiſchen Biſchof Diedrich
erhalten. Man findet ihn im Chron. Mont. Franc. p. 36.
a) Strubicz nennet ihn von Mordekou, beim Ceumern heiſt er von Wordeke,
mit dem Beinamen der Sieghafte. Jn den Documenten der Stadt erſcheinet er ſchon
1273. Die Regierungsjahre der Ordensmeiſter ſind in der Hiſtorie ſehr unrichtig um
dieſe Zeiten.
b) Dieſe Margaretha ſchrieb ſich Frau von Eſtland, gleichwie ſich die Koͤnige Herren
von dieſer Provinz nanten. Die folgenden aber bedienten ſich des herzoglichen Titels
von Eſtland. Der Herr Praͤpoſ. Kelch mutmaſſet ganz richtig, daß ſich das Ka-
pitel der freien Biſchofswahl nicht bedienen koͤnnen. Zwar findet ſich eine Urkunde
von Erich dem VIten zu Wyburg 1280, worinne er dieſes dem Domkapitel von
ſeiner Mutter zugeſtandene Wahlrecht von neuen beſtaͤtiget, und eine andre zu War-
tinsborg
unterm Jahr 1289, in welcher es Erich der VIIte ausdruͤcklich wiederholet; doch
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[64/0082] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, Eſtland ein Privilegium, vermoͤge deſſen alle auf der Peipus verungluͤckte Waaren, nach Entrichtung der Bergegelder, ihren Eigenthuͤmern oder deren Erben abgefolget werden. Alle Schiffe ſind zolfrey; das Holz wird am Peipus- ſtrande zur Ausbeſſerung der Schiffe ohne Entgeld gefaͤllet. Doͤrpt, vom 3ten April. 1274 Der funfzehnte Ordensmeiſter in Liefland deut- ſchen Ordens, Wolther von Nordeck. a) Er bezwang die Samogiten und Semgallen, zerſtoͤrte Tarweyte und Meſoythen, und ſchenkte die Helfte von ſeinen Eroberungen der rigiſchen Geiſtlichkeit. Der Erzbiſchof bewilligte, daß der gewoͤhnliche Advocat in Ri- ga oder zeitliche Richter ſich ſelbſt einen Subſtituten ſetzen koͤnne, damit der neue Nachfolger die Jnveſtitur nicht von neuen zu ſuchen noͤthig habe. Desgleichen vermehrte er im dritten Jahr ſeiner Regierung den 8ten Nov. die Stadtmark mit der ganzen Gegend von dem Ort, wo die Naba von Babat in den Flus der Semgallen faͤlt, den Strom hinauf bis an das Dorf Putule- ne. Der Koͤnig von Schweden, Magnus, aber beſtaͤtigte den Rigiſchen die freie Handlung auf dem Fus, wie ſie Gothland und Luͤbeck hat. Aarhus, im erſten Jahr ſeiner Regierung. Erich der VIte, Koͤnig von Daͤnnemark, erklaͤrte die Buͤrger von Riga in ſeinem Reiche fuͤr zollfrey, auſſer auf dem ſchoniſchen Markte; die Guͤter der Schifbruͤchigen werden dem Eigenthuͤmer zuerkannt. Gegeben zu Nykioͤping, am Tage Johannis des Apoſtels und Evangeliſten. Die Koͤnigin Margaretha b), als Frau von Eſtland, gab am erſten Septemb. zu Wardingsburg den revelſchen Domherren die Freiheit, ſich ſelbſt einen Biſchof zu wehlen, und fuͤr ſeinen Unterhalt anſtaͤndige Sorge zu tragen. Die Abhaͤnglichkeit der revelſchen Kirche von der Metropolitankirche zu Lunden ward aufgehoben, dem Biſchof und Kapitel die Gemeinheit der Felder, Waͤlder und Heuſchlaͤge, die Erlaſſung aller Steuern und Ungelder zugeſtanden, bis es ihr Sohn der Koͤnig beſtaͤtigen wuͤrde. Wolther gieng nach getroffenen guten Anſtalten nach Preuſſen und legte im dritten Jahre ſeine Regierung nieder. Eine ſeiner Urkunden haben verſiegelt Bru- b) a) Strubicz nennet ihn von Mordekou, beim Ceumern heiſt er von Wordeke, mit dem Beinamen der Sieghafte. Jn den Documenten der Stadt erſcheinet er ſchon 1273. Die Regierungsjahre der Ordensmeiſter ſind in der Hiſtorie ſehr unrichtig um dieſe Zeiten. b) Dieſe Margaretha ſchrieb ſich Frau von Eſtland, gleichwie ſich die Koͤnige Herren von dieſer Provinz nanten. Die folgenden aber bedienten ſich des herzoglichen Titels von Eſtland. Der Herr Praͤpoſ. Kelch mutmaſſet ganz richtig, daß ſich das Ka- pitel der freien Biſchofswahl nicht bedienen koͤnnen. Zwar findet ſich eine Urkunde von Erich dem VIten zu Wyburg 1280, worinne er dieſes dem Domkapitel von ſeiner Mutter zugeſtandene Wahlrecht von neuen beſtaͤtiget, und eine andre zu War- tinsborg unterm Jahr 1289, in welcher es Erich der VIIte ausdruͤcklich wiederholet; doch muſte das Kapitel aus Zwang der daͤniſchen Geiſtlichkeit 1294 ſolcher Freiheit entſagen. b) Capolia und Poſtulirter von Doͤrpt, den Nonnen zu Franckenberg einen Jndul- genzbrief, von gleichem Jnhalt als ſie von dem wirlaͤndiſchen Biſchof Diedrich erhalten. Man findet ihn im Chron. Mont. Franc. p. 36.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/82>, abgerufen am 30.11.2024.