Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Erster Brief. Montreux, im Frühjahr 1868. Sie haben mir nur Gerechtigkeit widerfahren lassen, meine werthen Freunde! wenn Sie annehmen, daß der Fortgang der Hamburger Schule für die Gewerbthätigkeit der Frauen meine lebhafte Theilnahme erregen müsse. Ich darf mir sagen, daß ich zu denen gehöre, die in Deutschland vielleicht am frühesten auf die unerläßliche Emancipation der Frauen zur Arbeit hingewiesen haben, und zwar zuerst aus sittlichen Gründen. Ich hielt es nämlich von jeher für geboten, daß man die Frauen in einer Weise erziehe und unterrichte, welche es ihnen möglich mache, sich selber ausreichend zu ernähren, um sie damit vor der entehrenden Nothwendigkeit zu sichern, sich ohne Neigung zu verheirathen, oder mit andern Worten, die die Sache bei ihrem rechten Namen nennen, sich für den Preis einer lebenslänglichen Versorgung zu verkaufen. Ich habe das, selbst noch leidlich jung, vor jenen achtundzwanzig Jahren in meiner ersten ziemlich schüchternen Dichtung, in dem kleinen Roman "Clementine" ausgesprochen; und ich bin später bei jedem Erster Brief. Montreux, im Frühjahr 1868. Sie haben mir nur Gerechtigkeit widerfahren lassen, meine werthen Freunde! wenn Sie annehmen, daß der Fortgang der Hamburger Schule für die Gewerbthätigkeit der Frauen meine lebhafte Theilnahme erregen müsse. Ich darf mir sagen, daß ich zu denen gehöre, die in Deutschland vielleicht am frühesten auf die unerläßliche Emancipation der Frauen zur Arbeit hingewiesen haben, und zwar zuerst aus sittlichen Gründen. Ich hielt es nämlich von jeher für geboten, daß man die Frauen in einer Weise erziehe und unterrichte, welche es ihnen möglich mache, sich selber ausreichend zu ernähren, um sie damit vor der entehrenden Nothwendigkeit zu sichern, sich ohne Neigung zu verheirathen, oder mit andern Worten, die die Sache bei ihrem rechten Namen nennen, sich für den Preis einer lebenslänglichen Versorgung zu verkaufen. Ich habe das, selbst noch leidlich jung, vor jenen achtundzwanzig Jahren in meiner ersten ziemlich schüchternen Dichtung, in dem kleinen Roman »Clementine« ausgesprochen; und ich bin später bei jedem <TEI> <text> <pb facs="#f0011" n="[1]"/> <body> <div n="1"> <head>Erster Brief.<lb/></head> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Montreux</hi>, im Frühjahr 1868.</hi> </p> <p>Sie haben mir nur Gerechtigkeit widerfahren lassen, meine werthen Freunde! wenn Sie annehmen, daß der Fortgang der Hamburger Schule für die Gewerbthätigkeit der Frauen meine lebhafte Theilnahme erregen müsse. Ich darf mir sagen, daß ich zu denen gehöre, die in Deutschland vielleicht am frühesten auf die unerläßliche Emancipation der Frauen zur Arbeit hingewiesen haben, und zwar zuerst aus sittlichen Gründen.</p> <p>Ich hielt es nämlich von jeher für geboten, daß man die Frauen in einer Weise erziehe und unterrichte, welche es ihnen möglich mache, sich selber ausreichend zu ernähren, um sie damit vor der entehrenden Nothwendigkeit zu sichern, sich ohne Neigung zu verheirathen, oder mit andern Worten, die die Sache bei ihrem rechten Namen nennen, sich für den Preis einer lebenslänglichen Versorgung zu verkaufen. Ich habe das, selbst noch leidlich jung, vor jenen achtundzwanzig Jahren in meiner ersten ziemlich schüchternen Dichtung, in dem kleinen Roman »Clementine« ausgesprochen; und ich bin später bei jedem </p> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0011]
Erster Brief.
Montreux, im Frühjahr 1868.
Sie haben mir nur Gerechtigkeit widerfahren lassen, meine werthen Freunde! wenn Sie annehmen, daß der Fortgang der Hamburger Schule für die Gewerbthätigkeit der Frauen meine lebhafte Theilnahme erregen müsse. Ich darf mir sagen, daß ich zu denen gehöre, die in Deutschland vielleicht am frühesten auf die unerläßliche Emancipation der Frauen zur Arbeit hingewiesen haben, und zwar zuerst aus sittlichen Gründen.
Ich hielt es nämlich von jeher für geboten, daß man die Frauen in einer Weise erziehe und unterrichte, welche es ihnen möglich mache, sich selber ausreichend zu ernähren, um sie damit vor der entehrenden Nothwendigkeit zu sichern, sich ohne Neigung zu verheirathen, oder mit andern Worten, die die Sache bei ihrem rechten Namen nennen, sich für den Preis einer lebenslänglichen Versorgung zu verkaufen. Ich habe das, selbst noch leidlich jung, vor jenen achtundzwanzig Jahren in meiner ersten ziemlich schüchternen Dichtung, in dem kleinen Roman »Clementine« ausgesprochen; und ich bin später bei jedem
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