Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.die ich aus den entlegensten Provinzen der Monarchie als Wahlmänner, oder gar als welt- und lebensfremde Deputirte aus den Wahlen habe hervorgehen sehen, so habe ich oftmals in dem großen Kreise bedeutender Frauen umhergeblickt, mit denen mein Leben mich in unserem Vaterlande und außerhalb der Grenzen desselben in Verbindung gebracht hat, und ich habe mich gefragt: diese niedrigstehenden ununterrichteten Wähler, diese beschränkten weltfremden Wahlmänner, diese nur als Stimmen bedeutenden Deputirten haben sammt und sonders Rechte, die ihnen ihrer Einsicht nach nicht zukommen und die sie nur besitzen, weil sie Männer sind; und diese gleichen Rechte werden, mit Ausnahme der fürstlichen Frauen, auch den geistig befähigtsten, sowie den durch ihre Arbeit unabhängigen Frauen vorenthalten, nur weil sie Frauen sind. Ist das ein Grund? Ist das gerecht? Und wird und muß das immerfort so bleiben? -- Fühlten die Frauen auf den Thronen sich nicht so hoch über uns Andere erhaben, daß sie nicht darauf verfallen, sich in die Schranken der Allgemeinheit hineinzudenken, so müßten gerade sie es sein, welche für die Emancipation der Frauen einträten, und vielleicht ist es der edlen königlichen Frau, die jetzt auf Englands Throne sitzt, noch einst vorbehalten, die Parlamentsacte zu unterschreiben, welche den Frauen Englands das Stimmrecht zuerkennt. Denn in England ist die Bewegung zu Gunsten der Frauen-Emancipation bereits sehr lebhaft und es die ich aus den entlegensten Provinzen der Monarchie als Wahlmänner, oder gar als welt- und lebensfremde Deputirte aus den Wahlen habe hervorgehen sehen, so habe ich oftmals in dem großen Kreise bedeutender Frauen umhergeblickt, mit denen mein Leben mich in unserem Vaterlande und außerhalb der Grenzen desselben in Verbindung gebracht hat, und ich habe mich gefragt: diese niedrigstehenden ununterrichteten Wähler, diese beschränkten weltfremden Wahlmänner, diese nur als Stimmen bedeutenden Deputirten haben sammt und sonders Rechte, die ihnen ihrer Einsicht nach nicht zukommen und die sie nur besitzen, weil sie Männer sind; und diese gleichen Rechte werden, mit Ausnahme der fürstlichen Frauen, auch den geistig befähigtsten, sowie den durch ihre Arbeit unabhängigen Frauen vorenthalten, nur weil sie Frauen sind. Ist das ein Grund? Ist das gerecht? Und wird und muß das immerfort so bleiben? — Fühlten die Frauen auf den Thronen sich nicht so hoch über uns Andere erhaben, daß sie nicht darauf verfallen, sich in die Schranken der Allgemeinheit hineinzudenken, so müßten gerade sie es sein, welche für die Emancipation der Frauen einträten, und vielleicht ist es der edlen königlichen Frau, die jetzt auf Englands Throne sitzt, noch einst vorbehalten, die Parlamentsacte zu unterschreiben, welche den Frauen Englands das Stimmrecht zuerkennt. Denn in England ist die Bewegung zu Gunsten der Frauen-Emancipation bereits sehr lebhaft und es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0149" n="139"/> die ich aus den entlegensten Provinzen der Monarchie als Wahlmänner, oder gar als welt- und lebensfremde Deputirte aus den Wahlen habe hervorgehen sehen, so habe ich oftmals in dem großen Kreise bedeutender Frauen umhergeblickt, mit denen mein Leben mich in unserem Vaterlande und außerhalb der Grenzen desselben in Verbindung gebracht hat, und ich habe mich gefragt: diese niedrigstehenden ununterrichteten Wähler, diese beschränkten weltfremden Wahlmänner, diese nur als Stimmen bedeutenden Deputirten haben sammt und sonders Rechte, die ihnen ihrer Einsicht nach nicht zukommen und die sie nur besitzen, weil sie Männer sind; und diese gleichen Rechte werden, mit Ausnahme der fürstlichen Frauen, auch den geistig befähigtsten, sowie den durch ihre Arbeit unabhängigen Frauen vorenthalten, nur weil sie Frauen sind. Ist das ein Grund? Ist das gerecht? Und wird und muß das immerfort so bleiben? — Fühlten die Frauen auf den Thronen sich nicht so hoch über uns Andere erhaben, daß sie nicht darauf verfallen, sich in die Schranken der Allgemeinheit hineinzudenken, so müßten <hi rendition="#g">gerade sie</hi> es sein, welche für die Emancipation der Frauen einträten, und vielleicht ist es der edlen königlichen Frau, die jetzt auf Englands Throne sitzt, noch einst vorbehalten, die Parlamentsacte zu unterschreiben, welche den Frauen Englands das Stimmrecht zuerkennt. Denn in England ist die Bewegung zu Gunsten der Frauen-Emancipation bereits sehr lebhaft und es </p> </div> </body> </text> </TEI> [139/0149]
die ich aus den entlegensten Provinzen der Monarchie als Wahlmänner, oder gar als welt- und lebensfremde Deputirte aus den Wahlen habe hervorgehen sehen, so habe ich oftmals in dem großen Kreise bedeutender Frauen umhergeblickt, mit denen mein Leben mich in unserem Vaterlande und außerhalb der Grenzen desselben in Verbindung gebracht hat, und ich habe mich gefragt: diese niedrigstehenden ununterrichteten Wähler, diese beschränkten weltfremden Wahlmänner, diese nur als Stimmen bedeutenden Deputirten haben sammt und sonders Rechte, die ihnen ihrer Einsicht nach nicht zukommen und die sie nur besitzen, weil sie Männer sind; und diese gleichen Rechte werden, mit Ausnahme der fürstlichen Frauen, auch den geistig befähigtsten, sowie den durch ihre Arbeit unabhängigen Frauen vorenthalten, nur weil sie Frauen sind. Ist das ein Grund? Ist das gerecht? Und wird und muß das immerfort so bleiben? — Fühlten die Frauen auf den Thronen sich nicht so hoch über uns Andere erhaben, daß sie nicht darauf verfallen, sich in die Schranken der Allgemeinheit hineinzudenken, so müßten gerade sie es sein, welche für die Emancipation der Frauen einträten, und vielleicht ist es der edlen königlichen Frau, die jetzt auf Englands Throne sitzt, noch einst vorbehalten, die Parlamentsacte zu unterschreiben, welche den Frauen Englands das Stimmrecht zuerkennt. Denn in England ist die Bewegung zu Gunsten der Frauen-Emancipation bereits sehr lebhaft und es
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