Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.thunlich begegnet würde. Sie äußerten sich jedoch weniger günstig über die gewerbliche Beschäftigung der Frauen, sofern diese außer dem Hause zu arbeiten genöthigt würden. Man schilderte mir es, wie die Eltern, wenn sie von der Arbeit kämen, in das Cafe oder das Estaminet gingen, um dort, die Kinder neben sich und auf dem Arme, nach der mühevollen Tagesarbeit ihr Abendbrod zu essen und ihr Glas Wein oder Bier zu trinken. Wie die Kinder auf den Tischen und Bänken einschliefen, die Säuglinge oft noch in der späten Abendkühle nach Hause getragen würden; wie der sonntägliche Kirchenbesuch darunter litte, wenn die Hausfrauen die eigentliche Hausarbeit auf den Sonntag zurücklassen müßten, und wie denn doch Zeiten kämen, in denen die Frau selbst nicht in Arbeit gehen könne, und andere, in welchen Krankheit der Kinder und andere unabweisliche Pflichten sie zu Hause hielten. Aber es ist damit, wie mir scheint, gegen die Gewerbthätigkeit des weiblichen Geschlechts im Allgemeinen eben so wenig etwas bewiesen als mit der Klage, die ich in Berlin sehr häufig aussprechen hörte, daß in den Familien der arbeitenden Stände der Selbsterwerb den Mädchen eine zu große Selbständigkeit gäbe. Es hieß, sie wollten dann den Eltern nicht wie sonst "pariren", sie wollten ihren eigenen Kopf und Willen, wollten Vergnügungen außer dem Hause haben, und wohin diese sie führten, das wisse man ja! In Bezug auf die Einwendungen, welche man gegen thunlich begegnet würde. Sie äußerten sich jedoch weniger günstig über die gewerbliche Beschäftigung der Frauen, sofern diese außer dem Hause zu arbeiten genöthigt würden. Man schilderte mir es, wie die Eltern, wenn sie von der Arbeit kämen, in das Café oder das Estaminet gingen, um dort, die Kinder neben sich und auf dem Arme, nach der mühevollen Tagesarbeit ihr Abendbrod zu essen und ihr Glas Wein oder Bier zu trinken. Wie die Kinder auf den Tischen und Bänken einschliefen, die Säuglinge oft noch in der späten Abendkühle nach Hause getragen würden; wie der sonntägliche Kirchenbesuch darunter litte, wenn die Hausfrauen die eigentliche Hausarbeit auf den Sonntag zurücklassen müßten, und wie denn doch Zeiten kämen, in denen die Frau selbst nicht in Arbeit gehen könne, und andere, in welchen Krankheit der Kinder und andere unabweisliche Pflichten sie zu Hause hielten. Aber es ist damit, wie mir scheint, gegen die Gewerbthätigkeit des weiblichen Geschlechts im Allgemeinen eben so wenig etwas bewiesen als mit der Klage, die ich in Berlin sehr häufig aussprechen hörte, daß in den Familien der arbeitenden Stände der Selbsterwerb den Mädchen eine zu große Selbständigkeit gäbe. Es hieß, sie wollten dann den Eltern nicht wie sonst »pariren«, sie wollten ihren eigenen Kopf und Willen, wollten Vergnügungen außer dem Hause haben, und wohin diese sie führten, das wisse man ja! In Bezug auf die Einwendungen, welche man gegen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="45"/> thunlich begegnet würde. Sie äußerten sich jedoch weniger günstig über die gewerbliche Beschäftigung der Frauen, sofern diese außer dem Hause zu arbeiten genöthigt würden. Man schilderte mir es, wie die Eltern, wenn sie von der Arbeit kämen, in das Café oder das Estaminet gingen, um dort, die Kinder neben sich und auf dem Arme, nach der mühevollen Tagesarbeit ihr Abendbrod zu essen und ihr Glas Wein oder Bier zu trinken. Wie die Kinder auf den Tischen und Bänken einschliefen, die Säuglinge oft noch in der späten Abendkühle nach Hause getragen würden; wie der sonntägliche Kirchenbesuch darunter litte, wenn die Hausfrauen die eigentliche Hausarbeit auf den Sonntag zurücklassen müßten, und wie denn doch Zeiten kämen, in denen die Frau selbst nicht in Arbeit gehen könne, und andere, in welchen Krankheit der Kinder und andere unabweisliche Pflichten sie zu Hause hielten. Aber es ist damit, wie mir scheint, gegen die Gewerbthätigkeit des weiblichen Geschlechts im Allgemeinen eben so wenig etwas bewiesen als mit der Klage, die ich in Berlin sehr häufig aussprechen hörte, daß in den Familien der arbeitenden Stände der Selbsterwerb den Mädchen eine zu große Selbständigkeit gäbe. Es hieß, sie wollten dann den Eltern nicht wie sonst »<hi rendition="#g">pariren</hi>«, sie wollten ihren eigenen Kopf und Willen, wollten Vergnügungen außer dem Hause haben, und wohin diese sie führten, das wisse man ja!</p> <p>In Bezug auf die Einwendungen, welche man gegen </p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0055]
thunlich begegnet würde. Sie äußerten sich jedoch weniger günstig über die gewerbliche Beschäftigung der Frauen, sofern diese außer dem Hause zu arbeiten genöthigt würden. Man schilderte mir es, wie die Eltern, wenn sie von der Arbeit kämen, in das Café oder das Estaminet gingen, um dort, die Kinder neben sich und auf dem Arme, nach der mühevollen Tagesarbeit ihr Abendbrod zu essen und ihr Glas Wein oder Bier zu trinken. Wie die Kinder auf den Tischen und Bänken einschliefen, die Säuglinge oft noch in der späten Abendkühle nach Hause getragen würden; wie der sonntägliche Kirchenbesuch darunter litte, wenn die Hausfrauen die eigentliche Hausarbeit auf den Sonntag zurücklassen müßten, und wie denn doch Zeiten kämen, in denen die Frau selbst nicht in Arbeit gehen könne, und andere, in welchen Krankheit der Kinder und andere unabweisliche Pflichten sie zu Hause hielten. Aber es ist damit, wie mir scheint, gegen die Gewerbthätigkeit des weiblichen Geschlechts im Allgemeinen eben so wenig etwas bewiesen als mit der Klage, die ich in Berlin sehr häufig aussprechen hörte, daß in den Familien der arbeitenden Stände der Selbsterwerb den Mädchen eine zu große Selbständigkeit gäbe. Es hieß, sie wollten dann den Eltern nicht wie sonst »pariren«, sie wollten ihren eigenen Kopf und Willen, wollten Vergnügungen außer dem Hause haben, und wohin diese sie führten, das wisse man ja!
In Bezug auf die Einwendungen, welche man gegen
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