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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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fallen hat. Wir lieben in unserer Familie dies
genre von Schönheit nicht, es ist eine uns an-
geborne Antipathie, und mir wurde erst wieder
in England bei den schlanken, blonden Insula-
nerinnen recht wohl, nachdem ich mich in Havre
ein Jahr lang in der Frankfurter Judenstraße
unter jenen kleinen, brunetten Französinnen ge-
glaubt hatte."

"A propos, von Judenstraße, lieber Ferdi-
nand!" fiel der Vetter, der ein geborner Englän-
der, und erst seit wenig Tagen in dieser Stadt
war, dem Sprechenden ins Wort, "wer war
wol das ganz junge Mädchen in der zweiten
Loge rechts von der Bühne? Sie ist offenbar
eine Jüdin, aber es wird ein interessantes Ge-
sicht werden."

"Ich kenne die Juden nicht", antwortete der
Gefragte.

"Schämen Sie sich", rief im komischen Zorn
der Maler, "und verleugnen Sie nicht, wie unser

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fallen hat. Wir lieben in unſerer Familie dies
genre von Schönheit nicht, es iſt eine uns an-
geborne Antipathie, und mir wurde erſt wieder
in England bei den ſchlanken, blonden Inſula-
nerinnen recht wohl, nachdem ich mich in Havre
ein Jahr lang in der Frankfurter Judenſtraße
unter jenen kleinen, brunetten Franzöſinnen ge-
glaubt hatte.“

A propos, von Judenſtraße, lieber Ferdi-
nand!“ fiel der Vetter, der ein geborner Englän-
der, und erſt ſeit wenig Tagen in dieſer Stadt
war, dem Sprechenden ins Wort, „wer war
wol das ganz junge Mädchen in der zweiten
Loge rechts von der Bühne? Sie iſt offenbar
eine Jüdin, aber es wird ein intereſſantes Ge-
ſicht werden.“

„Ich kenne die Juden nicht“, antwortete der
Gefragte.

„Schämen Sie ſich“, rief im komiſchen Zorn
der Maler, „und verleugnen Sie nicht, wie unſer

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[3/0015] fallen hat. Wir lieben in unſerer Familie dies genre von Schönheit nicht, es iſt eine uns an- geborne Antipathie, und mir wurde erſt wieder in England bei den ſchlanken, blonden Inſula- nerinnen recht wohl, nachdem ich mich in Havre ein Jahr lang in der Frankfurter Judenſtraße unter jenen kleinen, brunetten Franzöſinnen ge- glaubt hatte.“ „A propos, von Judenſtraße, lieber Ferdi- nand!“ fiel der Vetter, der ein geborner Englän- der, und erſt ſeit wenig Tagen in dieſer Stadt war, dem Sprechenden ins Wort, „wer war wol das ganz junge Mädchen in der zweiten Loge rechts von der Bühne? Sie iſt offenbar eine Jüdin, aber es wird ein intereſſantes Ge- ſicht werden.“ „Ich kenne die Juden nicht“, antwortete der Gefragte. „Schämen Sie ſich“, rief im komiſchen Zorn der Maler, „und verleugnen Sie nicht, wie unſer 1 *

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/15>, abgerufen am 23.11.2024.