Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.Schaffens seinen eigenen Arbeiten kritisch gegenüber, und immer getheilt zwischen den unklaren Aufwallungen seiner Phantasie und der Schärfe seines zergliedernden Verstandes, schuf und lebte er in einem unlösbaren Zwiespalt. Ohne daß er's wollte, verlor er jede Originalität, weil jede neue Richtung ihn ergriff, jeder fremde Erfolg ihn antrieb, auf gleichem Felde gleiche Lorbeeren zu suchen. Bald ein Verfechter aller und jeder Emancipation, bald ein Verehrer des Bestehenden, Althergebrachten, konnte er heute allem Glauben Hohn sprechen, und morgen für die gläubige Romantik in die Schranken treten. Seine innere Rastlosigkeit und die Angriffe, die er von beiden Seiten zu erdulden hatte, steigerten sich dadurch. Immerdar angefochten, immer genöthigt sich zu vertheidigen und erlittene Niederlagen zu verschmerzen, oder sie Andere vergessen zu machen, hatten Mißtrauen, Neid und Bitterkeit sich seiner in hohem Grade bemächtigt. Er, Schaffens seinen eigenen Arbeiten kritisch gegenüber, und immer getheilt zwischen den unklaren Aufwallungen seiner Phantasie und der Schärfe seines zergliedernden Verstandes, schuf und lebte er in einem unlösbaren Zwiespalt. Ohne daß er’s wollte, verlor er jede Originalität, weil jede neue Richtung ihn ergriff, jeder fremde Erfolg ihn antrieb, auf gleichem Felde gleiche Lorbeeren zu suchen. Bald ein Verfechter aller und jeder Emancipation, bald ein Verehrer des Bestehenden, Althergebrachten, konnte er heute allem Glauben Hohn sprechen, und morgen für die gläubige Romantik in die Schranken treten. Seine innere Rastlosigkeit und die Angriffe, die er von beiden Seiten zu erdulden hatte, steigerten sich dadurch. Immerdar angefochten, immer genöthigt sich zu vertheidigen und erlittene Niederlagen zu verschmerzen, oder sie Andere vergessen zu machen, hatten Mißtrauen, Neid und Bitterkeit sich seiner in hohem Grade bemächtigt. Er, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="36"/> Schaffens seinen eigenen Arbeiten kritisch gegenüber, und immer getheilt zwischen den unklaren Aufwallungen seiner Phantasie und der Schärfe seines zergliedernden Verstandes, schuf und lebte er in einem unlösbaren Zwiespalt. Ohne daß er’s wollte, verlor er jede Originalität, weil jede neue Richtung ihn ergriff, jeder fremde Erfolg ihn antrieb, auf gleichem Felde gleiche Lorbeeren zu suchen. Bald ein Verfechter aller und jeder Emancipation, bald ein Verehrer des Bestehenden, Althergebrachten, konnte er heute allem Glauben Hohn sprechen, und morgen für die gläubige Romantik in die Schranken treten. Seine innere Rastlosigkeit und die Angriffe, die er von beiden Seiten zu erdulden hatte, steigerten sich dadurch. Immerdar angefochten, immer genöthigt sich zu vertheidigen und erlittene Niederlagen zu verschmerzen, oder sie Andere vergessen zu machen, hatten Mißtrauen, Neid und Bitterkeit sich seiner in hohem Grade bemächtigt. Er, </p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0046]
Schaffens seinen eigenen Arbeiten kritisch gegenüber, und immer getheilt zwischen den unklaren Aufwallungen seiner Phantasie und der Schärfe seines zergliedernden Verstandes, schuf und lebte er in einem unlösbaren Zwiespalt. Ohne daß er’s wollte, verlor er jede Originalität, weil jede neue Richtung ihn ergriff, jeder fremde Erfolg ihn antrieb, auf gleichem Felde gleiche Lorbeeren zu suchen. Bald ein Verfechter aller und jeder Emancipation, bald ein Verehrer des Bestehenden, Althergebrachten, konnte er heute allem Glauben Hohn sprechen, und morgen für die gläubige Romantik in die Schranken treten. Seine innere Rastlosigkeit und die Angriffe, die er von beiden Seiten zu erdulden hatte, steigerten sich dadurch. Immerdar angefochten, immer genöthigt sich zu vertheidigen und erlittene Niederlagen zu verschmerzen, oder sie Andere vergessen zu machen, hatten Mißtrauen, Neid und Bitterkeit sich seiner in hohem Grade bemächtigt. Er,
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