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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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terlicher Sorge bereits dem Vater die Mitthei-
lung gemacht hatte -- ahnte der junge Mann
es noch nicht, daß Clara ihn mehr, als irgend
eine seiner andern Kranken beschäftige.

Später als gewöhnlich war er Abends in
der Familie erschienen, die er diesmal ganz
allein fand. Seine Eltern und Jenny saßen
traulich beisammen, und er sah, daß man ihn
erwartet und vermißt hatte.

"Komm her, mein Sohn", rief ihm der Va-
ter entgegen, "setze Dich zu uns, und erzähle,
wo Du so lange geblieben bist."

Eduard gab den Bescheid, er hätte Fräulein
Horn noch besucht. Jenny erkundigte sich nach
ihrem Ergehen, und erfuhr, daß die Genesung
nur langsam vorwärts schreite, und daß die
Kranke viel Schmerzen ertragen müsse. "Da
könntest Du Geduld und Ruhe lernen, Jenny",
schloß er seine Rede.

"Es scheint, als ob Clara Horn überhaupt

terlicher Sorge bereits dem Vater die Mitthei-
lung gemacht hatte — ahnte der junge Mann
es noch nicht, daß Clara ihn mehr, als irgend
eine ſeiner andern Kranken beſchäftige.

Später als gewöhnlich war er Abends in
der Familie erſchienen, die er diesmal ganz
allein fand. Seine Eltern und Jenny ſaßen
traulich beiſammen, und er ſah, daß man ihn
erwartet und vermißt hatte.

„Komm her, mein Sohn“, rief ihm der Va-
ter entgegen, „ſetze Dich zu uns, und erzähle,
wo Du ſo lange geblieben biſt.“

Eduard gab den Beſcheid, er hätte Fräulein
Horn noch beſucht. Jenny erkundigte ſich nach
ihrem Ergehen, und erfuhr, daß die Geneſung
nur langſam vorwärts ſchreite, und daß die
Kranke viel Schmerzen ertragen müſſe. „Da
könnteſt Du Geduld und Ruhe lernen, Jenny“,
ſchloß er ſeine Rede.

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[131/0143] terlicher Sorge bereits dem Vater die Mitthei- lung gemacht hatte — ahnte der junge Mann es noch nicht, daß Clara ihn mehr, als irgend eine ſeiner andern Kranken beſchäftige. Später als gewöhnlich war er Abends in der Familie erſchienen, die er diesmal ganz allein fand. Seine Eltern und Jenny ſaßen traulich beiſammen, und er ſah, daß man ihn erwartet und vermißt hatte. „Komm her, mein Sohn“, rief ihm der Va- ter entgegen, „ſetze Dich zu uns, und erzähle, wo Du ſo lange geblieben biſt.“ Eduard gab den Beſcheid, er hätte Fräulein Horn noch beſucht. Jenny erkundigte ſich nach ihrem Ergehen, und erfuhr, daß die Geneſung nur langſam vorwärts ſchreite, und daß die Kranke viel Schmerzen ertragen müſſe. „Da könnteſt Du Geduld und Ruhe lernen, Jenny“, ſchloß er ſeine Rede. „Es ſcheint, als ob Clara Horn überhaupt

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/143>, abgerufen am 21.11.2024.