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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

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Jahren zum ersten Male verdroß Adele ihre schwarze Kleidung. Ihr selber lag gar Nichts daran, es war ihr nur um Samuel. Sie mußte so trübselig aussehen neben all den Anderen, und auch neben ihm, obschon sie doch viel jünger war als er. Ganz unwillkürlich gab sie den Gedanken Worte.

"Wie das Leben in späteren Zeiten den Unterschied des Alters ausgleicht!" sagte sie. "Wieein Kind kam ich mir neben Ihnen vor, als ich Sie zum ersten Male sah, und heute dünkt mich, als wäre ich Ihnen an Jahren weit voraus. Die Frau hat eine so kurze Jugend im Vergleich zum Manne."

"Ja!" sprach Samuel, "wenn sie grundsätzlich auf ihre Jugend verzichtet, wie Sie's gethan haben. Sie wollten ja alt sein, mitten in der schönsten Lebenszeit! Sie -- --" Er hielt inne und fügte dann hinzu: "Es hat Ihnen aber Nichts geschadet! Denn heute, Cousine, wo Sie

Jahren zum ersten Male verdroß Adele ihre schwarze Kleidung. Ihr selber lag gar Nichts daran, es war ihr nur um Samuel. Sie mußte so trübselig aussehen neben all den Anderen, und auch neben ihm, obschon sie doch viel jünger war als er. Ganz unwillkürlich gab sie den Gedanken Worte.

“Wie das Leben in späteren Zeiten den Unterschied des Alters ausgleicht!” sagte sie. “Wieein Kind kam ich mir neben Ihnen vor, als ich Sie zum ersten Male sah, und heute dünkt mich, als wäre ich Ihnen an Jahren weit voraus. Die Frau hat eine so kurze Jugend im Vergleich zum Manne.”

“Ja!” sprach Samuel, “wenn sie grundsätzlich auf ihre Jugend verzichtet, wie Sie’s gethan haben. Sie wollten ja alt sein, mitten in der schönsten Lebenszeit! Sie — —” Er hielt inne und fügte dann hinzu: “Es hat Ihnen aber Nichts geschadet! Denn heute, Cousine, wo Sie

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[209/0219] Jahren zum ersten Male verdroß Adele ihre schwarze Kleidung. Ihr selber lag gar Nichts daran, es war ihr nur um Samuel. Sie mußte so trübselig aussehen neben all den Anderen, und auch neben ihm, obschon sie doch viel jünger war als er. Ganz unwillkürlich gab sie den Gedanken Worte. “Wie das Leben in späteren Zeiten den Unterschied des Alters ausgleicht!” sagte sie. “Wieein Kind kam ich mir neben Ihnen vor, als ich Sie zum ersten Male sah, und heute dünkt mich, als wäre ich Ihnen an Jahren weit voraus. Die Frau hat eine so kurze Jugend im Vergleich zum Manne.” “Ja!” sprach Samuel, “wenn sie grundsätzlich auf ihre Jugend verzichtet, wie Sie’s gethan haben. Sie wollten ja alt sein, mitten in der schönsten Lebenszeit! Sie — —” Er hielt inne und fügte dann hinzu: “Es hat Ihnen aber Nichts geschadet! Denn heute, Cousine, wo Sie

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/219>, abgerufen am 23.11.2024.