Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805. Achilles. O, du entfliehst Mir nicht mit deinem liebeleeren Wort. Ich will's nicht glauben, daß dein Herz so kalt, Wie deine Zunge, spricht. Es kann der Mensch Nicht ganz an dir sein Recht verläugnen, nicht Der Vater; grausam kannst du nicht dein Kind Vernichten, das du einst so heiß geliebt, Das deine Hand so sorgsam auferzog, Das deines Hauses schönste Zierde war, Die Wonne deines Männerthums, der Trost, Des Alters Freude! - nein, das kannst du nicht! - Agamemnon. Laß ab, mich länger zu bestürmen. Du Erreichst es nicht. Der Jugend Leidenschaft Läßt dich das Unvermeidliche nicht sehn. - Ich trage mein Geschick. Erdulde du Das deine. Achilles. O, du entfliehst Mir nicht mit deinem liebeleeren Wort. Ich will's nicht glauben, daß dein Herz so kalt, Wie deine Zunge, spricht. Es kann der Mensch Nicht ganz an dir sein Recht verlaͤugnen, nicht Der Vater; grausam kannst du nicht dein Kind Vernichten, das du einst so heiß geliebt, Das deine Hand so sorgsam auferzog, Das deines Hauses schoͤnste Zierde war, Die Wonne deines Maͤnnerthums, der Trost, Des Alters Freude! – nein, das kannst du nicht! – Agamemnon. Laß ab, mich laͤnger zu bestuͤrmen. Du Erreichst es nicht. Der Jugend Leidenschaft Laͤßt dich das Unvermeidliche nicht sehn. – Ich trage mein Geschick. Erdulde du Das deine. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0110" n="102"/> <sp who="#ACH"> <speaker><hi rendition="#g">Achilles</hi>.</speaker><lb/> <p>O, du entfliehst<lb/> Mir nicht mit deinem liebeleeren Wort.<lb/> Ich will's nicht glauben, daß dein Herz so kalt,<lb/> Wie deine Zunge, spricht. Es kann der Mensch<lb/> Nicht ganz an dir sein Recht verlaͤugnen, nicht<lb/> Der Vater; grausam kannst du nicht dein Kind<lb/> Vernichten, das du einst so heiß geliebt,<lb/> Das deine Hand so sorgsam auferzog,<lb/> Das deines Hauses schoͤnste Zierde war,<lb/> Die Wonne deines Maͤnnerthums, der Trost,<lb/> Des Alters Freude! – nein, das kannst du<lb/> nicht! –</p> </sp><lb/> <sp who="#AGA"> <speaker><hi rendition="#g">Agamemnon</hi>.</speaker><lb/> <p>Laß ab, mich laͤnger zu bestuͤrmen. Du<lb/> Erreichst es nicht. Der Jugend Leidenschaft<lb/> Laͤßt dich das Unvermeidliche nicht sehn. –<lb/> Ich trage mein Geschick. Erdulde du<lb/> Das deine.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0110]
Achilles.
O, du entfliehst
Mir nicht mit deinem liebeleeren Wort.
Ich will's nicht glauben, daß dein Herz so kalt,
Wie deine Zunge, spricht. Es kann der Mensch
Nicht ganz an dir sein Recht verlaͤugnen, nicht
Der Vater; grausam kannst du nicht dein Kind
Vernichten, das du einst so heiß geliebt,
Das deine Hand so sorgsam auferzog,
Das deines Hauses schoͤnste Zierde war,
Die Wonne deines Maͤnnerthums, der Trost,
Des Alters Freude! – nein, das kannst du
nicht! –
Agamemnon.
Laß ab, mich laͤnger zu bestuͤrmen. Du
Erreichst es nicht. Der Jugend Leidenschaft
Laͤßt dich das Unvermeidliche nicht sehn. –
Ich trage mein Geschick. Erdulde du
Das deine.
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