Lewald, Fanny: Für und wider die Frauen. Berlin, 1870.Familien eine eben so thörichte als unverantwortliche Verschwendung ist; die mit jedem Jahre für die Mehrzahl unmöglicher werden und eben dadurch ihr Ende nehmen wird. Die eigene Küche ist in zahlreichen Fällen ohne alle Frage ein sehr unersprießlicher Luxus, und es ist bei mir seit langen Jahren eine feste und wohlbegründete Ueberzeugung, daß eine große Anzahl von Familien weit besser essen, zweckmäßiger wohnen, ihre Kinder mehr in die Luft führen und besser erziehen könnten, wenn sie auf das sogenannte Glück des eigenen Heerdes verzichten wollten, das oft nur in der Idee ein Glück und im alltäglichen Leben der unbemittelten Familien, die gute brauchbare Dienstboten nicht bezahlen können, häufig eine Quelle von immer neuen Verdrießlichkeiten ist. Ich habe die Unzweckmäßigkeit eines eigenen Heerdes oftmals an dem Beispiele eines Hauses erklärt, in welchem auch wir früher acht Jahre eine Wohnung inne gehabt haben. Das Haus hatte im Vor- und Hinterhause zusammen sechszehn Wohnungen von je drei kleinen Stuben, einem Cabinet und einer Küche. Es waren Wohnungen für kleine Familien, für Leute, die nicht eben viel auszugeben wünschten, und in keiner dieser Wohnungen war die Familie über vier Personen stark. Die Meisten waren kinderlose Leute, ein paar unverheirathete Damen, ein alter Junggeselle, so daß die Zahl der zu Bedienenden in dem Hause sicherlich nicht über fünfundfünfzig Personen Familien eine eben so thörichte als unverantwortliche Verschwendung ist; die mit jedem Jahre für die Mehrzahl unmöglicher werden und eben dadurch ihr Ende nehmen wird. Die eigene Küche ist in zahlreichen Fällen ohne alle Frage ein sehr unersprießlicher Luxus, und es ist bei mir seit langen Jahren eine feste und wohlbegründete Ueberzeugung, daß eine große Anzahl von Familien weit besser essen, zweckmäßiger wohnen, ihre Kinder mehr in die Luft führen und besser erziehen könnten, wenn sie auf das sogenannte Glück des eigenen Heerdes verzichten wollten, das oft nur in der Idee ein Glück und im alltäglichen Leben der unbemittelten Familien, die gute brauchbare Dienstboten nicht bezahlen können, häufig eine Quelle von immer neuen Verdrießlichkeiten ist. Ich habe die Unzweckmäßigkeit eines eigenen Heerdes oftmals an dem Beispiele eines Hauses erklärt, in welchem auch wir früher acht Jahre eine Wohnung inne gehabt haben. Das Haus hatte im Vor- und Hinterhause zusammen sechszehn Wohnungen von je drei kleinen Stuben, einem Cabinet und einer Küche. Es waren Wohnungen für kleine Familien, für Leute, die nicht eben viel auszugeben wünschten, und in keiner dieser Wohnungen war die Familie über vier Personen stark. Die Meisten waren kinderlose Leute, ein paar unverheirathete Damen, ein alter Junggeselle, so daß die Zahl der zu Bedienenden in dem Hause sicherlich nicht über fünfundfünfzig Personen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094" n="84"/> Familien eine eben so thörichte als unverantwortliche Verschwendung ist; die mit jedem Jahre für die Mehrzahl unmöglicher werden und eben dadurch ihr Ende nehmen wird.</p> <p>Die eigene Küche ist in zahlreichen Fällen ohne alle Frage ein sehr unersprießlicher Luxus, und es ist bei mir seit langen Jahren eine feste und wohlbegründete Ueberzeugung, daß eine große Anzahl von Familien weit besser essen, zweckmäßiger wohnen, ihre Kinder mehr in die Luft führen und besser erziehen könnten, wenn sie auf das sogenannte Glück des eigenen Heerdes verzichten wollten, das oft nur in der Idee ein Glück und im alltäglichen Leben der unbemittelten Familien, die gute brauchbare Dienstboten nicht bezahlen können, häufig eine Quelle von immer neuen Verdrießlichkeiten ist. Ich habe die Unzweckmäßigkeit eines eigenen Heerdes oftmals an dem Beispiele eines Hauses erklärt, in welchem auch wir früher acht Jahre eine Wohnung inne gehabt haben. Das Haus hatte im Vor- und Hinterhause zusammen sechszehn Wohnungen von je drei kleinen Stuben, einem Cabinet und einer Küche. Es waren Wohnungen für kleine Familien, für Leute, die nicht eben viel auszugeben wünschten, und in keiner dieser Wohnungen war die Familie über vier Personen stark. Die Meisten waren kinderlose Leute, ein paar unverheirathete Damen, ein alter Junggeselle, so daß die Zahl der zu Bedienenden in dem Hause sicherlich nicht über fünfundfünfzig Personen </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0094]
Familien eine eben so thörichte als unverantwortliche Verschwendung ist; die mit jedem Jahre für die Mehrzahl unmöglicher werden und eben dadurch ihr Ende nehmen wird.
Die eigene Küche ist in zahlreichen Fällen ohne alle Frage ein sehr unersprießlicher Luxus, und es ist bei mir seit langen Jahren eine feste und wohlbegründete Ueberzeugung, daß eine große Anzahl von Familien weit besser essen, zweckmäßiger wohnen, ihre Kinder mehr in die Luft führen und besser erziehen könnten, wenn sie auf das sogenannte Glück des eigenen Heerdes verzichten wollten, das oft nur in der Idee ein Glück und im alltäglichen Leben der unbemittelten Familien, die gute brauchbare Dienstboten nicht bezahlen können, häufig eine Quelle von immer neuen Verdrießlichkeiten ist. Ich habe die Unzweckmäßigkeit eines eigenen Heerdes oftmals an dem Beispiele eines Hauses erklärt, in welchem auch wir früher acht Jahre eine Wohnung inne gehabt haben. Das Haus hatte im Vor- und Hinterhause zusammen sechszehn Wohnungen von je drei kleinen Stuben, einem Cabinet und einer Küche. Es waren Wohnungen für kleine Familien, für Leute, die nicht eben viel auszugeben wünschten, und in keiner dieser Wohnungen war die Familie über vier Personen stark. Die Meisten waren kinderlose Leute, ein paar unverheirathete Damen, ein alter Junggeselle, so daß die Zahl der zu Bedienenden in dem Hause sicherlich nicht über fünfundfünfzig Personen
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