eine gute Lehrerin ist", antwortete jene schnip- pisch, "denn es ist nicht zu leugnen, daß sie Dir auch manche Begriffe beigebracht hat, die Dir früher fremd waren. Ich sagte es noch gestern zur Mutter, das garstige Politisiren hast Du Dir so ziemlich abgewöhnt, dafür bist Du aber so zerstreut und träumerisch geworden, daß Du gar nicht hörst, wenn man mit Dir spricht. Entweder macht Dir Deine Patientin solche Sorgen oder Du langweilst Dich hier zu Hause."
Eduard hörte schweigend zu, sodaß Ma- dame Meier hinzufügte: "Etwas selten bist Du wirklich in der letzten Zeit zu Hause geworden, und verändert finde ich Dich auch, Eduard. Kannst Du uns sagen, was Dich bewegt, so wirst Du mich wahrhaft beruhigen."
"Was Ihr für närrische Frauen seid!" lachte der Vater. "Ist denn das Leben nicht täglich neu, die Natur nicht täglich verändert,
eine gute Lehrerin iſt“, antwortete jene ſchnip- piſch, „denn es iſt nicht zu leugnen, daß ſie Dir auch manche Begriffe beigebracht hat, die Dir früher fremd waren. Ich ſagte es noch geſtern zur Mutter, das garſtige Politiſiren haſt Du Dir ſo ziemlich abgewöhnt, dafür biſt Du aber ſo zerſtreut und träumeriſch geworden, daß Du gar nicht hörſt, wenn man mit Dir ſpricht. Entweder macht Dir Deine Patientin ſolche Sorgen oder Du langweilſt Dich hier zu Hauſe.“
Eduard hörte ſchweigend zu, ſodaß Ma- dame Meier hinzufügte: „Etwas ſelten biſt Du wirklich in der letzten Zeit zu Hauſe geworden, und verändert finde ich Dich auch, Eduard. Kannſt Du uns ſagen, was Dich bewegt, ſo wirſt Du mich wahrhaft beruhigen.“
„Was Ihr für närriſche Frauen ſeid!“ lachte der Vater. „Iſt denn das Leben nicht täglich neu, die Natur nicht täglich verändert,
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eine gute Lehrerin iſt“, antwortete jene ſchnip-
piſch, „denn es iſt nicht zu leugnen, daß ſie
Dir auch manche Begriffe beigebracht hat, die
Dir früher fremd waren. Ich ſagte es noch
geſtern zur Mutter, das garſtige Politiſiren haſt
Du Dir ſo ziemlich abgewöhnt, dafür biſt Du
aber ſo zerſtreut und träumeriſch geworden,
daß Du gar nicht hörſt, wenn man mit Dir
ſpricht. Entweder macht Dir Deine Patientin
ſolche Sorgen oder Du langweilſt Dich hier zu
Hauſe.“
Eduard hörte ſchweigend zu, ſodaß Ma-
dame Meier hinzufügte: „Etwas ſelten biſt Du
wirklich in der letzten Zeit zu Hauſe geworden,
und verändert finde ich Dich auch, Eduard.
Kannſt Du uns ſagen, was Dich bewegt, ſo
wirſt Du mich wahrhaft beruhigen.“
„Was Ihr für närriſche Frauen ſeid!“
lachte der Vater. „Iſt denn das Leben nicht
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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