Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Erzb. Joh. v. Lünen. zur Zeit der Reg. Ernsts v. Ratzeburg.
Bruder Joh. von Magedeborch, Comtur zu Riga, Bruder Heinrich von1277
Arnesberch, Bruder Heinrich Sturmann, und Bruder Rembold.

Der sechzehnte Ordensmeister in Liefland,
deutschen Ordens.
Ernst von Ratzeburg,
a)

Ein witziger und arbeitsamer, aber nicht gar glücklicher Regent.1277
Der rigische Erzbischof Johan, der öselische Bischof Her-
man
und dieser Meister ertheilten am Ostertage allen, so nach
Liefland handeln, die Erlassung von Zol und Ungeldern,
nebst folgenden Vortheilen: Die auf der See oder in der Düne verunglückten
Güter werden nach Erlegung des Bergegeldes frey verabfolget, Hafen und Ufer
in bequemen Stand gesetzet; die Weide für die von auswärts eingekommenen
Pferde ist offen, nur daß sie kein Kornfeld oder Heuwachs verderben. Holz
zum Brennen und zur Ausbesserung der Schiffe dürfen sie frey fällen; wer aber
zum Bau neuer Schiffe Holz haben wil, mus der Obern Einwilligung suchen.
Jn Strand- und Seezwistigkeiten wehlen sich die Parteien einen Richter, der
nach gothländischem Rechte schlichtet. Haben die Fremden mit den Bürgern
Verdrus, so verschaft ihnen der Aelterman nach rigischem Rechte Genugthuung,
oder es sollen besondere Gevolmächtigte gesetzet werden, Fremde gegen die Bürger
zu schützen b). Der Erzbischof belehnte seiner Schwester Man Johan von Lu-
nen
und dessen Erben mit den Dörfern Vidersele, Causele und Morikas,
nach Lehnsrechte. Zeugen waren Heinrich von Wrangel, Johan von Tie-
senhausen, Otto
und Helmold, Brüder, genant von Lüneborch, Ale-
xander, Rodolph
von Ungern, (de Ungaria) Johan von Adrikas,
Hinrich
von Pickever, Vasallen der Kirche. Weil des Erzbischofs Schwa-
ger den Beinamen von Lünen geführet, so sind einige auf den Zweifel gefallen, ob
auch der Erzbischof würklich ein Herr von Lünen seyn können.

Die Litthauer und Samogiten droheten das von Ernsten neu ange-1278
legte Düneburg zu schleifen, welches den Ordensmeister nöthigte, mit dem kö-
niglichen Statthalter in Revel, Elert, sich zu verbinden, und mit liefländi-
schen
und dänischen Truppen in Litthauen einzurücken. Diese siegenden
Völker wolten nicht gerne mit leeren Händen nach Hause gehen, und schlepten
also mit, was sich fortbringen lies, lockten aber eben daher die Litthauer mit sich
nach Liefland, die wie die Barbaren Haus hielten, und sich für ihren Schaden be-
zahlt machten. Sie rückten im ersten Schrecken vor Ascherade, wo es den1279

Son-
a) Chyträus nennet ihn Rasborch, Horner läst den Zunamen weg, beim Waissel
heist er Rasuburg, in einer Handschrift von den Herrmeistern, von Rosenberg,
beim Ceumern, Rosborg; beim Spangenberg, Rasperg; Pet. v. Duisburg giebt
ihm | den Vornamen Ornest. Nach den Urkunden müssen wir ihn ein Jahr weiter
hinauf setzen, als unsre Chronikenschreiber. Jn einigen Documenten der Stadt steht
er schon 1275 und 1276, gleichwie sein Vorgänger noch bis 1277 vorkomt.
b) Jn des Herrn D. Johan Peter Willebrandts Vorbereitung zur hansischen Chro-
nik, Lübeck 1747 in fol. S. 11 findet man die Nachricht, daß die verbundenen Städ-
te (Lübeck und Hamburg) 1276 die Zolfreiheit und Sicherheit der schifbrüchigen
Güter bey dem Erzbischof und Ordensmeister gesuchet, auch um einen eigenen Rich-
ter zu Riga und in andern liefländischen Städten angehalten; auf welches Gesuch
ohne Zweifel die obige Verordnung abgefasset worden.
R

Erzb. Joh. v. Luͤnen. zur Zeit der Reg. Ernſts v. Ratzeburg.
Bruder Joh. von Magedeborch, Comtur zu Riga, Bruder Heinrich von1277
Arnesberch, Bruder Heinrich Sturmann, und Bruder Rembold.

