Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Dienstboten hat", sagte sie zu Madame Meier.
"Denken Sie sich, die Hanne, die Person,
welche früher bei der Rosenstiel diente, hat der
Bentheim aus der Chiffoniere zwei Ringe ge-
stohlen. Da hat sie mich gebeten, bei der Ro-
senstiel nachzuhören, ob dort Aehnliches passirt
sei, und ich will mit meinem Sohne gleich von
hier dorthin fahren. Man hat meinen Sohn
so gern bei der Rosenstiel; er amüsirt sich so
mit den Mädchen, daß ich ihn leicht dazu be-
kam, mich zu begleiten. Haben Sie gehört,
Jenny," sagte sie zu dieser, "wie die älteste
Rosenstiel das "Una voce" singt? göttlich,
sage ich Ihnen!" -- und ehe noch Jemand Zeit
gewann, ihr Fräulein Horn vorzustellen, oder
ein Wort zu sprechen; ehe Jenny ihre letzte
Frage beantworten konnte, fuhr sie gegen Clara
gewendet fort: "Sie kennen doch die Rosen-
stiels?"

"Ich habe das Vergnügen nicht", antwor-

9*

Dienſtboten hat“, ſagte ſie zu Madame Meier.
„Denken Sie ſich, die Hanne, die Perſon,
welche früher bei der Roſenſtiel diente, hat der
Bentheim aus der Chiffonière zwei Ringe ge-
ſtohlen. Da hat ſie mich gebeten, bei der Ro-
ſenſtiel nachzuhören, ob dort Aehnliches paſſirt
ſei, und ich will mit meinem Sohne gleich von
hier dorthin fahren. Man hat meinen Sohn
ſo gern bei der Roſenſtiel; er amüſirt ſich ſo
mit den Mädchen, daß ich ihn leicht dazu be-
kam, mich zu begleiten. Haben Sie gehört,
Jenny,“ ſagte ſie zu dieſer, „wie die älteſte
Roſenſtiel das „Una voce“ ſingt? göttlich,
ſage ich Ihnen!“ — und ehe noch Jemand Zeit
gewann, ihr Fräulein Horn vorzuſtellen, oder
ein Wort zu ſprechen; ehe Jenny ihre letzte
Frage beantworten konnte, fuhr ſie gegen Clara
gewendet fort: „Sie kennen doch die Roſen-
ſtiels?“

„Ich habe das Vergnügen nicht“, antwor-

9*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0207" n="195"/>
Dien&#x017F;tboten hat&#x201C;, &#x017F;agte &#x017F;ie zu Madame Meier.<lb/>
&#x201E;Denken Sie &#x017F;ich, die Hanne, die Per&#x017F;on,<lb/>
welche früher bei der Ro&#x017F;en&#x017F;tiel diente, hat der<lb/>
Bentheim aus der Chiffonière zwei Ringe ge-<lb/>
&#x017F;tohlen. Da hat &#x017F;ie mich gebeten, bei der Ro-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;tiel nachzuhören, ob dort Aehnliches pa&#x017F;&#x017F;irt<lb/>
&#x017F;ei, und ich will mit meinem Sohne gleich von<lb/>
hier dorthin fahren. Man hat meinen Sohn<lb/>
&#x017F;o gern bei der Ro&#x017F;en&#x017F;tiel; er amü&#x017F;irt &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
mit den Mädchen, daß ich ihn leicht dazu be-<lb/>
kam, mich zu begleiten. Haben Sie gehört,<lb/>
Jenny,&#x201C; &#x017F;agte &#x017F;ie zu die&#x017F;er, &#x201E;wie die älte&#x017F;te<lb/>
Ro&#x017F;en&#x017F;tiel das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">&#x201E;Una voce&#x201C;</hi></hi> &#x017F;ingt? göttlich,<lb/>
&#x017F;age ich Ihnen!&#x201C; &#x2014; und ehe noch Jemand Zeit<lb/>
gewann, ihr Fräulein Horn vorzu&#x017F;tellen, oder<lb/>
ein Wort zu &#x017F;prechen; ehe Jenny ihre letzte<lb/>
Frage beantworten konnte, fuhr &#x017F;ie gegen Clara<lb/>
gewendet fort: &#x201E;Sie kennen doch die Ro&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;tiels?&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich habe das Vergnügen nicht&#x201C;, antwor-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0207] Dienſtboten hat“, ſagte ſie zu Madame Meier. „Denken Sie ſich, die Hanne, die Perſon, welche früher bei der Roſenſtiel diente, hat der Bentheim aus der Chiffonière zwei Ringe ge- ſtohlen. Da hat ſie mich gebeten, bei der Ro- ſenſtiel nachzuhören, ob dort Aehnliches paſſirt ſei, und ich will mit meinem Sohne gleich von hier dorthin fahren. Man hat meinen Sohn ſo gern bei der Roſenſtiel; er amüſirt ſich ſo mit den Mädchen, daß ich ihn leicht dazu be- kam, mich zu begleiten. Haben Sie gehört, Jenny,“ ſagte ſie zu dieſer, „wie die älteſte Roſenſtiel das „Una voce“ ſingt? göttlich, ſage ich Ihnen!“ — und ehe noch Jemand Zeit gewann, ihr Fräulein Horn vorzuſtellen, oder ein Wort zu ſprechen; ehe Jenny ihre letzte Frage beantworten konnte, fuhr ſie gegen Clara gewendet fort: „Sie kennen doch die Roſen- ſtiels?“ „Ich habe das Vergnügen nicht“, antwor- 9*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/207
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/207>, abgerufen am 21.11.2024.