heiliger Apostel Petrus, seligen Andenkens, Ihren Meister und Herrn. Sie sollten den reichen Ban- quier Meier nicht kennen, bei dessen Vater Ihr Herr Vater die Handlung erlernte, und von dem er die Mittel zu seinem Etablissement erhielt, als er sich in Ihre Mutter verliebte? Freilich kam Ihr Herr Papa durch diese Heirath in die schönste Mitte der Kaufmannsaristokratie, und mag in der Gesellschaft wol seine alttestamen- tarischen Verbindungen vergessen haben."
Horn war halb beleidigt, halb verlegen. "Ach so!" sagte er, "die Meiers hatten die Loge? Nun ja, also es waren die Meiers, die Tochter soll ein hübsches Mädchen werden, eine reiche Erbin, sie steht noch zu Diensten, lieber Vetter! -- Das ist aber auch Alles, was ich weiß."
"So erlauben Sie mir", nahm der Candidat Reinhard, ein schöner, junger Mann, der bis dahin schweigend der Unterhaltung zugehört hatte,
heiliger Apoſtel Petrus, ſeligen Andenkens, Ihren Meiſter und Herrn. Sie ſollten den reichen Ban- quier Meier nicht kennen, bei deſſen Vater Ihr Herr Vater die Handlung erlernte, und von dem er die Mittel zu ſeinem Etabliſſement erhielt, als er ſich in Ihre Mutter verliebte? Freilich kam Ihr Herr Papa durch dieſe Heirath in die ſchönſte Mitte der Kaufmannsariſtokratie, und mag in der Geſellſchaft wol ſeine altteſtamen- tariſchen Verbindungen vergeſſen haben.“
Horn war halb beleidigt, halb verlegen. „Ach ſo!“ ſagte er, „die Meiers hatten die Loge? Nun ja, alſo es waren die Meiers, die Tochter ſoll ein hübſches Mädchen werden, eine reiche Erbin, ſie ſteht noch zu Dienſten, lieber Vetter! — Das iſt aber auch Alles, was ich weiß.“
„So erlauben Sie mir“, nahm der Candidat Reinhard, ein ſchöner, junger Mann, der bis dahin ſchweigend der Unterhaltung zugehört hatte,
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heiliger Apoſtel Petrus, ſeligen Andenkens, Ihren
Meiſter und Herrn. Sie ſollten den reichen Ban-
quier Meier nicht kennen, bei deſſen Vater Ihr
Herr Vater die Handlung erlernte, und von dem
er die Mittel zu ſeinem Etabliſſement erhielt,
als er ſich in Ihre Mutter verliebte? Freilich
kam Ihr Herr Papa durch dieſe Heirath in die
ſchönſte Mitte der Kaufmannsariſtokratie, und
mag in der Geſellſchaft wol ſeine altteſtamen-
tariſchen Verbindungen vergeſſen haben.“
Horn war halb beleidigt, halb verlegen.
„Ach ſo!“ ſagte er, „die Meiers hatten die
Loge? Nun ja, alſo es waren die Meiers, die
Tochter ſoll ein hübſches Mädchen werden, eine
reiche Erbin, ſie ſteht noch zu Dienſten, lieber
Vetter! — Das iſt aber auch Alles, was ich
weiß.“
„So erlauben Sie mir“, nahm der Candidat
Reinhard, ein ſchöner, junger Mann, der bis
dahin ſchweigend der Unterhaltung zugehört hatte,
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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