Der ſechzehnte Ordensmeiſter in Liefland,
deutſchen Ordens.
Ernſt von Ratzeburg,
a)

Ein witziger und arbeitſamer, aber nicht gar gluͤcklicher Regent.1277
Der rigiſche Erzbiſchof Johan, der oͤſeliſche Biſchof Her-
man
und dieſer Meiſter ertheilten am Oſtertage allen, ſo nach
Liefland handeln, die Erlaſſung von Zol und Ungeldern,
nebſt folgenden Vortheilen: Die auf der See oder in der Duͤne verungluͤckten
Guͤter werden nach Erlegung des Bergegeldes frey verabfolget, Hafen und Ufer
in bequemen Stand geſetzet; die Weide fuͤr die von auswaͤrts eingekommenen
Pferde iſt offen, nur daß ſie kein Kornfeld oder Heuwachs verderben. Holz
zum Brennen und zur Ausbeſſerung der Schiffe duͤrfen ſie frey faͤllen; wer aber
zum Bau neuer Schiffe Holz haben wil, mus der Obern Einwilligung ſuchen.
Jn Strand- und Seezwiſtigkeiten wehlen ſich die Parteien einen Richter, der
nach gothlaͤndiſchem Rechte ſchlichtet. Haben die Fremden mit den Buͤrgern
Verdrus, ſo verſchaft ihnen der Aelterman nach rigiſchem Rechte Genugthuung,
oder es ſollen beſondere Gevolmaͤchtigte geſetzet werden, Fremde gegen die Buͤrger
zu ſchuͤtzen b). Der Erzbiſchof belehnte ſeiner Schweſter Man Johan von Lu-
nen
und deſſen Erben mit den Doͤrfern Viderſele, Cauſele und Morikas,
nach Lehnsrechte. Zeugen waren Heinrich von Wrangel, Johan von Tie-
ſenhauſen, Otto
und Helmold, Bruͤder, genant von Luͤneborch, Ale-
xander, Rodolph
von Ungern, (de Ungaria) Johan von Adrikas,
Hinrich
von Pickever, Vaſallen der Kirche. Weil des Erzbiſchofs Schwa-
ger den Beinamen von Luͤnen gefuͤhret, ſo ſind einige auf den Zweifel gefallen, ob
auch der Erzbiſchof wuͤrklich ein Herr von Luͤnen ſeyn koͤnnen.

Die Litthauer und Samogiten droheten das von Ernſten neu ange-1278
legte Duͤneburg zu ſchleifen, welches den Ordensmeiſter noͤthigte, mit dem koͤ-
niglichen Statthalter in Revel, Elert, ſich zu verbinden, und mit lieflaͤndi-
ſchen
und daͤniſchen Truppen in Litthauen einzuruͤcken. Dieſe ſiegenden
Voͤlker wolten nicht gerne mit leeren Haͤnden nach Hauſe gehen, und ſchlepten
alſo mit, was ſich fortbringen lies, lockten aber eben daher die Litthauer mit ſich
nach Liefland, die wie die Barbaren Haus hielten, und ſich fuͤr ihren Schaden be-
zahlt machten. Sie ruͤckten im erſten Schrecken vor Aſcherade, wo es den1279

