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Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.

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die außerhäusliche Beschäftigung der weiblichen Verheiratheten hegt, so ist es keine Frage, daß diese ein Uebel ist, welches, wofern es irgend möglich, vermieden werden muß. Es kommt also wahrscheinlich darauf an, die Mädchen nicht einseitig zu unterrichten, sondern ihnen so viel praktische Kenntnisse und so viel Handgeschicklichkeit zu geben, daß sie sich in gefordertem Falle leicht aus einer Art von Beschäftigung in eine andere hinüberfinden können. Gewannen sie, so lange sie Mädchen waren, als Buchführerin ihr Brod außerhalb des Hauses, so wird es sicherlich besser sein, wenn sie es nach ihrer Verheirathung in ihrer Wohnung mit Federn kräuseln oder Spitzen appliciren oder wie es sonst angeht, verdienen können; denn die gute deutsche Sitte des häuslichen Familienlebens soll ja durch die Gewerbthätigkeit der Frauen gefördert, nicht beeinträchtigt werden, und dazu eben soll die vielseitige und größere Ausbildung der Frauen in den Gewerbeschulen die Möglichkeiten bieten.

Daß Mädchen, welche sich selbst ernähren, unabhängiger werden als solche, welche dies zu thun nicht im Stande sind, ist keine Frage. Aber das Gefühl der Selbständigkeit und die Neigung zur freien Selbstbestimmung sind nur da bedenkich, wo Sittenlosigkeit und Unbildung zu einem Mißbrauch der an und für sich wünschenswerthen Selbständigkeit verleiten können. Daß dieser Mißbrauch vorgekommen ist und noch vielfach vorkommen kann, wird Niemand abzuleugnen vermögen, der

die außerhäusliche Beschäftigung der weiblichen Verheiratheten hegt, so ist es keine Frage, daß diese ein Uebel ist, welches, wofern es irgend möglich, vermieden werden muß. Es kommt also wahrscheinlich darauf an, die Mädchen nicht einseitig zu unterrichten, sondern ihnen so viel praktische Kenntnisse und so viel Handgeschicklichkeit zu geben, daß sie sich in gefordertem Falle leicht aus einer Art von Beschäftigung in eine andere hinüberfinden können. Gewannen sie, so lange sie Mädchen waren, als Buchführerin ihr Brod außerhalb des Hauses, so wird es sicherlich besser sein, wenn sie es nach ihrer Verheirathung in ihrer Wohnung mit Federn kräuseln oder Spitzen appliciren oder wie es sonst angeht, verdienen können; denn die gute deutsche Sitte des häuslichen Familienlebens soll ja durch die Gewerbthätigkeit der Frauen gefördert, nicht beeinträchtigt werden, und dazu eben soll die vielseitige und größere Ausbildung der Frauen in den Gewerbeschulen die Möglichkeiten bieten.

Daß Mädchen, welche sich selbst ernähren, unabhängiger werden als solche, welche dies zu thun nicht im Stande sind, ist keine Frage. Aber das Gefühl der Selbständigkeit und die Neigung zur freien Selbstbestimmung sind nur da bedenkich, wo Sittenlosigkeit und Unbildung zu einem Mißbrauch der an und für sich wünschenswerthen Selbständigkeit verleiten können. Daß dieser Mißbrauch vorgekommen ist und noch vielfach vorkommen kann, wird Niemand abzuleugnen vermögen, der

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[46/0056] die außerhäusliche Beschäftigung der weiblichen Verheiratheten hegt, so ist es keine Frage, daß diese ein Uebel ist, welches, wofern es irgend möglich, vermieden werden muß. Es kommt also wahrscheinlich darauf an, die Mädchen nicht einseitig zu unterrichten, sondern ihnen so viel praktische Kenntnisse und so viel Handgeschicklichkeit zu geben, daß sie sich in gefordertem Falle leicht aus einer Art von Beschäftigung in eine andere hinüberfinden können. Gewannen sie, so lange sie Mädchen waren, als Buchführerin ihr Brod außerhalb des Hauses, so wird es sicherlich besser sein, wenn sie es nach ihrer Verheirathung in ihrer Wohnung mit Federn kräuseln oder Spitzen appliciren oder wie es sonst angeht, verdienen können; denn die gute deutsche Sitte des häuslichen Familienlebens soll ja durch die Gewerbthätigkeit der Frauen gefördert, nicht beeinträchtigt werden, und dazu eben soll die vielseitige und größere Ausbildung der Frauen in den Gewerbeschulen die Möglichkeiten bieten. Daß Mädchen, welche sich selbst ernähren, unabhängiger werden als solche, welche dies zu thun nicht im Stande sind, ist keine Frage. Aber das Gefühl der Selbständigkeit und die Neigung zur freien Selbstbestimmung sind nur da bedenkich, wo Sittenlosigkeit und Unbildung zu einem Mißbrauch der an und für sich wünschenswerthen Selbständigkeit verleiten können. Daß dieser Mißbrauch vorgekommen ist und noch vielfach vorkommen kann, wird Niemand abzuleugnen vermögen, der

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_frauen_1870/56>, abgerufen am 24.11.2024.