Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.kleine Weile. Jetzt konnte er kommen. Merkwürdig! er kam nicht. Was er nun haben mag? dachte sie. Sie ging auf und nieder, musterte ihre Kleidung, setzte sich an das Fenster, dann an den Theetisch, und hatte die Augen doch immer nach der Thür gerichtet, zu sehen, wo er bleibe? -- Endlich hielt sie dies Warten nicht mehr aus. Sie wollte ihn holen -- aber kaum hatte sie den Drücker des Schlosses erfaßt, als sie ihn wieder losließ. "Wie thöricht!" sagte sie und setzte sich auf's Neue, um mit einem Buche in der Hand noch ungeduldiger auf Samuel zu warten. Nun! -- Nun kam er! Nun schloß er die Thür drüben zu. Jetzt war er da, und: "Samuel!" rief sie ihm entgegen, "wo sind Sie denn so lange geblieben?" Es lag so viel Freude und Ungeduld in ihrem Tone, er schien dieselbe aber gar nicht zu bemerken. kleine Weile. Jetzt konnte er kommen. Merkwürdig! er kam nicht. Was er nun haben mag? dachte sie. Sie ging auf und nieder, musterte ihre Kleidung, setzte sich an das Fenster, dann an den Theetisch, und hatte die Augen doch immer nach der Thür gerichtet, zu sehen, wo er bleibe? — Endlich hielt sie dies Warten nicht mehr aus. Sie wollte ihn holen — aber kaum hatte sie den Drücker des Schlosses erfaßt, als sie ihn wieder losließ. “Wie thöricht!” sagte sie und setzte sich auf’s Neue, um mit einem Buche in der Hand noch ungeduldiger auf Samuel zu warten. Nun! — Nun kam er! Nun schloß er die Thür drüben zu. Jetzt war er da, und: “Samuel!” rief sie ihm entgegen, “wo sind Sie denn so lange geblieben?” Es lag so viel Freude und Ungeduld in ihrem Tone, er schien dieselbe aber gar nicht zu bemerken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0245" n="235"/> kleine Weile. Jetzt konnte er kommen. Merkwürdig! er kam nicht.</p> <p> Was er nun haben mag? dachte sie. Sie ging auf und nieder, musterte ihre Kleidung, setzte sich an das Fenster, dann an den Theetisch, und hatte die Augen doch immer nach der Thür gerichtet, zu sehen, wo er bleibe? — Endlich hielt sie dies Warten nicht mehr aus. Sie wollte ihn holen — aber kaum hatte sie den Drücker des Schlosses erfaßt, als sie ihn wieder losließ.</p> <p> “Wie thöricht!” sagte sie und setzte sich auf’s Neue, um mit einem Buche in der Hand noch ungeduldiger auf Samuel zu warten.</p> <p> Nun! — Nun kam er! Nun schloß er die Thür drüben zu. Jetzt war er da, und: “Samuel!” rief sie ihm entgegen, “wo sind Sie denn so lange geblieben?”</p> <p> Es lag so viel Freude und Ungeduld in ihrem Tone, er schien dieselbe aber gar nicht zu bemerken.</p> </div> </body> </text> </TEI> [235/0245]
kleine Weile. Jetzt konnte er kommen. Merkwürdig! er kam nicht.
Was er nun haben mag? dachte sie. Sie ging auf und nieder, musterte ihre Kleidung, setzte sich an das Fenster, dann an den Theetisch, und hatte die Augen doch immer nach der Thür gerichtet, zu sehen, wo er bleibe? — Endlich hielt sie dies Warten nicht mehr aus. Sie wollte ihn holen — aber kaum hatte sie den Drücker des Schlosses erfaßt, als sie ihn wieder losließ.
“Wie thöricht!” sagte sie und setzte sich auf’s Neue, um mit einem Buche in der Hand noch ungeduldiger auf Samuel zu warten.
Nun! — Nun kam er! Nun schloß er die Thür drüben zu. Jetzt war er da, und: “Samuel!” rief sie ihm entgegen, “wo sind Sie denn so lange geblieben?”
Es lag so viel Freude und Ungeduld in ihrem Tone, er schien dieselbe aber gar nicht zu bemerken.
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