Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Das rauhere Geschlecht, das männliche; Vermögt durch List und Schwert, wo euch Gefahr Des lauten Ruhmes Lorbeer zeigt. Wo euch Die Leidenschaft den schwelgenden Genuß Zum Lohn des Kampfs verheißt, da eilt und stürmt Ihr sonder Rast, seyd stark und groß. - Doch schwach Ist nicht das Weib. Wo es zu dulden giebt, Wo die Entbehrung auch ihr Opfer fodert, Wo selbst die höh're Pflicht nur fern den un- Gewissen Lohn uns zeigt, da fühlen wir Mit tiefem Sinn den mächt'gen Drang der Pflicht, Und still entwickelt sich der Tugend Frucht Zur freien, muthgen That. Wie schwer sie auch Dem Herzen wird, dem liebenden - sie reift, Erquickt den, dem sie reift. - Doch oft er- stirbt Der Stamm, an dem sie wuchs!
Das rauhere Geschlecht, das maͤnnliche; Vermoͤgt durch List und Schwert, wo euch Gefahr Des lauten Ruhmes Lorbeer zeigt. Wo euch Die Leidenschaft den schwelgenden Genuß Zum Lohn des Kampfs verheißt, da eilt und stuͤrmt Ihr sonder Rast, seyd stark und groß. – Doch schwach Ist nicht das Weib. Wo es zu dulden giebt, Wo die Entbehrung auch ihr Opfer fodert, Wo selbst die hoͤh're Pflicht nur fern den un- Gewissen Lohn uns zeigt, da fuͤhlen wir Mit tiefem Sinn den maͤcht'gen Drang der Pflicht, Und still entwickelt sich der Tugend Frucht Zur freien, muthgen That. Wie schwer sie auch Dem Herzen wird, dem liebenden – sie reift, Erquickt den, dem sie reift. – Doch oft er- stirbt Der Stamm, an dem sie wuchs! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#IPH"> <p><pb facs="#f0196" n="188"/> Das rauhere Geschlecht, das maͤnnliche;<lb/> Vermoͤgt durch List und Schwert, wo euch Gefahr<lb/> Des lauten Ruhmes Lorbeer zeigt. Wo euch<lb/> Die Leidenschaft den schwelgenden Genuß<lb/> Zum Lohn des Kampfs verheißt, da eilt und<lb/> stuͤrmt<lb/> Ihr sonder Rast, seyd stark und groß. – Doch<lb/> schwach<lb/> Ist <hi rendition="#g">nicht</hi> das Weib. Wo es zu dulden giebt,<lb/> Wo die Entbehrung auch ihr Opfer fodert,<lb/> Wo selbst die hoͤh're Pflicht nur fern den un-<lb/> Gewissen Lohn uns zeigt, da fuͤhlen wir<lb/> Mit tiefem Sinn den maͤcht'gen Drang der<lb/> Pflicht,<lb/> Und still entwickelt sich der Tugend Frucht<lb/> Zur freien, muthgen That. Wie schwer sie auch<lb/> Dem Herzen wird, dem liebenden – sie reift,<lb/> Erquickt den, dem sie reift. – Doch oft er-<lb/> stirbt<lb/> Der Stamm, an dem sie wuchs!<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0196]
Das rauhere Geschlecht, das maͤnnliche;
Vermoͤgt durch List und Schwert, wo euch Gefahr
Des lauten Ruhmes Lorbeer zeigt. Wo euch
Die Leidenschaft den schwelgenden Genuß
Zum Lohn des Kampfs verheißt, da eilt und
stuͤrmt
Ihr sonder Rast, seyd stark und groß. – Doch
schwach
Ist nicht das Weib. Wo es zu dulden giebt,
Wo die Entbehrung auch ihr Opfer fodert,
Wo selbst die hoͤh're Pflicht nur fern den un-
Gewissen Lohn uns zeigt, da fuͤhlen wir
Mit tiefem Sinn den maͤcht'gen Drang der
Pflicht,
Und still entwickelt sich der Tugend Frucht
Zur freien, muthgen That. Wie schwer sie auch
Dem Herzen wird, dem liebenden – sie reift,
Erquickt den, dem sie reift. – Doch oft er-
stirbt
Der Stamm, an dem sie wuchs!
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