Son-
a) Chytraͤus nennet ihn Rasborch, Horner laͤſt den Zunamen weg, beim Waiſſel
heiſt er Raſuburg, in einer Handſchrift von den Herrmeiſtern, von Roſenberg,
beim Ceumern, Rosborg; beim Spangenberg, Raſperg; Pet. v. Duisburg giebt
ihm | den Vornamen Orneſt. Nach den Urkunden muͤſſen wir ihn ein Jahr weiter
hinauf ſetzen, als unſre Chronikenſchreiber. Jn einigen Documenten der Stadt ſteht
er ſchon 1275 und 1276, gleichwie ſein Vorgaͤnger noch bis 1277 vorkomt.
b) Jn des Herrn D. Johan Peter Willebrandts Vorbereitung zur hanſiſchen Chro-
nik, Luͤbeck 1747 in fol. S. 11 findet man die Nachricht, daß die verbundenen Staͤd-
te (Luͤbeck und Hamburg) 1276 die Zolfreiheit und Sicherheit der ſchifbruͤchigen
Guͤter bey dem Erzbiſchof und Ordensmeiſter geſuchet, auch um einen eigenen Rich-
ter zu Riga und in andern lieflaͤndiſchen Staͤdten angehalten; auf welches Geſuch
ohne Zweifel die obige Verordnung abgefaſſet worden.
R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0083" n="65"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erzb. Joh. v. Lu&#x0364;nen. zur Zeit der Reg. Ern&#x017F;ts v. Ratzeburg.</hi></fw><lb/>
Bruder <hi rendition="#fr">Joh.</hi> von <hi rendition="#fr">Magedeborch,</hi> Comtur zu <hi rendition="#fr">Riga,</hi> Bruder <hi rendition="#fr">Heinrich</hi> von<note place="right">1277</note><lb/><hi rendition="#fr">Arnesberch,</hi> Bruder <hi rendition="#fr">Heinrich Sturmann,</hi> und Bruder <hi rendition="#fr">Rembold.</hi></p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Der &#x017F;echzehnte Ordensmei&#x017F;ter in Liefland,<lb/>
deut&#x017F;chen Ordens.<lb/><hi rendition="#g">Ern&#x017F;t</hi> von <hi rendition="#g">Ratzeburg</hi>,</hi> <note place="foot" n="a)"><hi rendition="#fr">Chytra&#x0364;us</hi> nennet ihn <hi rendition="#fr">Rasborch, Horner</hi> la&#x0364;&#x017F;t den Zunamen weg, beim <hi rendition="#fr">Wai&#x017F;&#x017F;el</hi><lb/>
hei&#x017F;t er <hi rendition="#fr">Ra&#x017F;uburg,</hi> in einer Hand&#x017F;chrift von den Herrmei&#x017F;tern, von <hi rendition="#fr">Ro&#x017F;enberg,</hi><lb/>
beim <hi rendition="#fr">Ceumern, Rosborg;</hi> beim <hi rendition="#fr">Spangenberg, Ra&#x017F;perg; Pet. v. Duisburg</hi> giebt<lb/>
ihm | den Vornamen <hi rendition="#fr">Orne&#x017F;t.</hi> Nach den Urk<choice><sic>n</sic><corr>u</corr></choice>nden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir ihn ein Jahr weiter<lb/>
hinauf &#x017F;etzen, als un&#x017F;re Chroniken&#x017F;chreiber. Jn einigen Documenten der Stadt &#x017F;teht<lb/>
er &#x017F;chon 1275 und 1276, gleichwie &#x017F;ein Vorga&#x0364;nger noch bis 1277 vorkomt.</note>
        </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>in witziger und arbeit&#x017F;amer, aber nicht gar glu&#x0364;cklicher Regent.<note place="right">1277</note><lb/>
Der <hi rendition="#fr">rigi&#x017F;che</hi> Erzbi&#x017F;chof <hi rendition="#fr">Johan,</hi> der <hi rendition="#fr">o&#x0364;&#x017F;eli&#x017F;che</hi> Bi&#x017F;chof <hi rendition="#fr">Her-<lb/>
man</hi> und die&#x017F;er Mei&#x017F;ter ertheilten am O&#x017F;tertage allen, &#x017F;o nach<lb/><hi rendition="#fr">Liefland</hi> handeln, die Erla&#x017F;&#x017F;ung von Zol und Ungeldern,<lb/>
neb&#x017F;t folgenden Vortheilen: Die auf der See oder in der Du&#x0364;ne verunglu&#x0364;ckten<lb/>
Gu&#x0364;ter werden nach Erlegung des Bergegeldes frey verabfolget, Hafen und Ufer<lb/>
in bequemen Stand ge&#x017F;etzet; die Weide fu&#x0364;r die von auswa&#x0364;rts eingekommenen<lb/>
Pferde i&#x017F;t offen, nur daß &#x017F;ie kein Kornfeld oder Heuwachs verderben. Holz<lb/>
zum Brennen und zur Ausbe&#x017F;&#x017F;erung der Schiffe du&#x0364;rfen &#x017F;ie frey fa&#x0364;llen; wer aber<lb/>
zum Bau neuer Schiffe Holz haben wil, mus der Obern Einwilligung &#x017F;uchen.<lb/>
Jn Strand- und Seezwi&#x017F;tigkeiten wehlen &#x017F;ich die Parteien einen Richter, der<lb/>
nach <hi rendition="#fr">gothla&#x0364;ndi&#x017F;chem</hi> Rechte &#x017F;chlichtet. Haben die Fremden mit den Bu&#x0364;rgern<lb/>
Verdrus, &#x017F;o ver&#x017F;chaft ihnen der Aelterman nach <hi rendition="#fr">rigi&#x017F;chem</hi> Rechte Genugthuung,<lb/>
oder es &#x017F;ollen be&#x017F;ondere Gevolma&#x0364;chtigte ge&#x017F;etzet werden, Fremde gegen die Bu&#x0364;rger<lb/>
zu &#x017F;chu&#x0364;tzen <note place="foot" n="b)">Jn des Herrn <hi rendition="#fr">D. Johan Peter Willebrandts</hi> Vorbereitung zur <hi rendition="#fr">han&#x017F;i&#x017F;chen</hi> Chro-<lb/>
nik, <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;beck</hi> 1747 <hi rendition="#aq">in fol.</hi> S. 11 findet man die Nachricht, daß die verbundenen Sta&#x0364;d-<lb/>
te (<hi rendition="#fr">Lu&#x0364;beck</hi> und <hi rendition="#fr">Hamburg</hi>) 1276 die Zolfreiheit und Sicherheit der &#x017F;chifbru&#x0364;chigen<lb/>
Gu&#x0364;ter bey dem Erzbi&#x017F;chof und Ordensmei&#x017F;ter ge&#x017F;uchet, auch um einen eigenen Rich-<lb/>
ter zu <hi rendition="#fr">Riga</hi> und in andern <hi rendition="#fr">liefla&#x0364;ndi&#x017F;chen</hi> Sta&#x0364;dten angehalten; auf welches Ge&#x017F;uch<lb/>
ohne Zweifel die obige Verordnung abgefa&#x017F;&#x017F;et worden.</note>. Der Erzbi&#x017F;chof belehnte &#x017F;einer Schwe&#x017F;ter Man <hi rendition="#fr">Johan</hi> von <hi rendition="#fr">Lu-<lb/>
nen</hi> und de&#x017F;&#x017F;en Erben mit den Do&#x0364;rfern <hi rendition="#fr">Vider&#x017F;ele, Cau&#x017F;ele</hi> und <hi rendition="#fr">Morikas,</hi><lb/>
nach Lehnsrechte. Zeugen waren <hi rendition="#fr">Heinrich</hi> von <hi rendition="#fr">Wrangel, Johan</hi> von <hi rendition="#fr">Tie-<lb/>
&#x017F;enhau&#x017F;en, Otto</hi> und <hi rendition="#fr">Helmold,</hi> Bru&#x0364;der, genant von <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;neborch, Ale-<lb/>
xander, Rodolph</hi> von <hi rendition="#fr">Ungern,</hi> (<hi rendition="#aq">de Ungaria</hi>) <hi rendition="#fr">Johan</hi> von <hi rendition="#fr">Adrikas,<lb/>
Hinrich</hi> von <hi rendition="#fr">Pickever,</hi> Va&#x017F;allen der Kirche. Weil des Erzbi&#x017F;chofs Schwa-<lb/>
ger den Beinamen von <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;nen</hi> gefu&#x0364;hret, &#x017F;o &#x017F;ind einige auf den Zweifel gefallen, ob<lb/>
auch der Erzbi&#x017F;chof wu&#x0364;rklich ein Herr von <hi rendition="#fr">Lu&#x0364;nen</hi> &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> und <hi rendition="#fr">Samogiten</hi> droheten das von <hi rendition="#fr">Ern&#x017F;ten</hi> neu ange-<note place="right">1278</note><lb/>
legte <hi rendition="#fr">Du&#x0364;neburg</hi> zu &#x017F;chleifen, welches den Ordensmei&#x017F;ter no&#x0364;thigte, mit dem ko&#x0364;-<lb/>
niglichen Statthalter in <hi rendition="#fr">Revel, Elert,</hi> &#x017F;ich zu verbinden, und mit <hi rendition="#fr">liefla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;chen</hi> und <hi rendition="#fr">da&#x0364;ni&#x017F;chen</hi> Truppen in <hi rendition="#fr">Litthauen</hi> einzuru&#x0364;cken. Die&#x017F;e &#x017F;iegenden<lb/>
Vo&#x0364;lker wolten nicht gerne mit leeren Ha&#x0364;nden nach Hau&#x017F;e gehen, und &#x017F;chlepten<lb/>
al&#x017F;o mit, was &#x017F;ich fortbringen lies, lockten aber eben daher die <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> mit &#x017F;ich<lb/>
nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> die wie die Barbaren Haus hielten, und &#x017F;ich fu&#x0364;r ihren Schaden be-<lb/>
