Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.hatte, traten die Thränen in die Augen bei dem Ton des Mannes. Adele fiel dem Vater um den Hals: "Nicht um meinetwillen!" rief sie. "Ich will ja bleiben! ich glaubte Dein Bestes, unser Aller Bestes -- --" "Laß, laß nur!" sprach Willmar, machte sich von der Tochter Armen los, nahm zum zweiten Male die Feder, und die Verkaufsacte wurde unterschrieben. Aber er blieb am Tische stehen, und sah regnungslos nieder auf das Blatt. Mit einem Male fuhr er empor: "Da, nehmen Sie's!" sagte er, und reichte Samuel mit abgewendetem Gesichte die Papiere hin. Dann sank er in den Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder, das Haupt in die Hand gestützt, ein Bild des tiefsten Grames. Adele, die sich an ihn lehnte, weinte still und bitterlich. Er beachtete es nicht. Samuel hatte sich schweigend entfernt. Er konnte das Leiden nicht ansehen, und konnte es nicht ändern. Erst als von ihm gesendet die Mutter eintrat, richtete hatte, traten die Thränen in die Augen bei dem Ton des Mannes. Adele fiel dem Vater um den Hals: “Nicht um meinetwillen!” rief sie. “Ich will ja bleiben! ich glaubte Dein Bestes, unser Aller Bestes — —” “Laß, laß nur!” sprach Willmar, machte sich von der Tochter Armen los, nahm zum zweiten Male die Feder, und die Verkaufsacte wurde unterschrieben. Aber er blieb am Tische stehen, und sah regnungslos nieder auf das Blatt. Mit einem Male fuhr er empor: “Da, nehmen Sie’s!” sagte er, und reichte Samuel mit abgewendetem Gesichte die Papiere hin. Dann sank er in den Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder, das Haupt in die Hand gestützt, ein Bild des tiefsten Grames. Adele, die sich an ihn lehnte, weinte still und bitterlich. Er beachtete es nicht. Samuel hatte sich schweigend entfernt. Er konnte das Leiden nicht ansehen, und konnte es nicht ändern. Erst als von ihm gesendet die Mutter eintrat, richtete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0148" n="138"/> hatte, traten die Thränen in die Augen bei dem Ton des Mannes.</p> <p> Adele fiel dem Vater um den Hals: “Nicht um meinetwillen!” rief sie. “Ich will ja bleiben! ich glaubte Dein Bestes, unser Aller Bestes — —”</p> <p> “Laß, laß nur!” sprach Willmar, machte sich von der Tochter Armen los, nahm zum zweiten Male die Feder, und die Verkaufsacte wurde unterschrieben. Aber er blieb am Tische stehen, und sah regnungslos nieder auf das Blatt. Mit einem Male fuhr er empor: “Da, nehmen Sie’s!” sagte er, und reichte Samuel mit abgewendetem Gesichte die Papiere hin. Dann sank er in den Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder, das Haupt in die Hand gestützt, ein Bild des tiefsten Grames. Adele, die sich an ihn lehnte, weinte still und bitterlich. Er beachtete es nicht. Samuel hatte sich schweigend entfernt. Er konnte das Leiden nicht ansehen, und konnte es nicht ändern. Erst als von ihm gesendet die Mutter eintrat, richtete </p> </div> </body> </text> </TEI> [138/0148]
hatte, traten die Thränen in die Augen bei dem Ton des Mannes.
Adele fiel dem Vater um den Hals: “Nicht um meinetwillen!” rief sie. “Ich will ja bleiben! ich glaubte Dein Bestes, unser Aller Bestes — —”
“Laß, laß nur!” sprach Willmar, machte sich von der Tochter Armen los, nahm zum zweiten Male die Feder, und die Verkaufsacte wurde unterschrieben. Aber er blieb am Tische stehen, und sah regnungslos nieder auf das Blatt. Mit einem Male fuhr er empor: “Da, nehmen Sie’s!” sagte er, und reichte Samuel mit abgewendetem Gesichte die Papiere hin. Dann sank er in den Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder, das Haupt in die Hand gestützt, ein Bild des tiefsten Grames. Adele, die sich an ihn lehnte, weinte still und bitterlich. Er beachtete es nicht. Samuel hatte sich schweigend entfernt. Er konnte das Leiden nicht ansehen, und konnte es nicht ändern. Erst als von ihm gesendet die Mutter eintrat, richtete
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