Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.ja selbst erfahren im Sommer, und auch heute wieder. Ich quäle die Menschen, ich quäle mich auch selber. Ich habe so üble Angewohnheiten, ich kann nicht leben ohne meine Pfeife und meine Dose und meine Vögel und -- --" "Nicht ohne Ihren alten Mantel!" lachte Adele. "Nein! auch nicht ohne den alten Mantel!" sprach er ihr nach. "Es ist eben auch Nichts mit mir zu machen, keine Ehre mit mir einzulegen, ich bin altmodisch geworden, und verknöchert in der langen Einsamkeit, das weiß ich Alles, Alles! -- Und doch!" rief er, "wenn ich es glauben dürfte, wenn es wahr wäre, und Sie könnten mich lieben, jetzt, so alt, so grämlich wie ich bin!["] -- Er hielt inne: "Ach, Adele!" rief er, "ich wolte ein Weib, das mich liebte, auf meinen Händen tragen! Ich --" Sie ließ ihn nicht weiter sprechen. "Vergieb ja selbst erfahren im Sommer, und auch heute wieder. Ich quäle die Menschen, ich quäle mich auch selber. Ich habe so üble Angewohnheiten, ich kann nicht leben ohne meine Pfeife und meine Dose und meine Vögel und — —” “Nicht ohne Ihren alten Mantel!” lachte Adele. “Nein! auch nicht ohne den alten Mantel!” sprach er ihr nach. “Es ist eben auch Nichts mit mir zu machen, keine Ehre mit mir einzulegen, ich bin altmodisch geworden, und verknöchert in der langen Einsamkeit, das weiß ich Alles, Alles! — Und doch!” rief er, “wenn ich es glauben dürfte, wenn es wahr wäre, und Sie könnten mich lieben, jetzt, so alt, so grämlich wie ich bin![”] — Er hielt inne: “Ach, Adele!” rief er, “ich wolte ein Weib, das mich liebte, auf meinen Händen tragen! Ich —” Sie ließ ihn nicht weiter sprechen. “Vergieb <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0289" n="279"/> ja selbst erfahren im Sommer, und auch heute wieder. Ich quäle die Menschen, ich quäle mich auch selber. Ich habe so üble Angewohnheiten, ich kann nicht leben ohne meine Pfeife und meine Dose und meine Vögel und — —”</p> <p> “Nicht ohne Ihren alten Mantel!” lachte Adele.</p> <p> “Nein! auch nicht ohne den alten Mantel!” sprach er ihr nach. “Es ist eben auch Nichts mit mir zu machen, keine Ehre mit mir einzulegen, ich bin altmodisch geworden, und verknöchert in der langen Einsamkeit, das weiß ich Alles, Alles! — Und doch!” rief er, “wenn ich es glauben dürfte, wenn es wahr wäre, und Sie könnten mich lieben, jetzt, so alt, so grämlich wie ich bin!<supplied>”</supplied> — Er hielt inne:</p> <p> “Ach, Adele!” rief er, “ich wolte ein Weib, das mich liebte, auf meinen Händen tragen! Ich —”</p> <p> Sie ließ ihn nicht weiter sprechen. “Vergieb </p> </div> </body> </text> </TEI> [279/0289]
ja selbst erfahren im Sommer, und auch heute wieder. Ich quäle die Menschen, ich quäle mich auch selber. Ich habe so üble Angewohnheiten, ich kann nicht leben ohne meine Pfeife und meine Dose und meine Vögel und — —”
“Nicht ohne Ihren alten Mantel!” lachte Adele.
“Nein! auch nicht ohne den alten Mantel!” sprach er ihr nach. “Es ist eben auch Nichts mit mir zu machen, keine Ehre mit mir einzulegen, ich bin altmodisch geworden, und verknöchert in der langen Einsamkeit, das weiß ich Alles, Alles! — Und doch!” rief er, “wenn ich es glauben dürfte, wenn es wahr wäre, und Sie könnten mich lieben, jetzt, so alt, so grämlich wie ich bin!” — Er hielt inne:
“Ach, Adele!” rief er, “ich wolte ein Weib, das mich liebte, auf meinen Händen tragen! Ich —”
Sie ließ ihn nicht weiter sprechen. “Vergieb
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