zahlt machten. Sie ru&#x0364;ckten im er&#x017F;ten Schrecken vor <hi rendition="#fr">A&#x017F;cherade,</hi> wo es den<note place="right">1279</note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Son-</fw><lb/><lb/><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0083] Erzb. Joh. v. Luͤnen. zur Zeit der Reg. Ernſts v. Ratzeburg. Bruder Joh. von Magedeborch, Comtur zu Riga, Bruder Heinrich von Arnesberch, Bruder Heinrich Sturmann, und Bruder Rembold. 1277 Der ſechzehnte Ordensmeiſter in Liefland, deutſchen Ordens. Ernſt von Ratzeburg, a) Ein witziger und arbeitſamer, aber nicht gar gluͤcklicher Regent. Der rigiſche Erzbiſchof Johan, der oͤſeliſche Biſchof Her- man und dieſer Meiſter ertheilten am Oſtertage allen, ſo nach Liefland handeln, die Erlaſſung von Zol und Ungeldern, nebſt folgenden Vortheilen: Die auf der See oder in der Duͤne verungluͤckten Guͤter werden nach Erlegung des Bergegeldes frey verabfolget, Hafen und Ufer in bequemen Stand geſetzet; die Weide fuͤr die von auswaͤrts eingekommenen Pferde iſt offen, nur daß ſie kein Kornfeld oder Heuwachs verderben. Holz zum Brennen und zur Ausbeſſerung der Schiffe duͤrfen ſie frey faͤllen; wer aber zum Bau neuer Schiffe Holz haben wil, mus der Obern Einwilligung ſuchen. Jn Strand- und Seezwiſtigkeiten wehlen ſich die Parteien einen Richter, der nach gothlaͤndiſchem Rechte ſchlichtet. Haben die Fremden mit den Buͤrgern Verdrus, ſo verſchaft ihnen der Aelterman nach rigiſchem Rechte Genugthuung, oder es ſollen beſondere Gevolmaͤchtigte geſetzet werden, Fremde gegen die Buͤrger zu ſchuͤtzen b). Der Erzbiſchof belehnte ſeiner Schweſter Man Johan von Lu- nen und deſſen Erben mit den Doͤrfern Viderſele, Cauſele und Morikas, nach Lehnsrechte. Zeugen waren Heinrich von Wrangel, Johan von Tie- ſenhauſen, Otto und Helmold, Bruͤder, genant von Luͤneborch, Ale- xander, Rodolph von Ungern, (de Ungaria) Johan von Adrikas, Hinrich von Pickever, Vaſallen der Kirche. Weil des Erzbiſchofs Schwa- ger den Beinamen von Luͤnen gefuͤhret, ſo ſind einige auf den Zweifel gefallen, ob auch der Erzbiſchof wuͤrklich ein Herr von Luͤnen ſeyn koͤnnen. 1277 Die Litthauer und Samogiten droheten das von Ernſten neu ange- legte Duͤneburg zu ſchleifen, welches den Ordensmeiſter noͤthigte, mit dem koͤ- niglichen Statthalter in Revel, Elert, ſich zu verbinden, und mit lieflaͤndi- ſchen und daͤniſchen Truppen in Litthauen einzuruͤcken. Dieſe ſiegenden Voͤlker wolten nicht gerne mit leeren Haͤnden nach Hauſe gehen, und ſchlepten alſo mit, was ſich fortbringen lies, lockten aber eben daher die Litthauer mit ſich nach Liefland, die wie die Barbaren Haus hielten, und ſich fuͤr ihren Schaden be- zahlt machten. Sie ruͤckten im erſten Schrecken vor Aſcherade, wo es den Son- 1278 1279 a) Chytraͤus nennet ihn Rasborch, Horner laͤſt den Zunamen weg, beim Waiſſel heiſt er Raſuburg, in einer Handſchrift von den Herrmeiſtern, von Roſenberg, beim Ceumern, Rosborg; beim Spangenberg, Raſperg; Pet. v. Duisburg giebt ihm | den Vornamen Orneſt. Nach den Urkunden muͤſſen wir ihn ein Jahr weiter hinauf ſetzen, als unſre Chronikenſchreiber. Jn einigen Documenten der Stadt ſteht er ſchon 1275 und 1276, gleichwie ſein Vorgaͤnger noch bis 1277 vorkomt. b) Jn des Herrn D. Johan Peter Willebrandts Vorbereitung zur hanſiſchen Chro- nik, Luͤbeck 1747 in fol. S. 11 findet man die Nachricht, daß die verbundenen Staͤd- te (Luͤbeck und Hamburg) 1276 die Zolfreiheit und Sicherheit der ſchifbruͤchigen Guͤter bey dem Erzbiſchof und Ordensmeiſter geſuchet, auch um einen eigenen Rich- ter zu Riga und in andern lieflaͤndiſchen Staͤdten angehalten; auf welches Geſuch ohne Zweifel die obige Verordnung abgefaſſet worden. R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/83
Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/83>, abgerufen am 30.11.2024.