Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie schien ihr aber ganz gleichgültig zu sein. "So!" erwiderte sie mit einem leichten, spöttischen Lächeln, "das also war sie!" -- und weiter sprach sie kein Wort davon, bis Hellwig ebenfalls lächelnd fragte: "Und das läßt Dich so kalt? Du bist also nicht mehr eifersüchtig?"

"Eifersüchtig?" wiederholte die Dame. "Dazu sind wir doch wohl zu lange verheirathet."

"O!" meinte Hellwig, sich auf dem Stuhle wiegend, ["]Adele sieht noch gut aus, und in der That, es hat mir einen Choc gegeben, als sie mit einem Male vor mir da saß. Es ist etwas Eigenes um solche Verhältnisse! Ich fühlte eine Art von Zug zu ihr --"

Seine Frau zuckte mitleidig die Schultern.

Hellwig nahm das übel. Er konnte die Art und Weise nie vertragen, mit welcher sie bei solchen Anlässen auf ihn niedersah.

"Deine Verstandesrichtung," bemerkte er, "weist freilich jeden Glauben an Leidenschaft zurück."

Sie schien ihr aber ganz gleichgültig zu sein. “So!” erwiderte sie mit einem leichten, spöttischen Lächeln, “das also war sie!” — und weiter sprach sie kein Wort davon, bis Hellwig ebenfalls lächelnd fragte: “Und das läßt Dich so kalt? Du bist also nicht mehr eifersüchtig?”

“Eifersüchtig?” wiederholte die Dame. “Dazu sind wir doch wohl zu lange verheirathet.”

“O!” meinte Hellwig, sich auf dem Stuhle wiegend, [“]Adele sieht noch gut aus, und in der That, es hat mir einen Choc gegeben, als sie mit einem Male vor mir da saß. Es ist etwas Eigenes um solche Verhältnisse! Ich fühlte eine Art von Zug zu ihr —”

Seine Frau zuckte mitleidig die Schultern.

Hellwig nahm das übel. Er konnte die Art und Weise nie vertragen, mit welcher sie bei solchen Anlässen auf ihn niedersah.

“Deine Verstandesrichtung,” bemerkte er, “weist freilich jeden Glauben an Leidenschaft zurück.”

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0225" n="215"/>
        <p>Sie schien ihr aber ganz gleichgültig zu sein. &#x201C;So!&#x201D; erwiderte sie mit einem leichten, spöttischen Lächeln, &#x201C;das also war sie!&#x201D; &#x2014; und weiter sprach sie kein Wort davon, bis Hellwig ebenfalls lächelnd fragte: &#x201C;Und das läßt Dich so kalt? Du bist also nicht mehr eifersüchtig?&#x201D;</p>
        <p>                                              &#x201C;Eifersüchtig?&#x201D; wiederholte die Dame. &#x201C;Dazu sind wir doch wohl zu lange verheirathet.&#x201D;</p>
        <p>                                                  &#x201C;O!&#x201D; meinte Hellwig, sich auf dem Stuhle wiegend, [&#x201C;]Adele sieht noch gut aus, und in der That, es hat mir einen Choc gegeben, als sie mit einem Male vor mir da saß. Es ist etwas Eigenes um solche Verhältnisse! Ich fühlte eine Art von Zug zu ihr &#x2014;&#x201D;</p>
        <p>                                                      Seine Frau zuckte mitleidig die Schultern.</p>
        <p>                                                          Hellwig nahm das übel. Er konnte die Art und Weise nie vertragen, mit welcher sie bei solchen Anlässen auf ihn niedersah.</p>
        <p>                                      &#x201C;Deine Verstandesrichtung,&#x201D; bemerkte er, &#x201C;weist freilich jeden Glauben an Leidenschaft zurück.&#x201D;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0225] Sie schien ihr aber ganz gleichgültig zu sein. “So!” erwiderte sie mit einem leichten, spöttischen Lächeln, “das also war sie!” — und weiter sprach sie kein Wort davon, bis Hellwig ebenfalls lächelnd fragte: “Und das läßt Dich so kalt? Du bist also nicht mehr eifersüchtig?” “Eifersüchtig?” wiederholte die Dame. “Dazu sind wir doch wohl zu lange verheirathet.” “O!” meinte Hellwig, sich auf dem Stuhle wiegend, [“]Adele sieht noch gut aus, und in der That, es hat mir einen Choc gegeben, als sie mit einem Male vor mir da saß. Es ist etwas Eigenes um solche Verhältnisse! Ich fühlte eine Art von Zug zu ihr —” Seine Frau zuckte mitleidig die Schultern. Hellwig nahm das übel. Er konnte die Art und Weise nie vertragen, mit welcher sie bei solchen Anlässen auf ihn niedersah. “Deine Verstandesrichtung,” bemerkte er, “weist freilich jeden Glauben an Leidenschaft zurück.”

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie - A Digital Library of Works by German-Speaking Women: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von "Sophie". (2013-02-04T11:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
archive.org: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-04T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-02-04T11:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/225
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/225>, abgerufen am 27.11.2024.