Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805. Achilles. Was wagst du, mit kühnem Wort, Das Unvermeidliche zu nennen? - Wie? Wo das Geschick in deine Hand die Wahl Gelegt, da nennst du unvermeidlich das, Wozu nur stolzen Geistes Drang dich treibt? Agamemnon. Was ich bedacht, was ich im schweren Kampf Der Pflicht dem Herzen nur mit Kummer hab' Entrungen, das verhöhnt durch dich der Jugend Zu unbesonnene Vermessenheit Mir freventlich zu Stolz und Grausamkeit. Achilles. Ich will nicht Unrecht deiner Weisheit thun; Bis dahin hat das Leben sie bewährt. Allein der Glanz des Ruhmes, der von fern, Im ungemeßnen Raume dir entgegen strahlt, Worin dein königlich Gemüth sich sonnt Achilles. Was wagst du, mit kuͤhnem Wort, Das Unvermeidliche zu nennen? – Wie? Wo das Geschick in deine Hand die Wahl Gelegt, da nennst du unvermeidlich das, Wozu nur stolzen Geistes Drang dich treibt? Agamemnon. Was ich bedacht, was ich im schweren Kampf Der Pflicht dem Herzen nur mit Kummer hab' Entrungen, das verhoͤhnt durch dich der Jugend Zu unbesonnene Vermessenheit Mir freventlich zu Stolz und Grausamkeit. Achilles. Ich will nicht Unrecht deiner Weisheit thun; Bis dahin hat das Leben sie bewaͤhrt. Allein der Glanz des Ruhmes, der von fern, Im ungemeßnen Raume dir entgegen strahlt, Worin dein koͤniglich Gemuͤth sich sonnt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0111" n="103"/> <sp who="#ACH"> <speaker><hi rendition="#g">Achilles</hi>.</speaker><lb/> <p>Was wagst du, mit kuͤhnem Wort,<lb/> Das Unvermeidliche zu nennen? – Wie?<lb/> Wo das Geschick in deine Hand die Wahl<lb/> Gelegt, da nennst du unvermeidlich das,<lb/> Wozu nur stolzen Geistes Drang dich treibt?</p> </sp><lb/> <sp who="#AGA"> <speaker><hi rendition="#g">Agamemnon</hi>.</speaker><lb/> <p>Was ich bedacht, was ich im schweren Kampf<lb/> Der Pflicht dem Herzen nur mit Kummer hab'<lb/> Entrungen, das verhoͤhnt durch dich der Jugend<lb/> Zu unbesonnene Vermessenheit<lb/> Mir freventlich zu Stolz und Grausamkeit.</p> </sp><lb/> <sp who="#ACH"> <speaker><hi rendition="#g">Achilles</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich will nicht Unrecht deiner Weisheit thun;<lb/> Bis dahin hat das Leben sie bewaͤhrt.<lb/> Allein der Glanz des Ruhmes, der von fern,<lb/> Im ungemeßnen Raume dir entgegen strahlt,<lb/> Worin dein koͤniglich Gemuͤth sich sonnt<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0111]
Achilles.
Was wagst du, mit kuͤhnem Wort,
Das Unvermeidliche zu nennen? – Wie?
Wo das Geschick in deine Hand die Wahl
Gelegt, da nennst du unvermeidlich das,
Wozu nur stolzen Geistes Drang dich treibt?
Agamemnon.
Was ich bedacht, was ich im schweren Kampf
Der Pflicht dem Herzen nur mit Kummer hab'
Entrungen, das verhoͤhnt durch dich der Jugend
Zu unbesonnene Vermessenheit
Mir freventlich zu Stolz und Grausamkeit.
Achilles.
Ich will nicht Unrecht deiner Weisheit thun;
Bis dahin hat das Leben sie bewaͤhrt.
Allein der Glanz des Ruhmes, der von fern,
Im ungemeßnen Raume dir entgegen strahlt,
Worin dein koͤniglich Gemuͤth sich sonnt
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