Levezow, Konrad: Iphigenia in Aulis. Halle, 1805.
Umsonst nur widerstrebt; fällt unverhofft, Ihm unbewußt, bis an dem Tag des Wehs Sich ihm die Hand des Schicksals offenbart. - Denk nur an deines Stammes unglückliche Entsproßne, Tantal's tief gefallne Schaar. - Iphigenia. Ach, wohl erinnr' ich mich, wie du mir oft Vom grausen Falle meines Stamms erzählt. Doch Tantalus und Pelops und Thyest Und Atreus, der Erzeuger meines Vaters, Die des unseligen Geschicks so viel Betraf, die, wie von Furien gepeitscht, Selbst wider eignes Blut mit wilder Hand ge- tobt - Nur Frevler waren sie, und trugen keine Scheu Vor Göttlichem und Menschlichem. Was sie Erduldet, war's nicht mehr der eignen Schuld Erzwungene, gerechte Ahndung, als Des unverschuldeten Geschickes Last? -
Umsonst nur widerstrebt; faͤllt unverhofft, Ihm unbewußt, bis an dem Tag des Wehs Sich ihm die Hand des Schicksals offenbart. – Denk nur an deines Stammes ungluͤckliche Entsproßne, Tantal's tief gefallne Schaar. – Iphigenia. Ach, wohl erinnr' ich mich, wie du mir oft Vom grausen Falle meines Stamms erzaͤhlt. Doch Tantalus und Pelops und Thyest Und Atreus, der Erzeuger meines Vaters, Die des unseligen Geschicks so viel Betraf, die, wie von Furien gepeitscht, Selbst wider eignes Blut mit wilder Hand ge- tobt – Nur Frevler waren sie, und trugen keine Scheu Vor Goͤttlichem und Menschlichem. Was sie Erduldet, war's nicht mehr der eignen Schuld Erzwungene, gerechte Ahndung, als Des unverschuldeten Geschickes Last? – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KLY"> <p><pb facs="#f0066" n="58"/> Umsonst nur widerstrebt; faͤllt unverhofft,<lb/> Ihm unbewußt, bis an dem Tag des Wehs<lb/> Sich ihm die Hand des Schicksals offenbart. –<lb/> Denk nur an deines Stammes ungluͤckliche<lb/> Entsproßne, Tantal's tief gefallne Schaar. –</p> </sp><lb/> <sp who="#IPH"> <speaker><hi rendition="#g">Iphigenia</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach, wohl erinnr' ich mich, wie du mir oft<lb/> Vom grausen Falle meines Stamms erzaͤhlt.<lb/> Doch Tantalus und Pelops und Thyest<lb/> Und Atreus, der Erzeuger meines Vaters,<lb/> Die des unseligen Geschicks so viel<lb/> Betraf, die, wie von Furien gepeitscht,<lb/> Selbst wider eignes Blut mit wilder Hand ge-<lb/> tobt –<lb/> Nur Frevler waren sie, und trugen keine Scheu<lb/> Vor Goͤttlichem und Menschlichem. Was sie<lb/> Erduldet, war's nicht mehr der eignen Schuld<lb/> Erzwungene, gerechte Ahndung, als<lb/> Des unverschuldeten Geschickes Last? –<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0066]
Umsonst nur widerstrebt; faͤllt unverhofft,
Ihm unbewußt, bis an dem Tag des Wehs
Sich ihm die Hand des Schicksals offenbart. –
Denk nur an deines Stammes ungluͤckliche
Entsproßne, Tantal's tief gefallne Schaar. –
Iphigenia.
Ach, wohl erinnr' ich mich, wie du mir oft
Vom grausen Falle meines Stamms erzaͤhlt.
Doch Tantalus und Pelops und Thyest
Und Atreus, der Erzeuger meines Vaters,
Die des unseligen Geschicks so viel
Betraf, die, wie von Furien gepeitscht,
Selbst wider eignes Blut mit wilder Hand ge-
tobt –
Nur Frevler waren sie, und trugen keine Scheu
Vor Goͤttlichem und Menschlichem. Was sie
Erduldet, war's nicht mehr der eignen Schuld
Erzwungene, gerechte Ahndung, als
Des unverschuldeten Geschickes Last? –
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |