Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805. Achilles. Täusche dich nicht selbst. Denn einst kehrt auch der Vater wieder heim In sein verlaßnes Haus; einst sucht sein Blick Auch die Verlorne wieder; und - wenn er Sie nicht mehr findet, die sein Auge sucht, Nach der sein Herz sich sehnt, o, wehe dann Dem König und dem Feldherrn! - Sieht er selbst, Mit Kindesblut bespritzt, den Lorbeer an Der öden Mauer welken, ach! es mögte Der Thränen ungehemmter Strom das Blut Nicht waschen von dem welken Laub! Agamemnon. Ha, ist Es das, Achill, was dich für mich bewegt? - Sey ruhig, junger Held. Was in der Zeiten Entferntem Lauf das Schicksal mir noch bringt, Sey's gut, sey's böse, das gewahrt so bald Dein schwaches Auge nicht. Achilles. Taͤusche dich nicht selbst. Denn einst kehrt auch der Vater wieder heim In sein verlaßnes Haus; einst sucht sein Blick Auch die Verlorne wieder; und – wenn er Sie nicht mehr findet, die sein Auge sucht, Nach der sein Herz sich sehnt, o, wehe dann Dem Koͤnig und dem Feldherrn! – Sieht er selbst, Mit Kindesblut bespritzt, den Lorbeer an Der oͤden Mauer welken, ach! es moͤgte Der Thraͤnen ungehemmter Strom das Blut Nicht waschen von dem welken Laub! Agamemnon. Ha, ist Es das, Achill, was dich fuͤr mich bewegt? – Sey ruhig, junger Held. Was in der Zeiten Entferntem Lauf das Schicksal mir noch bringt, Sey's gut, sey's boͤse, das gewahrt so bald Dein schwaches Auge nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0109" n="101"/> <sp who="#ACH"> <speaker><hi rendition="#g">Achilles</hi>.</speaker><lb/> <p>Taͤusche dich nicht selbst.<lb/> Denn einst kehrt auch der Vater wieder heim<lb/> In sein verlaßnes Haus; einst sucht sein Blick<lb/> Auch die Verlorne wieder; und – wenn er<lb/> Sie nicht mehr findet, die sein Auge sucht,<lb/> Nach der sein Herz sich sehnt, o, wehe dann<lb/> Dem Koͤnig und dem Feldherrn! – Sieht er selbst,<lb/> Mit Kindesblut bespritzt, den Lorbeer an<lb/> Der oͤden Mauer welken, ach! es moͤgte<lb/> Der Thraͤnen ungehemmter Strom das Blut<lb/> Nicht waschen von dem welken Laub!</p> </sp><lb/> <sp who="#AGA"> <speaker><hi rendition="#g">Agamemnon</hi>.</speaker><lb/> <p>Ha, ist<lb/> Es das, Achill, was dich fuͤr mich bewegt? –<lb/> Sey ruhig, junger Held. Was in der Zeiten<lb/> Entferntem Lauf das Schicksal mir noch bringt,<lb/> Sey's gut, sey's boͤse, das gewahrt so bald<lb/> Dein schwaches Auge nicht.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0109]
Achilles.
Taͤusche dich nicht selbst.
Denn einst kehrt auch der Vater wieder heim
In sein verlaßnes Haus; einst sucht sein Blick
Auch die Verlorne wieder; und – wenn er
Sie nicht mehr findet, die sein Auge sucht,
Nach der sein Herz sich sehnt, o, wehe dann
Dem Koͤnig und dem Feldherrn! – Sieht er selbst,
Mit Kindesblut bespritzt, den Lorbeer an
Der oͤden Mauer welken, ach! es moͤgte
Der Thraͤnen ungehemmter Strom das Blut
Nicht waschen von dem welken Laub!
Agamemnon.
Ha, ist
Es das, Achill, was dich fuͤr mich bewegt? –
Sey ruhig, junger Held. Was in der Zeiten
Entferntem Lauf das Schicksal mir noch bringt,
Sey's gut, sey's boͤse, das gewahrt so bald
Dein schwaches Auge nicht.
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