Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Die Mädchen gehen. Pause. Nach einem tiefen von Thrä- nen begleiteten Seufzer: Was hab' ich verschuldet, Zeus, Daß, tief mich beugend, du so hart mich strafst? - Kalchas tritt von der andern Seite in's Zelt, und nähert sich Iphi- genien langsam. Er steht vor ihr still; nachdem er sie ei- ne Zeitlang mitleidsvoll betrachtet: Noch immer tiefer Schmerz in deiner Brust? - Von Thränen immer noch getrübt das Auge, Und deine Sprache bange Seufzer nur? - Iphigenia. O laß den Jammer mir! er ist ja noch Das Einzge, was das Schicksal mir nicht raubt. - Pause Kalchas. Dein Jammer ist gerecht; es ist die Klage
Die Maͤdchen gehen. Pause. Nach einem tiefen von Thraͤ- nen begleiteten Seufzer: Was hab' ich verschuldet, Zeus, Daß, tief mich beugend, du so hart mich strafst? – Kalchas tritt von der andern Seite in's Zelt, und naͤhert sich Iphi- genien langsam. Er steht vor ihr still; nachdem er sie ei- ne Zeitlang mitleidsvoll betrachtet: Noch immer tiefer Schmerz in deiner Brust? – Von Thraͤnen immer noch getruͤbt das Auge, Und deine Sprache bange Seufzer nur? – Iphigenia. O laß den Jammer mir! er ist ja noch Das Einzge, was das Schicksal mir nicht raubt. – Pause Kalchas. Dein Jammer ist gerecht; es ist die Klage <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#IPH"> <p><pb facs="#f0162" n="154"/><stage>Die Maͤdchen gehen. Pause. Nach einem tiefen von Thraͤ-<lb/> nen begleiteten Seufzer:</stage><lb/> Was hab' ich verschuldet, Zeus,<lb/> Daß, tief mich beugend, du so hart mich<lb/> strafst? –</p> </sp><lb/> <sp who="#KAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Kalchas</hi> </speaker><lb/> <p> <stage>tritt von der andern Seite in's Zelt, und naͤhert sich Iphi-<lb/> genien langsam. Er steht vor ihr still; nachdem er sie ei-<lb/> ne Zeitlang mitleidsvoll betrachtet:</stage> </p><lb/> <p>Noch immer tiefer Schmerz in deiner Brust? –<lb/> Von Thraͤnen immer noch getruͤbt das Auge,<lb/> Und deine Sprache bange Seufzer nur? –</p> </sp><lb/> <sp who="#IPH"> <speaker><hi rendition="#g">Iphigenia</hi>.</speaker><lb/> <p>O laß den Jammer mir! er ist ja noch<lb/> Das Einzge, was das Schicksal mir nicht raubt. –</p><lb/> <p> <stage>Pause</stage> </p> </sp><lb/> <sp who="#KAL"> <speaker><hi rendition="#g">Kalchas</hi>.</speaker><lb/> <p>Dein Jammer ist gerecht; es ist die Klage<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0162]
Die Maͤdchen gehen. Pause. Nach einem tiefen von Thraͤ-
nen begleiteten Seufzer:
Was hab' ich verschuldet, Zeus,
Daß, tief mich beugend, du so hart mich
strafst? –
Kalchas
tritt von der andern Seite in's Zelt, und naͤhert sich Iphi-
genien langsam. Er steht vor ihr still; nachdem er sie ei-
ne Zeitlang mitleidsvoll betrachtet:
Noch immer tiefer Schmerz in deiner Brust? –
Von Thraͤnen immer noch getruͤbt das Auge,
Und deine Sprache bange Seufzer nur? –
Iphigenia.
O laß den Jammer mir! er ist ja noch
Das Einzge, was das Schicksal mir nicht raubt. –
Pause
Kalchas.
Dein Jammer ist gerecht; es ist die Klage
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