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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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tönte, machten einen fast schmerzlichen Eindruck
auf ihn. Er beneidete Reinhard, daß er Jen-
ny's Liebe gewonnen, und war einen Augen-
blick nahe daran, ganz von dieser Unterhaltung
abzubrechen und mit keinem Zweifel ein Herz
zu beunruhigen, das für ihn, wie er fühlte,
hoffnungslos verloren sei. Indeß war ihm
Jenny zu theuer, als daß er sie ohne Besorg-
niß auf einem Pfade sehen konnte, dessen Ziel
ihm für die Ruhe Jenny's durchaus gefährlich
schien, und er hielt es für recht und nöthig,
bei einem so wichtigen Schritte, an dessen
Ausführung er, wie er die Verhältnisse kannte,
nicht mehr zweifelte, die Stimme der Warnung
ernstlich geltend zu machen.

"Höre mir einmal aufmerksam zu", bat
er, "und laß mich ausreden, liebe Jenny! Du
sagst mir, mit Theresens und Reinhard's
Ueberzeugung müsse man glücklich sein. Hast
Du diese?"

tönte, machten einen faſt ſchmerzlichen Eindruck
auf ihn. Er beneidete Reinhard, daß er Jen-
ny's Liebe gewonnen, und war einen Augen-
blick nahe daran, ganz von dieſer Unterhaltung
abzubrechen und mit keinem Zweifel ein Herz
zu beunruhigen, das für ihn, wie er fühlte,
hoffnungslos verloren ſei. Indeß war ihm
Jenny zu theuer, als daß er ſie ohne Beſorg-
niß auf einem Pfade ſehen konnte, deſſen Ziel
ihm für die Ruhe Jenny's durchaus gefährlich
ſchien, und er hielt es für recht und nöthig,
bei einem ſo wichtigen Schritte, an deſſen
Ausführung er, wie er die Verhältniſſe kannte,
nicht mehr zweifelte, die Stimme der Warnung
ernſtlich geltend zu machen.

„Höre mir einmal aufmerkſam zu“, bat
er, „und laß mich ausreden, liebe Jenny! Du
ſagſt mir, mit Thereſens und Reinhard's
Ueberzeugung müſſe man glücklich ſein. Haſt
Du dieſe?“

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[163/0175] tönte, machten einen faſt ſchmerzlichen Eindruck auf ihn. Er beneidete Reinhard, daß er Jen- ny's Liebe gewonnen, und war einen Augen- blick nahe daran, ganz von dieſer Unterhaltung abzubrechen und mit keinem Zweifel ein Herz zu beunruhigen, das für ihn, wie er fühlte, hoffnungslos verloren ſei. Indeß war ihm Jenny zu theuer, als daß er ſie ohne Beſorg- niß auf einem Pfade ſehen konnte, deſſen Ziel ihm für die Ruhe Jenny's durchaus gefährlich ſchien, und er hielt es für recht und nöthig, bei einem ſo wichtigen Schritte, an deſſen Ausführung er, wie er die Verhältniſſe kannte, nicht mehr zweifelte, die Stimme der Warnung ernſtlich geltend zu machen. „Höre mir einmal aufmerkſam zu“, bat er, „und laß mich ausreden, liebe Jenny! Du ſagſt mir, mit Thereſens und Reinhard's Ueberzeugung müſſe man glücklich ſein. Haſt Du dieſe?“

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/175>, abgerufen am 21.11.2024.