fand. Er beschäftigte sich angelegentlich mit ihr, und bald begann sich ein zutraulich heiteres Verhältniß zwischen ihnen zu bilden, dessen Entstehen von der ganzen Familie mit Freuden bemerkt wurde.
Da kam an dem Abende, an dem diese Er- zählung beginnt, der unglückliche Zufall dazwi- schen, der Clara für lange Zeit von der Ge- sellschaft trennte, die Heirathsentwürfe ihrer Mutter für sie weit hinausschob, und Eduard in ihre Nähe brachte. Nach dem ersten Auf- ruhr, den dieses Ereigniß verursacht hatte, fing man im Hornschen Hause bald wieder an, sich den gewöhnlichen Beschäftigungen und Zerstreuungen hinzugeben, und Clara wurde von ihrer Mut- ter vernachlässigt wie früher, was ihr nach dem kurzen Traume von Glück um so schmerzlicher sein mußte. Fast immer, wenn ihr junger Arzt sie besuchte, fand er sie mit einer Wärterin allein, und seinem geübten Auge konnte es nicht
fand. Er beſchäftigte ſich angelegentlich mit ihr, und bald begann ſich ein zutraulich heiteres Verhältniß zwiſchen ihnen zu bilden, deſſen Entſtehen von der ganzen Familie mit Freuden bemerkt wurde.
Da kam an dem Abende, an dem dieſe Er- zählung beginnt, der unglückliche Zufall dazwi- ſchen, der Clara für lange Zeit von der Ge- ſellſchaft trennte, die Heirathsentwürfe ihrer Mutter für ſie weit hinausſchob, und Eduard in ihre Nähe brachte. Nach dem erſten Auf- ruhr, den dieſes Ereigniß verurſacht hatte, fing man im Hornſchen Hauſe bald wieder an, ſich den gewöhnlichen Beſchäftigungen und Zerſtreuungen hinzugeben, und Clara wurde von ihrer Mut- ter vernachläſſigt wie früher, was ihr nach dem kurzen Traume von Glück um ſo ſchmerzlicher ſein mußte. Faſt immer, wenn ihr junger Arzt ſie beſuchte, fand er ſie mit einer Wärterin allein, und ſeinem geübten Auge konnte es nicht
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fand. Er beſchäftigte ſich angelegentlich mit
ihr, und bald begann ſich ein zutraulich heiteres
Verhältniß zwiſchen ihnen zu bilden, deſſen
Entſtehen von der ganzen Familie mit Freuden
bemerkt wurde.
Da kam an dem Abende, an dem dieſe Er-
zählung beginnt, der unglückliche Zufall dazwi-
ſchen, der Clara für lange Zeit von der Ge-
ſellſchaft trennte, die Heirathsentwürfe ihrer
Mutter für ſie weit hinausſchob, und Eduard
in ihre Nähe brachte. Nach dem erſten Auf-
ruhr, den dieſes Ereigniß verurſacht hatte, fing
man im Hornſchen Hauſe bald wieder an, ſich den
gewöhnlichen Beſchäftigungen und Zerſtreuungen
hinzugeben, und Clara wurde von ihrer Mut-
ter vernachläſſigt wie früher, was ihr nach dem
kurzen Traume von Glück um ſo ſchmerzlicher
ſein mußte. Faſt immer, wenn ihr junger Arzt
ſie beſuchte, fand er ſie mit einer Wärterin
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/131>, abgerufen am 24.11.2024.
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