Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreizehnter Brief.

Karlsbad, im August 1869.

Wenn und wenn und wenn! -- Das ist eigentlich kein sehr geistreicher Briefanfang, aber er giebt in diesem Falle, wie die Vorzeichung auf einem Notenblatte, die Tonart an, aus welcher das Musikstück geschrieben ist; und was ich Ihnen in diesem und dem Schlußbriefe noch zu sagen habe, beruht denn auch in der That auf einer Reihe von Voraussetzungen, die noch nicht erfüllt sind, die sich aber früher oder später erfüllen werden; denn die völlige Emancipation der Frauen ist nur noch eine Zeitfrage. Sie geschieht einst so gewiß, wie alle die anderen Emancipationen, die wir unter unseren Augen haben zur Ausführung kommen sehen, und die am Ende des vorigen Jahrhunderts reichlich für eben so unberechtigt und unmöglich angesehen worden sind, als die Emancipation der Frauen jetzt den meisten Menschen gilt.

Wenn man vor achtzig Jahren der großen Masse der Deutschen es hätte sagen können, welche Aemter und Würden achtzehnhundert und neunundsechszig in Deutschland von Juden eingenommen und zur Zufriedenheit und

Dreizehnter Brief.

Karlsbad, im August 1869.

Wenn und wenn und wenn! — Das ist eigentlich kein sehr geistreicher Briefanfang, aber er giebt in diesem Falle, wie die Vorzeichung auf einem Notenblatte, die Tonart an, aus welcher das Musikstück geschrieben ist; und was ich Ihnen in diesem und dem Schlußbriefe noch zu sagen habe, beruht denn auch in der That auf einer Reihe von Voraussetzungen, die noch nicht erfüllt sind, die sich aber früher oder später erfüllen werden; denn die völlige Emancipation der Frauen ist nur noch eine Zeitfrage. Sie geschieht einst so gewiß, wie alle die anderen Emancipationen, die wir unter unseren Augen haben zur Ausführung kommen sehen, und die am Ende des vorigen Jahrhunderts reichlich für eben so unberechtigt und unmöglich angesehen worden sind, als die Emancipation der Frauen jetzt den meisten Menschen gilt.

Wenn man vor achtzig Jahren der großen Masse der Deutschen es hätte sagen können, welche Aemter und Würden achtzehnhundert und neunundsechszig in Deutschland von Juden eingenommen und zur Zufriedenheit und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0142" n="132"/>
      <div n="1">
        <head>Dreizehnter Brief.<lb/></head>
        <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Karlsbad</hi>, im August 1869.</hi> </p>
        <p>Wenn und wenn und wenn! &#x2014; Das ist eigentlich kein sehr geistreicher Briefanfang, aber er giebt in diesem Falle, wie die Vorzeichung auf einem Notenblatte, die Tonart an, aus welcher das Musikstück geschrieben ist; und was ich Ihnen in diesem und dem Schlußbriefe noch zu sagen habe, beruht denn auch in der That auf einer Reihe von Voraussetzungen, die noch nicht erfüllt sind, die sich aber früher oder später erfüllen werden; denn die völlige Emancipation der Frauen ist nur noch eine Zeitfrage. Sie geschieht einst so gewiß, wie alle die anderen Emancipationen, die wir unter unseren Augen haben zur Ausführung kommen sehen, und die am Ende des vorigen Jahrhunderts reichlich für eben so unberechtigt und unmöglich angesehen worden sind, als die Emancipation der Frauen jetzt den meisten Menschen gilt.</p>
        <p>Wenn man vor achtzig Jahren der großen Masse der Deutschen es hätte sagen können, welche Aemter und Würden achtzehnhundert und neunundsechszig in Deutschland von Juden eingenommen und zur Zufriedenheit und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0142] Dreizehnter Brief. Karlsbad, im August 1869. Wenn und wenn und wenn! — Das ist eigentlich kein sehr geistreicher Briefanfang, aber er giebt in diesem Falle, wie die Vorzeichung auf einem Notenblatte, die Tonart an, aus welcher das Musikstück geschrieben ist; und was ich Ihnen in diesem und dem Schlußbriefe noch zu sagen habe, beruht denn auch in der That auf einer Reihe von Voraussetzungen, die noch nicht erfüllt sind, die sich aber früher oder später erfüllen werden; denn die völlige Emancipation der Frauen ist nur noch eine Zeitfrage. Sie geschieht einst so gewiß, wie alle die anderen Emancipationen, die wir unter unseren Augen haben zur Ausführung kommen sehen, und die am Ende des vorigen Jahrhunderts reichlich für eben so unberechtigt und unmöglich angesehen worden sind, als die Emancipation der Frauen jetzt den meisten Menschen gilt. Wenn man vor achtzig Jahren der großen Masse der Deutschen es hätte sagen können, welche Aemter und Würden achtzehnhundert und neunundsechszig in Deutschland von Juden eingenommen und zur Zufriedenheit und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in der Syntax von zeno.org (2013-01-04T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus zeno.org entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-04T13:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-04T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/142
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/142>, abgerufen am 24.11.2024.