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Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864.

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gegen die Männer ihres Kreises, Jener dachte an ihr Umherschweifen in der Natur, und schalt ihr Betragen viel zu frei. Alle aber hörten auf, sie zu der Jugend zu zählen. Mit neunzehn Jahren hielt man Adele nicht mehr für ein junges Mädchen, und sie selber sah sich nicht mehr dafür an.

Die Eltern, welche ein Schuldbewußtsein gegen sie hatten, traten ihr niemals entgegen. Die Mutter bewunderte die Stärke, mit der Adele ihr Schicksal trug, sie fand es natürlich, daß man nach einem solchen Dichter keinen gewöhnlichen Mann zu lieben vermöge, und noch begründeter, daß ein Herz, wie ihre Tochter es besaß, ohne Liebe nicht vergeben werden dürfe. Adele betheuerte, daß sie sich niemals verheirathen könne, ohne sich zu erniedrigen, und die Mutter wußte auch Niemand, den sie ihres Kindes würdig glaubte. Sprach Herr Willmar von der Verlassenheit, in welcher Adele sich nach dem Tode ihrer

gegen die Männer ihres Kreises, Jener dachte an ihr Umherschweifen in der Natur, und schalt ihr Betragen viel zu frei. Alle aber hörten auf, sie zu der Jugend zu zählen. Mit neunzehn Jahren hielt man Adele nicht mehr für ein junges Mädchen, und sie selber sah sich nicht mehr dafür an.

Die Eltern, welche ein Schuldbewußtsein gegen sie hatten, traten ihr niemals entgegen. Die Mutter bewunderte die Stärke, mit der Adele ihr Schicksal trug, sie fand es natürlich, daß man nach einem solchen Dichter keinen gewöhnlichen Mann zu lieben vermöge, und noch begründeter, daß ein Herz, wie ihre Tochter es besaß, ohne Liebe nicht vergeben werden dürfe. Adele betheuerte, daß sie sich niemals verheirathen könne, ohne sich zu erniedrigen, und die Mutter wußte auch Niemand, den sie ihres Kindes würdig glaubte. Sprach Herr Willmar von der Verlassenheit, in welcher Adele sich nach dem Tode ihrer

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[69/0079] gegen die Männer ihres Kreises, Jener dachte an ihr Umherschweifen in der Natur, und schalt ihr Betragen viel zu frei. Alle aber hörten auf, sie zu der Jugend zu zählen. Mit neunzehn Jahren hielt man Adele nicht mehr für ein junges Mädchen, und sie selber sah sich nicht mehr dafür an. Die Eltern, welche ein Schuldbewußtsein gegen sie hatten, traten ihr niemals entgegen. Die Mutter bewunderte die Stärke, mit der Adele ihr Schicksal trug, sie fand es natürlich, daß man nach einem solchen Dichter keinen gewöhnlichen Mann zu lieben vermöge, und noch begründeter, daß ein Herz, wie ihre Tochter es besaß, ohne Liebe nicht vergeben werden dürfe. Adele betheuerte, daß sie sich niemals verheirathen könne, ohne sich zu erniedrigen, und die Mutter wußte auch Niemand, den sie ihres Kindes würdig glaubte. Sprach Herr Willmar von der Verlassenheit, in welcher Adele sich nach dem Tode ihrer

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Adele. 2. Ausg. Berlin, 1864, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_adele_1864/79>, abgerufen am 26.11.2024.